Toni Nieminen

Toni Nieminen
Voller NameToni Markus Nieminen
NationFinnland Finnland
Geburtstag31. Mai 1975
GeburtsortLahtiFinnland
Karriere
VereinPuijon Hiihtoseura
Pers. Bestweite203 m (Planica 1994)
Statusaktiv
Medaillenspiegel
Olympische Medaillen2 × Goldmedaille0 × Silbermedaille1 × Bronzemedaille
JWM-Medaillen2 × Goldmedaille0 × Silbermedaille0 × Bronzemedaille
 Olympische Winterspiele
Gold1992 AlbertvilleGroßschanze
Bronze1992 AlbertvilleNormalschanze
Gold1992 AlbertvilleMannschaft
 Skisprung-Junioren-WM
Gold1992 VuokattiEinzel
Gold1992 VuokattiMannschaft
Skisprung-Weltcup / A-Klasse-Springen
 Debüt im Weltcup3. März 1991
 Weltcupsiege (Einzel)09  (Details)
 Weltcupsiege (Team)01  (Details)
 Gesamtweltcup01. (1991/92)
 Skiflug-Weltcup07. (1993/94)
 Sprung-Weltcup63. (1997/98)
 Vierschanzentournee01. (1991/92)
 Podiumsplatzierungen1.2.3.
 Einzelspringen912
 Teamspringen111
Skisprung-Grand-Prix
 Gesamtwertung Grand Prix37. (2001)
Skisprung-Continental-Cup (COC)
 COC-Siege (Einzel)09  (Details)
 Gesamtwertung COC09. (1995/96)
 Podiumsplatzierungen1.2.3.
 Einzelspringen912
 Teamspringen001
letzte Änderung: 24. Februar 2022

Toni Markus Nieminen (* 31. Mai 1975 in Lahti) ist ein finnischer Skispringer. Nieminen war der erste Athlet in seiner Sportart, der einen Sprung über 200 Meter erfolgreich landen konnte. Zu seinen größten Erfolgen zählen zwei olympische Goldmedaillen sowie der Sieg beim Gesamtweltcup und der Vierschanzentournee.

Werdegang

Erste Jahre

Nieminen sprang erstmals im Alter von acht Jahren, betrieb den Sport unter Anleitung von Jarkko Laine aber erst seit 1987 ernsthaft. An der Nordischen Skiweltmeisterschaft 1989 war er als Vorspringer beteiligt. Am 3. März 1991 feierte Nieminen in Lahti mit Platz 48 sein Weltcup-Debüt. Im darauf folgenden Sommer versuchte sich der Finne erstmals am V-Stil und wandte diesen in seiner ersten vollständigen Weltcup-Saison an.[1] Bereits der Auftakt im kanadischen Thunder Bay brachte den ersten Sieg, wobei er hier 28,5 Punkte Vorsprung vor seinem Landsmann Ari-Pekka Nikkola hatte.

1992 bis 2004

Für den Rest der Saison dominierte der erst 16-Jährige als einer der ersten V-Stil-Springer nach Belieben. Er gewann die Vierschanzentournee, holte zwei Goldmedaillen bei der Olympiade in Albertville, errang acht Weltcup-Siege und erreichte schließlich auch im Gesamtweltcup den ersten Rang. Außerdem wurde er im Einzel sowie mit der Mannschaft Junioren-Skiweltmeister.

