Adelsdorf (Lampertswalde)

Adelsdorf
Gemeinde Lampertswalde
Koordinaten: 51° 19′ 10″ N, 13° 34′ 58″ O
Höhe: 123 m ü. NHN
Eingemeindung:1. Januar 1997
Postleitzahl:01561
Vorwahl:03522

Adelsdorf, von 1950 bis 1990 Dorf der Jugend, ist ein Ortsteil von Lampertswalde im Landkreis Meißen in Sachsen.

Lage

Das Straßendorf befindet sich etwa fünf Kilometer nordöstlich der Stadt Großenhain und sechs Kilometer nordwestlich von Lampertswalde an der Kreisstraße 8510.

Geschichte

Ortsname und erste urkundliche Erwähnung

Adelsdorf (rechts) auf einer aus dem Jahre 1841 stammenden Landkarte

Eine erste urkundliche Erwähnung des Ortes findet sich aus dem Jahre 1266 mit dem Namen Adeloldensdorf. Der Ortsname wird als Dorf eines Adalwalt, Adalwolf oder auch Otolf beziehungsweise Adolf gedeutet.[1][2] Weitere Schreibweisen des Ortsnamens im Laufe der Jahrhunderte waren: Otelfestorf, Adeloldesdorf, Adolfsdorf, Adolfestorff, Adilstorff und Adolfisdorf.[2][3][4] Ab dem Jahre 1950 wurde das Dorf in Dorf der Jugend umbenannt. Diesen Ortsnamen behielt der Ort bis zum Jahre 1990, bevor er wieder in Adelsdorf umbenannt wurde.[1][3]

Ursprünglich als Platzdorf angelegt entwickelte sich die Ortslage später zum Straßenangerdorf.[1] Vorgeschichtlich Funde sind für die Gemarkung nur einige wenige aus der Bronzezeit bekannt.[1] Die Größe des Dorfes wurde zu Zeiten der Ersterwähnung mit elf Hufen angegeben und es gehörte dem Großenhainer Vogt Rulico, der es im Jahre 1266 an das Großenhainer Magdalenenkloster verkaufte. Um 1406 waren in Adelsdorf neun Hüfner ansässig.[1][2]

Kirchlich war der Ort seit altersher nach Großenhain eingepfarrt. Die Schule mussten die Adelsdorfer Kinder allerdings zunächst in Folbern besuchen.[4][3] Wirtschaftlich ernährte man sich von der Landwirtschaft. Allerdings wurde bereits im Jahre 1472 südwestlich der Ortslage der sogenannte Spitalteich angelegt, ein etwa 20 Hektar umfassendes Gewässer, welches der Fischzucht diente und im Jahre 1625 dem Amt Großenhain gehörte. Später verlandete der Teich allerdings wieder.[2][4]

Das Adelsdorfer Rittergut

Im Besitz des Magdalenenklosters blieb Adelsdorf bis zu dessen Säkularisierung 1540.[1][2] Anschließend wurde der örtliche Rittersitz wieder hergestellt und das Dorf wurde 1543 an Georg zu Kommerstadt veräußert.[2][4] Im Jahre 1662 erhielt Adelsdorf, das während des Dreißigjährigen Krieges schwere Zerstörungen und Pestopfer zu beklagen hatte, die Schriftsässigkeit. In der Folgezeit kam es dann noch zu einigen Besitzerwechseln.[1][2] Genannt werden hier Wolfen Günther von Carlowitz, Ludwig Ernst von Pöllnitz, Friedrich Willhelm von Beichlingen und andere.[4] Ab 1896 wurde das Adelsdorfer Rittergut mit den dazugehörigen Ländereien schließlich vom Reichsmilitärfiskus gepachtet und vom Remontedepot in Kalkreuth als Vorwerk verwaltet, bis es im Jahre 1920 an den sächsischen Staat übertragen wurde.[1][2][4]

Der sächsische Kunsthistoriker Cornelius Gurlitt veröffentlichte eine kurze Beschreibung des alten Adelsdorfer Rittergutes in Heft 37 (Amtshauptmannschaft Großenhain (Land)) seiner 1914 erschienenen Schrift Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. Demnach handelte es sich bei dem Herrenhaus um einen langgestreckten rechteckigen Bau mit Walmdach und einem nach dem Wirtschaftshof vorgestrecktem Flügel mit steilem Giebel. In der Mitte des Hauptdaches fand sich ein Dachreiter mit Welscher Haube, welcher als Glockenturm diente. Die Stallgebäude waren mit Mansarddächern versehen und die Durchfahrt zum Wirtschaftshof hatte breite Korbbogentore.[5]

Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs wurden noch am 1. Mai 1945 sieben zurückgebliebene KZ-Insassen eines durchziehenden Häftlingszuges im Adelsdorf ermordet. Kurz darauf wurde nahezu der gesamte Ort beim Einrücken der roten Rote Armee abgebrannt.[1]

Das „Dorf der Jugend“

Nach dem Krieg kam es im Zuge der Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone zur Aufteilung der zum in Adelsdorf ansässigen Staatsgut gehörigen landwirtschaftlichen Flächen, das zwischenzeitlich aus dem örtlichen Rittergut entstanden war und zum Wiederaufbau des Dorfes, welches zu 97 Prozent zerstört war.[6]

Es wurde vor Ort mit Unterstützung der Kreisverwaltung und des Jugendverbandes Freie Deutsche Jugend (FDJ) das Hilfswerk „Dorf der Jugend“ gegründet, wobei die hier eingesetzten Jugendlichen unter anderem beim Aufbau und der Reparatur der örtlichen Gebäude halfen sowie auf einem neu entstandenen Lehrbauernhof landwirtschaftliche Berufe erlernen konnten. Über einhundert Wohnhäuser, Ställe und Scheunen waren bis zum Spätsommer 1950 mit Hilfe der freiwilligen und unbezahlte Arbeitsleistung der Jugendlichen entstanden und so wurde Adelsdorf am 1. September 1950 in „Dorf der Jugend“ umbenannt.[1] Ein ähnliches Projekt hatte es in jener Zeit auch in Berga bei Schlieben im heutigen Landkreis Elbe-Elster gegeben, welches später allerdings wieder einschlief.[7][8]

Bereits zwei Jahre später wurde 1952 im Ort die erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) gegründet. Im Jahre 1960 kamen zwei weitere Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften hinzu. Alle drei Genossenschaften wurden später der LPG in Lampertswalde zugeordnet.[1]

In der Wendezeit kam es im Oktober 1990 schließlich zu einer Bürgerbefragung im Ort und nach vierzig Jahren erhielt die Ortschaft wieder ihren alten Namen Adelsdorf.[1][3] Am 1. Januar 1997 folgte dann schließlich die Eingemeindung nach Lampertswalde.[9]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Denkmäler

In der örtlichen Denkmalliste sind mehrere historische Denkmäler und Gebäude verzeichnet.

In der Eichenstraße 23 befindet sich ein etwa um 1920 entstandener Dreiseitenhof mit Wohnhaus, Stallanbau und Scheune unter Denkmalschutz. Er hat eine ortsgeschichtliche Bedeutung für den Wiederaufbau des Ortes nach dem Zweiten Weltkrieg, da es sich hier um den um 1950 eingerichteten Lehrbauernhof handelt. Das im Heimatstil errichtete Wohnhaus ist ein zweigeschossiger Putzbau mit Krüppelwalmdach, rundbogigem Eingangsbereich und einer hölzernen Oberlaubengalerie. Der Wirtschaftsanbau schließt sich linkerhand dem Wohnhaus an und ist eingeschossig und wie die Scheune des Bauernhofes, mit einem Satteldach versehen.[10]

Ebenso unter Denkmalschutz stehen die Reste einer 1856 entstandenen Turmholländerwindmühle. Diese befinden sich an der Ortsumgehungsstraße in Richtung Folbern.[1][10] Ganz in der Nähe ist auch ein in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts errichtetes Transformatorenhäuschen zu finden, das in der Gegenwart als Baudenkmal gilt.[10]

Ein Gefallenendenkmal aus dem Jahre 1922 erinnert an die im Ersten Weltkrieg gefallenen Dorfbewohner, ein weiteres an die sieben im Mai 1945 erschossenen KZ-Insassen. Ein in einen Ehrenhain integriertes Denkmal gedenkt schließlich dem Wiederaufbau des Dorfes nach dem Zweiten Weltkrieg.[10]

Vereinsleben

Aktive Vereine im Ort sind neben der Freiwilligen Feuerwehr unter anderem der Adelsdorfer Heimatverein und das Adelsdorfer Dumperteam.[11]

Literatur

  • Otto Mörtzsch: Historisch-Topographische Beschreibung der Amtshauptmannschaft Großenhain. Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Dresden 1935.
  • Dietrich Hanspach, Haik Thomas Porada: Großenhainer Pflege. Eine landeskundliche Bestandsaufnahme im Raum Großenhain und Radeburg. Hrsg.: Institut für Länderkunde Leipzig und der Sächsischen Akad. der Wissenschaften zu Leipzig. Böhlau Verlag, Köln, Weimar, Wien 2008, ISBN 978-3-412-09706-6, S. 95–97.

