Agathe Plitt

Agathe Plitt (* 1831 in Thorn, heute Toruń (Polen); † 27. Dezember 1902 in Berlin) war eine deutsche Pianistin, Klavierlehrerin und Komponistin.

Leben

Konzertankündigung und -programm eines Konzertes von Agathe Plitt in der Berliner Singakademie am 22. April 1868[1]

Agathe Plitt erhielt ihre pianistische Ausbildung in Danzig. 1847 siedelte sie nach Berlin über. Hier wohnte sie zunächst in der Friedrichstraße 17, im Adressbuch ist unter derselben Adresse eine „C. Plitt, verw[itwete]. Steuer-Inspector“ eingetragen, möglicherweise ihre Mutter oder Schwester, mit der sie zusammen wohnte.[2] In Berlin setzte Agathe Plitt ihre Studien in Klavier und Komposition bei dem Kapellmeister Wilhelm Taubert (1811–1891) fort, unterstützt durch ein Stipendium von Königin Elisabeth, die Ehefrau Friedrich Wilhelms IV. von Preußen.[3] In Berlin gab Agathe Plitt zahlreiche Konzerte, vor allem Wohltätigkeitskonzerte, und unternahm ab 1852 mehrere erfolgreiche Konzertreisen, u. a. nach Königsberg, Danzig und Elbing.[4] Neben ihrer Konzerttätigkeit komponierte sie mehrere Werke, wirkte als Klavierlehrerin und leitete einen Frauenchor. Die Zeitschrift Signale listete sie 1884 als „Vorsteherin eines Musikinstituts“ in Berlin in der Anhaltischen Straße 13, das sie vermutlich privat führte.[5] Kaiserin Augusta ließ ihr in Anerkennung ihrer gemeinnützigen Leistungen eine kleine Rente bis an ihr Lebensende auszahlen.[6]

(c) Bundesarchiv, Bild 146-1998-011-19 / CC-BY-SA 3.0
Die Berliner Singakademie[7]

Ihre letzte Wohnadresse in Berlin, wo sie auch ihr Musikinstitut führte, befand sich seit 1874 in der Anhaltischen Straße 13 (Hof, parterre) in der Nähe des Anhaltischen Bahnhofs und Potsdamer bzw. Leipziger Platzes.[8]

Kompositionen

Agathe Plitt komponierte und veröffentlichte Charakterstücke und Liederhefte sowie geistliche Werke, u. a. Psalmen, Motetten und Kantaten, die in ihren Konzerten auch der Öffentlichkeit vorgestellt wurden.[9] Von den größeren Chorwerken sind zu ihren Lebzeiten nur sehr wenige in Druck erschienen.[10]

  • 3 Mazurken. Challier u. Co., Berlin 1853.
  • 2 Lieder aus Amaranth (Wie bist du Frühling. Es muss was Wunderbares sein). Challier u. Co., Berlin 1853.
  • 3 Lieder. (Gondoliera. Schmerz und Freude. Mein kleiner Vogel.). Op. 4, Challier u. Co., Berlin 1860.
  • 2 Lieder. (Nur einmal möcht’ ich dir noch sagen. Im Erdenthal.). Op. 6, Heinersdorff, Berlin 1871.[11]

Weblinks

  • Markus Gärtner: Art. „Plitt, Agathe“. In: Europäische Instrumentalistinnen des 18. und 19. Jahrhunderts. 2009. Online-Lexikon des Sophie Drinker Instituts, hrsg. von Freia Hoffmann.

Literatur

  • Anna Morsch: Deutschlands Tonkünstlerinnen. Biographische Skizzen aus der Gegenwart, Berlin 1893, S. 39–41.
  • Freia Hoffmann: Instrument und Körper. Die musizierende Frau in der bürgerlichen Kultur, Leipzig 1991, S. 270.
  • Hermann Mendel und August Reissmann: Musikalisches Conversations-Lexicon, 8. Bd., Berlin 1877, S. 125f. (online).

weiterführende Literatur:

  • Verena Liu: „... mit ebenso viel Tatkraft wie Liebe zur Musik“. Leiterinnen privater Musikschulen in Sachsen und Mitteldeutschland 1870 bis 1920, Berlin 2022 (zugl.: Oldenburg, Carl von Ossietzky Universität, Dissertation 2021).

Einzelnachweise

  1. Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen, Nr. 93, 21. April 1868, o. S.
  2. Plitt. In: Berliner Adreßbuch, 1849, Teil 1, S. 362. Auch im Adressbuch von 1884 ist die verwandte Person unter derselben Adresse wie Agathe Plitt eingetragen: Plitt. In: Berliner Adreßbuch, 1884, Teil 2, S. 17. Eine verwitwete Schwester hätte zu dieser Zeit weiterhin den Ehenamen geführt. Auch Tanten scheiden aus; verbliebe nur die Mutter mit diesem Familiennamen als Witwe.
  3. Berliner Musikzeitung, 1. März 1854, S. 68 (online bei ANNO).
  4. Neue Wiener Musik-Zeitung, 16. Februar 1854, S. 34 (online bei ANNO).
  5. Signale für die musikalische Welt Nr. 61, 42. Jg., November 1884, S. 972 (online bei ANNO). Plitt. In: Berliner Adreßbuch, 1884, Teil 2, S. 17.
  6. Markus Gärtner: Plitt, Agathe. In: Europäische Instrumentalistinnen des 18. und 19. Jahrhunderts. 2009. Online-Lexikon des Sophie Drinker Instituts, hrsg. von Freia Hoffmann. Anna Morsch: Deutschlands Tonkünstlerinnen. Biographische Skizzen aus der Gegenwart. Berlin 1893, S. 39–41.
  7. Quelle: Bundesarchiv / Wikimedia Commons
  8. Plitt. In: Berliner Adreßbuch, 1903, Teil 1, S. 1341. „Plitt, Agathe, Pianistin, SW Anhaltstr. 13 H. pt.“. Um 1850 ist sie als Klavierlehrerin in der Schützenstraße 10 verzeichnet: Plitt. In: Berliner Adreßbuch, 1850, Teil 1, S. 358.
  9. Markus Gärtner: Plitt, Agathe. In: Freia Hoffmann (Hrsg.): Europäische Instrumentalistinnen des 18. und 19. Jahrhunderts. 2009. Online-Lexikon des Sophie Drinker Instituts.
  10. Anna Morsch: Deutschlands Tonkünstlerinnen. Biographische Skizzen aus der Gegenwart. Berlin 1893, S. 40 f.
  11. Hofmeister XIX, Datenbank: hofmeister.rhul.ac.uk abgerufen am 14. Dezember 2021.

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Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
Berlin; Sing-Akademie

Motiv: 150 Jahre Singakademie in Berlin.

Am 24. Mai 1941 kann die Berliner Sing-Akademie auf ihr 150jähres Bestehen zurückblicken. Sie wurde im Jahre 1791 durch Karl Friedrich Fasch, den Hofzembalisten Friedrichs des Großen, mit 27 Sängern ins Leben gerufen. Dessen Nachfolger wurde Karl Friedrich Zelter, der in seinem Briefwechsel mit Goethe das bedeutende Chorunternehmen, das seit seinem Bestehen edelste Musik pflegte, mehrmals erwähnt. Auf Zelters Veranlassung entstand auch das nach Entwürfen von Schinkel, das unser Bild zeigt.
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Concert Agathe Plitt, Programme, Berlin, Singakademie, 1868