An die Erfolge des Jahres 1992 konnte Nieminen danach nie mehr anknüpfen, was neben mangelndem Training auch auf Gewichtsprobleme infolge weiteren Wachstums und die Übernahme des V-Stils durch die gesamte Weltelite zurückzuführen ist. Zugleich geriet er in den Ruf, sehr launisch zu sein und mit Misserfolgen nicht umgehen zu können.[2]

1993 erzielte Nieminen mit Platz 5 auf der Normalschanze in Falun sein bestes Ergebnis bei einer Nordischen Skiweltmeisterschaft. Am 17. März des nächsten Jahres konnte der Finne noch einmal überraschend Sportgeschichte schreiben, als er auf der Skiflugschanze im slowenischen Planica als Erster einen Sprung auf über 200 m stand. Zwar hatte am selben Tag bereits Andreas Goldberger 202 Meter erreicht, er griff aber bei der Landung in den Schnee.[3] So gilt Nieminens Flug auf 203 Meter als erster „Zweihunderter“. Die Weltrekordweite konnte Espen Bredesen jedoch nur einen Tag später auf 209 Meter steigern.[4] Drei Tage später errang Nieminen bei seiner einzigen Teilnahme an einer Skiflug-Weltmeisterschaft den siebten Rang.

Von 2000 bis 2002 startete er im Skisprung-Grand-Prix, sein größter Erfolg war hier ein 12. Rang am 12. August 2001 in Hinterzarten.

Im Winter 2001/02 gelang ihm im Weltcup zweimal der Sprung unter die besten Zehn, und so wurde er in das Aufgebot Finnlands bei den Olympischen Winterspielen 2002 berufen. Zehn Jahre nach seinem großen Triumph konnte er mit einem 16. Platz auf der Normalschanze noch einmal einen Achtungserfolg erringen. Im Weltcup trat Nieminen letztmals im Dezember 2002 in Titisee-Neustadt an, wo ihm am ersten Wettkampftag ein zehnter Platz gelang, während er tags darauf nur 42. wurde. Von 2002 bis 2004 sprang Nieminen auch im Continental-Cup, sein bestes Einzelergebnis erreichte er mit einem 2. Platz bei seinem Debüt in Vikersund am 14. März 2002.

Nach dem Winter 2003/04 beendete der Finne seine internationale Karriere.

Comeback und Karriere ab 2004

Seit seinem Karriereende hatte Nieminen gelegentlich als Sportreporter an der Seite von Jani Uotila Skisprungübertragungen auf dem finnischen Fernsehsender MTV3 kommentiert. Zuletzt war er zudem Trainer der finnischen Juniorennationalmannschaft.

Ende Januar 2016 gab er sein Comeback bei den finnischen Meisterschaften in Lahti. Auf der kleinen Salpausselkä-Schanze (HS 97) belegte er mit Sprüngen auf 85,5 m und 87 m (211,5 Punkte) den 17. Platz. Am Wettbewerb von der Großschanze (HS 130) nahm er nicht teil, sprang aber noch mit über 40 Jahren bei den finnischen Meisterschaften. So wurde er im April 2016 in Taivalkoski Sechster.[5]

Nieminen ist der jeweils jüngste Gesamtweltcupsieger, Olympiasieger und Vierschanzentourneesieger der Geschichte.

Privates

Nieminen, der aus Riihelä,[6] einem Stadtteil von Lahti stammt, ist das älteste von vier Kindern des Ehepaares Marja-Liisa und Teuvo Nieminen. Der Vater ging dem Biathlonsport nach,[1] Tonis 1977[7] geborener Bruder Sami, ein Jugendfreund Janne Ahonens, war ebenfalls als Skispringer aktiv.[8] Außerdem hat er noch einen weiteren Bruder (Henri) und eine Schwester (Jenna). Seine Schulzeit beendete er 1991 mit einem „wenig zufriedenstellenden Abgangszeugnis“.[9]

Nieminen betrieb in seiner Jugend Geräteturnen[1] und war auch als Stabhochspringer aktiv. Nach seinem ersten Rücktritt arbeitete er zunächst als Pferdetrainer für Trabrennen und züchtete später selbst Pferde.[2]

Er versteigerte im Jahr 2017 seine Medaillen.[10] Er hatte zwischenzeitlich Alkoholprobleme und zog vor seinem Comeback von seiner Heimatstadt Lahti nach Kuopio.[11]

