Abba Naor

Abba Naor (* 21. März 1928 in Kaunas, Litauen) ist ein jüdischer Holocaust-Überlebender.

Abba Naor 2018, Foto Wolfgang Hauck

Leben

Abba Naor wurde als Dreizehnjähriger zunächst in das Ghetto in Kaunas deportiert. Es folgten Transporte in das Konzentrationslager Stutthof und von dort in die Außenlager des Konzentrationslagers Dachau. Zuletzt musste er im KZ-Außenlager Kaufering V in Utting am Ammersee, Teil des Außenlagerkomplexes Kaufering des KZ Dachau, schwerste Zwangsarbeit sowie im Frühjahr 1945 den Todesmarsch überstehen. In Waakirchen wurde er von der US-Armee befreit und emigrierte nach einiger Zeit nach Israel.[1][2]

Seit den 1990er Jahren unterstützt er Initiativen für weitere Mahnmale an der Strecke des Todesmarsches. Seit 2001 ist er Vertreter der ehemaligen Landsberg-Häftlinge im Vorstand des internationalen Dachau-Komitees und seit 2017 dessen Vizepräsident als Nachfolger von Max Mannheimer. Die Erinnerung an den Holocaust hält er wach durch die Mitarbeit in der Stiftung Bayerische Gedenkstätten; dem Stiftungsrat gehört er seit 2015 als ordentliches Mitglied an.

Naor ist als Mitinitiator des Schüleraustausches von deutschen und israelischen Kindern sehr aktiv und organisiert Gedenkfahrten von KZ-Überlebenden und ihren Angehörigen aus Israel nach Deutschland. Er berichtet an Schulen in Bayern als Zeitzeuge über seine Verfolgungsgeschichte während des Nationalsozialismus.

Im Jahr 2014 wurde seine Autobiografie veröffentlicht. Darin berichtet er auch über seine Zeit als Agent des Shin Beth und Mossad, unter anderem bei der Rettung der Falaschen aus Äthiopien.

2018 übernahm er die Schirmherrschaft des Wolf Durmashkin Composition Award in Landsberg am Lech.[3][4] Er begleitete die Ausstellung von Litauen nach Landsberg 2018 im Rahmen der ersten Jüdisch-Deutschen Festwoche 2018 in Landsberg.[5] Im selben Jahr entstand im Rahmen des Projekts LediZ (Lernen mit digitalen Zeugnissen) ein interaktives 3D-Zeugnis über seine Holocausterfahrung.[6]

Die Operation Brüder wurde 2019 verfilmt unter dem Titel „The Red Sea Diving Resort“.

Abba Naor lebt in Rehovot (Israel) und in München. „Er personifiziert wie kaum ein anderer die Werte Versöhnung, Völkerverständigung und Freundschaft.“[7]

Abba Naor hat zwei Kinder, fünf Enkel und elf Urenkel.

Veröffentlichungen

  • Abba Naor: Ich sang für die SS. Mein Weg vom Ghetto zum israelischen Geheimdienst. Bearbeitet von Helmut Zeller. C. H. Beck Verlag, München 2014, ISBN 978-3-406-65983-6

Ehrungen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kaufering-Lager V, Utting am Ammersee, abgerufen am 24. Dezember 2020.
  2. KZ-Außenlager Kaufering V – Utting, abgerufen am 24. Dezember 2020.
  3. Kompositionswettbewerb zum Thema "Musik und Holocaust" geht an den Start, Deutscher Musikrat, 7. Dezember 2017, abgerufen am 21. Dezember 2020
  4. Bewegende Klänge, Jüdische Allgemeine, Christine Schmitt, 1. Mai 2018, abgerufen am 24. Dezember 2020.
  5. Spurensuche „Von Litauen nach Landsberg“, myHeimat, abgerufen am 24. Dezember 2020.
  6. Münchner Projekt 'LediZ'. In: lediz.uni-muenchen. Abgerufen am 11. August 2022 (deutsch).
  7. Verleihung des Bayerischen Verdienstordens durch den Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder, MdL am 27. Juni 2018 im Antiquarium der Residenz München, abgerufen am 14. September 2022.
  8. Bayerischer Verdienstorden für Abba Naor — Deutsch. Abgerufen am 20. Dezember 2018.
  9. Ministerpräsident Dr. Markus Söder verleiht Bayerischen Verdienstorden auf bayern.de
  10. Verfassungsorden | Bayerischer Landtag. Abgerufen am 16. Dezember 2021.

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Foto Wolfgang Hauck 2018-05-04 Abba-Naor.jpg
Autor/Urheber: Wolfgang Hauck, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Foto Wolfgang Hauck, 2018. Abba Naor besucht als Schirmmher des "Wolf Durmashkin Composition Award", die Ausstellung "Von Litauen nach Landsberg" in Landsberg am Lech.