28-cm-Kanone 5 (E)

28-cm-Kanone 5 (E)


U.S. Army Ordnance Museum, Aberdeen, Maryland, USA (Juni 2008)

Allgemeine Angaben
Militärische Bezeichnung28-cm-Kanone 5 (E)
Entwickler/HerstellerKrupp, Hanomag
Entwicklungsjahr1934
Produktionszeit1937 bis 1945
Stückzahl25
WaffenkategorieEisenbahngeschütz
Technische Daten
Rohrlänge20,548 m
Kaliber28,3 cm
KaliberlängeL/76
Höhenrichtbereich0° bis +50 Winkelgrad
SeitenrichtbereichDrehscheibe 360°, Lafette 18°

Die 28-cm-Kanone 5 (E) (kurz: K 5) war ein Eisenbahngeschütz der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg.

Geschichte

Die K 5 wurde ab 1934 von Krupp in Essen entwickelt und von 1937 an in Zusammenarbeit mit Hanomag in Hannover hergestellt. Bis Februar 1940 wurden acht, bis 1945 insgesamt 25 K 5 gebaut. Der Herstellungspreis des Geschützes betrug 1.250.000 RM.[1]

Damit war die K 5 das Standardgeschütz der deutschen Eisenbahnartillerie im Zweiten Weltkrieg. Es gilt gemeinhin als der technische Höhepunkt dieses Waffenkonzeptes, das sich jedoch durch die Entwicklung des Luftkrieges überlebt hatte, da Bomber eine ähnliche Wirkung wirtschaftlicher erreichen konnten. Zudem bedrohten alliierte Bomber die Schienennetze, auf die dieser Waffentyp zwingend angewiesen war.

Das Geschütz hatte ein Kaliber von 28,3 cm und konnte ohne größere Umbauten auf einem großen Teil des normalen Schienenverkehrsnetzes gefahren werden.

Das 21,538 m lange Rohr selbst war das erste in Deutschland eigens für diesen Zweck konstruierte, von Sonderkonstruktionen wie dem Paris-Geschütz und der K 12 abgesehen. Es war zunächst mit 10-mm-Tiefzügen versehen, deren Tiefe jedoch nach auftretenden Rissen auf 7 mm verringert wurde. Es war in einer Rohrwiege auf einer Rahmenlafette gelagert, die auf zwei sechsachsigen Drehgestellen ruhte. Die Rohrlebensdauer betrug ungefähr 240 Schuss, danach galt es als verschlissen.

Das Geschütz wurde über einen eigenen Generator mit Energie versorgt und für die Zieleinrichtung angetrieben.

Nach unbefriedigenden Versuchen zur Reichweitensteigerung mit dem Einsatz von Granaten mit Raketenzusatzantrieb, die auf dem Schießplatz Rügenwalde-Bad in Hinterpommern durchgeführt worden waren, wurden einige Rohre zu Glattrohren vom Kaliber 31 cm aufgebohrt, um unterkalibrige Treibspiegelgeschosse („Peenemünder Pfeilgeschoss“) einzusetzen. Diese erhielten den Suggestivnamen „Schlanke Bertha“.[2]

Die Höchstschussweite des 255,5 kg schweren Geschosses betrug 62.400 m. Die Granaten mit Raketenzusatzantrieb erreichten 86.500 m, die unterkalibrigen Treibspiegelgeschosse mit Stabilisierungsflügeln für das 310-mm-Rohr kamen auf eine Reichweite von 160 km. Das Laden eines Geschosses dauerte drei bis fünf Minuten.

Die K 5 wurde u. a. bei den Eisenbahnartilleriebatterien 712, 713 und 765 eingesetzt.

