Zweite Schlacht um Zürich

Zweite Schlacht bei Zürich

Die Zweite Schlacht bei Zürich, Bild von François Bouchot
Datum25. bis 26. September 1799
OrtZürich
AusgangFranzösischer Sieg
Konfliktparteien

Frankreich 1804 Frankreich
Helvetische Republik Helvetische Republik

Russisches Kaiserreich 1721 Russland
Habsburgermonarchie Österreich

Befehlshaber

Frankreich 1804 André Masséna

Russisches Kaiserreich 1721 Alexander Rimski-Korsakow
Osterreich Kaisertum Friedrich von Hotze

Truppenstärke
75'00060'000
Verluste

3000 Tote oder Verwundete

7000 Tote oder Verwundete
6000 Gefangene

Die Zweite Schlacht bei Zürich fand am 25. und 26. September 1799 in Zürich während des Zweiten Koalitionskrieges statt. Sie konnte den Stillstand, der aus der Ersten Schlacht bei Zürich drei Monate zuvor resultierte, zugunsten der Franzosen brechen.

Vorgeschichte

Nach der Ersten Schlacht bei Zürich war die Alte Eidgenossenschaft zwischen den Franzosen und den Österreichern aufgeteilt. Die Fronten verliefen auf einer Linie Unterlauf der Aare-Limmat-Albiskette-Urnersee. Am 14. August 1799 traf eine russische Armee unter General Alexander Rimski-Korsakow in Schaffhausen ein. Erzherzog Karl, der Bruder des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches, Franz II., wollte mit Rimski-Korsakow zusammen die Franzosen unter General André Masséna in der Zentralschweiz einkesseln. In der Nacht vom 16. auf den 17. August sollten sich 20'000 Infanteristen und 1600 Kosaken unter Rimski-Korsakow mit den 23'000 Infanteristen und 6000 Kavalleristen von Erzherzog Karl bei Oberendingen treffen.

Masséna bereitete einen Angriff auf die österreichischen Stellungen in den Alpen vor. Den Hauptangriff leitete General Lecourbe, der am 16. August den Gotthard- und den Oberalppass eroberte. Zur Ablenkung hatten die Franzosen am 14. August um 5 Uhr früh das Lager der Husaren im Sihlfeld bei Zürich angegriffen.

Am 16. August scheiterte der Angriff von Erzherzog Karl und Rimski-Korsakow auf die Franzosen, weil die Pontonbrücken über die Aare bei Döttingen nicht fertig eingebaut werden konnten. Erzherzog Karl und Rimski-Korsakow planten keine weiteren gemeinsamen Aktionen. Die Koalition drohte zu zerbrechen. Ein politischer Kompromiss bestand darin, den Kampf in der Eidgenossenschaft dem russischen General Rimski-Korsakow und dem Schweizer in österreichischen Diensten, Generalfeldmarschall Friedrich von Hotze, zu übertragen und Erzherzog Karl in Süddeutschland einzusetzen.

Ausgangslage

Am 22. August einigten sich Rimski-Korsakow und Hotze darauf, dass Rimski-Korsakow mit 22.000 Mann die Linie Unterlauf der Aare-Limmat-Zürich-Meilen und Hotze mit rund 20'000 Mann die Linie Männedorf-Obersee-Linth-Glarnerland besetzen sollten. Am 28. August verliess das Gros der Truppen Erzherzog Karls die Schweiz und Rimski-Korsakow kam nach Zürich.

Masséna wollte die Umgruppierungen zwischen Österreichern und Russen ausnützen. Bei Vogelsang/Stilli wollte er am 30. August die Aare überschreiten, dem Feind nachstossen und ihn in Zürich einschliessen. Der Flussübergang misslang, und Masséna plante nun einen Flussübergang bei Dietikon mit anschliessendem Angriff auf Rimski-Korsakow in Zürich.

Am 25. August erhielt der russische Feldmarschall Alexander Wassiljewitsch Suworow in Oberitalien den Befehl, die Koalitionstruppen in der Schweiz zu verstärken. Seine Truppen zogen erst am 8. September los.

