Adam Horatio Casparini

Sonnenorgel in Görlitz

Adam Horatio Casparini (auch Horatius, Orazio; * 29. Juli 1676 in Padua, Italien; † 11. August 1745 in Breslau, Niederschlesien) war ein bedeutender deutscher Orgelbauer in Schlesien.

Leben

Engel in Hirschberg

Adam Horatio Casparini wurde 1676 in Padua geboren. Er war in Breslau ansässig. Sein Vater Eugenio Casparini und sein Sohn Adam Gottlob Casparini waren ebenfalls bedeutende Orgelbauer.

Werke

Erhalten sind die Orgeln in Wrocław (Breslau), jetzt Oratorium Marianum und Wołów (Wohlau), sowie Prospekte in Görlitz (Sonnenorgel), Jelenia Góra (Hirschberg) und Legnickie Pole (Wahlstatt), hier fettgedruckt.

In der fünften Spalte bezeichnet die römische Zahl die Anzahl der Manuale, ein großes „P“ ein selbstständiges Pedal. Die arabische Zahl in der vorletzten Spalte bezeichnet die Anzahl der klingenden Register.[1]

JahrOrtGebäudeBildManualeRegisterBemerkungen
1697Untermais bei MeranWohl zusammen mit seinem Vater.
1703GörlitzPfarrkirche St. Peter und Paul (Görlitz)
III/P57Sonnenorgel, mit dem Vater, Prospekt erhalten, heute Orgel von Mathis Orgelbau mit IV/P/88.
1706Hirschberg (Jelenia Góra)Kath: Pfarrkirche St. Erasmus und Pankratius
III/P431703 von seinem Vater begonnen, vollendet durch Adam Horatio nach den Plänen seines Vaters. 1749 nach einem Brand in der Kirche durch Johann Meinert aus Lähn wieder aufgebaut. 1863 durch die Firma Schlag & Söhne instand gesetzt, 1905/1906 durch einen Neubau derselben Firma mit III/P/60 ersetzt. Dabei wurde der Casparini-Prospekt weiter verwendet, dieser ist bis heute erhalten.[2][3]


1709Breslau (Wrocław)BernhardinerkircheIII/P31Heute Museum für Architektur, Orgel offensichtlich nicht erhalten.
1712Ohlau (Oława)StadtpfarrkircheII/P22Wahrscheinlich zerstört[4][5]
1715Breslau (Wrocław)Kirche St. ChristopherusI14Die Orgel ist nicht erhalten.
1716Wohlau (Wołów)Lorenzkirche
II/P20Die Orgel ist weitgehend original erhalten. Die Disposition wurde im 19. Jahrhundert nur leicht verändert. Im Jahr 2001 wurde die Orgel durch die Werkstatt Chrobak aus Breslau restauriert.[6]
1716GörlitzDreifaltigkeitskircheII/P16Orgel nicht erhalten.[7]
1716Groß WeigelsdorfEv. KircheI(/P?)13Orgel nicht erhalten.[8]
1718Breslau (Wrocław)Elisabethkirche, jetzt Oratorium MarianumI16 (14?)Orgelpositiv, zuletzt auf der südlichen Empore der Elisabethkirche kriegsbeschädigt aufbewahrt. Die Teile überlebten den Brand der Kirche im Jahr 1976. 1999 Restaurierung durch Richard Jacoby, Kassel, und Aufstellung im Oratorium Marianum, dem heutigen Konzert- und Festsaal der Universität Breslau.[9][10][11][12][13]
1718Breslau (Wrocław)Dom St. Johannes, ChororgelI10Orgel nicht erhalten.
1721–1725Tschenstochau (Częstochowa)Jasna Góra, Kapelle des Bildes unserer lieben Frau (Kaplicy obrazu Matki Bożej)I9Orgel nicht erhalten.[14][15]
1731Wahlstatt (Legnickie Pole)Kirche St. Hedwig
© Marek und Ewa Wojciechowscy / Trips over Poland, CC BY-SA 3.0
II/P24Es ist mindestens das Gehäuse erhalten, eventuell stammen auch noch Teile der Orgel von Casparini.[16]
1735Breslau (Wrocław)Elftausend-Jungfrauen-KircheIm Jahr 1806 wurde die Kirche abgebrochen und dabei wahrscheinlich auch die Orgel entfernt.
1737Breslau (Wrocław)AdalbertkircheII/P22Die Orgel ist nicht erhalten.

