Schweizer Parlamentswahlen 1947

1943Gesamterneuerungswahlen
des Nationalrats 1947
1951
Wahlbeteiligung: 72,4 %
 %
30
20
10
0
26,20
22,96
21,16
12,08
5,14
4,42
3,18
2,93
0,94
0,99
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 1943
 %p
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
−2,40
+0,48
+0,37
+0,49
+5,14
−0,31
−0,05
−0,44
+0,53
−3,80
Bundeshaus in Bern:
Sitz des Schweizer Parlaments

Die Schweizer Parlamentswahlen 1947 fanden am 26. Oktober 1947 statt. Dabei waren alle 194 Mandate des Nationalrats sowie 25 der 44 Mandate im Ständerat neu zu vergeben. Diese 33. Legislaturperiode dauerte vier Jahre bis Oktober 1951.

Grosser Wahlsieger war die neu gegründete Partei der Arbeit. Nachdem ihre Vorgängerparteien KPS und FSS 1943 verboten gewesen waren, erreichte sie auf Anhieb sieben Nationalratssitze und einen Wähleranteil von 5 % – das beste Ergebnis, das eine kommunistische Partei in der Schweiz je erzielen sollte. Ihre Gewinne gingen hauptsächlich zulasten der Sozialdemokraten. Die aufgrund ihrer Haltung während des Weltkriegs diskreditieren Jungbauern verschwanden nahezu gänzlich von der politischen Bildfläche. Dagegen konnte die FDP, die in den vorangegangenen Jahrzehnten grosse Verluste hatte einstecken müssen, 5 Mandate hinzugewinnen und war somit zweiter Wahlsieger.

Im Ständerat kam es nur zu kleineren Änderungen. Mit Werner Christen (Nidwalden) und Rudolf Stüssi (Glarus) wurden zwei Parteilose in den Ständerat gewählt. Werner Christen schloss sich allerdings der Fraktion der KVP an.

Die durchschnittliche Wahlbeteiligung bei den Nationalratswahlen 1947 stieg auf 72,4 %, mit kantonalen Werten zwischen 36,3 % in Obwalden und 88,5 % in Schaffhausen.[1]

Wahlmodus

Nationalrat

Die Nationalräte werden seit 1919 nach dem Proporzwahlsystem gewählt, d. h. die Sitze werden nach dem Wähleranteil der Parteilisten in den einzelnen Kantonen verteilt und erst innerhalb der Liste gemäss den Personenstimmen. Die Anzahl Sitze pro Kanton werden anhand der Einwohnerzahl bestimmt.

Ausführlicher hierzu: Nationalrat (Schweiz) – Wahlverfahren

Ständerat

Jeder Kanton wählt seit 1848 zwei Vertreter für den Ständerat (ehemalige Halbkantone: einen Vertreter). Die Ständeratswahlen richten sich nach kantonalem Recht. In den meisten Kantonen wurde am 25. Oktober auch die Ständevertretung gewählt. In den Kantonen Appenzell Innerrhoden, Glarus, Nidwalden und Obwalden wählten die Landsgemeinden im Frühjahr die Ständeräte. Die Kantone hatten nicht nur abweichende Wahltermine, sondern auch noch verschieden lange Amtsperioden (1–4 Jahre). In den Kantonen Bern (Novembersession), Freiburg (1 Person in der Maisession, 1 Person in der Novembersession), Neuenburg (gleichentags mit den Nationalratswahlen) und St. Gallen (in der Frühjahrssession) wurden die Ständeräte vom Kantonsparlament gewählt. In allen anderen Kantonen wurden die Ständeräte bei Urnenwahlgängen ermittelt, normalerweise am gleichen Tag wie die Nationalratswahlen. Abweichend davon wählten die Stimmberechtigten in den Kantonen Graubünden (erster Sonntag im März), Tessin (letzter Sonntag im Februar) und Zug (im November).

