Schweizer Parlamentswahlen 1925

1922Gesamterneuerungswahlen
des Nationalrats 1925
1928
Wahlbeteiligung: 76,8 %
 %
30
20
10
0
27,77
25,85
20,91
15,57
2,99
2,00
1,71
0,93
0,06
2,30
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 1922
 %p
   4
   2
   0
  -2
  -4
−0,57
+2,57
−0,04
−0,55
−0,96
+0,17
−0,35
+0,07
−1,21
+0,96
Bundeshaus in Bern:
Sitz des Schweizer Parlaments

Die Schweizer Parlamentswahlen 1925 fanden am 25. Oktober 1925 statt. Dabei waren alle 198 Mandate des Nationalrats sowie 25 der 44 Mandate im Ständerat neu zu vergeben. Diese 27. Legislaturperiode dauerte drei Jahre bis Oktober 1928.

Klarer Sieger der Nationalratswahlen war die SP. Sie konnte sowohl bei den Stimmen wie bei den Mandaten deutlich zulegen. Auch die Kommunisten gewannen, womit insgesamt von einem Linksrutsch gesprochen werden kann. Zu den Verlieren zählten der Grütliverein, der sich noch im Jahr 1925 auflösten, sowie LPS, BGB und FDP.[1]

In den beiden Kantonen Glarus und Zug kam es zu einer stillen Wahl, da es nur gleich viele Kandidaturen wie zu vergebende Sitze gab.

Im Ständerat musste die FDP zwei Sitze abgeben (an KVP und SP) und verlor damit auch in der kleinen Kammer ihre absolute Mehrheit.

Die durchschnittliche Wahlbeteiligung bei den Nationalratswahlen 1925 betrug 76,8 %, mit kantonalen Werten zwischen 33,3 % in Obwalden und 92,5 % in Schaffhausen.[2]

Wahlmodus

Nationalrat

Die Nationalräte werden seit 1919 nach dem Proporzwahlsystem gewählt, d. h. die Sitze werden nach dem Wähleranteil der Parteilisten in den einzelnen Kantonen verteilt und erst innerhalb der Liste gemäss den Personenstimmen. Die Anzahl Sitze pro Kanton werden anhand der Einwohnerzahl bestimmt.

Ausführlicher hierzu: Nationalrat (Schweiz) – Wahlverfahren

Ständerat

Jeder Kanton wählt seit 1848 zwei Vertreter für den Ständerat (ehemalige Halbkantone: einen Vertreter). Die Ständeratswahlen richten sich nach kantonalem Recht. In den meisten Kantonen wurde am 25. Oktober auch die Ständevertretung gewählt. In den Kantonen Appenzell Innerrhoden, Glarus, Nidwalden, Obwalden und Uri wählten die Landsgemeinden im Frühjahr die Ständeräte. Die Kantone hatten nicht nur abweichende Wahltermine, sondern auch noch verschieden lange Amtsperioden (1–4 Jahre). In den Kantonen Bern (Novembersession), Freiburg (1 Person in der Maisession, 1 Person in der Novembersession), Neuenburg (gleichentags mit den Nationalratswahlen) und St. Gallen (in der Frühjahrssession) wurden die Ständeräte vom Kantonsparlament gewählt. In allen anderen Kantonen wurden die Ständeräte bei Urnenwahlgängen ermittelt, normalerweise am gleichen Tag wie die Nationalratswahlen. Abweichend davon wählten die Stimmberechtigten in den Kantonen Graubünden (erster Sonntag im März), Tessin (letzter Sonntag im Februar) und Zug (im November).

Ausführlicher hierzu: Ständerat – Wahlverfahren

Resultate Nationalrat

Die gewählten Mitglieder des Nationalrats sind im Bundesblatt vom 3. Dezember 1925 aufgelistet.[3]

Parteien, Wähler, Sitze

Die landesweiten Ergebnisse sahen wie untenstehend dargestellt aus. Resultate aus den Kantonen finden sich unter Schweizer Parlamentswahlen 1925/Resultate Nationalratswahlen.

