Wilhelm Ludwig Hertz

Wilhelm Ludwig Hertz (* 26. Juni 1822 in Hamburg; † 5. Juni 1901 in Berlin) war ein Berliner Buchhändler und Verleger.

Leben

Ehrengrab, Großgörschenstraße 12, in Berlin-Schöneberg

Als Sohn des jüdischen Apothekers Johann Jakob Hertz (1788–1867) und der Bankierstochter Marianne[A 1] geb. Wolff (1792–1844), besuchte er das Friedrich-Werdersche Gymnasium in Berlin und wollte eigentlich Maler werden. Stattdessen ging er 1840 bei Stange in Berlin und daraufhin bei Friedrich Johannes Frommann in Jena als Buchhändler in die Lehre. 1844 arbeitete er bei Perthes, Besser & Mauke[A 2] in Hamburg als Gehilfe. 1847 heiratete Wilhelm Hertz in Hamburg seine Cousine Fanny (* 1826; † 1913) und kaufte im selben Jahr die Bessersche Buchhandlung[A 3] in Berlin. 1848 wurde der Sohn Hans Adolf geboren.

In den folgenden Jahrzehnten verlegte Wilhelm Hertz – neben wissenschaftlichen Werken – Theodor Fontane, Emanuel Geibel, Gottfried Keller, Julian Schmidt, Herman Grimm und seinen Freund Paul Heyse. Bei Wilhelm Hertz erschienen mehr als tausend Titel. Dazu nur ein Beispiel: 1893 kam im Verlag der – gemessen an Nachauflagen erfolgreiche – Ursley-Roman heraus. Das war die erste größere Prosaarbeit der 29-jährigen Ricarda Huch.

1879 stand Wilhelm Hertz dem Börsenverein der Deutschen Buchhändler Leipzig vor, nachdem er bereits seit 1854 im Vorstand tätig gewesen war.

1875 wurde der Sohn Hans Adolf Hertz Teilhaber der Besserschen Buchhandlung. Nachdem der Sohn 1895 verstorben war,[A 4] verkaufte Wilhelm Hertz an Cottas Nachfolger in Stuttgart.

Die letzte Ruhe fand Wilhelm Hertz auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof in Berlin-Schöneberg. Sein Grab ist seit 1984 als Ehrengrab der Stadt Berlin gewidmet.

Durch die Hochzeit seiner Tochter Emma Hertz im Jahr 1879 war er der Schwiegervater des Berliner Verlegers Fritz Springer. Der klassische Philologe Martin Hertz war sein Bruder.

Literatur

  • Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 3. Berlin/Eberswalde 1905, S. 431–33: Online-Version
  • Jürgen Kipp: Einhundert Jahre. Zur Geschichte eines Gebäudes 1913–2013. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2013, ISBN 978-3-8305-3226-2
  • Michael Davidis: Der Verlag von Wilhelm Hertz. Beiträge zu einer Geschichte der Literaturvermittlung im 19. Jahrhundert, insbesondere zur Verlagsgeschichte der Werke von Paul Heyse, Theodor Fontane und Gottfried Keller. Buchhändler Vereinigung, Frankfurt am Main 1982, ISBN 3-7657-1180-2
  • Chamisso-Gesellschaft: Adelbert von Chamisso
  • Bernhard Wendt: Hertz, Wilhelm Ludwig. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 8, Duncker & Humblot, Berlin 1969, ISBN 3-428-00189-3, S. 712 (Digitalisat).

Weblinks

Commons: Wilhelm Ludwig Hertz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Marianne Hertz – jüdische Ehefrau des jüdischen Apothekers Joseph Jacob Hertz (Kipp, S. 59, Kammergericht am Kleistpark).
  2. Perthes, Besser & Mauke war seit 1836 der Firmenname der Buchhandlung, die von den Erben Johann Heinrich Bessers betrieben wurde.
  3. Das ist die seit 1829 in Berlin präsente Buchhandlung des Verlegers und Antiquars G. Eichler, die 1837 von Wilhelm Besser (*1809; † 1848) übernommen wurde.
  4. Martin Hertz, der 1818 geborene Halbbruder von Wilhelm Hertz, verstarb ebenfalls 1895.

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