Ausführlicher hierzu: Ständerat – Wahlverfahren

Resultate Nationalrat

Anmerkungen zu den Wählerzahlen

In den Mehrpersonenwahlkreisen hat jeder Wähler so viele Stimmen, wie in seinem Kanton Sitze zu vergeben sind (im Kanton Bern 34, im Kanton Zug 2). Diese Stimmen kann er an beliebige Kandidaten der sich zur Wahl stellenden Listen vergeben (Panaschieren). Eine Stimme für einen Kandidaten ist gleichzeitig eine Stimme für dessen Partei. Hat ein Wähler nicht alle seine Stimmen an Kandidierende vergeben, gehen diese Stimmen als sogenannte «Zusatzstimmen» an die von ihm gewählte Liste. Wenn der Wähler keine Liste auswählt, sondern einen so genannten «Wahlzettel ohne Parteibezeichnung» – auch Blankoliste genannt – verwendet, verfallen nicht benutzte Stimmen (sog. Leere Stimmen).

Um zu überkantonal vergleichbaren Ergebnissen zu kommen, muss zuerst die Anzahl fiktiver Wähler pro Kanton und Partei berechnet werden. Und die Summe aller fiktiven Wähler der einzelnen Kantone sind dann die Wähler auf Landesebene (z. B. SP auf 251'625 Wähler gerundet). Ein Aargauer «Wähler» kann aber auch aus 12 Personen bestehen, die nur je einen Kandidaten der betreffenden Partei auf ihrer Liste aufgeführt haben.

Das Bundesamt für Statistik benutzt daher den Begriff «fiktiver Wähler» für den Wähler, da ein effektiver Wähler auch nur ein Teilwähler sein kann. Die Zahl der Wähler entspricht der Anzahl gültiger Wahlzettel. Auf Kantonsebene ist die Summe aller Parteistimmen (Summe der Kandidatenstimmen von Kandidierenden einer Partei plus Zusatzstimmen = leere Felder einer Parteiliste) Berechnungsgrundlage. Beispiel: Partei A erzielt im Kanton X 12000, Partei B 27000 und Partei C 48000 von 87000 Parteistimmen. Die Anzahl gültiger Wahlzettel beträgt 25000. Somit hat Partei A in diesem Kanton 3448,28 (12000:87000 × 25000), Partei B 7758,62 (27000:87000 × 25000) und Partei C 13793,10 (48000:87000 × 25000) fiktive Wähler. Alle drei Parteien zusammen total 25000 Wähler.

Die gewählten Mitglieder des Nationalrats sind im Bundesblatt Nr. 47 vom 27. November 1947 aufgelistet.[2]

Parteien, Wähler, Sitze

Die landesweiten Ergebnisse sahen wie untenstehend dargestellt aus. Resultate aus den Kantonen finden sich unter Schweizer Parlamentswahlen 1947/Resultate Nationalratswahlen.

Insgesamt 194 Sitze
ParteiWähler%(+/-)Sitze(+/-)
Sozialdemokratische Partei251'62526,20 %−2,40 %48−8
Freisinnig-Demokratische Partei220'48622,96 %+0,48 %52+5
Konservative Volkspartei203'20221,16 %+0,37 %43+1
Bauern-, Gewerbe- und Bürgerparteien115'97612,08 %+0,49 %21−1
Partei der Arbeit49'3535,14 %+5,14 %7+7
Landesring der Unabhängigen42'4284,42 %−0,31 %8+2
Liberale Partei der Schweiz30'4923,18 %−0,05 %7−1
Demokratische Partei28'0962,93 %−0,44 %5±0
Evangelische Volkspartei9'0720,94 %+0,53 %1±0
Liberalsozialistische Partei (ZH)4'6260,48 %1-0,55 %1+1
Bauernvereinigung (SZ)2'3410,24 %−0,22 %0−1
Jungbauern, Freierwerbende, Arbeiter (SG)2'1790,23 %−2,15 %0±0
Parti républicain pour les Etats-Unis d’Europe (GE)21360,01 %+0,01 %0±0
Vereinzelte Stimmen in Einerwahlkreisen2750,03 %±0,00 %0±0
Total960'287100 %194±0
1 Vergleich mit den Ergebnissen des Freiwirtschaftsbunds und der freiwirtschaftlichen Aktion von 1943
2 auf deutsch: Republikanische Partei für die Vereinigten Staaten von Europa

Wähleranteile in den Kantonen (mit mehreren Sitzen)

Wählerzahlen, Prozente kleinerer Parteien und Namen der Gewählten unter Schweizer Parlamentswahlen 1947/Resultate Nationalratswahlen.

