Adolph Hoffmann

(c) Bundesarchiv, Bild 183-2005-0901-504 / CC-BY-SA 3.0
Adolph Hoffmann (1911)
Relief auf dem Grabstein, Zentralfriedhof Friedrichsfelde. Bildhauer: Martin Meyer-Pyritz

Johann Franz Adolph Hoffmann (* 23. März 1858 in Berlin; † 1. Dezember 1930 ebenda) war ein sozialistischer Politiker, Mitglied im preußischen Abgeordnetenhaus und im Deutschen Reichstag sowie preußischer Minister für Wissenschaft, Kultur und Volksbildung.[1][2]

Leben

Hoffmann war ein außereheliches Kind; seine Mutter starb bald nach seiner Geburt. Er wuchs bei seinen Großeltern, in Kinderheimen und bei Pflegeeltern auf. Er war Pflegesohn eines Tuchmachers und absolvierte nach rund dreijähriger Gemeindeschule eine Ausbildung als Graveur und Vergolder und kam über die Berliner Freireligiöse Gemeinde 1876 zur SAPD, aus welcher 1890 die SPD hervorging. Seit den 1880er Jahren war Hoffmann zunächst im Raum Halle und dann führender Parteifunktionär in Berlin. Von 1890 bis 1893 war er als Redakteur bei sozialdemokratischen Zeitungen in Halle und Zeitz tätig, anschließend als Verleger und Buchhändler in seiner Heimatstadt.

Hoffmann war führend in der Agitation der Sozialdemokratie gegen die Kirchen. Als Verfasser der Schrift Die zehn Gebote und die besitzende Klasse (1891) wurde er auch „Zehn-Gebote-Hoffmann“ genannt. 1897 veröffentlichte er Die friedliche soziale Revolution am Anfange des zwanzigsten Jahrhunderts, eine als Zukunftsroman eingekleidete futurologische Abhandlung.[3] Ab 1900 Mitglied der Berliner Stadtverordnetenversammlung wurde er 1904 in den Reichstag gewählt, dem er zunächst bis 1906 angehörte. Im Jahr 1908 wurde er außerdem in den preußischen Landtag gewählt und gehörte damit zu den ersten acht sozialdemokratischen Abgeordneten, die trotz des Dreiklassenwahlrechts in die zweite Kammer des Landtages, das Preußische Abgeordnetenhaus, einziehen konnten. Seine Reden in den Parlamenten waren durch Schärfe und Witz bekannt.

Er, der zeitweise 1916/17 auch die Berliner Parteiorganisation leitete, gehörte zum linken Flügel der SPD und war 1917 Mitbegründer der USPD. Während der Novemberrevolution wurde er – zusammen mit Konrad Haenisch (SPD) – preußischer Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung und berief Max Hermann Baege als bildungspolitischen Beirat im Range eines Unterstaatssekretärs in das preußische „Ministerium für Wissenschaft, Kultur und Volksbildung“. Wegen der Zerwürfnisse während des Spartakusaufstandes schied Adolph Hoffmann am 4. Januar 1919 aus dem Ministerium. Als Bildungsminister hatte er u. a. die Abschaffung der kirchlichen Schulaufsicht in Preußen durchgesetzt. Seine in dieser Zeit gemachten antikirchlichen Äußerungen weckten im katholischen Milieu die Furcht vor einem neuen Kulturkampf und waren 1919 ein Grund für den Mobilisierungserfolg der Zentrumspartei bei den Wahlen zur Weimarer Nationalversammlung und der Bewahrung kirchlicher Positionen im Rahmen des Weimarer Schulkompromisses.

Auch in der USPD gehörte Hoffmann zum linken Flügel und wurde für diese Partei 1920 erneut in den Reichstag gewählt. Nach der Spaltung der USPD bis zur Vereinigung mit der KPD übernahm er gemeinsam mit Ernst Däumig den Parteivorsitz und wurde anschließend Mitglied der Zentrale der (V)KPD. Hier zum Parteiflügel um die Vorsitzenden Paul Levi und Ernst Däumig gehörend, trat er bald von seinen Ämtern zurück, schloss sich Levis Kommunistischer Arbeitsgemeinschaft (KAG) an und kehrte mit dieser im Februar 1922 zunächst in die USPD und zum Ende des gleichen Jahres mit der Mehrheit der Partei in die SPD zurück. Hoffmann arbeitete in der Internationalen Arbeiterhilfe mit. 1926 sprach er sich entschieden für die Fürstenenteignung aus. Er bekämpfte 1928 den Eintritt der SPD in die Große Koalition von Hermann Müller, das Kabinett Müller II. Seit 1928 war er Mitglied des preußischen Landtages.