Am 19. September gab Masséna seinen Divisionskommandanten den Plan bekannt, mit der Division Lorge bei Dietikon über die Limmat zu setzen und Rimski-Korsakow in Zürich anzugreifen. Parallel dazu sollte die Division Soult zwischen Obersee und Walensee über die Linth Hotze angreifen. Es ging darum, Rimski-Korsakow und Hotze zu schlagen, bevor die Verstärkung durch Suworow eingreifen konnte. Brigadekommandant Dedon meldete, dass die Boote für das Übersetzen bis auf die noch auszubauende Kriegsbrücke von Rottenschwil vorhanden seien.

Russische Truppen versuchen am 25. September 1799, an der Teufelsbrücke durchzubrechen

Nach dem verspäteten Abstieg Suworows vom Gotthardpass konnten die nötigen Verstärkungen nicht mehr rechtzeitig Zürich erreichen. Der angestrebte gemeinsame Kampf von Rimski-Korsakow, Hotze und Suworow war nicht mehr möglich, führte aber dazu, dass Masséna bei Zürich den französischen Angriff vom 26. auf den 25. September vorverlegte.

Verlauf

Karte zur Schlacht bei Zürich mit den Truppenaufstellungen von 1857[1]
Gedenkstein zum Brückenschlag vom 25. September 1799 an der Limmat bei Dietikon
Orientierungstafel zum Brückenschlag

Den Auftakt zur zweiten Schlacht von Zürich bildete der gelungene Flussübergang von Dietikon über die Limmat nach Unterengstringen am 25. September 1799. Seit Juni hatten die Franzosen Boote von verschiedenen Gewässern herbeigeschafft. Am Abend des 24. September trugen sie die Infanteristen der Division Lorge in aller Stille in die Nähe des Flusses. In der Nacht vom 23. zum 24. September waren die Pontons in Rottenschwil aus der Reuss ausgebaut und über den Mutschellen nach Dietikon gebracht worden. Massénas Truppenkonzentration um Dietikon mit mehr als 8000 Mann der Division Lorge und einer Artillerie mit 26 Geschützen standen auf der anderen Seite der Limmat zwischen Würenlos und Wipkingen nur 2600 Russen unter General Markow gegenüber, darunter 1.100 Mann unter Markow selber im Raum Oetwil-Würenlos, 290 Mann und 2 Geschütze des Kosakenregiments Misinow zwischen der Anhöhe beim Kloster Fahr und dem Hardwald, 220 Mann des Grenadierbataillons Treublut am Westrand des Hardwaldes und vier Schwadronen Dragoner mit 550 Mann unter Generalmajor Schepeleff bei Wipkingen.

Am 25. September um 04:45 Uhr leitete die Übersetzaktion des ersten Bataillons der Brigade Gazan den Angriff ein. In 37 Booten setzten rund 600 Mann über die Limmat und bildeten den Brückenkopf. Die Überfahrt der Boote alarmierte die schwache russische Vorpostenkette in der Nähe der Limmat. Die Limmat holte damals in weitem Bogen nach Süden aus, was der Artillerie Massénas ermöglichte, von beiden Seiten des Flussbogens auf die Landestelle und in die Tiefe des späteren Brückenkopfes zu feuern. 25 Kugeln trafen ab 5 Uhr auch verschiedene Gebäude des Klosters Fahr.

Auf 5 Uhr war der Beginn für den Einbau der Pontonbrücke befohlen. Unterdessen setzten die Franzosen ein zweites Bataillon der Brigade Gazan über die Limmat. Dann setzte die Brigade Bontemps über die Limmat.

Um 6 Uhr erreichten die französischen Vorhuten das Kloster Fahr und plünderten es. Um 07:30 Uhr war die Pontonbrücke eingebaut. Darüber marschierten die Brigade Quétard, die Artillerie und die Kavallerie. Um 9 Uhr befand sich die ganze Division Lorge mit 8000 Mann samt 26 Geschützen auf der rechten Seite der Limmat. Weitere Verstärkungen überquerten die Pontonbrücke. Die vom Artilleriebeschuss geschwächten, im Hardwald, auf der Höhe von Glanzenberg und ob dem Kloster Fahr kämpfenden Russen wurden vernichtend geschlagen. Den Oberbefehl über die französischen Truppen auf dem rechten Limmatufer hatte Generalstabschef Oudinot, der mit 15'000 Mann über Engstringen und Höngg gegen Zürich vorrückte. Masséna führte selber mit der Brigade Klein einen erfolgreichen Gegenangriff auf die aus dem Sihlfeld gegen die Waldegg vorrückenden Russen.