KantonSPFDPKVPBGBPdALdULPSDPEVP
Kanton Aargau Aargau35,7 %18,7 %22,4 %16,5 %2,1 %4,6 %
Kanton Basel-Landschaft Basel-Landschaft29,9 %19,6 %11,2 %12,8 %7,7 %18,7 %
Kanton Basel-Stadt Basel-Stadt20,5 %16,3 %11,8 %4,0 %19,7 %13,1 %14,7 %
Kanton Bern Bern40,5 %17,4 %6,2 %34,3 %1,6 %
Kanton Freiburg Freiburg12,7 %24,8 %56,9 %5,6 %
Kanton Genf Genf9,2 %29,4 %14,0 %29,1 %17,8 %
Kanton Glarus Glarus39,3 %31,0 %29,7 %
Kanton Graubünden Graubünden12,2 %16,3 %38,1 %33,4 %
Kanton Luzern Luzern12,7 %37,0 %50,3 %
Kanton Neuenburg Neuenburg37,0 %26,6 %11,6 %24,8 %
Kanton Schaffhausen Schaffhausen46,1 %29,5 %8,5 %15,9 %
Kanton Schwyz Schwyz21,6 %24,4 %37,7 %
Kanton Solothurn Solothurn32,6 %37,2 %26,6 %1,8 %1,8 %
Kanton St. Gallen St. Gallen16,9 %27,2 %41,7 %1,5 %6,7 %2,6 %
Kanton Tessin Tessin16,5 %38,5 %39,9 %2,8 %2,3 %
Kanton Thurgau Thurgau30,8 %19,3 %22,8 %27,2 %
Kanton Waadt Waadt20,5 %34,6 %9,8 %16,3 %18,9 %
Kanton Wallis Wallis11,1 %22,5 %64,3 %2,1 %
Kanton Zug Zug27,2 %28,7 %44,0 %
Kanton Zürich Zürich27,3 %12,4 %8,9 %14,0 %6,1 %18,8 %6,4 %3,4 %
Schweiz26,2 %23,0 %21,2 %12,1 %5,1 %4,4 %3,2 %2,9 %0,9 %

Sitzverteilung in den Kantonen

Wählerzahlen, Prozente kleinerer Parteien und Namen der Gewählten unter Schweizer Parlamentswahlen 1947/Resultate Nationalratswahlen.

KantonTotalFDPSPKVPBGBLdULPSPdADemEVPLSPJBBV3UFL4
Kanton Aargau Aargau123+14−132
Kanton Appenzell Ausserrhoden Appenzell Ausserrhoden5211
Kanton Appenzell Innerrhoden Appenzell Innerrhoden11
Kanton Basel-Landschaft Basel-Landschaft411−11+11
Kanton Basel-Stadt Basel-Stadt82+12−1111−11+1
Kanton Bern Bern336+114+12110−2
Kanton Freiburg Freiburg72+114−1
Kanton Genf Genf830−11−122+2
Kanton Glarus Glarus211
Kanton Graubünden Graubünden613+12−1
Kanton Luzern Luzern9315
Kanton Neuenburg Neuenburg5221
Kanton Nidwalden Nidwalden11
Kanton Obwalden Obwalden11
Kanton Schaffhausen Schaffhausen211
Kanton Schwyz Schwyz311+110−1
Kanton Solothurn Solothurn7322
Kanton St. Gallen St. Gallen13426+110−1
Kanton Tessin Tessin73+11−13
Kanton Thurgau Thurgau61212
Kanton Uri Uri11
Kanton Waadt Waadt166−231−133+3
Kanton Wallis Wallis72+10−15
Kanton Zug Zug21+10−11
Kanton Zürich Zürich3149−33+14−16+21+1211+10−1
Schweiz19452+548−844+121−18+27−17+75−11±01+10−30−10−1
3 Bauernvereinigung des Kantons Schwyz
4 «Unabhängig-Freie Liste». Diese Rechtsabspaltung des LdU trat 1947 nicht mehr zu den Nationalratswahlen an.

