Thomas Jordan (Ökonom)

Thomas Jordan, 2021

Thomas Jakob Ulrich Jordan[1] (* 28. Januar 1963 in Biel) ist ein Schweizer Ökonom und seit 2012 Präsident des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank.

Leben

Jordan wuchs im Bieler Beaumontquartier[2] als Sohn eines Oberrichters[3] auf und besuchte das Gymnasium Alpenstrasse. Er studierte Wirtschaftswissenschaften an der Universität Bern. 1993 doktorierte er bei Ernst Baltensperger mit einer Arbeit über die Europäische Währungsunion. In der Arbeit warnte er vor Staatsschulden und Bankenpleiten.[4]

Danach folgte ein dreijähriger postdoktoraler Forschungsaufenthalt am Department of Economics der Harvard University in den USA, wo er seine Habilitationsschrift verfasste. Diese brachte ihm 1998 seine Ernennung zum Privatdozenten sowie 2003 zum Honorarprofessor an der Universität Bern.

Jordans Eintritt in die Schweizerische Nationalbank erfolgte 1997 als wissenschaftlicher Berater. Zwei Jahre später wurde er zum Vizedirektor der Organisationseinheit Volkswirtschaftliche Studien ernannt. 2002 übernahm er die Leitung der Organisationseinheit Forschung. Nachdem er auf Anfang 2004 zum Direktor befördert wurde, ernannte ihn der Bundesrat auf Mitte 2004 zum Stellvertretenden Mitglied des Direktoriums bzw. zum Stellvertreter des Vorstehers des III. Departements in Zürich. In dieser Funktion leitete Jordan den Bereich Finanzmärkte, mit den Gebieten Geldmarktoperationen, Devisen- und Goldoperationen, Asset-Management, Risikomanagement sowie Finanzmarktanalysen.

Per Anfang Mai 2007 ernannte der Bundesrat Jordan zum Mitglied des Direktoriums und Vorsteher des III. Departements ernannt. Im April 2009 wurde Jordan auf Anfang 2010 vom Bundesrat zum Vizepräsidenten des Direktoriums gewählt. Damit übernahm er auch die Leitung des II. Departements in Bern, mit den Bereichen Bargeld, Finanzen, Finanzsysteme und Sicherheit. Nach dem Rücktritt von Philipp Hildebrand übernahm Jordan am 9. Januar 2012 interimistisch das Amt des Präsidenten der Schweizerischen Nationalbank. Am 18. April 2012 wurde er vom Bundesrat zum neuen Präsidenten des Direktoriums der Nationalbank ernannt. Seither obliegt ihm auch die Leitung des I. Departements in Zürich, das für die Aufgabenbereiche Volkswirtschaft, Internationale Währungskooperation, Statistik, Recht und Dienste sowie die Stabsfunktionen zuständig ist.[5][6]

Jordan vertritt die Schweiz im Verwaltungsrat der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich[7] und im Financial Stability Board[8] sowie im Gouverneursrat des Internationalen Währungsfonds.[9]

Jordan doziert seit 1998 an der Universität Bern, wo er Geldtheorie und Geldpolitik lehrt. Zwischen 2002 und 2007 lehrte er zudem an der Universität Zürich. 2017 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät (WWZ) der Universität Basel.

Jordan war auch von 2009 bis 2010 Vizepräsident der vom Bundesrat eingesetzten Expertenkommission zum Thema «Too Big to Fail».[10]

Er ist mit einer Fachhochschuldozentin verheiratet und Vater von zwei Söhnen.

Schriften (Auswahl)

  • (mit Ernst Baltensperger): Die Schweiz und die Bestrebungen zur Bildung einer Europäischen Währungsunion. Paul Haupt, Bern 1993, ISBN 3-258-04883-5 (Berner Beiträge zur Nationalökonomie. Bd. 65).
  • Seigniorage, Defizite, Verschuldung und Europäische Währungsunion. Paul Haupt, Bern 1993, ISBN 3-258-04897-5 (Berner Beiträge zur Nationalökonomie. Bd. 67). Dissertation.

Literatur

Weblinks

  • Biografie bei der Schweizerischen Nationalbank

Einzelnachweise

  1. «Er stellte immer die besten Fragen.» In: Bieler Tagblatt vom Januar 2012 (Archiv).
  2. Er ist das Amt – das Amt ist er. In: Tages-Anzeiger vom 20. Januar 2015.
  3. Machtnetz von Thomas Jordan: Der Gegenentwurf. In: Bilanz vom 24. Januar 2012.
  4. Der Denker aus der zweiten Reihe. (Memento vom 12. Januar 2012 im Internet Archive) In: Financial Times Deutschland vom 9. Januar 2012.
  5. Martin Lanz: SNB-Direktorium wieder komplett. In: NZZ Online vom 18. April 2012.
  6. Nationalbankdirektorium: Thomas Jordan wird Präsident, Jean-Pierre Danthine Vizepräsident. Fritz Zurbrügg ist neues Mitglied. (PDF; 74 kB) Medienmitteilung vom 18. April 2012.
  7. Board of Directors. In: bis.org, 25. Januar 2017. Abgerufen am 13. August 2017.
  8. Members of the Steering Committee. In: fsb.org, 14. August 2017. Abgerufen am 23. August 2017.
  9. IMF Members' Quotas and Voting Power, and IMF Board of Governors. In: imf.org, 23. August 2017. Abgerufen am 23. August 2017.
  10. Bundesrat setzt Expertenkommission zum Thema «too big-too-fail» ein, admin.ch vom 4. November 2009 (PDF; 27 kB).

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Autor/Urheber: World Economic Forum, Lizenz: CC BY 3.0
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