Mit seiner ersten Frau Veera war Nieminen von 2003 bis 2013 verheiratet, beide haben zwei Kinder namens Kerttu und Maiju.[12] Von seiner zweiten Frau Heidi ließ sich Nieminen nach 5-jähriger Ehe im Mai 2020 scheiden.[10] Mit ihr hat er ebenfalls zwei Kinder, Topias (* November 2017) und Elsa (* Juli 2019).[13] Er arbeitet heute als Parkwirt, nachdem er bis zum Sommer 2020 bei einer Wohnungsgesellschaft beschäftigt war.[14]

Erfolge

Weltcupsiege im Einzel

Nr.DatumOrtTyp
1.1. Dezember 1991Kanada Thunder BayNormalschanze
2.30. Dezember 1991Deutschland OberstdorfGroßschanze
3.4. Januar 1992Osterreich InnsbruckGroßschanze
4.6. Januar 1992Osterreich BischofshofenGroßschanze
5.29. Februar 1992Finnland LahtiNormalschanze
6.1. März 1992Finnland LahtiGroßschanze
7.11. März 1992Norwegen OsloGroßschanze
8.15. März 1992Norwegen OsloGroßschanze
9.1. Februar 1995Finnland KuopioNormalschanze

Weltcupsiege im Team

Nr.DatumOrtTyp
1.9. Dezember 2001Osterreich VillachNormalschanze

Continental-Cup-Siege im Einzel

Nr.DatumOrtTyp
01.12. Januar 1996Deutschland Reit im WinklNormalschanze
02.14. Januar 1996Deutschland BerchtesgadenNormalschanze
03.8. März 1996Schweden BollnäsNormalschanze
04.19. Dezember 1997Finnland LahtiNormalschanze
05.17. Dezember 1998Finnland KuopioGroßschanze
06.20. März 1999Schweden HedeNormalschanze
07.23. Januar 2000Deutschland BraunlageNormalschanze
08.19. August 2000Norwegen RælingenNormalschanze
09.4. Februar 2001Norwegen VikersundGroßschanzer

Statistik

Weltcup-Platzierungen

SaisonPlatzPunkte
1991/9201.269
1992/9350.005
1993/9452.047
1994/9511.464
1995/9693.002
1996/9792.006
1997/9867.025
2000/0121.230
2001/0231.142
2002/0354.028

Grand-Prix-Platzierungen

SaisonPlatzPunkte
199446.181
199535.480
200043.014
200137.036
200243.015

Weltrekord

#SchanzeOrtLandWeiteaufgestellt amRekord bis
88Velikanka bratov Gorišek (K185)PlanicaSlowenien Slowenien203,0 m17. März 1994  18. März 1994  

Schanzenrekorde

SchanzeOrtLandWeiteaufgestellt amRekord bis
Paul-Außerleitner-Schanze (K120)BischofshofenOsterreich Österreich122,0 m6. Januar 1992  6. Januar 1993  
Granåsen (K120)TrondheimNorwegen Norwegen121,0 m11. März 1992  23. März 1996  
Salpausselkä-Schanze (K114)LahtiFinnland Finnland125,0 m1. März 1992  2. März 1996  

