6 interessante Fakten zur Fußball-Weltmeisterschaft

21 Fußball-Weltmeisterschaften fanden seit der ersten Runde im Jahr 1930 statt. Das bedeutet jedoch nicht nur 21-mal verschiedenste Ergebnisse in Sachen Zahlen und nüchternen Daten, sondern zudem verschiedene spannende, lustige oder anderweitig interessante Fakten hinter diesem größten und internationalsten Ereignis in der Welt des Fußballs. Sechs davon listet der folgende Artikel.

Immer dabei: Brasilien

Dass es verschiedene Mannschaften gibt, die recht zuverlässig in den Endrunden der Fußball-WM mitmachen, ist zumindest Eingeweihten wohlbekannt. Allerdings gibt es bis dato nur eine einzige Mannschaft, die seit 1930 bei jeder einzelnen Endrunde dabei war: Brasilien.

Jedes einzelne andere Team verpasste wenigstens eine Endrunde, teilweise sogar die ganze Weltmeisterschaft. Damit wären wir beim in dieser Hinsicht Zweitplatzierten angelangt, Deutschland. Die deutsche Elf war beim Auftakt-Turnier 1930 freiwillig nicht dabei und spielte zudem 1950 nicht mit – dahinter lagen verschiedene Gründe, die alle mit Deutschlands Rolle im Zweiten Weltkrieg zusammenhingen. Auch aus anderen Gründen gilt dieses Turnier bis heute als die chaotischste Fußball-WM der Geschichte.

Übrigens: Das in dieser Hinsicht größte „Pech“ gebührt der schottischen Nationalelf. Das Team qualifizierte sich zwar für acht Weltmeisterschaften, scheiterte aber ebenso häufig bereits in der Vorrunde. Kein anderes Team hat diesbezüglich eine so schlechte Quote – zumal die Schotten nur 4 von 23 Spielen gewinnen konnten.

Ausreißer Katar

Über die Weltmeisterschaft in Katar wurde bereits im Vorfeld sehr viel geschrieben. Abseits von sämtlichen Kritiken ist diese WM jedoch auch hinsichtlich einer anderen Tatsache ein absolutes Novum in der gesamten Fußballgeschichte: Es ist die erste Endrunde des Turniers, die im kalendarischen Winter stattfindet.

Jede vorherige WM fand in den kalendarischen Sommermonaten statt – selbst, wenn sich der Austragungsort auf der Südhalbkugel befand, wodurch dort zumindest klimatisch Winter herrschte. Südlich des Äquators laufen die Jahreszeiten um ein halbes Jahr versetzt zu denen der Nordhalbkugel ab.

Der Grund dafür ist einzig das Klima in Katar. Nicht nur, dass es im Sommer dort Temperaturen jenseits der 40°C gibt. Durch seine Lage hat das Land eine beständig enorm hohe Luftfeuchtigkeit. Nur im kalendarischen Winter sinken die Temperaturen auf ein Maß, das im Zusammenspiel mit der Luftfeuchtigkeit klimatisch anderen Weltmeisterschaften ähnelt – vor allem denen in Äquatornähe, beispielsweise Brasilien 2014.

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Interessant dürfte die WM deshalb aus sportlicher Sicht werden und müssen die Buchmacher für ihre präzisen Analysen und Vorhersagen wohl diesmal stärker einbeziehen, wo die Spieler einer jeweiligen Nationalmannschaft sonst unter Vertrag stehen. Durch das Prinzip der langfristigen Akklimatisation dürften bei diesem Turnier diejenigen Mannschaften bessere Chancen haben, deren Spieler in ihrer regulären Karriere in Ländern mit feuchtheißem Klima spielen. Insofern hätte eine Nationalmannschaft, deren Kader beispielsweise zu weiten Teilen in südamerikanischen und südeuropäischen Teams unter Vertrag steht, wohl bessere Voraussetzungen als eine, deren Spieler in nordeuropäischen Ligen antreten.