Insgesamt 198 Sitze
Stärkste Parteien in den Kantonen und Sitzverteilung
ParteiWähler%(+/-)Sitze(+/-)
Freisinnig-Demokratische Partei206'48527,77 %−0,58 %60±0
Sozialdemokratische Partei192'20825,85 %+2,57 %49+6
Konservative Volkspartei155'46720,91 %−0,04 %142−2
Bauern-, Gewerbe- und Bürgerparteien2115'79515,57 %−0,55 %30−4
Liberale Partei der Schweiz22'2172,99 %−0,96 %37−3
Kommunistische Partei der Schweiz14'8372,00 %+0,17 %3+1
Demokratische Partei12'7111,71 %−0,35 %4+1
Gemeinsame Liste LP/KVP/UDE (GE)48'3061,12 %+1,12 %41+1
Evangelische Volkspartei6'8880,93 %+0,07 %1±0
Parti progressiste national (NE)3'6510,49 %−0,07 %1±0
Freiwirtschaftliche Partei (BE+BS)1'6020,22 %+0,07 %0±0
(Unabhängige) Freisinnige Partei (BL)1'2090,16 %+0,16 %0±0
Parti socialiste dissident (VD)51'1490,15 %+0,15 %0±0
Grütlianer4270,06 %−1,21 %0±0
Sonderliste BGB (BL)1270,02 %+0,02 %0±0
Parti populaire (VD)6220,00 %+0,00 %0±0
Lista concordia (TI)7100,00 %+0,00 %0±0
Vereinzelte Stimmen in Einerwahlkreisen5680,08 %−0,04 %0±0
Total743'679100 %198±0
1 Inklusive eines Vertreters, der im Kanton Genf auf der gemeinsamen Liste LP/KVP/UDE gewählt wurde.
2 Inklusive Paysans, artisans et bourgeois jurassiens (Jurassische Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei) und "Freie Bauernliste" (Liste von Friedrich Bopp im Kanton Zürich; 1 Nationalratssitz).
3 Inklusive zweier Vertreter, die im Kanton Genf auf der gemeinsamen Liste LP/KVP/UDE gewählt wurden.
4 Die Liberal(konservativ)en, die KVP und die anti-sozialistische Rechtsaussenpartei « Union de défense économique » (auf deutsch (sinngemäss): Vereinigung zur Verteidigung der (freien) Wirtschaft) reichten 1925 im Kanton Genf eine gemeinsame Liste ein. Die Liste gewann 4 Sitze (2 Liberale, 1 KVP, 1 UDE). Die Sitzzahl bezieht sich nur auf die UDE, während die Sitze liberalen und konservativen Nationalräte im Total ihrer jeweiligen Parteien inbegriffen sind.
5 auf deutsch (sinngemäss): Abtrünnige/Unabhängige Sozialdemokratische Partei; Liste von Waadtländer SP-Mitgliedern, die mit dem offiziellen Parteivorschlag nicht einverstanden waren.
6 auf deutsch (sinngemäss): Volkspartei
7 auf deutsch (sinngemäss): Liste Eintracht

Wähleranteile in den Kantonen (mit mehreren Sitzen)

Wählerzahlen, Prozente kleinerer Parteien und Namen der Gewählten unter Schweizer Parlamentswahlen 1925/Resultate Nationalratswahlen.

KantonFDPSPKVPBGBLPSKPSDPEVP
Kanton Aargau Aargau20,4 %34,5 %22,7 %22,4 %
Kanton Basel-Landschaft Basel-Landschaft21,7 %28,0 %9,9 %18,0 %5,5 %4,9 %
Kanton Basel-Stadt Basel-Stadt11,0 %32,8 %10,6 %9,4 %15,4 %16,2 %3,5 %
Kanton Bern Bern18,8 %33,4 %6,4 %40,1 %0,2 %
Kanton Freiburg Freiburg24,1 %7,0 %68,8 %
Kanton Genf Genf25,0 %31,5 %1,8 %
Kanton Graubünden Graubünden29,6 %12,2 %35,7 %22,5 %
Kanton Luzern Luzern38,3 %11,4 %50,0 %0,3 %
Kanton Neuenburg Neuenburg24,6 %39,6 %20,2 %
Kanton Schaffhausen Schaffhausen23,2 %40,6 %36,2 %
Kanton Schwyz Schwyz27,2 %26,3 %46,5 %
Kanton Solothurn Solothurn47,0 %26,8 %26,2 %
Kanton St. Gallen St. Gallen30,5 %19,3 %42,5 %7,7 %
Kanton Tessin Tessin42,2 %12,5 %35,7 %9,3 %0,1 %
Kanton Thurgau Thurgau16,4 %20,3 %18,1 %32,9 %12,3 %
Kanton Waadt Waadt45,0 %23,7 %10,5 %18,6 %0,6 %
Kanton Wallis Wallis22,8 %9,1 %68,2 %
Kanton Zug Zug28,2 %23,9 %47,9 %
Kanton Zürich Zürich28,1 %36,1 %6,4 %20,5 %4,3 %4,6 %
Schweiz27,8 %25,8 %20,9 %15,6 %3,0 %2,0 %1,7 %0,9 %

Sitzverteilung in den Kantonen

Wählerzahlen, Prozente kleinerer Parteien und Namen der Gewählten unter Schweizer Parlamentswahlen 1925/Resultate Nationalratswahlen.[4]