Der Flussübergang war gelungen, weil die Russen auf ihrem Frontabschnitt zu schwach waren und weil sie durch Scheinangriffe der Division Ménard bei Vogelsang/Stilli sowie durch die Division Mortier bei Wollishofen über die Hauptstossrichtung bei Dietikon getäuscht worden waren. Der Abschnittskommandant der Russen im Raum Oetwil-Würenlos, Generalmajor Markow, war gleich zu Angriffsbeginn verwundet und gefangen worden. Sein Vorgesetzter, Generalleutnant Durassow, der am Unterlauf der Aare und an der Limmat zuständig war, befasste sich zu lang mit den Scheinangriffen bei Vogelsang/Stilli und merkte zu spät, dass die Franzosen die Verbindungsstrassen nach Zürich zu Rimski-Korsakow gesperrt hatten. So gelang es Oudinot, rasch gegen Höngg und auf den Zürichberg vorzustossen. Es kam zu verlustreichen Kämpfen im Raum Milchbuck.

Der Angriff der Division Soult über die Linth zwischen Obersee und Walensee führte zum Rückzug der Österreicher über den Rickenpass. Am 26. September erhielt Rimski-Korsakow die Nachricht vom Tod von Hotze, der beim morgendlichen Rekognoszieren bei Schänis von französischen Plänklern vom Pferd geschossen worden war. Rimski-Korsakow drohte jetzt die Einkesselung in Zürich. Er versuchte, den Übergang über den Milchbuck Richtung Winterthur freizukämpfen, mit einem verzweifelten Angriff gelang es den Russen sich aus der Umzingelung zu befreien. Allerdings verlor Rimski-Korsakow einen grossen Teil seiner Truppen, der Ausrüstung und Vorräte. Die Verluste der Franzosen in der zweiten Schlacht bei Zürich lagen bei rund 6000 Mann, jene der Koalition bei 3000 Mann und 8000 Gefangenen.

Folgen

Die Franzosen hatten die Reste der Zweiten Koalition aus dem Gebiet der Eidgenossenschaft vertrieben. Die Russen hatten ihren Nimbus der Unschlagbarkeit verloren. Suworow sah sich am 25. September vor der Schöllenenschlucht aufgehalten, in Altdorf erkannte Suworow, dass ein Weitermarsch nach Schwyz entlang des Vierwaldstättersees nicht möglich war. Die Nachricht der Niederlage Rimski-Korsakows vor Zürich und eine Konzentration französischer Truppen am Urnersee zwangen die Russen über den Kinzigpass (Chinzig Chulm) zum Rückzug durch das Muotatal. In der Schlacht im Muotatal besiegte Suworow allerdings die angreifenden Franzosen und schlug sie in die Flucht. Am 1. Oktober brachen die Russen über den Pragelpass nach Elm in Glarus durch. Am 6. und 7. Oktober zogen sich die Russen über den Panixerpass durch das Rheintal aus Helvetien zurück. Über den St. Luzisteig konnte Suworow etwa 15'000 Mann seiner Armee nach Österreich retten. Nach dem französischen Sieg zog sich Russland aus der Zweiten Koalition zurück. Das Gebiet der Alten Eidgenossenschaft stand unter französischer Kontrolle.

Die Franzosen hatten ihr Vorfeld um das Gebiet der Eidgenossenschaft erweitert und günstige Voraussetzungen für den Angriff auf Österreich geschaffen. Unter Androhung der Freigabe zur Plünderung requirierte Masséna enorme Mengen an Lebensmitteln, Vieh und Futter sowie an Soldaten und Geld. In den vom Krieg betroffenen Gebieten herrschten Mangel und Elend. Der Zweite Koalitionskrieg hatte die Helvetische Republik stark geschwächt. Der verlorene Rückhalt in der Bevölkerung führte 1803 zur Mediationsakte.

