Adolf Muesmann

Adolf Muesmann mit dem Modell der Pfarrkirche Christkönig in Rosenheim

Adolf Muesmann (* 4. Juli 1880 in Augsburg; † 27. September 1956 ebenda) war ein deutscher Architekt, Stadtplaner, Baubeamter und Hochschullehrer.

Leben

Muesmann studierte von 1899 bis 1904 Architektur an der Technischen Hochschule Karlsruhe und der Technischen Hochschule München, die Diplom-Hauptprüfung legte er 1904 in München ab. Er begann ein Referendariat, in dem er zunächst von 1904 bis 1905 in Rosenheim praktisch tätig war. 1907 bestand Muesmann in München das zweite Staatsexamen und wurde zum Regierungsbaumeister (Assessor in der öffentlichen Bauverwaltung) ernannt.

Von 1907 bis 1914 arbeitete er als Stadtbaumeister in Bremen. Er wechselte dann als Leiter des Stadtplanungsamts nach Stuttgart. Von 1919 bis 1921 wirkte er als Dozent für Städtebau und Siedlungswesen an der Technischen Hochschule Stuttgart; zu dieser Zeit war Paul Bonatz als Nachfolger von Theodor Fischer der Lehrstuhlinhaber. Im Jahre 1921 wechselte Muesmann für kurze Zeit nach Düsseldorf als Leiter des kommunalen Hochbauwesens (Stadtbaudirektor).

Zum 1. April 1921 wurde er als ordentlicher Professor für Hochbau und Entwerfen, Städtebau und Siedlungswesen an die Technische Hochschule Dresden berufen – als Nachfolger von Cornelius Gurlitt. Ab 1925 übernahm er außerdem als Nachfolger von Ewald Genzmer die Leitung des Städtebauseminars. 1926 nahm er am Internationalen Städtebaukongress in Wien teil und hielt dort einen Vortrag über Großhaus und Kleinhaus und ihre Bedeutung für den Stadtorganismus. Er unterzeichnete im November 1933 das Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler.

1934 wird Muesmann im Rahmen eines internationalen Wettbewerbes unter mehreren Bewerbern von der hauptstädtischen Verwaltung von Sofia mit der Ausarbeitung eines städtebaulichen General- und Bebauungsplanes für Groß-Sofia beauftragt. Diese Arbeit wird von ihm Ende 1937 fertiggestellt.[1] In Anerkennung seiner Dienste wird er zum Ehrenbürger der Stadt Sofia ernannt, zur Privataudienz des Zaren von Bulgarien, Boris III. empfangen und mit dem Zivildienstorden 2. Klasse ausgezeichnet.[2] Der Plan wird 1938 zum Staatsgesetz.[3]

Seit 1936 leitete Muesmann die Hochschularbeitsgemeinschaft für Raumforschung an der TH Dresden. Nach rund 24 Jahren als Professor in Dresden wurde er Anfang 1945 emeritiert.