KantonTotalFDPSPKVPBBLPSDemKPSEVPPPNUDES1
Kanton Aargau Aargau122433
Kanton Appenzell Ausserrhoden Appenzell AusserrhodenS2321
Kanton Appenzell Innerrhoden Appenzell Innerrhoden11
Kanton Basel-Landschaft Basel-Landschaft42−111+1
Kanton Basel-Stadt Basel-Stadt7121111
Kanton Bern Bern346+112+2214−3
Kanton Freiburg Freiburg725
Kanton Genf Genf92312−11+1
Kanton Glarus GlarusS2211
Kanton Graubünden Graubünden62−10−13+11+1
Kanton Luzern Luzern9315
Kanton Neuenburg Neuenburg723+11−11
Kanton Nidwalden Nidwalden11
Kanton Obwalden Obwalden11
Kanton Schaffhausen Schaffhausen311−11+1
Kanton Schwyz Schwyz3S311+11−1
Kanton Solothurn Solothurn7322
Kanton St. Gallen St. Gallen1553+16−11
Kanton Tessin Tessin8413
Kanton Thurgau Thurgau711131
Kanton Uri Uri11
Kanton Waadt Waadt1684+113−1
Kanton Wallis Wallis62+14−1
Kanton Zug Zug211
Kanton Zürich Zürich27810+116−111
Schweiz19860±049+642−230−47−34+13+11±01±01+1
S1 Union de défense économique
S3 Nationalrat Josef Bürgi wurde auf der Liste der FDP gewählt, politisierte aber anschliessend in der BB-Fraktion.[5]

Ergebnisse der Ständeratswahlen

Die gewählten Mitglieder des Ständerats sind im Bundesblatt vom 3. Dezember 1925 aufgelistet.[6]

Sitzverteilung

Insgesamt 44 Sitze
ParteiWahlen 1925Wahlen 1922
SPS21
KVP1817
LPS11
FDP2123
BGB11
DP11

Gewählte Ständeräte

Kanton1. Ständeratssitz2. Ständeratssitz
Kanton Aargau AargauPeter Emil Isler, FDP (bisher)Gottfried Keller, FDP (bisher)
Kanton Appenzell Ausserrhoden Appenzell AusserrhodenJohannes Baumann, FDP (bisher)nur ein Sitz
Kanton Appenzell Innerrhoden Appenzell InnerrhodenCarl Rusch, KVP (bisher)nur ein Sitz
Kanton Basel-Landschaft Basel-LandschaftGustav Johann Schneider, FDP (bisher)nur ein Sitz
Kanton Basel-Stadt Basel-StadtEugen Wullschleger, SP (neu)nur ein Sitz
Kanton Bern BernPaul Charmillot, FDP (bisher)Carl Moser, BGB (bisher)
Kanton Freiburg FreiburgEmile Savoy, KVP (bisher)Bernard Weck, KVP (neu)
Kanton Genf GenfCharles Burklin, SP (bisher)Alexandre Moriaud, FDP (bisher)
Kanton Glarus GlarusEdwin Hauser, DP (bisher)Philippe Mercier, FDP (bisher)
Kanton Graubünden GraubündenFriedrich Brügger, KVP (bisher)Andreas Laely, FDP (bisher)
Kanton Luzern LuzernJakob Sigrist, KVP (bisher)Josef Winiger, KVP (bisher)
Kanton Neuenburg NeuenburgErnest Béguin, FDP (bisher)Pierre de Meuron, LPS (bisher)
Kanton Nidwalden NidwaldenAnton Zumbühl, KVP (neu)nur ein Sitz
Kanton Obwalden ObwaldenAdalbert Wirz, KVP (bisher)nur ein Sitz
Kanton Schaffhausen SchaffhausenAlbert Ammann, FDP (bisher)Heinrich Bolli, FDP (bisher)
Kanton Schwyz SchwyzMartin Ochsner, KVP (bisher)Joseph Räber, KVP (bisher)
Kanton Solothurn SolothurnHugo Dietschi, FDP (neu)Robert Schöpfer, FDP (bisher)
Kanton St. Gallen St. GallenJohannes Geel, FDP (bisher)Anton August Messmer, KVP (bisher)
Kanton Tessin TessinBrenno Bertoni, FDP (bisher)Antonio Luigi Riva, KVP (bisher)
Kanton Thurgau ThurgauAlbert Böhi, FDP (bisher)Rudolf Huber, FDP (bisher)
Kanton Uri UriFranz Muheim, KVP (bisher)Josef Wipfli, KVP (neu)
Kanton Waadt WaadtÉmile Dind, FDP (bisher)Henri Simon, FDP (bisher)
Kanton Wallis WallisRaymund Loretan, KVP/CSP (bisher)Joseph Ribordy, KVP (bisher)
Kanton Zug ZugJosef Andermatt, KVP (bisher)Josef Hildebrand, KVP (bisher)
Kanton Zürich ZürichGustav Keller, FDP (neu)Oskar Wettstein, FDP (bisher)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Tabelle «Nationalratswahlen: Mandatsverteilung nach Parteien, 1919–2015» (Memento des Originals vom 17. Februar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bfs.admin.ch
  2. Tabelle «Nationalratswahlen: Wahlbeteiligung, 1919–2015» (Memento des Originals vom 17. Februar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bfs.admin.ch
  3. Mitglieder des Nationalrats, Seiten 453–461
  4. Nationalratswahlen: Mandatsverteilung nach Parteien und Kanton. Bundesamt für Statistik, 1. Dezember 2015, abgerufen am 4. Mai 2022.
  5. Franz Auf der Maur: Bürgi, Josef. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  6. Mitglieder des Ständerats, Seiten 462–464

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