7-Meter-Klasse der DGzRS

7-m-Klasse
Schiffsdaten
FlaggeDeutschland Deutschland
SchiffstypSeenotrettungsboot
HeimathafenBremen
EignerDGzRS
BauwerftFassmer
Schiffsmaße und Besatzung
Länge7,0 m (Lüa)
Breite2,5 m
Tiefgang (max.)0,5 m
Verdrängung3,5 t
 
Besatzung2
Maschinenanlage
MaschineSteyr MO 306 Diesel
Maschinen­leistung295 PS (217 kW)
Höchst­geschwindigkeit24 kn (44 km/h)
PropellerHamilton-Waterjet

Von der 7-Meter-Klasse der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) wurden im Jahr 1993 bei der Fassmer-Werft insgesamt vier Seenotrettungsboote (SRB) gebaut. Besonderheit dieser als „Boddenboote“ bezeichneten SRB ist der bei der DGzRS selten verbaute Jet-Antrieb. Darüber hinaus wurden die Boote mit einem Trailer versehen, wodurch sie trocken in einem Schuppen lagern können und erst bei einem Einsatz zu Wasser gelassen werden müssen. Es ist dadurch möglich, die Boote auf beiden Seiten der (Halb-)Inseln einzusetzen, auf denen sie stationiert sind.

Wie alle Seenotrettungsboote der DGzRS werden diese Boote im Einsatzfall innerhalb weniger Minuten von Freiwilligen besetzt und gefahren.

Entwicklung

Die nach der Wende übernommenen Stationen in Kühlungsborn, Wustrow, Zingst und Zinnowitz verfügten über keinen Hafen an der Ostsee und an den flach abfallenden Stränden waren in der Vergangenheit Strandrettungsboote eingesetzt, die mit Pferd und Wagen zum Einsatz gefahren wurden. Außer bei Kühlungsborn sah das Einsatzszenario auch Einsätze auf den dahinter liegenden Boddengewässern vor. Für solche Einsatzzwecke waren die vorhandenen Seenotrettungsboote der DGzRS nicht geeignet, sodass dafür eine neue Schiffsklasse entwickelt werden musste. Die neue Klasse sollte den bewährten Konstruktionsprinzipien entsprechen. Ein entsprechender Auftrag erging an die erfahrene Fassmer-Werft in Berne.

Eigenschaften

Die neu entwickelten Boote entsprechen den bewährten Konstruktionsprinzipien der DGzRS. Sie sind aus seewasserbeständigem Aluminium als Selbstaufrichter stabil gebaut und bei jeder Wetterlage einsetzbar. Mit einem geringen Tiefgang von nur 50 Zentimetern zeigen sie eine hohe Seetüchtigkeit und verkraften auch heftige Grundstöße und -berührungen. Der fast 300 PS starke Wasserstrahlantrieb verleiht den Booten eine hohe Geschwindigkeit und Wendigkeit.

Zur Ausstattung der Boote gehören Suchscheinwerfer, ein Schlepphaken (1,0 t SWL), ein umlaufendes Fendersystem und eine Rettungsplattform am Heck. Als weitere Ausrüstung gehören dazu eine mobile Lenzpumpe, eine medizinische Notfallausrüstung, Feuerlöscher sowie Funk- und Navigationstechnik. Den Jetantrieb treibt ein Dieselmotor (Steyr MO 306 H 43 WJ, 215 kW/292 PS, Hamilton-Jet). Die Reichweite beträgt bei der Höchstgeschwindigkeit von 24 kn ca. 130 Seemeilen.[1]

Einsatz

BARSCH auf Trailer in Wustrow
Aufschwimmen vom Trailer

Für den mobilen Einsatz auf diesen Stationen lagern die Boote auf einem Trailer, der von einem speziellen Zugfahrzeug zum Einsatzort gezogen wird. Zugfahrzeug und Trailer fahren so weit ins Wasser, bis das Boot aufschwimmt und den Trailer verlassen kann. Zum Aufnehmen fährt das Boot mit hoher Geschwindigkeit auf den flachen Strand, wird dann mit Hilfe einer Seilwinde gedreht und auf den Trailer gezogen.

Bei der Entwicklung der Boote war zu berücksichtigen, dass diese mit dem Trailer in die vorhandenen Rettungsschuppen passen sollten. Daher wurden die Boote auf eine Länge von sieben Meter und 2,50 Meter Breite konstruiert. Bei den zweiständigen Bootshäusern passt das Zugfahrzeug hinter das zweite Tor. Als Zugmaschine wurden watfähige Fahrzeuge vom Typ Unimog U 2150 L beschafft. In Zinnowitz zeigte das Zugfahrzeug durch die Einsätze in Sand und Seewasser starke Verschleißerscheinungen und wurde 2010 durch einen Traktor des Typs John Deere 7730 ersetzt. Für die speziellen Einsätze am Strand und in der Brandung musste der fast acht Tonnen schwere Traktor ebenfalls watfähig gemacht werden und kann dadurch in bis zu einem Meter tiefen Wasser fahren.

Alle vier Boote wurden am 14. April 1993 in Zingst auf Namen von Fischen getauft und in Mecklenburg-Vorpommern stationiert.