Eine „gewichtige“ Anreise

Dass bei der ersten Auflage einer Serie häufig etwas nicht so läuft wie geplant, ist normal. Das System Fußball-WM macht dabei keinen Unterschied. So war 1930 eine Anreise der Mannschaften per Schiff nach Uruguay schlicht und ergreifend die einzige Option – transkontinentale Flüge wurden erst rund 30 Jahre später zur Normalität.

Das Problem an der Sache: Erstens dauern Schiffsreisen sehr lange, zweitens waren vor allem damalige Reiseschiffe ziemlich luxuriös ausgestattet. Als dritter Faktor kommt noch hinzu, dass Sportmedizin und das Zusammenspiel von Bewegung und Kalorien damals erst in Grundzügen verstanden wurden. Für die Jugoslawische Nationalmannschaft bedeutete das anno 1930 dem Vernehmen nach ein ziemlich „gewichtiges“ Problem:

Mit zweieinhalb Wochen war kein anderes Team so lange auf See wie diese Elf. Zudem gab es an Bord zwar viele Köstlichkeiten, jedoch nur wenig Trainingsmöglichkeiten. In der Folge soll vor allem Nationaltorwart Milovan Jakšić „schwere“ Probleme bekommen haben: Angeblich legte er auf See ganze 16 Kilogramm zu. Wirklich geschadet hat es seinem Team jedoch nicht. Jugoslawien erreichte (sogar als einzige europäische Elf) das Halbfinale, wo das Land dem späteren Weltmeister Uruguay mit 1:6 unterlag.

Eine pragmatische Farbgebung

Der Ball ist ein zentrales Element einer jeden Fußball-WM; das dürfte unbestritten sein. Doch verlief die Entwicklung in einem teils sehr gemächlichen Tempo. Viele Turniere lang war der Ball schlicht aus demselben braunen Leder, das in sämtlichen anderen Spielen verwendet wurde.

Auf dem Platz war das nicht wirklich ein Problem; nicht einmal aus optischer Sicht. Das Braun hob sich hinreichend genug vom Grün des Rasens ab. Bis zum Ende der 1960er Jahre änderte sich an der Farbgebung nicht wirklich viel – wohl aber an der Übertragungstechnik. Die 1960er waren davon geprägt, dass nicht nur immer mehr Menschen auf dem Globus sich Fernsehgeräte anschafften, sondern überdies immer mehr Nationen Farbfernsehen ausstrahlten; in Deutschland war dies 1967 der Fall.

Für die Fußball-WM 1970 in Mexico kamen deshalb mehrere Tatsachen zusammen:

  • Es war die erste WM, deren Endrunde komplett im TV übertragen wurde. Jedes Spiel wurde von den Fernsehanstalten begleitet.
  • Im Gegensatz zum zuvor üblichen System, bei dem viele Spiele oder eher deren Highlights in Form von Kino-Wochenschauen ausgestrahlt wurden, saßen nun deutlich mehr Menschen vor Fernsehgeräten – deren Bildschirme ungleich kleiner waren als eine Kinoleinwand
  • Die Übertragung fand je nach Land unterschiedlich statt – teils in Schwarzweiß, teils bereits in Farbe.
  • Weltweit waren Farbfernseher noch eher ein Novum und nur in wenigen Haushalten vorhanden.

Vor der WM stand deshalb die Überlegung, ob, und wenn ja wie, der Ball so gestaltet werden konnte, dass er sowohl im Schwarzweiß- als auch Farbe und selbst auf sehr kleinen Fernsehbildschirmen möglichst gut zu sehen war. Sportartikelhersteller Adidas produzierte daraufhin mit dem Telestar Durlast den ersten „modernen“ WM-Fußball mit schwarzen und weißen Feldern. Das Rezept erwies sich nicht nur an den Bildschirmen als voller Erfolg, sondern ebenso auf dem Platz: Die Spieler konnten den Ball in sämtlichen Situationen besser erkennen sowie Drehrichtung und -tempo viel leichter einschätzen.