Literatur

  • Salomon Kümmerle: Caspar, Caspari, Casparini, Familie. In: Encyklopädie der evangelischen Kirchenmusik. Band 1. Gütersloh 1888, S. 217 f.
  • Julian Gembalski: Die Tätigkeit der Familie Casparini und ihr Beitrag zum Orgelbau in Schlesien. In: Musik des Ostens. Band 9, 1983, S. 147–167.
  • Douglas E. Bush: Casparini (Caspari). In: Douglas E. Bush, Richard Kassel (Hrsg.): The Organ. An Encyclopedia. Routledge, New York, London 2006, ISBN 0-415-94174-1, S. 96–97.
  • Wiktor Z. Lyjak: Adam Orazio Casparini i jego Jasnogórskie dziela. In: Studia Claromontana. Band 20, 2002, S. 141–191.
  • Werner Renkewitz, Jan Janca und Hermann Fischer: Geschichte der Orgelbaukunst in Ost- und Westpreußen von 1333 bis 1944. II, 1: Mosengel, Caspari, Casparini. Pape Verlag, Berlin 2008.
  • [Arrey] v. Dommer: Casparini (Caspar), Familie. In: Allgemeine Deutsche Biographie. Band 4. Berlin 1876, S. 55 f.
  • Alfred Reichling, Jan Janca: Casparini, Familie. In: Musik in Geschichte und Gegenwart 2. Personenteil Band 4. Bärenreiter/Metzler, Kassel/Stuttgart 2000, Sp. 369–373.

Weblink

Einzelnachweise

  1. Zu den nicht mehr vorhandenen Orgeln siehe auch robkruijt.net. Abgerufen am 14. März 2023.
  2. Jelenia Góra, Kirche St. Erasmus und Pankratius mit Geschichte, Foto und aktueller Disposition (polnisch)
  3. 20 Fotos (polnisch)
  4. Über ein Orgelkonzert in St. Peter und Paul in Oława 2014, erwähnt Orgelbau von 1712, aber als vergangenes Instrument, keine Einträge bei Wirtualne Centrum Organowe, MusicamSacram und Orgeldatabase, in Orgeldatenbank ehemalige Orgel
  5. Disposition in Sammlung einiger Nachrichten von berühmten Orgelwerken in Deutschland. Carl Gottfried Meyer, Breslau 1757, S. 73.
  6. Wołów, Kirche St. Laurentius Wirtualne Centrum Organowe, mit Geschichte, Foto und aktueller Disposition (polnisch)
  7. Orgel in Görlitz, Dreifaltigkeitskirche. Abgerufen am 14. März 2023.
  8. Orgel in Groß Weigelsdorf. Abgerufen am 14. März 2023.
  9. Wrocław, Oratorium MarianumOrgel in Breslau, Elisabethkirche. Abgerufen am 14. März 2023. Wirtualne Centrum Organowe, mit Geschichte, Foto und aktueller Disposition (polnisch)
  10. Uniwersytet Oratorium Marianum Aula Musyczna Musicam Sacram, mit Foto und Disposition (polnisch)
  11. Jan Tomasz Adamus und Richard Jacoby: Die Restaurierung einer Casparini-Orgel in Breslau/Wroclaw. In: Ars Organi. Band 48, 2000, S. 156–158.
  12. Jan Tomasz Adamus: Positiv von A. H. Casparini in Breslau/Polen restauriert. In: Württembergische Blätter für Kirchenmusik. Band 67, Nr. 1, 2000, S. 34–36.
  13. Jan Tomasz Adamus: Einmaliger Orgelfund in Breslau. Orgel des Bach-Zeitgenossen Adamo Orazio Casparini mit barocker Doppel-Stimmung entdeckt. In: Organ – Journal für die Orgel. Band 3, Nr. 1, 2000, S. 46–48.
  14. Orgel Musicam Sacram, Geschichte der heutigen Orgel (polnisch)
  15. Jerzy Golos: Organy A. H. Caspariniego na Jasnej Górze. In: Studia Claromontana. Band 1, 1981, S. 216.
  16. Legnickie Pole, Kirche St. Hedwig Wirtualne Centrum Organowr, mit Geschichte, Foto und Disposition (polnisch)

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6 Legnickie Pole 27.jpg
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Legnickie Pole
Görlitz St. Peter und Paul 04.jpg
Autor/Urheber: ErwinMeier, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die Sonnenorgel in St. Peter und Paul (Görlitz) wurde 1703 von Eugenio Casparini erbaut und erhielt 1927 ein neues elektro-pneumatisches Werk. Von 1995 bis 2006 erfolgte durch Mathis Orgelbau ein Neubau im historischen Prospekt. Der Prospekt wird von 17 Sonnen bestimmt, bei denen Pfeifen strahlenförmig um Sonnengesichter angeordnet sind. Die Orgel verfügt über 6.095 klingende Pfeifen.
Görlitz St. Peter und Paul Orgel (4).JPG
Autor/Urheber: Hans-Jörg Gemeinholzer, Lizenz: CC BY 3.0
Orgel von St. Peter und Paul, Görlitz, Sachsen, Deutschland
Organy Caspariniego kościół św. Wawrzyńca, Wołów.jpg
Autor/Urheber: Robert Niedźwiedzki, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Organy Adama Horatio Caspariniego, kościół św. Wawrzyńca, Wołów