Abu-Nidal-Organisation

Die Abu-Nidal-Organisation (ANO, auch bekannt unter dem Namen Fatah-Revolutionsrat) ist eine von Abu Nidal 1974 gegründete Abspaltung von der PLO, die sich für ein selbstständiges Palästina einsetzt. Sie wurde zuerst von Saddam Hussein, dann von Hafiz al-Assad, dann von Muammar al-Gaddafi und vom Iran unterstützt.[1]

Aktivitäten und Skandale

Der Gruppierung werden zahlreiche Anschläge zur Last gelegt. Unter anderem wird die Gruppe für den Sprengstoffanschlag auf dem Flughafen Frankfurt am Main am 19. Juni 1985, sowie die Anschläge auf die Flughäfen von Rom und Wien am 27. Dezember desselben Jahres verantwortlich gemacht, bei denen insgesamt 21 Menschen ums Leben kamen. Auch der Anschlag auf eine griechische Fähre bei Athen im Sommer 1988, wobei neun Menschen starben und etliche verletzt wurden, sowie einen Angriff auf Synagogen in Paris und Wien (Stadttempel) wird ihr zugeschrieben. Zudem ist sie für die Ermordung des Wiener Politikers Heinz Nittel verantwortlich. Die EU und die USA führen die Organisation auf ihrer Liste der Terrororganisationen.[2][3][4] Darüber hinaus beging die Gruppe Auftragsmorde und tötete Angehörige der Fatah, die für Verhandlungen mit Israel eintraten wie z. B. 1983 den Arafat-Vertrauten Issam Sartawi. Sie wurde aber, anders als andere palästinensische Organisationen, niemals zum Ziel israelischer Vergeltungsschläge. Dies und ihre offensichtliche Arbeit gegen die Interessen der PLO führte zu Spekulationen, die Gruppe sei zumindest in Teilen von israelischen Geheimdiensten unterwandert.[1] Namhafte Historiker bezweifeln aber diese Annahme.[5]

Im Jahr 2000 versuchte die Frau des Abu-Nidal-Finanzreferenten Samir N., eine Ägypterin mit dem Spitznamen „Die Sanfte“, Geld von dessen Bankkonto abzuheben. Sie wurde wegen Terrorismus angeklagt, konnte aber nach Libyen entkommen. Die acht Millionen US-Dollar, die sich bereits seit Jahren auf jenem Wiener Bankkonto befinden, sind seither Gegenstand mehrerer Gerichtsprozesse, die beinahe zur Überweisung des Geldes an ehemalige Mitglieder geführt hätten. 2009 wurde ein entsprechendes Urteil jedoch vom Oberlandesgericht Wien aufgehoben. Ein neuer Prozess soll klären, was mit dem Geld geschehen soll.[6]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b Gerrit Hoekmann: Zwischen Ölzweig und Kalaschnikow. Geschichte und Politik der palästinensischen Linken, Münster 1999, ISBN 3-928300-88-1, S. 63 f
  2. EU-Liste der Terrororganisationen vom 29. Mai 2006 In: EUR-Lex.
  3. Durchführungsverordnung (EU) Nr. 1375/2011 des Rates vom 22. Dezember 2011
  4. Außenministerium der Vereinigten Staaten: Foreign Terrorist Organizations vom 27. Januar 2012
  5. Patrick, Neil: Abu Nidal. In: Martha Crenshaw, John Pimlott (Hrsg.): International Encyclopedia of Terrorism. Routledge, London 2015, S. 326–327 (englisch, Erstausgabe: 1997).
  6. Florian Klenk: Der Kampf um die Millionen der Abu-Nidal-Gruppe. Ein Etappensieg für Wiener Terroropfer und die Republik. In: Falter. Nr. 11, 11. März 2009, S. 13.