Wenn Fußball zu Krieg führt

Sport im Allgemeinen und Fußball als weltweit beliebteste Sportart können die Emotionen stark hochkochen lassen. Gewalt im Umfeld von Spielen ist deshalb leider keine Seltenheit und tritt mit jeder WM in unschöner Regelmäßigkeit auf. Allerdings handelt es sich dabei typischerweise „nur“ um Kämpfe zwischen einzelnen Fan-Gruppen.

Eine WM allerdings erlangte in dieser Hinsicht traurigen Ruhm; abermals das Turnier in Mexico 1970. Ein Jahr zuvor war die Qualifikationsrunde für die Teilnahme in vollem Gange. Am 8. Juni hatte Honduras das Hinspiel gegen El Salvador 1:0 gewonnen. Am 15. Juni bei der Rückrunde gewann hingegen El Salvador 3:0. Schon nach diesen Spielen kam es in El Salvador zu Unruhen, bei denen sogar das Militär eingreifen musste.

Am 26. Juni brach sich mit dem dritten Spiel die Gewalt jedoch endgültig Bahn. El Salvador gewann in Verlängerung 3:2, warf Honduras dadurch aus der Weltmeisterschaft. In Honduras wurden deshalb Zehntausende Salvadorianer, die in dem Land lebten, Ziel von Gewalt und mussten flüchten. In der Folge stellten beide Länder erst ihre diplomatischen Beziehungen zueinander ein, schließlich erklärte El Salvador Honduras am 14. Juli den Krieg und marschierte ein.

Zwar dauerte dieser Feldzug nur etwa hundert Stunden. Zudem war die WM nur der endgültige Auslöser, nachdem bereits seit den 1950ern Streitigkeiten zwischen den beiden Nachbarländern bestanden hatten. Dennoch gingen die Feindseligkeiten als Fußballkrieg in die Geschichte ein.

Nachtragende Italiener aus Perugia

Es gibt Länder, in denen der Fußball einen besonders großen gesellschaftlichen Stellenwert hat. Brasilien gehört definitiv dazu, Italien ebenfalls. Hier zeigt sich nun die globalisierte Zusammensetzung von Nationalmannschaften. Nämlich aus Spielern, die nicht unbedingt bei einem Club in ihrem Heimatland unter Vertrag stehen.

Normalerweise ist dies kein Problem, selbst dann nicht, wenn auf diese Weise ein Nationalspieler quasi gegen sein Arbeitgeberland antreten muss. Bei der WM 2002 in Japan und Südkorea allerdings zeigte sich, wie sehr der gesellschaftliche Status von Fußball manchmal extreme Blüten treiben kann.

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Damals spielte der Südkoreaner Ahn Jung-Hwan natürlich in der Nationalmannschaft seines Heimatlandes. Gleichzeitig stand er jedoch in Italien bei AC Perugia Calcio unter Vertrag. Das wurde ihm zum Verhängnis. Bei der damaligen WM galt noch das Prinzip des Golden Goal. Wer also in der Verlängerung das erste Tor schoss, gewann das Spiel.

Im Achtelfinale trafen Italien und Südkorea aufeinander. Lange Zeit stand es 1:1, es kam zur Verlängerung – bei der ausgerechnet Ahn Jung-Hwan das Tor traf. Südkorea stand dadurch im Viertelfinale, Italien wurde aus dem Cup geworfen. Schon bei der WM 1966 war Italien (damals allerdings von Nordkorea) aus dem Turnier geworfen worden. 2000 war die Wut auf den ersten in Italien unter Vertrag stehenden Spieler von der koreanischen Halbinsel groß.

So groß, dass Ahn Jung-Hwan einen Tag später von Perugia < href="https://www.faz.net/aktuell/sport/italiens-aus-und-die-folgen-ciao-signor-ahn-159021.html">seinen dafür anstehenden Vertrag nicht verlängert bekam. Der Eigentümer war der Meinung, er könne keinen Spieler bezahlen, der den italienischen Fußball ruiniert habe.