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Artikel über Nieminen auf nordicsports.de, abgerufen am 7. September 2020
  2. a b Janne Ahonen, Pekka Holopainen: Janne Ahonen : Königsadler – Mein Leben als Skispringer. A–Z Sportmedia Verlag, Berlin 2010 (4. Auflage), ISBN 978-3-939978-06-0, S. 68 ff.
  3. „Skisprung-Legende Toni Nieminen: Ein Wunderknabe flog allen davon, stürzte ab und kam wieder“, auf www.nordicsports.de, abgerufen am 27. Februar 2022.
  4. Entwicklung des Skiflugweltrekordes auf skisprungschanzen.com, abgerufen am 7. September 2020
  5. „Ville Larinto holt Titel in Taivalkoski“ auf berkutschi.com, abgerufen am 5. März 2022.
  6. Janne Ahonen, Pekka Holopainen: Janne Ahonen : Königsadler – Mein Leben als Skispringer. A–Z Sportmedia Verlag, Berlin 2010 (4. Auflage), ISBN 978-3-939978-06-0, S. 70
  7. Sami Nieminen auf der Internetseite der FIS, abgerufen am 7. September 2020
  8. Janne Ahonen, Pekka Holopainen: Janne Ahonen : Königsadler – Mein Leben als Skispringer. A–Z Sportmedia Verlag, Berlin 2010 (4. Auflage), ISBN 978-3-939978-06-0, S. 71
  9. Biografische Notiz auf www.munzinger.de, abgerufen am 19. März 2022.
  10. a b Artikel auf der Internetseite des Fernsehsenders MTV Uutiset, abgerufen am 7. September 2020
  11. „Toni Nieminen - Sprung aus der Identitätskrise“ in Die Welt vom 30. Dezember 2000, abgerufen am 13. März 2022.
  12. Artikel in der Ilta-Sanomat, abgerufen am 7. September 2020
  13. Artikel auf der Internetseite des Fernsehsenders MTV Uutiset, abgerufen am 7. September 2020
  14. Artikel in der Iltalehti, abgerufen am 7. September 2020

Auf dieser Seite verwendete Medien

Ski jumping pictogram.svg
Pictograms of Olympic sports - Ski jumping
Gold medal.svg
Autor/Urheber: B1mbo, Lizenz: CC BY-SA 2.5
Zeichnung einer Goldmedaille, basierend auf Olympic rings.svg.
Silver medal.svg
Autor/Urheber: B1mbo, Lizenz: CC BY-SA 2.5
Zeichnung einer Silbermedaille, basierend auf Olympic rings.svg.
Bronze medal.svg
Autor/Urheber: B1mbo, Lizenz: CC BY-SA 2.5
Zeichnung einer Bronzemedaille, basierend auf Olympic rings.svg.
Gold medal blank.svg
Autor/Urheber: maix¿?, Lizenz: CC BY-SA 2.5
A gold medal
Silver medal blank.svg
Autor/Urheber: maix¿?, Lizenz: CC BY-SA 2.5
A silver medal
Bronze medal blank.svg
Autor/Urheber: maix¿?, Lizenz: CC BY-SA 2.5
A bronze medal
Olympic rings.svg
Olympic Rings without "rims" (gaps between the rings), As used, eg. in the logos of the 2008 and 2016 Olympics. The colour scheme applied here pertains to the 2016 Olympics in Rio de Janeiro.
Olympic rings without rims.svg
Olympic Rings without "rims" (gaps between the rings), As used, eg. in the logos of the 2008 and 2016 Olympics. The colour scheme applied here pertains to the 2016 Olympics in Rio de Janeiro.
Flag of Canada (Pantone).svg
Flag of Canada introduced in 1965, using Pantone colors. This design replaced the Canadian Red Ensign design.
Flag of the Soviet Union (1955-1980).svg
(c) I, Cmapm, CC BY-SA 3.0
The flag of the Soviet Union (1955-1991) using a darker shade of red.
Schematic of the flag as adopted in 1955.
Flag of the Soviet Union (dark version).svg
(c) I, Cmapm, CC BY-SA 3.0
The flag of the Soviet Union (1955-1991) using a darker shade of red.
Schematic of the flag as adopted in 1955.
Flag of Switzerland within 2to3.svg
Die quadratische Nationalfahne der Schweiz, in transparentem rechteckigem (2:3) Feld.
German Olympic flag (1959-1968).svg
Die Olympiaflagge der gesamtdeutschen Mannschaft von 1960 und 1964, sowie beider deutschen Mannschaften 1968.
Flag of Poland (1927–1980).svg
Flag of Second Polish Republic and later People's Republic of Poland in period from 1928 to 1980. Red shade used here is HTML "vermilion" #E34234. Proportion 5:8.