Aage Bertelsen

Aage Bertelsen während der Danmark-Expedition 1906–1908

Aage Bertelsen (* 28. September 1873 in Næstved; † 9. September 1945 in Kopenhagen) war ein dänischer Maler. Er nahm als Maler und Illustrator an der Danmark-Expedition (1906–1908) nach Nordost-Grönland teil.

Jugend und Ausbildung

Aage Bertelsen wurde geboren in Næstved als Sohn des Malers Rudolf Wilhelm Waldemar Bertelsen[1] (1828–1921), der als Zeichen- und Kunstlehrer am Internat Herlufsholm in Næstved unterrichtete. Der junge Aage erlebte einen weltoffenen Künstlerhaushalt, in dem viele dänische Maler zu Besuch waren und oft für längere Zeit blieben, etwa Lauritz Andersen Ring. Dadurch angeregt und unterstützt, auch durch seinen Vater, begann Bertelsen schon früh zu zeichnen und zu malen.[2] Von 1892 bis 1896 besuchte er die „Kunstnernes Frie Studieskoler“ in Kopenhagen. Dort war er Student in der Klasse von Kristian Zahrtmann, der ihn 1897 auf einer Italienreise begleitete. Ein Akademie-Stipendium ermöglichte den Besuch von Rom, Neapel und Venedig. Aufenthalte in Deutschland, Frankreich, Norwegen und Schweden folgten.[3]

Die Danmark-Expedition 1906–1908

Bertelsen beim Malen während der Expedition 1906–1908 in der Gnipa-Höhle

Aage Bertelsen und Achton Friis begleiteten als Maler und Zeichner die zur Hälfte vom Königreich Dänemark finanzierte Expedition nach Nordost Grönland. 28 Teilnehmer (unter ihnen der Deutsche Alfred Wegener) und über 70 Hunde fuhren mit dem dampfunterstützten Segelschiff Danmark unter der Leitung von Ludvig Mylius-Erichsen in bislang unerforschtes Gebiet. Sie setzten in besonders gut organisierter Weise Hundeschlitten ein, um weit in den Norden vorzustoßen.[4] Bertelsen erstellte eine große Zahl kleinerer farbiger Öl- und Aquarellbilder, die die grönländische Landschaft zu verschiedenen Jahreszeiten zeigen. Mehrere seiner Bilder illustrieren das 1910 erschienene Buch Im Grönlandeis mit Mylius-Erichsen[5] von Achton Friis, das die harten Bedingungen während der Expedition im grönländischen Winter, den Zusammenhalt der Männer und den Tod des Leiters Mylius-Erichsen und zweier weiterer Expeditionsteilnehmer schildert.

Auf einer Schlittenfahrt im Mai 1907 meinten Bertelsen, Johan Peter Koch und ihr Hundeschlittenführer Tobias Gabrielsen (1878–1945) von Nordostrundingen aus eine Insel zu sehen,[6] die später auch von anderen Forschern wie Lauge Koch, Peter Freuchen und Iwan Papanin beobachtet wurde und als Phantominsel Fata-Morgana-Land lange Zeit Rätsel aufgab.[7] Sie konnte bei späteren Suchen aber nicht gefunden werden.

An Bertelsens Teilnahme an der Danmark-Expedition erinnern die geographischen Namen Aage-Bertelsen-Gletscher[8] und Kap Aage Bertelsen.[9]

Die Jahre nach der Expedition

Aage Bertelsen, Blumen an einem Flusslauf

Bertelsen und Friis stellten ihre Grönland-Bilder 1908 in Kopenhagen in „Den Frie Udstilling“ und dann in Aarhus und Odense aus.

1908 hat Bertelsen Karen Dorothea Schmidt (* 1880 in Flensburg, † 1961 in Birkerød, DK) geheiratet. Sie wählten Birkerød als Lebensmittelpunkt. Ihr Sohn Erik Bertelsen (1912–1993) nahm 1933 als Zoologe an Knut Rasmussens Siebenter Thule-Expedition teil[10] und wurde später in Dänemark Direktor für Fischerei- und Meeresforschung.[11]

Neben den Grönlandbildern wurde Bertelsen als der Maler lichtdurchfluteter Frühlingswälder bekannt. Viele seiner Bilder zeigen in spätimpressionistischen Malstil das ländliche Dänemark, Felder, Wiesen, Flüsse und karge Gehöfte. Einen guten Überblick gibt die Artnet-Zusammenstellung[12] der zuletzt auf Auktionen gehandelten Bilder.

1924 war er Mitbegründer des Vereins „Kunst gegen Waren“, den er bis zu seinem Tod mit leitete.[13] 1945 starb Bertelsen in Kopenhagen und wurde in Birkerød beerdigt.

Ole Ventegodt stellt 1997 in seinem Buch „Den sidste Brik“[14] die zweieinhalb Jahre in Grönland dar.

