Tatjana Gsovsky

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Tatjana Gsovsky (1946)

Tatjana Gsovsky (russisch Татьяна Васильевна Гзовская / Tatjana Wassiljewna Gsowskaja, geborene Issatschenko Исаченко; * 18. März 1901 in Moskau; † 29. September 1993 in Berlin) war eine russische Balletttänzerin, Choreografin und Ballettmeisterin.

Leben

Erinnerungstafel am Ort der Ballettschule in der Berliner Fasanenstraße 68.

Tatjana Issatschenko studierte in Moskau zunächst Kunstgeschichte und Tanz im Studio ihrer Mutter Claudia Issatschenko und bei Isadora Duncan, später Ballett bei Laurent Nowikow, Matyatin, Kirsanowa, Olga Preobrajenska sowie Rhythmik in der Gartenstadt Hellerau bei Dresden.

In Krasnodar (Region Krasnodar, Südrussland) wurde sie nach der Oktoberrevolution zur Ballettmeisterin ernannt. Dort traf und heiratete sie ihren Kollegen, den Tänzer Victor Gsovsky. Beide emigrierten 1924 aus der Sowjetunion nach Berlin. Seit 1928 führte das Ehepaar in Berlin gemeinsam eine Ballettschule. 1937 zogen sie nach Paris und lebten dort bis 1945.

In den Nachkriegsjahren von 1945 bis 1951 war sie auch Ballettmeisterin an der Staatsoper Berlin, baute das Berliner Staatsballett neu auf und feierte große Erfolge. Anschließend war sie von 1952 bis 1953 als Ballettmeisterin am Teatro Colón in Buenos Aires (Argentinien) engagiert, von 1953[1] bis 1966 an der Deutschen Oper Berlin und von 1959 bis 1966 zugleich an der Oper in Frankfurt am Main.

Im September 1955 gründete Gsovsky die Tourneetruppe Berliner Ballett, ein modernes Tanztheater auf klassischer Grundlage, mit der sie in ganz Europa gastierte.

Tatjana Gsovsky definierte den klassischen Tanz neu. 20 Jahre lang dominierten ihre choreografischen Schöpfungen die deutsche Tanzszene. Sie schuf zahlreiche Choreografien, die in die Geschichte des Balletts eingegangen sind. Gsovskys Werke vereinten klassisches Ballett, Elemente des expressionistischen Tanzes und Erkenntnisse der Psychologie zu einer vorwärtsweisenden Synthese. Sie arbeitete für ihre Kreationen zusammen mit der Komponisten-Avantgarde ihrer Zeit – u. a. Luigi Nono, Hans Werner Henze, Boris Blacher, Max Baumann und Giselher Klebe.

Tatjana Gsovsky starb im September 1993 im Alter von 92 Jahren in Berlin. Ihr Grab befindet sich auf dem Waldfriedhof Zehlendorf (Feld 060-190).[2] Auf Beschluss des Berliner Senats wurde Gsovskys letzte Ruhestätte 1995 als Ehrengrab des Landes Berlin gewidmet. Die Widmung wurde im November 2018 erneuert.[3]

Ehrungen

Ehrengrab, Waldfriedhof Zehlendorf

Literatur

  • Michael Heuermann: Tatjana Gsovsky und das „Dramatische Ballett“. Der „Berliner Stil“ zwischen Der Idiot und Tristan. (pdf) Dissertation. Fachbereich Sozialwissenschaften der Universität Bremen. 2001, abgerufen am 23. Januar 2013 (3,73 MB).
  • Michael Heuermann: „Tatjana“. Leben und Werk der Choreographin und Pädagogin Tatjana Gsovsky. K. Kieser Verlag, München 2007, ISBN 978-3-935456-17-3.
  • Max W. Busch: Tatjana Gsovsky – Choreographin und Tanzpädagogin. Hrsg.: Akademie der Künste. Verlag Alexander, Berlin 2005, ISBN 3-89581-105-X.

Weblinks

Commons: Tatjana Gsovsky – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wilhelm Ritter Verlag: Programmzettel zur Aufführung in der Städtischen Oper (Deutsche Oper) „Blacher-Abend Ballett Lysistrara und Hamlet“. Berlin-Dahlem, 23. November 1953.
  2. Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Begräbnisstätten. Pharus-Plan, Berlin 2018, ISBN 978-3-86514-206-1, S. 633.
  3. Ehrengrabstätten des Landes Berlin (Stand: November 2018). (PDF, 413 kB) Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, S. 29; abgerufen am 10. März 2019.

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Berliner Gedenktafel für Tatjana Gsovsky. Fansanenstraße 68, Berlin-Charlottenburg.
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