Abwerfen

Als Abwerfen wird in der Bergbausprache die Betriebsaufgabe eines Schachtes, Stollens oder sonstigen Grubenbaus bezeichnet.[1] Abgeworfene Grubenbaue werden nicht mehr weiter benutzt oder betrieben.[2] Sie werden in der Regel vom übrigen Bergwerk abgesperrt[3] und in der Bergmannssprache als „Alter Mann“ bezeichnet.[4]

Grundlagen und Vorgehensweise

Werden Betriebsteile oder Grubenbaue eines Bergwerks für den Betriebszweck nicht mehr benötigt, so werden sie außer Gebrauch gesetzt.[2] Oftmals werden diese Grubenbaue dann verstürzt, verbühnt oder verschlossen.[4] Das übrige Bergwerk bleibt dabei gleichzeitig weiter bestehen.[3] Der Bergmann nennt diesen Vorgang dann abwerfen.[5] Als Abwerfen wird aber nicht nur das außer Gebrauch setzen von einzelnen Grubenbauen bezeichnet, auch Lagerstättenteile, die noch nicht benutzt wurden und aus wirtschaftlichen oder geologischen Gründen nicht mehr in Gebrauch genommen werden, können somit auch abgeworfen werden.[3] Aber auch das Entfernen von Maschinen oder anderer Vorrichtungen bezeichnet man im Bergbau als Abwerfen.[6] Insbesondere veraltete oder defekte Maschinen, die wirtschaftlich nicht mehr reparierbar sind, werden abgeworfen und durch neue ersetzt. Letztendlich können aber auch gesamte Bergwerke außer Gebrauch genommen werden und somit abgeworfen werden.[2]

Geschichte

Im Ruhrbergbau des 18./19. Jahrhunderts war das „Abwerfen“ gängige Praxis.[7] Viele Bergwerke brachten auf ihre immer länger werdenden Stollen ein sog. Lichtloch nieder, um so die Bewetterung zu verbessern und ggf. kürzere Einfahrt- und Transportwege zu haben. Mit der Zeit rückte der Abbau immer weiter fort und nach einer gewissen Zeit wurde ein neuer Schacht niedergebracht. Der alte Schacht wurde nicht mehr benötigt und „abgeworfen“, das heißt meistens, mit Versatz wieder zugeschüttet.[8] Paradebeispiel für ein solches Vorgehen ist die Zeche Vereinigte General & Erbstollen.[9]

Einzelnachweise

  1. Julius Dannenberg, Werner Adolf Franck (Hrsg.): Bergmännisches Wörterbuch. Verzeichnis und Erklärung der bei Bergbau - Salinenbetrieb und Aufbereitung vorkommenden technischen Ausdrücke, nach dem neuesten Stand der Wissenschaft - Technik und Gesetzgebung bearbeitet, F. U. Brockhaus, Leipzig 1882.
  2. a b c Heinrich Veith: Deutsches Bergwörterbuch mit Belegen. Verlag von Wilhelm Gottlieb Korn, Breslau 1871.
  3. a b c Walter Bischoff, Heinz Bramann, Westfälische Berggewerkschaftskasse Bochum: Das kleine Bergbaulexikon. 7. Auflage, Verlag Glückauf GmbH, Essen, 1988, ISBN 3-7739-0501-7.
  4. a b Moritz Ferdinand Gätzschmann: Sammlung bergmännischer Ausdrücke. Zusammengestellt und kurz erklärt, zweite wesentlich vermehrte Auflage, mit Hinzufügung der Englischen und Französischen Synonyme und englisch-deutschem und französisch-deutschem Wortregister, Verlag von Craz & Gerlach, Freiberg 1881.
  5. Erklärendes Wörterbuch der im Bergbau in der Hüttenkunde und in Salinenwerken vorkommenden technischen und in Salinenwerken vorkommenden technischen Kunstausdrücke und Fremdwörter. Ein unentbehrliches Handbuch für Gewerke, Actionäre, Hüttenbesitzer und Freunde des Bergbau's, Verlag der Falkenberg’schen Buchhandlung, Burgsteinfurt 1869.
  6. Carl von Scheuchenstuel: IDIOTICON der österreichischen Berg- und Hüttensprache. Zum besseren Verständnisse des Österr. Berg-Gesetzes und dessen Motive für Nicht-Montanisten. k. k. Hofbuchhändler Wilhelm Braumüller, Wien 1856.
  7. Wilhelm Hermann, Gertrude Hermann: Die alten Zechen an der Ruhr. 4. Auflage. Verlag Karl Robert Langewiesche, Nachfolger Hans Köster, Königstein i. Taunus 1994, ISBN 3-7845-6992-7.
  8. Kurt Pfläging: Steins Reise durch den Kohlenbergbau an der Ruhr. 1. Auflage. Geiger Verlag, Horb am Neckar 1999, ISBN 3-89570-529-2.
  9. Joachim Huske: Die Steinkohlenzechen im Ruhrrevier. Daten und Fakten von den Anfängen bis 2005 (= Veröffentlichungen aus dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum 144). 3. überarbeitete und erweiterte Auflage. Selbstverlag des Deutschen Bergbau-Museums, Bochum 2006, ISBN 3-937203-24-9.