Stefan Arend

Stefan Arend (* 18. März 1963 in Hofgeismar, Hessen) ist ein deutscher Sozialmanager, Lehrbeauftragter und Publizist in München.

Ausbildung und beruflicher Werdegang

Arend ist ausgebildeter Journalist, promovierter Germanist (Dr. phil.) und Historiker. Nach einem Managementstudium (Master of Arts – M.A.) ist er seit mehr als 30 Jahren in verantwortlichen Positionen in der Gesundheitswirtschaft mit Fragen der Entwicklung und dem Betrieb von Wohn- und Pflegeimmobilien vor allem für Senioren beschäftigt.

Von 2008 bis zum 30. September 2020 war Stefan Arend Mitglied des Vorstands von KWA Kuratorium Wohnen im Alter gAG in Unterhaching im Landkreis München. Zuvor leitete er von 1991 bis 2008 als Geschäftsführer die Unternehmensgruppe Mediana in Fulda, ein regionaler Träger von Wohn- und Pflegeheimen sowie Sozialeinrichtungen.

Seit Oktober 2020 ist Arend freiberuflich tätig und gründete das Institut für Sozialmanagement und Neue Wohnformen. Er begleitet und berät Unternehmen, Kommunen, Stiftungen, Vereine und Verbände in Fragestellungen des demografischen Wandels und bezüglich Wohnformen für das Alter. Ab dem Wintersemester 2021 / 2022 ist er Lehrbeauftragter an der Technischen Universität München für das Fachgebiet "Die Gesellschaft des langen Lebens".

Konzepte und Engagement für eine Gesellschaft des langen Lebens

Arend befasst sich seit Anfang der 1990er-Jahre intensiv mit den vielschichtigen Fragestellungen des demografischen Wandels und einer Gesellschaft des langen Lebens. Seine Konzepte und Projekte erlangen immer wieder große Aufmerksamkeit und Beachtung. Er gehört zu den Pionieren der vollstationären Hausgemeinschaften in Deutschland und legte 2005 ein erstes Standardwerk zu dieser neuen Wohn- und Betreuungsform für pflegebedürftige Menschen vor, das auch ins Polnische übersetzt wurde. Er entwickelte und realisierte ein Mehrgenerationenquartier mit ambulant betreuten Wohngruppen sowie ein Fachpflegezentrum für Schädel-Hirn-Verletzte und Menschen im Wachkoma. Zudem befasst er sich mit der Weiterentwicklung des "Wohnstifts" als ein besonderes Konzept für die Wohn- und Lebensgestaltung im Alter. Daneben gilt seine Aufmerksamkeit unter anderem den Themenkomplexen "Neue Wohnformen für Senioren", „Technik und Pflege“[1], "Mobilität hochbetagter Menschen", "Aus-, Fortbildung und der Personalentwicklung in der Pflege" sowie "Haushaltshilfen in Mittel- und Osteuropa. Dies spiegelt sich unter anderem in den beiden Publikationen "Wer pflegt Deutschland?"[2] und "Arbeitsplatz Langzeitpflege"[3] wider.

Arend entwickelte den Pflegeausbildungsindex PIX, der jährlich die Entwicklung der Pflegeausbildung in Deutschland analysiert. Insgesamt veröffentlichte Arend rund 150 Beiträge zu neuen Wohn- und Pflegeformen sowie zum Marketing sozialer Dienstleistungen.

Kulturhistorische und sprachwissenschaftliche Studien

Auch seine kulturhistorischen und sprachwissenschaftlichen Forschungen fanden Anerkennung und vielfache Beachtung in der Presse und Fachwelt. Er veröffentlichte zahlreiche Untersuchungen zur gesprochenen Sprache in Hessen, forschte zu den Mundartveröffentlichungen von Jacob Grimm,[4] und war Gründer des Tonarchivs osthessischer Mundarten (ToM). Zudem publizierte er einen Nachdruck der ersten Sprachkarte des Deutschen von Karl Bernhardi aus dem Jahre 1843. Das Wörterverzeichnis der Mundart von Rotenburg (Fulda) des Pfarrers Friedrich Lucae aus dem Jahre 1700 identifizierte Arend als das bisher älteste bekannte Dokument einer hessischen Mundart.

Seine medizinhistorischen Forschungen fanden Niederschlag in einer Edition eines Operationsberichts im Fuldaer Landkrankenhaus im Jahre 1835 sowie mit biografischen Abhandlungen zum Mediziner Vinzenz Adelmann (1780–1850).

2001 gründete Arend das Archiv Goldenagers[5][6], das sich mit der öffentlichen Wahrnehmung von Alter und Altern befasst. Vorläufer war eine Materialsammlung auf Papier seit Beginn der 1990er Jahre. Goldenagers sammelt und archiviert Darstellungen aus der Werbung, die Senioren zeigen, bzw. Veröffentlichungen, bei denen Senioren als Werbebotschafter verwendet werden. Goldenager lässt daher Aussagen zum öffentlichen beziehungsweise veröffentlichten Bild älterer und alter Menschen zu und dient daher immer wieder auch als Materialbasis für weitergehende wissenschaftliche Untersuchungen. Seit 2012 befasst sich Arend auch mit der Darstellung von Alter und Altern in Film und Fernsehen.

Ehrenämter

Arend ist seit 2010 Mitglied des Zentralbeirats der Bank für Sozialwirtschaft (BfS) und war lange Jahre Mitglied im Beirat des Masterstudiengangs Soziale Arbeit an der Fachhochschule Erfurt. Zudem engagiert er sich in der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie (DGGG), der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) sowie weiteren historischen und sozialpolitischen Vereinigungen und Verbänden. Seit 1977 ist er Mitglied des Deutschen Roten Kreuzes. Viele Jahre wirkte er zudem in verschiedenen Gremien der Industrie- und Handelskammer (IHK) Fulda und der Evangelischen Kirche und war Mitglied der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Fulda.

