Stanisław Wyspiański

Selbstporträt (1902)
Selbstporträt mit Ehefrau (1904)
Wyspiański-Museum
Wyspiański-Denkmal in Krakau
Stanisław Wyspiański malte 1899 den Freund Stanisław Przybyszewski

Stanisław Mateusz Ignacy Wyspiański (geboren 15. Januar 1869 in Krakau, Österreich-Ungarn; gestorben 28. November 1907 ebenda)[1] war ein polnischer Künstler und Angehöriger der Bewegung „Junges Polen“.

Leben

Während eines Studienaufenthaltes in Paris wurde er durch den Art Nouveau beeinflusst, aber auch durch die Begegnung mit Künstlern aus dem Kreis um Paul Gauguin. Ebenso wurde er wahrscheinlich über Stanisław Przybyszewski mit der Malerei des Norwegers Edvard Munch bekannt gemacht.

Wyspiański war als Maler und Zeichner tätig und entwarf Ornamente, Bühnendekorationen und Glasfenster. Zu letzteren zählen beispielsweise die Fenster der Franziskanerkirche in Krakau. Darüber hinaus verfasste er mehrere Theaterstücke, in denen er Themen aus Mythologie und Sagen, aber auch aus der polnischen Geschichte verarbeitete.

Wyspiański starb jung im Alter von 38 Jahren an der damals unheilbaren Syphilis.

Die Werke Wyspiańskis sind heute in vielen polnischen Museen zu finden, unter anderem im Wyspiański-Museum in Krakau[2].

Wesele

Sein wohl bekanntestes Stück ist „Wesele“ (Hochzeit) von 1901. Dieses basierte auf der im Jahr zuvor tatsächlich stattgefundenen Hochzeit seines Freundes Lucjan Rydel mit einer Bauerntochter aus Bronowice bei Krakau und rief bei seiner Uraufführung einen Skandal hervor. 1973 wurde „Wesele“ von Andrzej Wajda verfilmt[3]. Das Drama in drei Akten wurde 1976 von Henryk Bereska und 1992 von Karl Dedecius übersetzt.

Im 1. Akt treffen sich in der Bauernhütte die einfachen Bauern mit den Künstlern aus der Krakauer Bohème. Im 2. Akt erscheinen plötzlich zwischen den Hochzeitsgästen historische Gestalten aus der Vergangenheit Polens, die eine bittere Abrechnung mit der Gegenwart machen, u. a. der Hofnarr der polnischen Könige Stańczyk (um 1480 - um 1560), der verräterische Großhetman der polnischen Krone Franciszek Ksawery Branicki (1730–1819), der legendäre Schwarze Ritter Zawisza Czarny von Garbów (1379–1428), der Anführer des blutigen Bauernaufstandes 1846 Jakub Szela (1787–1860), der legendäre ukrainische Prophet Wernyhora und der früh verstorbene polnische Maler Ludwik de Laveaux (1868–1894).

Der Hausherr ruft zum Volksaufstand auf – aber der Dorfjunge verliert das von Wernyhora gebrachte goldene Zauberhorn. Am Ende des 3. Aktes erscheint ein in Stroh umwickelter Rosenstrauch mit einer Geige in der Hand – eine vieldeutige Symbolgestalt, – der die Hochzeitsgäste zum hypnotischen Tanz führt ().

Ganz unerwartet wurde das Stück, das ursprünglich für den engsten Kreis der Freunde aus der Krakauer Bohème bestimmt war, zu einem der wichtigsten Dramen der polnischen Literatur. Die virtuos geführten Dialoge wurden zur Quelle noch immer gebräuchlicher Redewendungen. Allein schon die ersten Worte: „Cóż tam, panie, w polityce? Chińcyki trzymają się mocno?“ (Czepiec: „Was gibt’s in der Politik? Der Chinese hält sich wacker?!“)[4] werden oft zitiert.