Bauten und Entwürfe

  • 1912: Entwurf für einen Siedlungskern mit Reihenhäusern, Bremen.[4]
  • 1922: Ideen-Wettbewerb Bebauungsplan Breslau, Kennwort: „Vorburg des Ostens“, 3. Sonderpreis für Einzelleistungen und Ankauf, zusammen mit Prof. Karl Wach, Düsseldorf, Kunstakademie, und Baurat Arnold Hellmuth, Düsseldorf, Mitarbeiter: H. Beck, Düsseldorf.[5]
  • 1924–26: Pfarrkirche St. Rupert in Freilassing.
  • 1925–26: Hochhaus für den "Dresdner Anzeiger" am Johannes-Ring 1925 (jetzt Ecke Dr. Külz-Ring - Marienstraße, Dippoldiswalder Platz), Ideenwettbewerb, Ankauf.
  • 1928: Wettbewerbsentwurf für eine Kriegergedächtniskirche der katholischen Kaufleute in Leipzig (prämiert mit dem 1. Preis, nicht ausgeführt)[6]
  • 1928: Umgestaltung des Großen Festsaals des Ausstellungsgebäudes der Stadt Dresden.[7]
  • 1928: Krochsiedlung, Leipzig-Gohlis, Wettbewerb, Planung von 4.500 Wohnungen für bis zu 15.000 Bewohner, 3. Ankauf, Preise: Mebes & Emmerich aus Berlin (1. Preis), Fritz Polland aus Oetzsch bei Leipzig (2. Preis), Johannes Koppe aus Leipzig (3. Preis); ab 1929 Realisierung des ersten Bauabschnittes des Siegerprojektes durch Mebes & Emmerich, Adolf Muesmann, Max Fricke aus Leipzig und Johannes Koppe zwischen Landsberger Str., Max-Liebermann-Str., Bremer Str. und Beyerleinstrasse (sieben nördliche Wohnzeilen durch Muesmann erstellt), Planung für weitere Bauabschnitte infolge der Weltwirtschaftskrise im Herbst 1930 eingestellt.[8]
  • 1928–29: Pfarrkirche Christus König in Rosenheim
  • 1928: Alkoholfreie Gaststätte und Halle, "Körperpflege, Mutter und Kind", Dresden.
  • 1929: Museumserweiterung und Kornmarktumgestaltung in Bautzen, Wettbewerb, 4. Preis.[9][10]
  • 1932: Bebauungsplan Zagreb, Kroatien, Wettbewerb, Ankauf.[11]
  • 1932: Eigenhaus von Prof. Muesmann, Erlweinstrasse 16, Dresden.[12]
  • 1934–35: Wettbewerbsentwurf für das Gauforum Dresden, Ankauf.[13]
  • 1943: Gefolgschaftswohnstadt der „Sächsischen Werke Bunzwerk Espenhain“, Kitzscher bei Berna i. Sa. Arbeitsgemeinschaft mit Curt Schiemichen und der Abteilung Siedlung des Reichsarbeitsministeriums.[14]
  • ab 1950/51: Wiederherstellung der Kirche St. Stephan in Augsburg

Schriften

  • Die Umstellung im Siedlungswesen. Vorbereitung, Durchführung und Ertragsberechnung der neuen vorstädtischen Kleinsiedlungen und Kleinbauernstellen. Hrsg.: Adolf Muesmann, Verlag: Julius Hoffmann Stuttgart, 1932.

Literatur

  • Der General- und Stadtbebauungsplan von Sofia. Prof. Muesmann. In: „Monatshefte für Baukunst und Städtebau“, Berlin. 4 S., 13 Abb., Juni 1940.
  • Muesmann, Adolf. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 3: K–P. E. A. Seemann, Leipzig 1956, S. 444.

Einzelnachweise

  1. Riesaer Tageblatt und Anzeiger, Nr. 5, 7. Januar 1935, S. 3.
  2. Morgenausgabe Dresdner Nachrichten, Nr. 578, 9. Dezember 1937, S. 4.
  3. Dresdner Nachrichten, Nr. 2, 3. Januar 1940, S. 4.
  4. Deutsche Bauzeitung, Heft 17, 72. Jahr, 27. April 1938, B 473–474.
  5. Der Baumeister, Heft 5/6, Beilage, Mai/Juni 1922, B 37–38.
  6. Stadt Leipzig. Die Sakralbauten. (= Die Bau- und Kunstdenkmäler von Sachsen.) Deutscher Kunstverlag, München / Berlin 1995, Band 3, S. 949.
  7. Dresdner Nachrichten, 72. Jg., Nr. 224, 12. Mai 1928, S. 3.
  8. Aufschliessung und Bebauung des Geländes in Leipzig-Gohlis-Nord. In: Wettbewerbe für Baukunst und Schwesterkünste, Monatsheft zur Deutschen Bauzeitung Nr. 8, 1929, Berlin, S. 85–92.
  9. Zur Erweiterung des Bautzner Museums. In: Dresdner Nachrichten vom 13. Juli 1929, Nr. 325, S. 6.
  10. Der Baumeister, Beilage, Oktober 1929, B 192.
  11. Dresdner neueste Nachrichten, 30. Juli 1932, Nr. 177, S. 2.
  12. Der Baumeister, 30. Jg., Heft 7, 1932, S. 241.
  13. Morgen-Ausgabe Dresdner Nachrichten, Nr. 263, 6. Juni 1935, S. 5.
  14. "Wir fingen einfach an." Arbeiten und Aufsätze von Freunden und Schülern um Richard Riemerschmid zu dessen 85. Geburtstag, 1953.

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