Typen

  • 15-cm-Kanone 5M (Züge mit gekrümmten Rippen, Prototyp)
  • 15-cm-Kanone 5MKu (Prototyp)
  • 28-cm-Kanone 5 T 10 (E) (10 mm Zugtiefe, 12 Züge)
  • 28-cm-Kanone 5 T 7 (E) (7 mm Zugtiefe, 12 Züge)
  • 28-cm-Kanone 5 Vz (E) (7 mm Zugtiefe, 60 Züge)
  • 31-cm-Kanone 5 gl (E) (Glattrohrkanone)

(das „(E)“ steht für Eisenbahngeschütz)

Verbleib

Heute sind noch zwei Exemplare des K 5 (E) zu besichtigen. „Leopold“ und „Robert“ sind die Spitznamen der 1944 an der Anzio-Front in Italien eingesetzten K 5 (E). Sie wurden dort von US-Truppen nach der Zerstörung der Gleisverbindungen erbeutet und in die Vereinigten Staaten verschifft. „Leopold“ wurde mit entsprechenden Teilen von „Robert“ restauriert und befand sich in nahezu vollständigem Zustand im United States Army Ordnance Museum in Aberdeen/Maryland. Seit der Restrukturierung der amerikanischen Militärbasen ab 2010 befindet sich das Museum in Fort Lee, bei Petersburg, Virginia. „Robert“ wurde später verschrottet.

Ein zweites erhaltenes Geschütz steht im Batterie-Todt-Museum nahe Cap Gris-Nez, bei Audinghen, Frankreich.

Als eine Weiterentwicklung aus der Zeit des Kalten Krieges wird das M65-Geschütz angesehen, das jedoch auf der Straße transportiert wurde und zum Einsatz mit nuklearen Granaten vorgesehen war. Dieses Geschütz hatte jedoch eine geringere Reichweite von etwa 29 km.

Literatur

  • Ian Hogg: Deutsche Artilleriewaffen im Zweiten Weltkrieg. 1. Auflage. Motorbuchverlag, Stuttgart 1978, ISBN 3-87943-504-9 (englisch: German artillery of World War Two. 1975. Übersetzt von Hugo Friedrich).
  • Joachim Engelmann: Das Buch der Artillerie. 1939–1945. Edition Dörfler im Nebel-Verlag, Eggolsheim 2004, ISBN 3-89555-179-1 (Dörfler Zeitgeschichte).
  • Terry Gander, Peter Chamberlain: Enzyklopädie deutscher Waffen 1939–1945. 2. Auflage, Spezialausgabe, Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 3-613-02481-0.

Einzelnachweise

  1. Fritz Hahn: Waffen und Geheimwaffen des deutschen Heeres 1933-1945, Bd. 1, Koblenz 1986 S. 188
  2. Mitteilung des Generalstabschefs der Luftflotte 6 an untergeordnete Verbände und Dienststellen zu einem Befehl Hitlers über Suggestivnamen von Waffen vom 26. März 1945. Gedruckt In: Gerhard Förster, Richard Lakowski: 1945. Das Jahr der endgültigen Niederlage der faschistischen Wehrmacht. Berlin 1985, S. 224 f.

Weblinks

Commons: Krupp K5 railway gun – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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280 mm Eisenbahngeschuetz K5 (E), Audinghen 01 09.jpg
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280-mm-Eisenbahngeschütz K5 (E) im „Musée du Mur de l'Atlantique“ in Audinghen; Pas-de-Calais, Frankreich.
Bundesarchiv Bild 101I-227-0274-15A, Frankreich, Atlantikwall, Eisenbahngeschütz.jpg
(c) Bundesarchiv, Bild 101I-227-0274-15A / Mentz / CC-BY-SA 3.0
Informationen, die durch Benutzer hinzugefügt wurden.
Das Bild zeigt eine Krupp 28 cm Kanone 5 (Eisenbahn) im Dombunker von Hydrequent. Aufnahmeposition verifiziert anhand einer deutschen Zeichnung des Steinbruchs mit Gleisplan von wahrscheinlich 1944. Zeichnung und Luftaufnahme desselben Zeitraums liegen dem Autor vor → GE-Overlay vorhanden.
Anzioanniegun.jpg
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"Krupp K5" auf dem Aberdeen Proving Ground
K5 Audinghen.jpg
K5 gun displayed at the Battery Todt, Audinghen
280 mm Eisenbahngeschuetz K5 (E) auf Richtdrehscheibe 01 10.jpg
Autor/Urheber: Хрюша, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Modellaufbau eines 28-cm-Eisenbahngeschützes Krupp K5 (E) auf einer Richtdrehscheibe, Schweizerisches Militärmuseum Full; Aargau, Schweiz.
Ersteller: Peter Dreux, Basel.