Werke (Auswahl)

Theaterstücke

  • Warszawianka (dt.: Warschauerin – ein Kampflied der Aufständischen, 1898)
  • Weimar 1829 (Fragment, 1904)
  • Wesele (dt.: Hochzeit, 1901)
  • Die Hochzeit : Drama in drei Akten. Aus dem Polnischen übertragen und herausgegeben von Karl Dedecius, Frankfurt am Main : Suhrkamp 1992 ISBN 3-518-40499-7
  • Die Hochzeit : Drama in 3 Akten. Aus d. Poln. Übers. u. Nachdichtung von Henryk Bereska. Mit e. Essay von Tadeusz Boy-Żeleński. Mit Farbfotos aus dem Film "Die Hochzeit" von Andrzej Wajda. Leipzig : Reclam 1977
  • Noc listopadowa (dt.: Novembernacht, 1904)
  • Acropolis (1904)
  • Skałka (dt.: Königsgruft am Felsen, 1907)

Glasfenster

  • Entwürfe für die Kirchenfenster der Krakauer Franziskanerkirche
  • Entwürfe für Glasfenster, die im Wyspiański-Pavillon 2000 am Allerheiligenplatz in Krakau (errichtet im Jahre 2007, gestaltet von Piotr Ostrowski) zu sehen sind, dargestellt sind der Hl. Stanislaus, der Hl. Kasimir und Heinrich II. von Schlesien

Museen und Monumente

Gedenktafel für Stanisław Wyspiański am Austria Classic Hotel Wien, Praterstraße 72, Wien-Leopoldstadt (enthüllt 1996)
  • Im Szołayski Wohnhaus in der Kanonicza-Straße 9 in Krakau findet sich seit 28. November 1983 das Wyspiański-Museum Krakau, als Zweigstelle des Krakauer Nationalmuseums.
  • Am Wszystkich Świętych Platz in Krakau wurde 2007 der Wyspiański 2000 Pavilion enthüllt, wo drei von Wyspiańskis Glasfenstern ausgestellt sind.
  • 1996 wurde anlässlich des 50. Jubiläums der Österreichisch-Polnischen Gesellschaft an der Fassade des Hotel Nordbahn (seit 2008 Austria Classic Hotel Wien) auf der Praterstraße 72 im 2. Wiener Gemeindebezirk Leopoldstadt eine Gedenktafel für Stanisław Wyspiański enthüllt, die an Wyspiański's Verbindung zur Wiener Sezession und seinen Aufenthalt im Hotel Nordbahn im Sommer 1904 erinnern soll, wo Wyspiański sein dramatisches Fragment Weimar 1829 verfasste.
  • Gegenüber dem Hauptportal des Krakauer Nationalmuseums in der Aleja 3 Maja-Straße, steht ein Monument für Stanisław Wyspiański, am 28. November 1982 enthüllt.
  • Das Jahr 2007 wurde vom Polnischen Sejm zum „Wyspiański-Jahr“ ausgerufen.
  • Seit 1980 trägt der Wyspianski-Eisfall in der Antarktis seinen Namen.

Film

Weblinks

Commons: Stanisław Wyspiański – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Stanisław Mateusz Ignacy Wyspiański. In: sejm-wielki.pl. Abgerufen am 26. März 2019 (polnisch).
  2. Stanisław Wyspiański - biografia, wiersze, utwory. Abgerufen am 14. Oktober 2022 (polnisch).
  3. „Wesele“ auf YouTube
  4. Die Hochzeit, Herausgegeben und übersetzt von Karl Dedecius Suhrkamp 1992, S. 15. (andere Übersetzung: Was gibt’s Neues in der Politik, mein Herr? Halten sich die Chinesen fest?)

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Glasfenster von Wyspianski im Pavillon 2000 in Krakau
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Stanisław Wyspiański Stanisław Przybyszewski 1899 in die Kunst für Alle 1908
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Kirchenfenster von Wyspianski an der Westfassade der Krakauer Franziskanerkirche
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Music to the Wyspiański "Wesele" drama (POlish folk music)
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Glasfenster von Wyspianski im Pavillon 2000 in Krakau
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Kirchenfenster von Wyspianski im Chorraum der Krakauer Franziskanerkirche
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Muzeum Stanisława Wyspianskiego w Krakowie