von der Heydt-Kulturpreis

Der von der Heydt-Kulturpreis (bis 2007 Eduard von der Heydt-Kulturpreis) ist der bedeutendste Kulturpreis der Stadt Wuppertal. Initiiert wurde er 1950 unter der Bezeichnung „Kulturpreis der Stadt Wuppertal“, 1957 wurde er in „Eduard von der Heydt-Kulturpreis der Stadt Wuppertal“ umbenannt. Er ist mit 12.500 Euro dotiert (anfangs 3000 D-Mark), zudem gibt es einen Förderpreis von 5000 Euro. Der Kulturpreis wird für Künstler in Anerkennung ihres Lebenswerks vergeben, insbesondere wenn sie mit Wuppertal und dem Bergischen Land verbunden sind. Anfänglich wurde er jährlich, seit 1989 alle zwei Jahre vergeben. Von 1950 bis 2010 wurden 100 Persönlichkeiten und Ensembles mit dem Kulturpreis ausgezeichnet.[1][2][3]

Geschichte

Kontroverse um die namengebende Person, Eduard von der Heydt

Im Jahr 2006 initiierte die Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft eine Diskussion über den Namensgeber Eduard von der Heydt, dem man enge persönliche und geschäftliche Beziehungen zum nationalsozialistischen System vorwarf. Von der Heydt sei ein aktiver Unterstützer des Regimes gewesen und habe die damalige Situation der Juden ausgenutzt, um deren Kunstschätze weit unter Preis in seinen Besitz zu bringen.

In den Vereinigten Staaten von Amerika gilt bis heute ein Bundesgesetz, das den gebürtigen Wuppertaler als „Feind der USA“ bezeichnet. Die Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft schlug vor, den städtischen Kulturpreis statt nach einem Unterstützer der Täter nach einem Opfer zu benennen, der Dichterin Else Lasker-Schüler, einer gebürtigen Wuppertalerin. Dieses Vorhaben scheiterte.

Oberbürgermeister Peter Jung und die damalige Kulturdezernentin Marlis Drevermann gaben eine Studie bei dem bei der Stadt angestellten Historiker Michael Knieriem in Auftrag. Dieser kam nach intensiven Nachforschungen zum Schluss, dass von der Heydt zwar ein Mitläufer gewesen sei, jedoch auch jüdischen Mitbürgern geholfen habe. Peter Jung setzte die Preisverleihung für 2007 erst einmal aus. Eine Ethik-Kommission, der unter anderen die früheren Oberbürgermeister Ursula Kraus und Hans Kremendahl angehörten, sollte sich mit dem künftigen Namen des Preises beschäftigen.[1] Sie schlug vor, den Preis in Zukunft „Von-der-Heydt“-Preis zu nennen.[4] Den Kompromiss akzeptierte die Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft als „kleinsten gemeinsamen Nenner“.

Aussetzung während der COVID-19-Pandemie

2020 wurde, während der COVID-19-Pandemie in Deutschland, die Verleihung des Von der Heydt-Kulturpreises und des Förderpreises der Stadt Wuppertal ausgesetzt; die Preise wurden nicht verliehen. Stattdessen wurden das Preisgeld und das Budget für seine Verleihung denjenigen zur Verfügung gestellt, die unverschuldet in existentielle Bedrängnis geraten sind. Darunter sind Künstlerinnen und Künstler, vor allem die freien Kulturschaffenden, die auf sich allein gestellten Selbstständigen und privatwirtschaftlichen Kultureinrichtungen, gemeint. Sie sind unverschuldet in eine existenzbedrohende wirtschaftliche Krise geraten und sind auf Mittel des Solidaritätsfonds angewiesen.[5]

