6. Infanterie-Division (Wehrmacht)

6. Infanterie-Division
— 6. ID —
XX

Truppenkennzeichen der 6. Infanterie-Division
Truppenkennzeichen
Aktiv1. Oktober 1934 bis 8. Mai 1945
StaatDeutsches Reich NS Deutsches Reich
StreitkräfteWehrmacht
TeilstreitkraftHeer
TruppengattungInfanterie
TypInfanterie-Division
GliederungSiehe: Gliederung
StabBielefeld
SpitznameWestfälische Division
Zweiter WeltkriegWestfeldzug
Krieg gegen die Sowjetunion 1941–1945
Schlacht um Moskau
Schlacht von Rschew
Unternehmen Zitadelle
Operation Bagration
Weichsel-Oder-Operation
Kommandeure
Siehe:Kommandeure

Die 6. Infanterie-Division (kurz: 6. ID) war ein Großverband des Heeres der deutschen Wehrmacht.

Geschichte

Im Zuge der Aufrüstung der Wehrmacht wurde der Divisionsstab unter der Tarnbezeichnung Infanterieführer VI am 1. Oktober 1934 in Bielefeld im Wehrkreis VI gebildet. Am 15. Oktober 1935 erfolgte die offizielle Umbenennung in 6. Infanterie-Division. Die Infanterie-Regimenter wurden u. a. aus dem Infanterie-Regiment 16 der 6. Division der Reichswehr gebildet.

Am 26. August 1939 wurde die Division im Rahmen der 1. Aufstellungswelle mobilgemacht.

Westwall

Während des Polenfeldzug sicherte beiderseits des Blies-Tales die Westgrenze und wurde dann als Reserve in das rückwärtige Operationsgebiet zwischen Nahe und Mosel im Hunsrück verlegt.

Westfeldzung

Im Mai 1940 während des Westfeldzug marschierte die Division im Verband des XIII. Armeekorps (16. Armee) durch Luxemburg und Belgien zur Somme. Die Truppen nahmen an der Durchbruchsschlacht an der Somme teil, wobei sich die Division besonders auszeichnete, und stieß zur Seine vor, wo die berittene Aufklärungsabteilung unter Oberleutnant Georg von Boeselager bei Mousseaux schwimmend als erster Truppenteil der Wehrmacht den Fluss überwand, da die Brücken von Les Andelys, Courcelles und Andé gesprengt waren. Die Division verfolgte den weichenden Gegner über die Eure und erreichte, nach weiteren Vormarschkämpfen vor allem bei Marchainville und La Lande, die Loire bei Ingrandes und Montjean.

Unternehmen Barbarossa

Am 22. Juni 1941 beim Angriff auf die Sowjetunion brach die Division im Rahmen des VI. Armeekorps ostwärts Goldap durch die sowjetischen Grenzbefestigungen, ging hinter dem XXXIX. Armeekorps (mot.) bei Prienai über die Memel, rückte bis zur Düna bei Polozk vor und durchbrach dort die Stalin-Linie. Nach Kämpfen an der Mjesha nahm die Division an den Schlachten bei Wjasma und an der Osotnja teil, eroberte Sytschewka und verfolgte die ausweichenden sowjetischen Truppen über Rschew, Subzow, Pogoreloje nach Stariza. Dort griff die Division über die Wolga in den Raum Glebowo und weiter nach Tma bei Eremkino an. Vor Moskau musste die Division einen fast 30 km breiten Frontabschnitt halten, von dem sie vor der sowjetischen Gegenoffensive nach schweren Verlusten am Tma auf die Königsberg-Stellung zurückgehen musste.

1942

1942 folgten Abwehrschlachten im Raum Rschew.

1943

Kämpfe am Südufer der Wolga sowie die erfolgreiche Räumung des Frontvorsprungs bei Rschew, bei dem 12 deutsche Divisionen der Einschließung entgingen.

Es folgten Stellungskämpfe am Wopjez, die Banden-Unternehmen „Büffel“ und „Freischütz“ zur Partisanenbekämpfung nordwestlich Brjansk, die Abwehrkämpfe im Raum Dorogobusch, Kämpfe im Raum Podoljan und bei Kutyrki. Im Juli 1943 nahm die Division im Verband des XXXXVII. Panzerkorps am Unternehmen Zitadelle teil.

Bei den Rückzugskämpfen auf die „Hagen“-Stellung nahm die Division, als Nachhut eingesetzt, an der Abwehrschlacht bei Sewsk, an der Desna, am Sosch, im Raum Gomel und am Dnjepr teil. Dann setzte sie sich auf die Desna und weiter zum Sosch ab, wo sie an den Abwehrkämpfen bei Scherebnaja und Nekrassow teilnahm.

1944

Anfang 1944 folgten die Rückzugskämpfe zum Dnjepr im Raum Schlobin. Während der Zusammenbruch der Heeresgruppe Mitte und dem sowjetischen Durchbruch an der Straße Rogatschew-Bobruisk war die Division Teil des XXXV. Armeekorps und Ende Juni 1944 mit der gesamten 9. Armee eingeschlossen, vernichtet und am 18. Juli 1944 offiziell aufgelöst.

