Sommerresidenz

Schloss Schönbrunn in Wien, Sommerresidenz der Habsburger, von der Gloriette gesehen.

Unter einer Sommerresidenz (oder auch einem Sommerschloss) versteht man ein Schloss oder eine Burg, welche nur vorübergehend – vor allem im Sommer – bewohnt wurde und sich häufig in relativer Nähe zum Hauptwohnsitz des Erbauers befand. Der Begriff Sommerresidenz bezieht sich typischerweise auf die Sommersitze von Landesherren. Zweitresidenzen sind nicht notwendigerweise als Sommerresidenzen anzusehen. Im übertragenen Sinn wird damit auch der Standort eines Sommerschlosses oder ein sonstiger, vorübergehend genutzter „Sommeraufenthaltsort“ von Herrschern bezeichnet, etwa eine Ortschaft, eine Region oder eine Insel, bisweilen auch ein Kurort. Noch heute existieren solche Sommerresidenzen in monarchisch regierten Ländern, aber auch in Republiken als Sommersitz des jeweiligen Staatsoberhauptes – wie u. a. in Österreich, Kroatien oder Tschechien.

In bürgerlichen Zusammenhängen spricht man von Sommersitz, Sommerhaus oder Ferienhaus.

Hintergrund

Das Neue Schloss Schleißheim war eine Sommerresidenz der bayerischen Kurfürsten
Das Paleis Het Loo in Appeldoorn war die Sommerresidenz der niederländischen Könige bis 1975
Das deutsche Kaiserpaar beim Ausritt in der sommerlichen Residenz Schloss Wilhelmshöhe im Bergpark

Viele fürstliche Residenzschlösser und Bischofsresidenzen lagen, geschichtlich bedingt, direkt in den Städten (zum Beispiel die Hofburg in Wien, die Münchner Residenz oder die Alte Hofhaltung und Neue Residenz der Bamberger Fürstbischöfe) und waren als gewachsene Gebäudeensembles für eine prächtige barocke Hofhaltung nur bedingt geeignet. Um eine bessere Heizbarkeit der Räumlichkeiten zu erreichen, waren die Appartements häufig bescheidener dimensioniert. Zudem lagen althergebrachte Residenzen oft in eng bebauten Gassen und Straßen, wodurch viele Räume wenig Tageslicht hatten. Außerdem mussten nach einem langen Winter die (alten) Kamine aufwändig gekehrt werden, ein Vorgang, dem man lieber auswich.

Im Gegensatz dazu waren Sommerschlösser nicht selten prächtiger ausgestattet und architektonisch „aus einem Guß“, während die über Jahrhunderte gewachsenen innerstädtischen Residenzen oft ein verschachteltes Konglomerat aus verschiedenen Epochenbauten darstellten. Viele Sommerresidenzen entstanden zudem in der ländlichen Umgebung von Städten und boten so vor allem die Fläche für einen repräsentativen Schlosspark, der innerhalb der engen Stadtmauern keinen Platz gefunden hätte, und der oft durch diverse Staffagebauten angereichert wurde. Prunksäle konnten noch größer ausfallen als in den Hauptschlössern, da sie bei bloßer Sommernutzung nicht beheizbar sein mussten. Daher konnten auch die Wohnräume oft größer dimensioniert werden. Während die innerstädtischen Burg- oder Schlossgärten meist relativ klein waren und zudem vom Residenzgebäude oft abgetrennt durch Straßen oder alte Befestigungsanlagen, konnte man in den Sommerresidenzen direkt aus den Wohnräumen in den Park gelangen, der mit seinen Achsen auch auf das Schloss ausgerichtet werden konnte. Dies spielte besonders beim Barockgarten eine wichtige Rolle. Demgegenüber waren die Renaissancegärten, die sich vom Vorbild der Italienischen Gärten her entwickelten, kleinteiliger und oft geprägt von geometrischen und allegorischen Strukturen. Die mittelalterlichen Gärten waren noch geprägt vom Anbau von Nutzpflanzen, Heil- und Küchenkräutern, hatten jedoch auch schon den Typus des Lustgartens entwickelt.

Der jährliche Ein- und Auszug setzte oft eine große Planung voraus. Selten hatten die Sommer- und die Winterresidenzen eigene Möbelbestände, und so wurden beim alljährlichen Umzug oft viele mobile Kunstwerke und Möbel mitgenommen. Das Hofmobiliendepot in Wien ist ein Beispiel für das zentrale Möbellager eines Herrscherhauses mit vielen Residenzen. Die russischen Zaren besaßen eine Reihe von Sommerresidenzen, während die Eremitage sogar ausdrücklich als „Winterpalast“ bezeichnet wurde.