Ergebnisse der Ständeratswahlen

Die gewählten Mitglieder des Ständerats sind im Bundesblatt Nr. 47 vom 27. November 1947 aufgelistet.[3]

Sitzverteilung

Insgesamt 44 Sitze
ParteiWahlen 1947Wahlen 1943
SPS55
KVP1819
LPS22
FDP1112
DP22
BGB44
parteilos20

Gewählte Ständeräte

Kanton1. Ständeratssitz2. Ständeratssitz
Kanton Aargau AargauHans Fricker, KVP (bisher)Karl Killer, SP (bisher)
Kanton Appenzell Ausserrhoden Appenzell AusserrhodenWalter Ackermann, FDP (bisher)nur ein Sitz
Kanton Appenzell Innerrhoden Appenzell InnerrhodenArmin Locher, KVP (bisher)nur ein Sitz
Kanton Basel-Landschaft Basel-LandschaftPaul Brodbeck, FDP (neu)nur ein Sitz
Kanton Basel-Stadt Basel-StadtGustav Wenk, SP (bisher)nur ein Sitz
Kanton Bern BernHenri Mouttet, FDP (bisher)Rudolf Weber, BGB (bisher)
Kanton Freiburg FreiburgMaxim Quartenoud, KVP (neu)Bernard Weck, KVP (bisher)
Kanton Genf GenfAlbert Malche, FDP (bisher)Marcel Raisin, LPS (neu)
Kanton Glarus GlarusMelchior Hefti, DP (bisher)Rudolf Stüssi, parteilos (neu)
Kanton Graubünden GraubündenAlbert Lardelli, DP (bisher)Josef Vieli, KVP (bisher)
Kanton Luzern LuzernGotthard Egli, KVP (bisher)Franz-Karl Zust, KVP (bisher)
Kanton Neuenburg NeuenburgJean-Louis Barrelet, FDP (neu)Fritz Eymann, SP (neu)
Kanton Nidwalden NidwaldenWerner Christen, parteilos (neu)nur ein Sitz
Kanton Obwalden ObwaldenLudwig von Moos, KVP (bisher)nur ein Sitz
Kanton Schaffhausen SchaffhausenErnst Lieb, BGB (neu)Kurt Schoch, FDP (neu)
Kanton Schwyz SchwyzAnton Gwerder, KVP (neu)Fritz Stähli, KVP (bisher)
Kanton Solothurn SolothurnPaul Haefelin, FDP (bisher)Gottfried Klaus, SP (bisher)
Kanton St. Gallen St. GallenErnst Flükiger, FDP (neu)Johann Schmuki, KVP (bisher)
Kanton Tessin TessinAntonio Antognini, KVP (bisher)Bixio Bossi, FDP (bisher)
Kanton Thurgau ThurgauPaul Altwegg, FDP (bisher)Erich Ullmann, BGB (bisher)
Kanton Uri UriLudwig Danioth, KVP (neu)Gustav Muheim, KVP (neu)
Kanton Waadt WaadtGabriel Despland, FDP (bisher)Frédéric Fauquex, LPS (neu)
Kanton Wallis WallisAlfred Clausen, KVP (neu)Maurice Troillet, KVP (bisher)
Kanton Zug ZugAlphons Iten, KVP (bisher)Augustin Lusser, KVP (bisher)
Kanton Zürich ZürichEmil Klöti, SP (bisher)Friedrich Traugott Wahlen, BGB (bisher)

Fraktionen in der 33. Legislaturperiode

Fraktionen sind Zusammenschlüsse der Parlamentsmitglieder einer oder mehrerer Parteien. Untenstehende Tabelle gibt den Stand zu Beginn der Legislaturperiode wieder.[4]

FraktionGesamtNationalratStänderat
Radikal-demokratische Fraktion (FDP)635211
katholisch-Konservative Fraktion624418
sozialdemokratische Fraktion53485
Bauern-, Gewerbe und Bürgerfraktion25214
Fraktion des Landesrings990
Liberal-Demokratische Fraktion972
Demokratische Fraktion752
Fraktion der Partei der Arbeit770
ohne Fraktionszugehörigkeit321

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Tabelle «Nationalratswahlen: Wahlbeteiligung, 1919–2015»
  2. Mitglieder des Nationalrats, Seiten 555–634
  3. Mitglieder des Ständerats, Seiten 635–637
  4. Fraktionen seit 1912

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