UR-200

UR-200

Interkontinentalrakete UR-200
Interkontinentalrakete UR-200

Allgemeine Angaben
TypInterkontinentalrakete
Heimische Bezeichnung8K81
NATO-BezeichnungSS-X-10 Scrag, SS-10
HerkunftslandSowjetunion 1955 Sowjetunion
HerstellerNPO Maschinostrojenija
Entwicklung1961–1964[1]
EinsatzzeitProjekt 1964/1965 abgebrochen[1]
Technische Daten
Länge34,65 m
Durchmesser3.000 mm
Gefechtsgewicht136.000 kg (Startmasse)
Antrieb
Erste Stufe
Zweite Stufe

Flüssigkeitsraketentriebwerk (N2O4/UDMH)
Flüssigkeitsraketentriebwerk
Reichweite12.000–14.000 km
Dienstgipfelhöhe185 km
Ausstattung
LenkungInertiales Navigationssystem
Gefechtskopf1 Nukleargefechtskopf mit max. 5 Mt
ZünderProgrammierter Zünder
WaffenplattformenRampe
Listen zum Thema

Die UR-200 (russisch УР-200, GRAU-Index: 8K81; DIA-Code: SS-X-10 oder SS-10; NATO-Codename: Scrag) war eine Interkontinentalrakete, die in der Sowjetunion entwickelt und gebaut wurde. Die Waffe kam allerdings nicht über das Prototypenstadium hinaus und wurde von der silo-basierten R-36 ersetzt.[2] Die UR-200 gehört zur Familie der sogenannten „Universalraketen“ (russisch Универсальная ракета), die ein breiteres Einsatzspektrum abdecken sollen.

Entwicklungsgeschichte

Anfang der 1960er-Jahre sollten im Rahmen des sogenannten Fractional Orbital Bombardment System (kurz: FOBS) leistungsstarke Raketen für die Strategischen Raketentruppen der Sowjetunion konstruiert werden. Diese Raketen sollten einen Atomsprengkopf in einen niedrigen Erdorbit bringen können, wo dieser „geparkt“ werden kann und im Bedarfsfall abgebremst wird und dadurch Bodenziele getroffen werden können. Die Sprengköpfe herkömmlicher Interkontinentalraketen führen nach dem Ausbrennen der Trägerrakete eine Wurfparabel aus und sind somit vergleichsweise früh zu orten. Die Vorwarnzeit der FOBS-Waffen wäre hingegen deutlich geringer und hätte ein größeres Abschreckungspotential. Im Zuge der Systementwicklung entstanden drei Entwürfe von unterschiedlichen sowjetischen Konstruktionsbüros. Unter der Leitung von Michail Jangel wurde vom OKB-586 die R-36 konzipiert, Wladimir Tschelomei entwickelte die UR-200 und Sergei Koroljow arbeitete an einer Trägerrakete mit dem GRAU-Index 8K713.[1] Weiterhin sollte die UR-200 im Rahmen des Projektes Istrebitel Sputnikow (kurz IS, dt.: „Sputnik/Satelliten-Jäger“) auch als Antisatellitenwaffe fungieren, indem sie mit dem vorgegebenen Ziel auf eine gemeinsame Umlaufbahn gebracht werden sollte und nach ausreichender Annäherung dieses mithilfe eines Splittergefechtskopfes zerstören sollte.[2] Die Entwicklungsarbeiten an der UR-200 waren im Juli 1962 abgeschlossen und am 4. November 1963 erfolgte der erste Start. Bis zum 20. Oktober 1964 wurden insgesamt neun Teststarts durchgeführt, welche allesamt erfolgreich verliefen.[3] Nach Nikita Chruschtschows Entmachtung im Jahr 1964 schwand allerdings der politische Rückhalt für Tschelomeis Raketen-Projekt, das von Chruschtschow favorisiert wurde. Die Entscheidung fiel stattdessen auf Jangels R-36 und deren abgeleitete Orbitalversion R-36-O, nachdem Koroljows Entwurf ebenfalls nicht erfolgreich war. Eine weitere Entwicklung der UR-200 wurde abgebrochen.[1][2]

Technik

Eine RA-0207-Vernierdüse der zweiten Stufe

Die zweistufige Rakete hat ein Nutzlast von 2,7 bis 4,0 Tonnen, je nach Form der Raketenspitze. Die erste Stufe verfügte über vier Flüssigkeitsraketentriebwerke – je drei RD-0203 (GRAU-Index: 8D44) und eine RD-0204-Düse (GRAU-Index: 8D45). Die zweite Stufe umfasste neben dem Haupttriebwerk vier RA-0207-Vernierdüsen.

