Wolfgang Waldstein

Wolfgang Waldstein (* 27. August 1928 in Hangö, Finnland) ist ein österreichischer Rechtshistoriker.

Leben

Wolfgang Waldsteins Vater Ludwig war Pianist. Er verließ Sankt Petersburg infolge der Russischen Revolution und ließ sich zunächst in Finnland nieder. Nach Ausbruch des sowjetisch-finnischen Winterkriegs 1939 emigrierte er nach Österreich und trat eine Stelle als Professor für Klavier am Mozarteum in Salzburg an.

Wolfgang Waldstein studierte nach der Matura Rechtswissenschaften und erlangte die Promotion. 1963 wurde er an der Universität Innsbruck habilitiert. 1964 wurde er außerordentlicher Universitätsprofessor für Römisches Recht an der Universität Innsbruck. Von 1965 bis zu seiner Emeritierung 1992 lehrte er als ordentlicher Professor Römisches Recht und Rechtsphilosophie an der Universität Salzburg, deren Rektor er von 1968 bis 1969 war. Von 1996 bis 1998 war er Ordinarius an der Zivilrechtlichen Fakultät der Päpstlichen Lateranuniversität. Er lehrte zudem Kirchenrecht an der Gustav-Siewerth-Akademie.

Unter Rechtshistorikern und Studenten ist er bekannt als langjähriger Bearbeiter und Herausgeber des „Dulckeit/Schwarz/Waldstein“, eines Standardwerks zur römischen Rechtsgeschichte. Waldstein ist sehr bemüht um eine Wiederbelebung des Naturrechts und publizierte einige Schriften über das Recht auf Leben. Sein Buch Ins Herz geschrieben wurde vom damaligen Papst Benedikt XVI. in dessen Bundestagsrede 2011 mehrfach zitiert.[1]

1976 war er maßgeblich an der „Aktion zur Erhaltung der tridentinischen Messe“ beteiligt und hat auch den ganzen Vorgang um die damalige Eingabe an die Österreichische Bischofskonferenz in der Dokumentation „Hirtensorge und Liturgiereform“ veröffentlicht. Er ist seit 2007 Ehrenvorsitzender der Laienvereinigung Pro Missa Tridentina.[2] Als Unterstützer der Lebensrechtsbewegung engagiert er sich in mehreren Vereinigungen gegen Abtreibungen und gehört unter anderem der Juristenvereinigung Lebensrecht e. V. an, die für die Strafverfolgung des Schwangerschaftsabbruchs eintrat.[3]

Seit dem 31. Mai 1994 war Waldstein Mitglied der Päpstlichen Akademie für das Leben und seit 1999 Mitglied des Leitungsrates dieser Akademie. Mit der Verjüngung und Neuorganisation der Akademie im Rahmen der Kurienreform 2016, welche die Dominanz des Opus Dei in der Einrichtung beendete, schied er aus der Akademie aus, ohne die nach der ursprünglichen Satzung mit Vollendung des 80. Lebensjahrs automatisch verliehene Ehrenmitgliedschaft behalten zu können. Waldstein wird seit den 1980er Jahren häufig als bekanntes österreichisches Opus-Dei-Mitglied genannt.[3][4] Er selbst berichtet in seinen Erinnerungen nur von einer Tochter, die Vollmitglied dieser Organisation sei.[5]

Wolfgang Waldstein ist katholisch, verwitwet und Vater mehrerer Kinder. Hobbymäßig ist er als freier Holzbildhauer tätig. Er ist der Vater des Theologen Michael Waldstein.