Weblinks

Commons: Adelsdorf (Lampertswalde) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j k l m Dietrich Hanspach, Haik Thomas Porada: Großenhainer Pflege. Eine landeskundliche Bestandsaufnahme im Raum Großenhain und Radeburg. Hrsg.: Institut für Länderkunde Leipzig und der Sächsischen Akad. der Wissenschaften zu Leipzig. Böhlau Verlag, Köln, Weimar, Wien 2008, ISBN 978-3-412-09706-6, S. 95–97.
  2. a b c d e f g h Waltraud Krille: 750 Jahre Adelsdorf in Gemeindeblatt – Bekanntmachungen und Informationen für die Bürger der Gemeinden Lampertswalde und Schönfeld, 31. Januar 2016
  3. a b c d Adelsdorf im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen, abgerufen am 8. Dezember 2017
  4. a b c d e f Otto Mörtzsch: Historisch-Topographische Beschreibung der Amtshauptmannschaft Großenhain. Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Dresden 1935.
  5. Cornelius Gurlitt: Amtshauptmannschaft Großenhain (Land). Dresden 1914, S. 1.
  6. Kathrin Krüger-Mlaouhia: Bürgermeister-Erinnerungen in „Adlich“ in Sächsische Zeitung, 2. Mai 2016
  7. „Aktivisten bauen Dorf der Jugend“ in Berliner Zeitung, 24. November 1948, Seite 2
  8. „Berga und das Dorf der Jugend - 1947 bis 1949“ (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.zscherneck.de, private Homepage, abgerufen am 8. Dezember 2017
  9. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 1997
  10. a b c d Denkmalliste des Landes Sachsen, abgerufen am 8. Dezember 2017.
  11. Vereine und Clubs der Gemeinde Lampertswalde (Memento des Originals vom 9. Dezember 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gemeinde-lampertswalde.de, abgerufen am 9. Dezember 2017

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Adelsdorf, Notdürftig repariertes Wohnhaus

Illus/Dumm Dorf der Jugend: Adelsdorf/Sachsen 1947 Bild zeigt: Eine Bäuerin mit ihren Kindern vor ihrem notdürftig instandgesetzten Wohnhaus

978-47
Kriegerdenkmal Adelsdorf.JPG
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Kriegerdenkmal in Adelsdorf
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Adelsdorf, Junge beim Holzhacken

Dorf der Jugend: Adelsdorf/Sachsen 1947 Bild zeigt: Ein Jugendlicher beim Feuerholzmachen Illus/Dumm

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Erdholländer bei Adelsdorf
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Feuerwehrgerätehaus in Adelsdorf
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Feuerlöschteich in Adelsdorf
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Adelsdorf, Bauführer und Maurerpolier

Dorf der Jugend: Adelsdorf/Sachsen 1947 Bild zeigt: Der 20-jährige Bauführer im Gespräch mit einem Maurerpolier, der ihm mit Rat und Tat zur Seite steht.

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Adelsdorf, Blick auf den Lehrhof ADN-ZB Blunck Jugenddorf Adelsdorf - Kreis Großenhain. Die von der SS in den letzten Kriegstagen total zerstörte Gemeinde Adelsdorf wurde 1946-1950 als 1. Jugendobjekt ("Dorf der Jugend") der FDJ neu aufgebaut. Die Jugendlichen errichteten über 100 Wohnhäuser, Stallungen, Scheunen, sowie einen Jugendlehrhof. Blick auf den LEhrhof des Jugenddorfes Aufn. 1950
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Adelsdorf, Besuch durch Max Seydewitz ADN-ZB Blunck-1950-Jugenddorf Adelsdorf, Kreis Großenhain nach 1945. Die von der SS in den letzten Kriegstaagen total zerstörte Gemeinde Adelsdorf wurde 1946-1950 als 1. Jugendobjekt ("Dorf der Jugend") der FDJ neu aufgebaut. Die Jugendlichen errichteten über 100 Wohnhäuser, Stallungen, Scheunen, sowie einen Jugenlehrhof. UBz: den Ministerpräsidenten von Sachsen Max Seydewitz, beim Besuch von Adelsdorf.
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ADN-ZB - Illus/ Dumm

Dorf der Jugend, Bild zeigt: Dorfjugend in dem stark zerstörten Adelsdorf [bei Großenhain, 1947]

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