Volkskrankheit

Als Volkskrankheiten werden laut Duden Krankheiten „von dauernder starker Verbreitung und Auswirkung in der gesamten Bevölkerung“ bezeichnet.[1] Es ist, ebenso wie „Zivilisationskrankheiten“ ein umgangssprachlicher und kein medizinischer Begriff.

Der Begriff Volkskrankheit wurde 1832 vom Medizinhistoriker Justus Friedrich Karl Hecker für mutmaßlich psychogene Epidemien des Mittelalters wie die Tanzwut verwendet.

1923 übersetzte der Würzburger Medizinhistoriker Georg Sticker den Hippokratischen Ausdruck Epidemien (έπιδημιών) als „Volkskrankheiten“.[2][3]

Heute werden meistens solche Krankheiten als Volkskrankheit bezeichnet, die aufgrund ihrer hohen Verbreitung volkswirtschaftliche Auswirkungen haben (Behandlungskosten, Arbeitsunfähigkeit, Frühberentung) und sozial ins Gewicht fallen, aber typischerweise nicht die (besonders häufigen und wirtschaftlich teuren) Infektionskrankheiten. Typische Volkskrankheiten in den Industrienationen sind Bluthochdruck und andere Herz-Kreislauf- und Nieren-Erkrankungen, Übergewicht, Arthrose und Diabetes Typ 2 (als Folge von Überernährung) sowie Rheuma und Krebserkrankungen (als Folge der längeren Lebenserwartung).

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Volkskrankheit. In: Duden. Abgerufen am 30. Dezember 2020.
  2. Vgl. Gerhard Baader, Rolf Winau (Hrsg.): Die hippokratischen Epidemien. Theorie – Praxis – Tradition. Verhandlungen des Ve Colloque International Hippocratique, veranstaltet von der Berliner Gesellschaft für Geschichte der Medizin in Verbindung mit dem Institut für Geschichte der Medizin der Freien Universität Berlin, 10.–15.9.1984 (= Sudhoffs Archiv. Beiheft 27). Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1984, ISBN 3-515-04559-7.
  3. Hippokrates: Der Volkskrankheiten erstes und drittes Buch (um das Jahr 434–430 v. Chr.). Aus dem Griechischen übersetzt, eingeleitet und erläutert von Georg Sticker. Johann Ambrosius Barth, Leipzig 1923 (= Klassiker der Medizin. Band 29); unveränderter Nachdruck: Zentralantiquariat der Deutschen Demokratischen Republik, Leipzig 1968.