Ehrungen

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Untersuchungen zum römischen Begnadigungsrecht: Abolitio, indulgentia, venia. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 1964 (= Habilitationsschrift).
  • Das Menschenrecht zum Leben. Beiträge zu Fragen des Schutzes menschlichen Lebens. Duncker & Humblot, Berlin 1982, ISBN 3-428-05175-0.
  • Operae libertorum. Untersuchung zur Dienstpflicht freigelassener Sklaven. Steiner, Stuttgart 1986, ISBN 3-515-04699-2.
  • Neueste Erkenntnisse über das Turiner Grabtuch. Auch Atomforschung erweist Echtheit. Christiana, Stein am Rhein 2000, ISBN 3-7171-1029-2.
  • Ins Herz geschrieben. Das Naturrecht als Fundament einer menschlichen Gesellschaft. Sankt Ulrich, Augsburg 2010, ISBN 978-3-86744-137-7.
  • Mein Leben. Erinnerungen. Media Maria, Illertissen 2013, ISBN 978-3-9815943-4-8.
  • Hirntod – Organspende. Regina Breul im Gespräch mit Wolfgang Waldstein. Media Maria, Illertissen 2013, ISBN 978-3-9815943-5-5.
  • Naturrecht im römischen Recht und in der europäischen Rechtsentwicklung. In: Civitas. Zeitschrift für das christliche Gemeinwesen. Sonderheft 6: Naturrecht und Menschenrecht. Sarto, Bobingen 2015.

Literatur

  • Martin Josef Schermaier, Zoltán Végh (Hrsg.): Ars boni et aequi. Festschrift für Wolfgang Waldstein zum 65. Geburtstag. Steiner, Stuttgart 1993, ISBN 3-515-06022-7.
  • Alexander Pinwinkler: Die „Gründergeneration“ der Universität Salzburg. Biographien, Netzwerke, Berufungspolitik, 1960–1975. Böhlau, Wien/Köln/Weimar 2020, ISBN 978-3-205-20937-9 (zu Waldstein besonders: S. 52–66, 210–220).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ansprache von Papst Benedikt XVI., Berliner Reichstagsgebäude, 22. September 2011, abgerufen auf der Internetseite des Vatikans am 24. Februar 2019.
  2. Vorstand (mit Bild), Homepage von Pro Missa Tridentina, abgerufen am 24. Februar 2019.
  3. a b Brigitte Schliermann: Die katholische Kirche und katholische Organisationen. In: Mechthild Bock, Theresia Degener, Barbara Ritter, Helga Satzinger u. a. (Autorinnen); Frauen gegen den § 218 – Bundesweite Koordination (Hrsg.): Vorsicht Lebensschützer. Die Macht der organisierten Abtreibungsgegner. Konkret-Literatur-Verlag, Hamburg 1991, ISBN 978-3-8945-8107-7, S. 11–35, hier: S. 31.
  4. Küng und das österreichische Opus Dei. In: Der Standard, 1. Juni 2006, abgerufen im Februar 2019.
  5. Wolfgang Waldstein: Mein Leben. Erinnerungen. Media Maria Verlag, Illertissen 2013, S. XX.
  6. AAS 91 (1999), n. 10, p. 1016.
  7. Wolfgang Waldstein. Katholische Péter-Pázmány-Universität, abgerufen am 25. Februar 2018 (ungarisch).

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Das neue Universitätslogo seit 2020. Als Konstante wurde die grüne „Brücke“ übernommen und in einem satteren Grün dargestellt. Die Farbe könnte als Assoziation zu Salzburgs tiefgrüner Natur verstanden werden. Aus dem Siegel der Universität Salzburg wurde der Wappenlöwe von Paris Lodron verwendet und in modernem Design präsentiert. Er ist nun signifikantes Element und zentraler Bestandteil des Logos. Der Löwe ist nach rechts gewandt da diese Blickrichtung einem Vorwärtsschauen entspricht. Eine Besonderheit ist seine runde Form, die durch einen darüber geführten Kreis verstärkt wird und den Konnex zum Universitätssiegel herstellt. Unverwechselbares Merkmal des Paris Lodron-Löwens ist der „Brezelschweif“, der auch als Symbol für eine innige Verbindung interpretiert werden kann. Der Schriftzug „Universität Salzburg“ wurde mit dem Namen des Universitätsgründers Paris Lodron ergänzt und lautet nun „Paris Lodron Universität Salzburg“. Durch die Hervorhebung der jeweils ersten Buchstaben dieses Schriftzuges, ergibt sich die Kurzform PLUS, welche damit als zweites Element der Marke PLUS verankert wird.