6. Grenadier Division

Später wurden die Reste mit der 552. Grenadier-Division zur 6. Grenadier-Division vereint.

Am 10. März 1945 wurde die 6. Infanterie-Division aus den Resten der 6. Volksgrenadier-Division, der 291. Infanterie-Division und der Schatten-Division Dresden wieder aufgestellt. Sie beteiligte sich an der Schlacht um Lauban, wo sie im Mai 1945 aufgelöst wurde.

Kriegsverbrechen

Der Kommandeur des Infanterie-Regiments 18 Carl Becker wurde 1945 in sowjetischer Kriegsgefangenschaft von einem Militärgericht in einem Kriegsverbrecherprozess in Kalinin zu einer Haftstrafe von 25 Jahren verurteilt. Als Grund wurde sein Verhalten als Stadtkommandant von Rschew 1941 bis 1942 angegeben.[1]

Gliederung

Aufstellung Infanterieführer VI Oktober 1934

VerbandKommandeur
Infanterie-Regiment Oldenburg (später Infanterie-Regiment 16/22. Infanterie-Division)Oberst Athos von Schauroth (bis 30. September 1936)
Infanterie-Regiment Osnabrück (später Infanterie-Regiment 37)Oberst Kurt Beuttel (bis 1. Februar 1937)
Artillerie-Regiment Minden (später Artillerie-Regiment 6)k. A.
Pionier-Bataillon Minden (später Pionier-Bataillon 6)k. A.
Nachrichten-Abteilung Hannover (später Nachrichtenabteilung 6)k. A.

September 1939

VerbandStandorteKommandeur
Infanterie-Regiment 18 ⁽¹⁾Bielefeld und DetmoldOberst Edler von Daniels
Infanterie-Regiment 37 ⁽²⁾Osnabrück und LingenOberst von Hartmann
Infanterie-Regiment 58Herford, Minden und Bückeburg ⁽³⁾Oberst Windeck
Pionier-Bataillon 6MindenMajor Wiese
Panzerabwehrabteilung 6HerfordMajor Lederer
Nachrichtenabteilung 6BielefeldMajor Busch
Sanitätsabteilung 6BielefeldOberstarzt Walter
Artilleriekommandeur 6BielefeldGeneralleutnant Pellengahr
Artillerie-Regiment 6Osnabrück, Lingen und MindenOberst Steibauer
Artillerie-Regiment 42 (I.)BielefeldOberstleutnant Kruse
Beobachtungs-Abteilung 6LemgoMajor Froben
⁽¹⁾ – Chef wurde am 1. November 1938 der verabschiedete Generaloberst Gerd von Rundstedt
⁽²⁾ – dessen II. Bataillon wurde 1936 aus der preußischen Landespolizei gebildet und behielt die frühere Fahne der Polizei
⁽³⁾ – III. Bataillon = „Bückeburger Jäger“, in Traditionsübernahme des Westfälischen Jäger-Bataillons Nr. 7

Dezember 1943

  • Grenadierregiment 18
  • Grenadierregiment 37
  • Grenadierregiment 58
  • Artillerie-Regiment 6
  • I. / Artillerie-Regiment 42
  • Füsilier-Bataillon 6
  • Panzerjäger-Abteilung 6
  • Pionier-Bataillon 6
  • Kommandeur der Infanterie-Divisions-Nachschubtruppen 6

September 1944

  • Grenadier-Regiment 18
  • Grenadier-Regiment 37
  • Grenadier-Regiment 58
  • Artillerie-Regiment 6
  • I./ Artillerie-Regiment 42
  • Divisions-Versorgungs-Regiment 6

Oktober 1944

  • Volksgrenadier-Regiment 18
  • Volksgrenadier-Regiment 37
  • Volksgrenadier-Regiment 58
  • Füsilier-Battalion 6
  • Artillerie-Regiment 6
  • I./Artillerie-Regiment 42
  • Divisions-Versorgungs-Regiment 6

April 1945

Das Denkmal an das Infanterie-Regiment Nr. 15 wurde später nach 1945 um eine Widmung an das II./ IR 58 erweitert
  • Grenadier-Regiment 18
  • Grenadier-Regiment 37
  • Grenadier-Regiment 58
  • Füsilier-Bataillon 6
  • Artillerie-Regiment 6
  • Pionier-Bataillon 6
  • Divisions-Versorgungs-Regiment 6

