Adalbert Kraetzig

Adalbert Kraetzig (* 24. Dezember 1819 in Blumenau, Kreis Bolkenhain; † 24. Juni 1887 in Hermsdorf unterm Kynast, Landkreis Hirschberg im Riesengebirge) war ein deutscher Richter, Staatsanwalt und Ministerialbeamter. Vor und nach der Deutschen Reichsgründung war er Reichstagsabgeordneter.

Leben

Nach dem Tod des Vaters (eines Gutsbesitzers) wuchs Kraetzig unter der Vormundschaft des Müllermeisters Kurz in Blumenau auf. Er besuchte das Matthias-Gymnasium. Nach dem Abitur am 28. September 1839 immatrikulierte er sich an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität. Er war Renonce der Landsmannschaft Borussia und Gründungsbursche der Landsmannschaft Pomerania. Dafür erhielt er am 30. September 1840 einen Verweis. Dass er am 3. April 1841 das studentische Begnadigungsgesuch für Georg August Pritzel unterzeichnete, brachte ihm einen weiteren Verweis der akademischen Gerichtsbehörde ein. Im selben Jahr wurde er im Corps Lusatia Breslau aktiv.[1] Er war Senior und Consenior und galt als einer der besten Fechter in Breslau.[2] Am 10. Mai 1841 wechselte er zur Rechtswissenschaft. Nach dem Staatsexamen am 8. Mai 1843 wurde er zum Dr. iur. promoviert.[2] In seiner Doktorarbeit befasste er sich mit dem Fideikommiss als einer bleibenden Hinterlassenschaft der Römer.[3]

Er wurde Assessor am Kriminalsenat des Oberlandesgerichts Breslau (1846), Patrimonialrichter in Camenz (1848) und Staatsanwalt in Brieg und Namslau (1849–1862). Nach drei Jahren in Königsberg i. Pr. kam er 1865 als Oberstaatsanwalt nach Bromberg. Im Januar 1866 zum Geh. Regierungsrat ernannt, leitete er über fünf Jahre die Katholische Abteilung im Preußischen Kultusministerium. 1868 wurde er zum Ministerialdirektor und Wirkl. Geh. Oberregierungsrat ernannt. Seine Katholische Abteilung wurde 1871 (nach der Reichsgründung) aufgelöst. Im Kulturkampf geriet er in Konflikt mit Otto von Bismarck, der ihn 1874 in den Ruhestand versetzte. Kraetzig zog sich als freistandesherrlicher Repräsentant nach Hermsdorf zurück.[2]

Abgeordneter

1862 und 1873/74 saß er im Preußischen Abgeordnetenhaus an.[4] Als Mitglied der Freikonservativen Partei saß er 1867 für den Reichstagswahlkreis Regierungsbezirk Königsberg 6 (Braunsberg-Heilsberg) im Konstituierenden Reichstag des Norddeutschen Bundes.[5][6][7] 1871–1874 war er Mitglied des Deutschen Reichstags für den Wahlkreis Breslau 13 (Frankenstein, Münsterberg) und die Zentrumspartei.[8]

Siehe auch

Literatur

  • Wilhelm Kosch: Das katholische Deutschland, Bd. 2. Haas & Grabherr, Augsburg 1937.
  • Wilhelm Kosch, fortgeführt von Eugen Kuri: Biographisches Staatshandbuch, Bd. 1, Francke, Bern [u. a.] 1963.
  • Bernhard Mann (Bearb.) unter Mitarbeit von Martin Doerry, Cornelia Rauh, Thomas Kühne: Biographisches Handbuch für das Preußische Abgeordnetenhaus 1867–1918 (= Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Band 3). Droste, Düsseldorf 1988, ISBN 3-7700-5146-7, S. 228.
  • Bernd Haunfelder: Biographisches Handbuch für das Preußische Abgeordnetenhaus 1849–1867 (= Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Band 5). Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-5181-5. S. 151–152.
  • Helma Brunck, Harald Lönnecker, Klaus Oldenhage: „... ein großes Ganzes ..., wenn auch verschieden in seinen Teilen“. Beiträge zur Geschichte der Burschenschaft. Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2012, ISBN 978-3-8253-5961-4, S. 325.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kösener Korpslisten 1910, 30/6.
  2. a b c Björn Thomann, in: Helma Brunck et al. (2012)
  3. Dissertation: De origine et historia fideikommissi familiae perpetuo relinquendi Romanorum.
  4. Bernhard Mann (Bearb.) unter Mitarbeit von Martin Doerry, Cornelia Rauh, Thomas Kühne: Biographisches Handbuch für das Preußische Abgeordnetenhaus 1867–1918 (= Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Band 3). Droste, Düsseldorf 1988, ISBN 3-7700-5146-7, S. 228; zu den Wahlergebnissen siehe Thomas Kühne: Handbuch der Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus 1867–1918. Wahlergebnisse, Wahlbündnisse und Wahlkandidaten (= Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Band 6). Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-5182-3, S. 337–339.
  5. Mitgliederverzeichnis des Konstituierenden Reichstags des Norddeutschen Bundes. Abgerufen am 9. Dezember 2010 (Digitalisat).
  6. Eintrag zu Kraetzig im Reichstagshandbuch 1867. Abgerufen am 9. Dezember 2010 (Digitalisat).
  7. Mitgliederverzeichnis der Fraktion der Freikonservativen 1867. Abgerufen am 9. Dezember 2010 (Digitalisat).
  8. Fritz Specht, Paul Schwabe: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1903. Eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnis der gewählten Abgeordneten. 2. Auflage. Verlag Carl Heymann, Berlin 1904, S. 75.

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