Im südlichen Europa war der Zweck des Sommerschlosses ins Gegenteil verkehrt: Während es in den Städten drückend heiß wurde, zog sich der Hofstaat in die dann kühleren Landresidenzen zurück, wie in den spanischen Palacio Real von La Granja oder von dem Palazzo Reale in Neapel in das Schloss Caserta. Die Päpste suchten im Sommer das Castel Gandolfo auf, das durch seine Lage auf dem Rand eines einstigen Vulkankraters Wind und Höhe bietet, während in der römischen Niederung eine drückende Hitze herrscht.

In Österreich und Tschechien – beides längst Republiken – gibt es heute Sommersitze für den jeweiligen Präsidenten, dies sind Schloss Mürzsteg und Schloss Lany.

Beispiele für Sommerresidenzen

In Deutschland

Schloss Nymphenburg, Sommerresidenz der bayerischen Kurfürsten und Könige
Schloss Babelsberg, Sommerresidenz des deutschen Kaisers Wilhelm I.

In Österreich

Andere Länder

(c) Bengt A Lundberg / Riksantikvarieämbetet, CC BY 2.5
Schloss Drottningholm, Sommerresidenz (heute ständige Residenz) der Könige von Schweden

Beispiele für Standortbezeichnungen

Bildergalerie

Weblinks

Wiktionary: Sommerresidenz – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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Villa Solliden from the west 2006.jpg
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Solliden as seen from west in August 2006.
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Schonbrunn Palace
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The pontifical palace in Catsel Gandolfo, with two domes of the Vatican Observatory on top. The domes are were built in 1935. The larger one (right) has a diameter of 8.5 m and houses a Zeiss 40/600cm visual refracor. The other has a diameter of 8.0 m and is equpied with Zeiss double telescope, consisting of a four-lens astrograph 40/200 cm and a 60 cm relector that can be used as Newtonian reflector with 240 cm focal length, or in Cassagrain configuration with an focal length of Equivalent 820 cm. The church of St. Thomas of Villanova is visible to the left of the palace.
Bundesarchiv Bild 146-2002-009-10, Kaiserpaar bei Ausritt.jpg
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
Morgenritt Kassel = Wilhelm 1906
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Dieses Bild zeigt das Denkmal in der Ukraine mit der Nummer 01-119-9003
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Balmoral Castle. The Royal Standard of Scotland flies over it.
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Euxinograd Palace, Bulgaria
Mürzsteg - Jagdschloss bzw. Präsidentenvilla (2).JPG
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Das Jagdschloss bzw. die Präsidentenvilla in Mürzsteg, ein Ortsteil der steiermärkischen Marktgemeinde Neuberg an der Mürz.
Das am Hang des Lanauberges zweigeschossiges, stark gegliedertes Gebäude wurde ursprünglich 1869 als kleines Jagdhaus für Kaiser Franz Josef errichtet und mehrfach um- bzw. ausgebaut (zuletzt 1903). Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Jagdschloss dem Kriegsgeschädigtenfonds übertragen, obwohl es nie Staatsbesitz sondern habsburgisches Privateigentum war. 1921 wurde das Schloss für öffentliche Besichtigungen freigegeben. Um den Nahrungsmittelmangel unmittelbar nach dem Ersten, aber auch nach dem Zweiten Weltkrieg zu lindern, wurde damals der Park der örtlichen Bevölkerung zum Gemüseanbau zur Verfügung gestellt. Einzelne Zimmer des Schlosses wurden an Feriengäste vermietet. In Jänner 1938 erfolgte die Restitution an Otto Habsburg, jedoch wurde es von den Nationalsozialisten wieder beschlagnahmt und dient seit 1947 als Sommersitz der österreichischen Bundespräsidenten.
Bergpark Wilhelmshöhe - Schloss Wilhelmshöhe 2019-11-03.JPG
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Das Schloss Wilhelmshöhe ist ein Gebäude im Bergpark Wilhelmshöhe in Kassel, Hessen, Deutschland. Ansicht von Westen.
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Luftbild des Schlosses Nymphenburg
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Schloss Babelsberg
Drottningholm - KMB - 16000300021290.jpg
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Slottet med barockträdgården i förgrunden.

Motiv: Drottningholm
Nyckelord: Byggnadsminnen:Statl, Världsarv

Kategori: Slott
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Palast Het Loo, Apeldoorn, Provinz Gelderland, Niederlande