Im Rahmen eines „100 Jahre überspannenden künstlerischen Dialogs“ reiste der dänische Maler Per Kirkeby 2009 auf den Spuren Bertelsens und Friis’ nach Nord-Ost-Grönland, um dort bildnerisch zu arbeiten. Die dabei entstandenen Aquarelle und Radierungen wurden 2011 zusammen mit Werken von Bertelsen und Friis im Odder Museum ausgestellt.[15]

Die Tagebücher von Bertelsen und Friis stehen im Mittelpunkt des Buches Vi kommer hjem igen![16] aus dem Jahr 2015. Die Autoren Mette Karlsson und Søren Frandsen stellen ausgewählte Einträge der Künstler vor. Das Buch zeigt viele Gemälde und Zeichnungen von beiden Künstlern, die während der Expedition entstanden.

Ausstellungen

Oktoberausstellung 1893 (Zahrtmann-Schüler); Kunsthalle Charlottenborg 1899–1903; Kleis 1901; Den frie Udst. 1904-46; Märzausstellung 1905; Den frie Udst. 1908 (Werke aus Grönland, zus. m. Achton Friis), Ausstellung wurde auch gezeigt in Århus, Odense, Berlin und in der Royal Geographical Society, London 1910; Kunstforen. Kbh. 1910 (mit seinem Vater). Einzelausstellungen: Chr. Larsen, Kbh. 1917, 1920; Bach, Gl.Strand 1925, 1934, 1943 (alle Retrosp.), und 1948 (Werke aus dem Nachlass); Den frie Udst. 1946 (Retrospektive);[17] Odder Museum 2011.

Weblinks

Commons: Aage Bertelsen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Slots- og Kulturstyrelsen: Kunstindeks Danmark & Weilbachs kunstnerleksikon. Abgerufen am 8. Juni 2017 (englisch).
  2. Mette Karlsson: Vi kommer hjem igen! Dagligliv og drama. Danmark-Ekspeditionen til Nordøstgrønland 1906–08. ISBN 978-87-02-11261-0.
  3. Merete Bodelsen: Aage Bertelsen. In: Svend Cedergreen Bech, Svend Dahl (Hrsg.): Dansk biografisk leksikon. Begründet von Carl Frederik Bricka, fortgesetzt von Povl Engelstoft. 3. Auflage. Band 3: Brüggeman–Dolmer. Gyldendal, Kopenhagen 1979, ISBN 87-01-77383-6 (dänisch, biografiskleksikon.lex.dk).
  4. Reinhard Krause, Jörn Thiede: 150 Jahre deutsche Polarforschung und die Erschließung Grönlands. In: Polarforschung. Band 86, Nr. 2, 2017, S. 135–144, doi:10.2312/polarforschung.86.2.135.
  5. Achton Friis: Im Grönlandeis mit Mylius-Erichsen. Otto Spamer, Leipzig 1910.
  6. G. Amdrup: Report on the Danmark Expedition to the North-East Coast of Greenland 1906–1908. In: Meddelelser om Grønland 41, 1913, S. 124 (englisch)
  7. Fata Morgana Landet. In: Anthony K. Higgins: Exploration history and place names of northern East Greenland. (= Geological Survey of Denmark and Greenland Bulletin 21, 2010). Kopenhagen 2010, ISBN 978-87-7871-292-9 (englisch), abgerufen am 13. Juni 2017
  8. Aage Bertelsen Gletscher. In: Anthony K. Higgins: Exploration history and place names of northern East Greenland. (= Geological Survey of Denmark and Greenland Bulletin 21, 2010). Kopenhagen 2010, ISBN 978-87-7871-292-9 (englisch), abgerufen am 13. Juni 2017
  9. Kap Aage Bertelsen. In: Anthony K. Higgins: Exploration history and place names of northern East Greenland. (= Geological Survey of Denmark and Greenland Bulletin 21, 2010). Kopenhagen 2010, ISBN 978-87-7871-292-9 (englisch), abgerufen am 13. Juni 2017
  10. Merete Harding, Torben Wolff: Erik Bertelsen (zoolog) im Dansk biografisk leksikon (dänisch)
  11. Vibeke Maarssø: Hvis des kann more Dem, saa … Book on Demand, 2010.
  12. Aage Bertelsen Auction Results – Aage Bertelsen on artnet. Abgerufen am 8. Juni 2017.
  13. Aage Bertelsen. Abgerufen am 12. Juni 2017.
  14. Arktisk Institut (Hrsg.): Den sidste brik. Mylius-Erichsens Danmark-ekspedition til Nordøst-grønland 1906–1908. Gyldendal, Kopenhagen 1998, ISBN 87-00-29008-4.
  15. Der dänische Spätimpressionist Aage Bertelsen. Art-Depesche, 7. Januar 2019, abgerufen am 18. Februar 2021.
  16. Boganmeldelse: Vi kommer hjem igen! Af Søren Frandsen og Mette Karlsson. In: Erik B. Jørgensen, eventyrer, foredragsholder, forfatter og guide. 22. März 2017 (komud.dk [abgerufen am 8. Juni 2017]).
  17. Slots- og Kulturstyrelsen: Kunstindeks Danmark & Weilbachs kunstnerleksikon. Abgerufen am 9. Juni 2017 (englisch).

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Aage Bertelsen, Danish painter
Aage Berthelsen maler Gnipahulen.png
The painter Aage Bertelsen painting the Gnipa Cave on the Denmark Expedition to North-East Greenland.