Ehrungen und Auszeichnungen

Schriften (Auswahl)

  • Hausgemeinschaften – Vom Modellversuch zur Regelversorgung. Ein Praxisbericht. Hannover 2005.
  • Wspólnoty domowe – od eksperymentu do powszechnej opieki. Vincentz Network 2017 (Polnische Fassung des deutschen Standardwerks zur Pflegeform der vollstationären Hausgemeinschaften)
  • Neue Pflegeheime braucht das Land. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) Nr. 288 vom 11. Dezember 2009, S. 41.
  • Die vierte Generation [Die Geschichte des Altenpflegeheimbaus in Deutschland und das Prinzip der Hausgemeinschaften]. In: Altenpflege 5/2002, S. 51–53.
  • Auf dem Weg in die 5. Generation. Entwicklungen der stationären Altenhilfe. In: Altenheim 5/2009, S. 32–35.
  • Vom Wohnstift zum Kompetenzzentrum der 5. Generation – Vernetzte Vielfalt im kommunalen Nahbereich. In: Wohnen und Pflege von Senioren. Hrsg. Von Berthold Becher und Martin Hölscher. Hannover 2011 (E-Book), S. 51–63.
  • Aspekte der strategischen und praktischen Personalarbeit bei KWA Kuratorium Wohnen im Alter gAG. In: Fachkräftemangel in der Pflege. Konzepte, Strategien, Lösungen. Hrsg. Von Uwe Betting, Mona Frommelt, Roland Schmidt. Heidelberg 2012, S. 213–227.
  • Graue Schläfen sind heute hip. Senioren in der Werbung. In: Rotary Magazin 5 / 2014, S. 73–75.
  • Vernetzte Vielfalt im kommunalen Nahbereich. Das Wohnstift als Kompetenzzentrum. In: Wohnen und die Pflege von Senioren. Neue Versorgungsarrangements, neue Geschäftsmodelle. Hrsg. von Berthold Becher und Martin Hölscher. 2. Überarbeitete und erweiterte Auflage. Vincentz Verlag Hannover 2015, S. 177–193.
  • Wohn- und Lebensformen im Alter – Herausforderungen und Chancen einer Gesellschaft des langen Lebens. In: Menschenrechte und Alter. Ein sozialpolitischer und gesellschaftlicher Diskurs. Hrsg. Gunter Geiger, Elmar Gurk, Markus Juch u. a. Opladen / Berlin / Toronto 2015, S. 93–112.
  • Hightech für eine humane Pflege!? BFS-Fachbeitrag, erschienen in: BFS-Info 1/2016.
  • Wer pflegt Deutschland? Transnationale Pflegekräfte – Analysen, Erfahrungen, Konzepte. Hrsg. Stefan Arend, Thomas Klie. Vincentz Verlag Hannover 2017, 156 Seiten.
  • Arbeitsplatz Langzeitpflege. Schlüsselfaktor Personalarbeit. Hrsg. Stefan Arend, Thomas Klie. medhochzwei-Verlag Heidelberg 2018, 180 Seiten.
  • Hochbetagte Autofahrerinnen und Autofahrer in Senioreneinrichtungen. Lebensqualität, Autonomie und belastende Herausforderungen. (Zusammen mit Imke Finze). In: Zeitschrift für Verkehrssicherheit (ZVS) 3 / 2019, S. 194–198.
  • Der neue Pflegeausbildungsindex PIX. Konkrete Ausbildungszahlen. In: Carekonkret 6.2020 v. 7.2.2020, S. 2.
  • Neuer Index spiegelt Entwicklung der Pflegeausbildung. In: Altenheim 3 / 2020, S. 10–11.
  • Neue Zahlen zur Ausbildung. PIX – Pflegeausbildungsindex 2021. In: Carekonkret Nr. 34 / 2021 vom 20.8.2021, S. 2.
  • Das heißeste Eisen deutscher Pflegepolitik. Die (rechtliche) Situation der Haushaltshilfen aus Mittel- und Osteuropa in der sogenannten 24-Stunden-Pflege beliebt ein ungelöstes Problem. In: Häusliche Pflege 06 / 2021, S. 44–45.
  • Mit systemrelevantem Applaus in die anstehende Pflegereform. Die deutsche Langzeitpflege in Zeiten von Corona – ein Erfahrungsbericht. In: Pflege in Zeiten der Pandemie. Wie sich Pflege durch Corona verändert hat. Hrsg. Marco Bonacker und Gunter Geiger. Opladen – Berlin – Toronto 2021, S. 159–183.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. https://www.sozialbank.de/fileadmin/2015/documents/3_Expertise/3.3.6_Fachbeitraege/2016/BFS-Info_16-1_Fachbeitrag_Arend.pdf
  2. https://www.seniorenportal.de/freizeit/lifestyle-und-freizeit/leseecke/rezension-wer-pflegt-deutschland
  3. https://www.kwa.de/unternehmen/unternehmensmeldungen/kwa-meldung/datum/2018/04/27/was-wir-gegen-den-pflegenotstand-tun-koennen
  4. http://www.vhghessen.de/mhg/1992_nf24/1992_1_011.htm
  5. https://marjorie-wiki.de/wiki/Goldenager
  6. http://www.bpb.de/veranstaltungen/dokumentation/163912/dr-stefan-arend
  7. http://www.zissel.de/index.php?id=34
  8. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 19. Juni 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.zemark.de
  9. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 10. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.land-der-ideen.de