Unter Pseudonym J. F. A. Volkmann schrieb er auch Gedichte.

Er wurde auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin-Lichtenberg beigesetzt. Seine Grabstätte wurde 1950 in die damals von der DDR-Führung neu errichtete Gedenkstätte der Sozialisten integriert und gehört seither zur Reihe der Gräber und Denkmäler an deren Ringmauer.

Literatur

  • Gernot Bandur: Hoffmann, Johann Franz Adolph. In: Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Biographisches Lexikon. Dietz Verlag, Berlin 1970, S. 216–217.
  • Hoffmann, Adolph. In: Hermann Weber, Andreas Herbst: Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945. 2., überarbeitete und stark erweiterte Auflage. Karl Dietz, Berlin 2008, ISBN 978-3-320-02130-6.
  • Gernot Bandur: Adolph Hoffmann Leben und Werk, Freireligiöser, sozialistischer Verleger und Politiker. Hrsg. von der Humanistischen Akademie Berlin. Redaktion: Eckhard Müller, Berlin 2008.
  • Gernot Bandur: Adolph Hoffmann – feuriger proletarischer Vulkan. Selbstverlag, Berlin-Weißensee 2000.
  • Wolfgang Hofmann: Hoffmann, Adolf. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 9, Duncker & Humblot, Berlin 1972, ISBN 3-428-00190-7, S. 402 f. (Digitalisat).
  • Martin Schumacher (Hrsg.): M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. Politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung, 1933–1945. Eine biographische Dokumentation. 3., erheblich erweiterte und überarbeitete Auflage. Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-5183-1.
  • Adolph Hoffmann: In: Franz Osterroth: Biographisches Lexikon des Sozialismus. Verstorbene Persönlichkeiten. Bd. 1, J. H. W. Dietz Nachf., Hannover 1960, S. 136–137.
  • Horst Groschopp (Hrsg.): ‚Los von der Kirche!‘ Adolph Hoffmann und die Staat-Kirche-Trennung in Deutschland. Alibri Verlag, Aschaffenburg 2009 (Schriftenreihe der Humanistischen Akademie Berlin, Band 2) ISBN 978-3-86569-056-2.
  • Gernot Bandur: Er besaß das Vertrauen der Arbeiter. In: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung. Dietz Verlag, Berlin 1987, S. 246–256.
  • Walther G. Oschilewski: ‚Der Mensch ist das Maß aller Dinge‘. Zum 50. Todestag von Adolph Hoffmann. In: Die Neue Gesellschaft. Verlag Neue Gesellschaft, Bonn-Bad Godesberg 1980.
  • Hans-Wolf Ebert, Volker Heiermann, Lars Hoffmann (Hrsg.): Vom Waisenkind zum Minister der Revolution 1918, Das Leben Adolph Hoffmanns, Autobiographische Notizen eines Sozialdemokraten des 19. Jahrhunderts. Pro BUSINESS, Berlin 2018, ISBN 978-3-86460-836-0.[4]

Weblinks

Commons: Adolph Hoffmann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Adolph Hoffmann. Berliner "Urgestein", Freidenker für Trennung Staat-Kirche Humanistischer Pressedienst
  2. Adolph Hoffmann - der "Zehn-Gebote-Hoffmann" Berlin SPD (Memento des Originals vom 21. August 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.spd.berlin
  3. Nessun Saprà: Lexikon der deutschen Science Fiction & Fantasy 1870-1918. Utopica, Oberhaid 2005, ISBN 3-938083-01-8, S. 127 f.
  4. Inhaltsangabe ab Seite 55. (Memento des Originals vom 6. August 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.fabgab.de

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Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
Scherl Bilderdienst

Adolf Hoffmann; [preußischer] Kultusminister, Unabhäng. Sozialist
[Foto 1918 herausgegeben, aufgenommen 1911]

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Wappen Deutsches Reich - Königreich Preussen (Grosses).png
Das große Wappen des Königreichs Preußen im Deutschen Reich