Auf dem Zürichberg erinnern ein kurzer Waldweg und ein Denkmal an Masséna und die Franzosen. Beim Denkmal im Wald sind auch beide Schlachten von Zürich kurz beschrieben. Am Arc de Triomphe in Paris sind die Namen von Dietikon und Muotathal eingemeisselt. In der Schöllenenschlucht steht ein Denkmal für den Alpenübergang der Russen unter Suworow. Auf dem Plateau ob dem Kloster Fahr erinnert ein Gedenkstein an die dort gefallenen Kosaken. Jedes Jahr dankt das Kloster Fahr mit einer Messe dafür, dass die Klosterfrauen an Leib und Leben verschont geblieben sind. Zwischen Burgwies und Balgrist in Zürich erinnert der Russenweg an die Flucht des Trosses von Rimski-Korsakow.

Literatur

  • Max Trachsler: Als die Kaiserlichen über die Glattbrücke zogen, Heimatbuch Dübendorf 1981.
  • Hans Nabholz: Die Schweiz unter Fremdherrschaft, Schweizer Kriegsgeschichte Heft 8, Oberkriegskommissariat, Bern 1921.
  • Oberst Miliutin: Geschichte des Krieges Russlands mit Frankreich unter der Regierung Pauls I. im Jahre 1799, Band IV, München 1857.
  • Hans Glarner: Zollikon – ein Kriegsschauplatz im Zweiten Koalitionskrieg, Zolliker Jahrheft, Gemeinde Zollikon 1988.
  • Hans Rudolf Fuhrer: Die beiden Schlachten von Zürich 1799. Au 1995.
  • Robert Müller: Der Übergang der Franzosen über die Limmat am 25. September 1799, Neujahrsblatt der Gemeinde Dietikon 1952.
  • Anton von Tillier: Geschichte der Helvetischen Republik, Chr. Fischer, Bern 1843
  • General Henry Dufour: La Guerre en Suisse, Librairie Militaire, Bern 1881.
  • Oberstlt i Gst F. Becker: Die erste Schlacht bei Zürich, Verlag F. Schulthess, Zürich 1899.
  • Walter Mathys: Bau der Befestigungsanlagen für die Schlachten um Zürich, Turicum, Zürich 1974.
  • Alfred Ritter von Vivenot: Korsakow an der Schlacht bei Zürich, Verlag Wilhelm Braumüller, Wien 1869.
  • Hans Rudolf Fuhrer und Jacques Meier: Die beiden Schlachten von Zürich 1799 im europäischen Rahmen / Die Beschiessung und Plünderung des Klosters Fahr am 25. September 1799, Gemeinde Unterengstringen 1999.
  • Paul Rütsche: Der Kanton Zürich zur Zeit der Helvetik, Faesi + Beer, Zürich 1900.
  • Conrad Escher, Rudolf Wachter: Chronik der Gemeinde Wipkingen. Zürich 1910.

Weblinks

Anmerkungen

  1. Geschichte des Krieges Russlands mit Frankreich, Beilage 42

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↑ Civil flag or Landesfarben of the Habsburg monarchy (1700-1806)
↑ Merchant ensign of the Habsburg monarchy (from 1730 to 1750)
↑ Flag of the Austrian Empire (1804-1867)
↑ Civil flag used in Cisleithania part of Austria-Hungary (1867-1918)
House colours of the House of Habsburg
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Teufelsbrücken in der Schöllenenschlucht; Uri, Schweiz.

Bei der Teufelsbrücke in der Schöllenen erinnert eine Gedenktafel und ein Wandbild an die Franzosen, die in der Schlacht um die Teufelsbrücke im Zweiten Koalitionskrieg gegen die Russen ihr Leben verloren haben.

Das Bild zeigt den Angriff der Russen am 25. September 1799 von links auf der von den Franzosen teilweise zerstörten Brücke[1]. Kopie von Peter Posner, 1993. Das Originalbild (1898) von Johann Baptist Seele hängt in der Staatsgalerie Stuttgart.
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