Die Preisträger

JahrVerleihungstagKulturpreis
19502. Dezember 1950
  • Kulturpreis: Gerhard Nebel (1903–1974), Schriftsteller und Essayist
195119. Dezember 1951
195226. August 1952
195313. Dezember 1953
  • Kulturpreis: Ernst Bertram (1884–1957), Dichter und Schriftsteller
195424. Juli 1954
195512. Juli 1955
19561. Februar 1958
19571. Februar 1958
195824. Januar 1959
195916. Januar 1960
196013. Mai 1961
196112. Mai 1962
196212. Mai 1962
196321. März 1964
  • Kulturpreis: Willi Dirx (1917–2002), Holzschneider und Illustrator
196421. März 1964
196513. November 1965
  • Kulturpreis: Hanna Jordan (1921–2014), Bühnen- und Kostümbildnerin
196614. Januar 1967
196714. Januar 1967
196818. Januar 1969
196918. Januar 1969
197017. April 1971
197117. April 1971
197326. Mai 1973
197422. Februar 1975
  • Kulturpreis: Helmut Hirsch (1907–2009), Historiker und Publizist
19756. Februar 1976
19766. Februar 1976
  • Kulturpreis: Helmut Kahlhöfer (1914–1988), Kirchenmusiker
  • Förderpreis: Wolfgang Schmitz (1934–2017), Maler und Zeichner
197711. Februar 1978
197816. Dezember 1978
197925. August 1979
198022. November 1980
  • Kulturpreis: Hanns-Martin Schneidt (1930–2018), Generalmusikdirektor
  • Förderpreis: Dietrich Maus (* 1942), Maler
198111. Dezember 1981
198220. März 1982
19834. Februar 1984
198421. September 1984
198525. Januar 1985
  • Kulturpreis: Ursula von Reibnitz (1915–1990), Schauspielerin
  • Förderpreis: Graziella Drößler (* 1953), Malerin
198617. Mai 1987
198727. September 1987
  • Kulturpreis: Ulrich Leyendecker (1946–2018), Komponist
  • Förderpreis: Bettina Mauel (* 1959), Malerin
  • Förderpreis: Geerd Moritz (* 1947), Fotograf
198814. Januar 1989
  • Kulturpreis: Tony Cragg (* 1949), Bildhauer
  • Förderpreis: Ulrike Arnold (* 1950), Malerin
  • Förderpreis: St. Martens-Quartett, Musikensemble bestehend aus:
    • Dirk Hegemann (* 1969)
    • Rebecca Buntrock (* 1968)
    • Annette Fieguth (* 1970)
    • Manuel von der Nahmer (* 1970)
198918. Juni 1989
  • Kulturpreis: Wolfgang Köllmann (1925–1997), Sozial- und Wirtschaftshistoriker
  • Förderpreis: Renate Löbbecke (* 1946), Malerin
  • Förderpreis: Joachim Bischoff (1951–1990), Maler
199113. Juli 1991
  • Kulturpreis: Alice Schwarzer (* 1942), Feministin und Journalistin
  • Förderpreis: Andreas Junge (1959–2009), Maler
  • Förderpreis: Ulrich Zaum (* 1954), Dramatiker
199324. April 1993
199524. Februar 1996
  • Kulturpreis: Peter Gülke (* 1934), Generalmusikdirektor
  • Förderpreis: Johannes Busmann (* 1961), Verleger und Publizist
  • Förderpreis: Michael Müller (* 1962), Verleger und Publizist
199716. November 1997
  • Kulturpreis: Wolfgang Schmitz (1934–2017), Maler und Zeichner
  • Förderpreis: Nicole Aders (* 1967), Fotografin
19991. November 1999
200129. November 2001
20037. Dezember 2003[6]
  • Kulturpreis: Wolf Erlbruch (1948–2022), Grafik-Designer und Illustrator
  • Förderpreis: Tamara Grcic (* 1964), Kultur-Anthropolin und Fotografin
200523. Januar 2006[7]
2007Ausgesetzt wegen der Kontroverse um die Person Eduard von der Heydt
200811. Januar 2009[8]
201017. Januar 2011[9]
20122. Dezember 2012[10]
201423. November 2014[11]
  • Kulturpreis: Peter Pabst (* 1944), Bühnen- und Kostümbildner
  • Förderpreis: Medienprojekt Wuppertal, Jugendvideoarbeit
201630. Oktober 2016[12]
  • Kulturpreis: Bazon Brock (* 1936), Künstler und Kunsttheoretiker
  • Förderpreis: Roman Babik (* 1981), Jazz-Pianist
20184. November 2018[13]
  • Kulturpreis: Eugen Egner (* 1951), Autor, Zeichner und Musiker
  • Förderpreis: inklusives Theaterprojekt Glanzstoff, Der Verein hat er es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen mit Handicap die Möglichkeit zu geben, Kultur selbstbewusst und unter professionellen Bedingungen gemeinsam mit nicht-behinderten Menschen zu gestalten.
2020Ausgesetzt zugunsten der Kulturszene in der COVID-19-Pandemie
2022ausstehend[14]
  • Kulturpreis: Susanne Kessler (* 1955), Bildende Künstlerin
  • Förderpreis: Maria Basel (* 1990), Sängerin und Komponistin