1. Stufe[1][2]2. Stufe[1][2]
Länge16,9 m12,9 m
Durchmesser3,0 m2,2 m
Trockengewicht6,6 t2,4 t
Betriebsgewicht107,5 t25,81 t
Schub2,235 MN612 kN
Spezifischer Impuls 3,11 kN·s/kg3,22 kN·s/kg
TreibstoffkombinationN2O4/UDMH

Literatur

  • JANE’S STRATEGIC WEAPON SYSTEMS Edition 2003 Jane’s Verlag.
  • Russian Strategic Nuclear Forces by Frank von Hippel, Pavel Podvig.
  • Landgestützte sowjetische/russische ballistische Lenkwaffen DTIG – Defense Threat Informations Group, Juli 2005.

Weblinks

Commons: UR-200 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f FAS.org: UR-200 / SS-X-10 SCRAG (englisch, abgerufen am 19. Januar 2021)
  2. a b c d e UR-200 in der Encyclopedia Astronautica (englisch, abgerufen am 19. Januar 2021)
  3. NPOmash: История АО ВПК - НПО машиностроения (russisch, abgerufen am 19. Januar 2021)

Auf dieser Seite verwendete Medien

Flag of the Soviet Union (1955-1980).svg
(c) I, Cmapm, CC BY-SA 3.0
The flag of the Soviet Union (1955-1991) using a darker shade of red.
Schematic of the flag as adopted in 1955.
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The flag of the Soviet Union (1955-1991) using a darker shade of red.
Schematic of the flag as adopted in 1955.
Side sketch of UR-200 ballistic missile.jpg
USA Code Name None

Nato Code Name: None Russian Designation: UR 200 Range: 12 000 Km Stages: 2 Fuel: Liquid - N2O4/UDMH Inservice: Never entered service

Notes: Competor for SS-9 , the designer fell from grace and the design was rejected.
Flag of the Ministry of Defence of the Russian Federation.svg
flag of the Ministry of Defence of the Russian Federation (Министерство обороны Российской Федерации). Colours are taken from the Flag of Russia.
Soviet UR-200 Rocket Engine (1963).jpg
Autor/Urheber: Steve Jurvetson, Lizenz: CC BY 2.0
Part of the space collection at work, a RA-0207 Vernier rocket engine from the second stage of UR-200 space rocket proposed as the launcher for the anti-satellite spacecraft.

At the beginning of the 1960s, Vladimir Chelomei, the head of the OKB-52 design bureau, proposed to Nikita Khrushchev to develop a series of the ‘versatile rockets’ or in Russian abbreviation,the UR series. Based on the each vehicle's expected liftoff mass, they received designations: UR-100, UR-200 and UR-500. In 1961, the Kremlin chose Chelomei's concept. Dubbed Istrebitel Sputnikov (for the "Satellite Destroyer"), the barrel-shaped spacecraft would sport 17 thrusters to make any conceivable maneuver in orbit. It would be supported by a complex network of ground stations spread over several time zones across the Soviet Union for tracking enemy satellites and guiding the killer to its target. A pair of guidance stations were deployed in the Siberian town of Irkutsk and near Lake Balkhash in Kazakhstan. On November 1, 1963, the Soviet Union launched the first prototype of the ‘killer satellite’—what we would refer to today as an anti-satellite system, or ASAT. Officially announced as Polyot-1 (or Flight-1), this highly maneuverable spacecraft was intended to test whether the Soviets could approach an enemy satellite and destroy it. This mission set off a decades-long race to develop and deploy offensive weapons in space that culminated in the 1980s with Ronald Reagan's famous Star Wars program.

Engine measures approximately 23″ long, with a nozzle diameter of 8.5″. Engine is attached to a u-shaped metal rod which is affixed to a 15 x 8 metal stand.