Wolfgang Franz (Volkswirt)

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Wolfgang Franz (2000)

Wolfgang Franz (* 7. Januar 1944 in Nassau) ist ein deutscher Volkswirt. Von 1997 bis 2013 war er Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung. Von 1994 bis 1999 sowie von 2003 bis 2013 gehörte er zudem dem Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung („Rat der Wirtschaftsweisen“) an und war von 2009 bis 2013 dessen Vorsitzender.

Leben

Wolfgang Franz studierte an der Universität Mannheim Volkswirtschaftslehre und wurde dort 1974 mit einer Arbeit über Arbeitsmarktanalysen ( Ein makroökonometrisches Vierteljahresmodell des Arbeitsmarktes der Bundesrepublik Deutschland, 1960-1971) promoviert.[1] Es folgten ein zweijähriger Aufenthalt an der Harvard University und am National Bureau of Economic Research in den USA. 1981 habilitierte er sich mit einer Arbeit über Jugendarbeitslosigkeit. An der Universität Mannheim war Franz Schüler von Heinz König.

Anschließend nahm er einen Ruf an die Universität Mainz an und wechselte 1984 an die Universität Stuttgart. 1989 folgte er einem Ruf an die Universität Konstanz. Von 1997 bis 2013 war er Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim und Inhaber eines Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre an der Universität Mannheim.[2]

Franz war im Jahr 2011 Mitglied im Aufsichtsrat der EnBW Energie Baden-Württemberg und war dort im Prüfungsausschuss.[3][4]

Wirken

Wolfgang Franz ist Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften und seit 1998 der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina.[5] Von 2003 bis 2013 war er aufgrund einer Empfehlung der Arbeitgeberverbände Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (Wirtschaftsweise), dem er bereits von 1994 bis 1999 auf Empfehlung der Gewerkschaften angehörte. Im März 2009 wurde er für 3 Jahre als Vorsitzender des Sachverständigenrates gewählt und im Februar 2012 für eine weitere Amtsperiode wiedergewählt.[6][7] Des Weiteren ist er Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Ministeriums für Wirtschaft und Arbeit. Wolfgang Franz war außerdem bis März 2009 Mitglied im Kronberger Kreis, dem wissenschaftlichen Beirat der Stiftung Marktwirtschaft. Er war Hauptgutachter für Wirtschaftswissenschaften bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft und ist Mitherausgeber mehrerer wirtschaftswissenschaftlicher Zeitschriften. Seine Hauptarbeitsgebiete sind die makroökonomische Volkswirtschaftslehre, die Arbeitsmarktforschung und die empirische Wirtschaftsforschung. Zu diesen Themen hat er zahlreiche Bücher und wissenschaftliche Aufsätze publiziert.

Im Januar 2010 erläuterte Franz in einem Interview mit der Zeitung Die Welt seine Vorstellungen von einer Reform des Arbeitslosengeld II („Hartz 4“). Kernpunkt ist eine Kürzung des Regelsatzes für Hartz-IV-Empfänger um 30 % auf 251 Euro monatlich, die durch eine Verbesserung der Hinzuverdienstmöglichkeiten (Absenkung der Transferentzugsrate von 80 % auf 50 %) ausgeglichen werden soll. Sind auf dem regulären Arbeitsmarkt zu wenige Stellen verfügbar, sollen Kommunen oder Wohlfahrtsverbände neue, staatlich geförderte Arbeitsplätze zur Verfügung stellen,[8] die dann im Rahmen der Zumutbarkeit auch angenommen werden müssen. Das Konzept wurde bereits 2006 in einer Expertise des Sachverständigenrates empfohlen.[9] Vertreter der Partei Die Grünen und von Sozialverbänden kritisierten die Vorschläge.[10][11][12]

Ehrungen und Auszeichnungen

Werke

  • Wolfgang Franz: Arbeitsmarktökonomik. 8. Auflage. Springer, Berlin u. a. 2013, ISBN 978-3-642-02353-8.
  • Arbeitsverträge. In: Wolfgang Franz, H. J. Ramser, M. Stadler (Hrsg.): Wirtschaftswissenschaftliches Seminar Ottobeuren. Band 37. Mohr Siebeck, Tübingen 2008, ISBN 978-3-16-149793-3.
  • mit Otto Schlecht, Werner Tegtmeier: Der Europäische Beschäftigungspakt – Chance oder Illusion? Sinus Verlag, Krefeld 2000, ISBN 978-3-88289-415-8.
  • Wolfgang Franz: Der Arbeitsmarkt. Eine ökonomische Analyse. In: Meyers Forum. Band 17. BI-Taschenbuchverlag, Mannheim u. a. 1993, ISBN 3-411-10321-3.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Franz im Mathematics Genealogy Project (englisch) Vorlage:MathGenealogyProject/Wartung/id verwendet
  2. Fuest wird 2013 neuer ZEW-Chef. In: Handelsblatt, 27. Januar 2012
  3. Ausschüsse (Memento des Originals vom 26. Dezember 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.enbw.com EnBW; abgerufen 29. März 2011
  4. handelsblatt.com
  5. Mitgliedseintrag von Wolfgang Franz (mit Bild und CV) bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 6. Juli 2016.
  6. Berufungen und neuer Vorsitzender (Pressemitteilung des Sachverständigenrats). (PDF) (Nicht mehr online verfügbar.) Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, archiviert vom Original am 19. März 2009; abgerufen am 2. Februar 2010.
  7. Wiederwahl von Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Franz zum Vorsitzenden (Pressemitteilung des Sachverständigenrats). (PDF; 35 kB) Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, abgerufen am 17. Februar 2012.
  8. Wirtschaftsweiser: „Alle Bezieher von Hartz IV sollen dafür arbeiten“. Welt Online, abgerufen am 2. Februar 2010.
  9. Arbeitslosengeld II reformieren: Ein zielgerichtetes Kombilohnmodell. Expertise im Auftrag des Bundesministers für Wirtschaft und Technologie. (PDF) (Nicht mehr online verfügbar.) Sachverständigenrat, archiviert vom Original am 20. März 2009; abgerufen am 2. Februar 2010.
  10. Wirtschaftsweiser: „Alle Bezieher von Hartz IV sollen dafür arbeiten“. Welt Online, abgerufen am 2. Februar 2010.
  11. Kritik an Wachstumsbeschleunigungsgesetz. Wirtschaftsweiser will Hartz IV um 30 Prozent kürzen. (Nicht mehr online verfügbar.) Rheinische Post Online, archiviert vom Original am 24. Dezember 2009; abgerufen am 2. Februar 2010.
  12. Wirtschaftsweiser fordert: Arbeitszwang für Hartz-IV-Empfänger! Bild.de, abgerufen am 2. Februar 2010.
  13. Gustav-Stolper-Preis, abgerufen am 11. September 2017.
  14. In großer Verbundenheit: Prof. Dr. Wolfgang Franz erhielt die Verdienstmedaille der Universität Konstanz beim Informationsdienst Wissenschaft (idw-online.de); abgerufen am 19. Dezember 2012
  15. Kretschmann ehrt scheidenden ZEW-Chef. In: Mannheimer Morgen, 28. Februar 2013

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