Außerdienststellung

Durch den Neubau eines Sportboothafens in Kühlungsborn konnte die DGzRS ein Standard-SRB dort stationieren. Dafür wurde im Jahr 2002 die BUTT zur Verstärkung der Seenotrettungsstation Zinnowitz nach Usedom abgegeben, wo sie im Hafen von Zinnowitz am Achterwasser schwimmend einsatzbereit gehalten wurde. Im Jahr 2011 verlegte die DGzRS das kleine Boot zur Seenotrettungsstation Maasholm an der Schlei und wurde 2012 in WUPPERTAL umbenannt. Damit konnte das außergewöhnliche Engagement einer privaten Spendeninitiative aus dieser Stadt gewürdigt werden. Nach 25 Jahren Einsatzzeit mit insgesamt 370 Einsätzen wurde das Boot im Februar 2018 außer Dienst gestellt. Sie kehrte genau zum gleichen Tag ihrer Taufe an den ersten Einsatzort zurück und liegt vor dem alten Rettungsschuppen in Kühlungsborn-Arendsee.[2][3]

Mit der Entwicklung der neuen 8,4-Meter-Klasse werden die restlichen drei Einheiten dieser Klasse ab 2023 allmählich abgelöst.

Tabelle der Stationierungen

Seenotrettungsboote der 7-Meter-Klasse
Bau-Nr. – Name
Rufzeichen
Rettungs-
stationen
Stationierungen
von – bis
BildBaudaten
Werft
TaufeBemerkung
Verbleib
SRB-T 2
HECHT
Ruf: DH 3783
Zinnowitz04/1993 → …
Bj. 1993
Fassmer
Nr. 1306
14. April 1993
in Zingst
in Dienst
Transport auf Trailer hinter Traktor John Deere 7730
SRB-T 1
ZANDER
Ruf: DH 3782
Zingst04/1993 → …Bj. 1993
Fassmer
Nr. 1307
14. April 1993
in Zingst
in Dienst
Transport auf Trailer hinter Unimog U 2150 L
SRB-T 3
BARSCH
Ruf: DH 3784
Wustrow04/1993 → 11/2023
Bj. 1993
Fassmer
Nr. 1308
14. April 1993
in Zingst
in Dienst
Transport auf Trailer hinter Unimog U 2150 L
SRB-T 4
BUTT
2. WUPPERTAL
Ruf: DH 3785
Kühlungsborn
Zinnowitz
Maasholm
04/1993 → 05/2002
05/2002 → 2011
2011 → 02/2018
Bj. 1993
Fassmer
Nr. 1309
14. April 1993
in Zingst
2. Name ab 2012
aufgestellt am alten Rettungsschuppen
in Kühlungsborn-Arendsee
Stand : September 2021


Literatur

  • Manuel Miserok: OCEANUM. Das maritime Magazin Kompakt – Seenotretter 2020. Oceanum Verlag, 2020, ISBN 978-3-86927-703-5.
  • Manuel Miserok: OCEANUM. Das maritime Magazin Kompakt – Seenotretter 2019. Oceanum Verlag, 2019, ISBN 978-3-86927-701-1.
  • Wilhelm Esmann: Die Rettungsboote der DGzRS von 1865–2009. Verlag H.M. Hauschild GmbH, 2009, ISBN 978-3-89757-427-4.
  • Manuel Miserok: OCEANUM. Das maritime Magazin Spezial – Seenotretter. Oceanum Verlag, 2018, ISBN 978-3-86927-603-8.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Datenblatt 7-Meter-Seenotrettungsboot. (PDF; 120 kB) In: seenotretter.de. Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. Januar 2021; abgerufen am 25. August 2020.
  2. Nach 25 Einsatzjahren: Letzter Liegeplatz „hoch und trocken“ am Ostseestrand. 13. April 2018, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. Januar 2021; abgerufen am 25. August 2020.
  3. Alte „Butt“ kehrt zurück. 15. Februar 2018, abgerufen am 24. April 2021.

Auf dieser Seite verwendete Medien

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Logo des DGzRS
SRBHecht200707.JPG
Autor/Urheber: Chris Hartmann, Lizenz: CC BY-SA 3.0 de
SRB Hecht im Juli 2007 in Ueckermuende
SAR-Vorführung Zingst 2006 01.jpg

Aufschwimmen des Seenotrettungsbootes Zander vom Trailer an einem Unimog U 2150 L während einer SAR-Vorführung von DLRG und DGzRS am 23. Juli 2006 in Zingst.
SRB Barsch Trailer, Wustrow 2018-05-11.jpg
Autor/Urheber: K. Martens, Lizenz: CC BY-SA 3.0
SAR Übung 2018 in Wustrow
SRBButt200807.JPG
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SRB Butt im Juli 2008 in Ueckermuende
Barsch 20120826 Wustrow.JPG
Autor/Urheber: Hartmann76, Lizenz: CC BY-SA 3.0
SAR Demo beim Seebrückenfest 2012
SAR-Vorführung Zingst 2006 02.jpg

Die kleinen Seenotrettungsboote der 7m-Klasse zeichnen sich durch eine sehr hohe Wendigkeit aus, wie hier das SRB Zander während einer SAR-Vorführung von DLRG und DGzRS am 23. Juli 2006 in Zingst.