Einzelnachweise

  1. a b Zweimal aussetzen? In: Wuppertaler Rundschau vom 23. April 2008.
  2. Michael Zeller und Barbara Buntrock bekommen den Von der Heydt-Preis Westdeutsche Zeitung vom 24. Oktober 2008.
  3. Von der Heydt-Preis: Turbulenzen zur Preisvergabe Westdeutsche Zeitung vom 24. Oktober 2008.
  4. Der Kulturpreis soll in Zukunft „Von der Heydt“-Preis heißen Westdeutsche Zeitung vom 25. April 2008
  5. Wuppertaler Rundschau: „EinTopf“: Fördersumme des Von der Heydt-Preises geht an freie Kulturszene. In: wuppertaler-rundschau.de. Wuppertaler Rundschau, abgerufen am 3. September 2020.
  6. Wuppertals Eduard von der Heydt-Kulturpreis geht an Illustrator Wolf Erlbruch@1@2Vorlage:Toter Link/www.wuppertal.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven.)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Pressemeldung der Stadt Wuppertal vom 21. Mai 2003
  7. Von der Heydt-Preis für Peter Brötzmann@1@2Vorlage:Toter Link/www.wuppertal.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven.)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Pressemeldung der Stadt Wuppertal vom 25. Januar 2006
  8. Von der Heydt-Preis 2008: Michael Zeller und Barbara Buntrock werden mit dem Kulturpreis der Stadt geehrt@1@2Vorlage:Toter Link/www.wuppertal.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven.)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Pressemeldung der Stadt Wuppertal vom 24. Oktober 2008
  9. Toshiyuki Kamioka erhält den Von-der-Heydt-Preis Westdeutsche Zeitung vom 1. Oktober 2010
  10. Ebenso locker wie tiefgründig: Kulturpreis für Anne Linsel Westdeutsche Zeitung (online) vom 2. Dezember 2012
  11. Peter Pabst erhält den Kulturpreis der Stadt Wuppertal Pressemeldung der Stadt Wuppertal vom 12. Mai 2014
  12. Stadt Wuppertal – Bazon Brock erhält den Kulturpreis der Stadt Wuppertal. (Nicht mehr online verfügbar.) In: wuppertal.de. Archiviert vom Original am 23. August 2016; abgerufen am 24. Juni 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wuppertal.de
  13. Eugen Egner mit Von der Heydt-Preis ausgezeichnet. In: wdr.de. WDR, abgerufen am 4. November 2018.
  14. Wuppertaler Rundschau: Jury hat getagt: Von der Heydt-Kulturpreis 2022 an Kessler und Basel. In: wuppertaler-rundschau.de. Wuppertaler Rundschau, 2022, abgerufen am 10. Juni 2022.

Literatur

  • Eduard von der Heydt Kulturpreis der Stadt Wuppertal 1950–2001, Wuppertal 2001, ISBN 3-00-008523-8
  • 30 Jahre Kulturpreis der Stadt Wuppertal / Eduard von der Heydt-Preis, Wuppertal 1980

Weblinks