Kommandeure

DatumDienstgradName
1. Februar 1935GeneralmajorKonrad von Goßler
15. Mai 1935Generalmajor/GeneralleutnantWalter Kuntze
1. März 1938GeneralleutnantArnold von Biegeleben
10. Oktober 1940GeneralleutnantGustav Hundt
14. Oktober 1940Generalmajor/GeneralleutnantHelge Auleb
25. Januar 1942Generalmajor/GeneralleutnantHorst Großmann
16. Dezember 1943GeneralmajorEgon von Neindorff
12. Januar 1944OberstAlexander Conrady
19. Januar 1944OberstGünther Klammt
Februar 1944GeneralleutnantHorst Großmann
Juni 1944GeneralleutnantWalter Heyne
Juli 1944 bis März 1945Division nicht aufgestellt
März 1945Generalmajor/GeneralleutnantOtto-Hermann Brücker
4. Mai 1945GeneralmajorFriedrich-Wilhelm Liegmann

Generalstabsoffiziere Ia

DatumDienstgradName
1. September 1939Oberstleutnant i. G.Siegfried von Waldenburg
5. Februar 1940Oberstleutnant i. G.Walter Reissinger
17. Juni 1940Major i. G.Heinz Pomtow
7. Februar 1941Major i. G.Hans Laßmann
10. September 1941Oberstleutnant i. G.Friedrich-Wilhelm John
Januar 1943Oberstleutnant i. G.Hans Gerstung
August 1943Oberstleutnant i. G.Hans-Thilo Mittermüller
April 1944Major i. G.Franz Steinhart-Hantken
10. März 1945Oberstleutnant i. G.Johann Heitzmann

In der Division dienten die beiden Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944 Georg Freiherr von Boeselager († 1944, gefallen) im Kavallerieregiment 15 und Günther Smend († 1944 in Berlin-Plötzensee) im Infanterieregiment 18.

Unterstellung und Einsatzräume

DatumKorpsArmeeHeeresgruppeEinsatzraum
September 1939Reserve1. ArmeeCSaarpfalz
Oktober 1939XXIV.
Januar 1940Reserve16. ArmeeAMosel
Mai 1940
Juni 1940XXXVIII.4. ArmeeBSomme, Loire
Juli 1940VI.Frankreich
September 1940II.6. ArmeeC
November 1940D
März 1941XXVIII.
April 1941VI.18. ArmeeBOstpreußen
Mai 19419. Armee
Juni 1941MitteWitebsk
Oktober 1941XXXXI.Panzergruppe 3Kalinin
November 1941VI.9. ArmeeRschew
November 1942XXVII.
April 1943XXXIX.4. ArmeeSmolensk
Juni 1943Reserve2. Panzerarmee
Juli 1943XXXXVII.9. ArmeeOrel, Kursk
September 1943XX.2. ArmeeDesna
Oktober 1943südlich Gomel
Dezember 1943LV.9. Armee
Januar 1944XXXV.Schlobin, Bobruisk
Juni 1944südlich Rogatschew
August 1944XXXXVI.Warschau, Radom
September 1944VIII.südl. Warschau, Radom
Februar 1945Friedrich4. PanzerarmeeSchlesien
März 1945XXXIX.17. Armee
April 1945LVII.

Siehe auch

Commons: 6. Infanterie-Division – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Werner Haupt: Die deutschen Infanterie-Divisionen 1-50. Podzun-Pallas Verlag, Friedberg 1991, ISBN 3-7909-0413-9.
  • Jeffrey T. Fowler: Axis Cavalry in World War II.
  • Georg Tessin: Deutsche Verbände und Truppen 1918–1939.
  • Horst Großmann: Geschichte der rheinisch-westfälischen 6. Infanterie-Division 1939–1945. Podzun, Bad Nauheim 1958.
  • John R. Angolia, Adolf Schlicht: Uniforms & traditions of the German Army 1933–1945. Vol 3.
  • Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. 2. Auflage. Band 3: Die Landstreitkräfte 6–14. Biblio-Verlag, Bissendorf 1974, ISBN 3-7648-0942-6.

Einzelnachweise

  1. Christoph Rass: Menschenmaterial: Deutsche Soldaten an der Ostfront. Innenansichten einer Infanteriedivision 1939-1945. Schöningh, Paderborn 2003, ISBN 3-506-74486-0, S. 168, 210.

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National- und Handelsflagge des Deutschen Reiches von 1935 bis 1945, zugleich Gösch der Kriegsschiffe.
Das Hakenkreuz ist im Vergleich zur Parteiflagge der NSDAP um 1/20 zum Mast hin versetzt.
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Truppenkennzeichen 6. Infanterie-Division, 2. Weltkrieg
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*Kriegerdenkmal des 15. Infanterie – Regiments Prinz Friedrich der Niederlande für ihre Gefallenen im Ersten Weltkrieg - nachträglich Widmung für die im Zweiten WK Gefallenen des II. Infanterie – Regiments Nr. 58. Standort: Weserglacis, Johannesstraße / ehem. Offizierskasino d. Regiments in Minden, Westfalen.
  • Das Denkmal an das Infanterie-Regiment Nr. 15 wurde später nach 1945 um eine Widmung an das II./ IR 58 (6. ID) erweitert.
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Balkenkreuz der deutschen Streitkräfte