Schwedische Streitkräfte

Flagge SchwedensSchwedenSchwedische Streitkräfte
Försvarsmakten
Wappen der schwedischen Streitkräfte
(c) Koyos, CC BY-SA 2.5
Führung
Oberbefehlshaber:Micael Bydén
Verteidigungsminister:Pål Jonson
Sitz des Hauptquartiers:Stockholm
Militärische Stärke
Aktive Soldaten:60.000 Soldaten (Stand: 2022)[1]
Wehrpflicht:ausgesetzt 2010, wieder eingeführt 2017[2]
Wehrtaugliche Bevölkerung:ca. 4 Millionen (Männer und Frauen, Alter 16–49; 2010).[3]
Wehrtauglichkeitsalter:18[3]
Anteil Soldaten an Gesamtbevölkerung:0,57 %
Haushalt
Militärbudget:126 Mrd. SEK (~11,1 Mrd. €) (2024)[4]
Anteil am Bruttoinlandsprodukt:1,24 %[5]
Geschichte

Die schwedischen Streitkräfte (schwedisch Försvarsmakten, wörtlich: Verteidigungsstreitmacht) bestehen aus den vier Teilstreitkräften

Organisation

Einsatz in Afghanistan

Die schwedische Armee ist als Verwaltungsbehörde organisiert. Als solche untersteht sie direkt der schwedischen Regierung und nicht, wie in vielen anderen Staaten, dem Verteidigungsminister. Den Oberbefehl sowohl in Friedens- als auch in Kriegszeiten führt der Behördenleiter, ein General mit dem Titel överbefälhavaren (ÖB, deutsch Oberbefehlshaber). Diese Stellung nimmt seit 1. Oktober 2015 General Micael Bydén ein. Damit ist der König – für eine europäische Monarchie ungewöhnlich – seit 1975 nicht mehr Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Trotz dieser Änderung gilt der Monarch noch immer offiziell als deren höchster Offizier und trägt zu offiziellen Anlässen Generals- bzw. Admiralsuniform.

1975 wurden 45.000 Männer als Wehrpflichtige eingezogen, 2003 waren es nur noch 15.000. Nach dem Ende des Kalten Krieges wurden die Militärausgaben gesenkt und 2010 die Wehrpflicht ausgesetzt. Die Einführung einer allgemeinen, aus Gründen der Gleichstellung auch für Frauen geltenden Wehrpflicht in Krisenzeiten blieb möglich.[6][7] Gegenüber der Zeit des Kalten Krieges wurde die geplante Kriegsstärke des Heeres um 95 % verringert und die der Marine und der Luftwaffe jeweils um 70 %. Auslandseinsätze wurden als strategische wichtigstes Szenario behandelt.[8]

Verteidigungsminister Peter Hultqvist erklärte im September 2016, im Jahr 2018 eine allgemeine Wehrpflicht wieder einzuführen, und hofft auf eine „stabilere, robustere und funktionsfähigere Rekrutierung“.[9] Am 2. März 2017 legte daher die Schwedische Regierung dem Parlament einen entsprechenden Gesetzesentwurf vor.[10] Am 1. Juli 2017 wurde mit der Musterung der Geburtenjahrgänge 1999 und 2000 (13.000 Wehrpflichtige) begonnen.[11] Pro Geburtenjahrgang sollen 4000 Wehrpflichtige zum Wehrdienst herangezogen werden, das entspricht ca. 4 % eines Jahrgangs.[12][13] Die Wehrpflicht gilt für alle Geschlechter und dauert bis zu zwölf Monate. Gediente verbleiben bis zur Vollendung des 47 Lebensjahrs in der Reserve. Zudem wird seitdem in der Planung und der Öffentlichkeitswirkung der Gedanke der totalen oder gesamtgesellschaftlichen Verteidigung wieder gestärkt, der auch in den Nachbarländern Norwegen und Finnland traditionell eine große Rolle spielt.[14] Hintergrund waren Befürchtungen über eine zunehmende Bedrohung durch Russland seit der völkerrechtswidrigen Krim-Annexion, dem russischen Krieg gegen die Ukraine und russischen Militärübungen an der Grenze zum Baltikum.[15][16][17]

Der Verteidigungshaushalt im Jahr 2022 beträgt umgerechnet etwa 5,5 Milliarden Euro (60 Mrd. SEK),[18] nachdem 2016 nur 4,2 Milliarden Euro (44 Mrd. SEK)[19] angesetzt waren. Darin sind alle laufenden Aufwendungen für die Streitkräfte und Ausgaben für Forschung und Entwicklung sowie die Materialbeschaffung enthalten.[20] In Folge der russischen Annexion der Krim beschloss die schwedische Regierung Reinfeldt im Jahr 2015, als 0,9 Prozent des BIP für Verteidigung ausgegeben wurde,[1] den Verteidigungsetat für die Jahre 2016–2020 um 10,2 Milliarden Kronen zu erhöhen.[21] Stand 2022 machte der Verteidigungsetat einen Anteil von 1,3 % am BIP aus.[1]

Im Jahr 2019 verfügten die schwedischen Streitkräfte über 14.600 Soldaten, davon 1.500 Frauen, sowie weitere 8.100 Zivilbeschäftigte.[22] Zur schwedischen Heimwehr, die in 40 Bataillone[23] gegliedert ist, gehören weitere 20.700 Soldaten, 5.000 zeitweise Dienende sowie 6.700 Reserveoffiziere[22] (2001: insgesamt 42.000). Bei voller Kriegsmobilisierung hätten 2019 rund 60.000 Personen unter Waffen gestanden.[24] Im Jahr 2020 wurde beschlossen, die Zahl der aktiven Soldaten bis 2030 um ein Drittel zu erhöhen.[1]

Seit 1994 nimmt das Land an der Initiative Partnerschaft für den Frieden (Partnership for peace, PfP) teil.

Wehrpflicht

In Schweden gibt es seit dem 2. März 2017 wieder eine Wehrpflicht, der värnplikt, nachdem im Jahr 2010 die Wehrpflicht in dem Land ausgesetzt wurde. Hintergrund für die Einführung war die Russische Annexion der Krim im Jahr 2014. Die Wehrpflicht gilt neu sowohl für Männer als auch für Frauen. Die Dauer der Pflicht beträgt 12 Monate. Rekrutiert werden die jungen Leute jedoch vor allem auf Basis ihrer Bereitschaft dem Land zu dienen und ist somit de facto freiwillig. Die angehenden Jahrgänge müssen ein Onlineformular, dem mönstringsunderlag, ausfüllen. Anschließend werden basierend auf diesem Fragebogen die Leute eingeladen sich medizinisch beurteilen zu lassen. Ist diese Beurteilung positiv ausgefallen, werden die Wehrwilligen zum Militärdienst aufgefordert. Eingebettet ist die Wehrpflicht in den Nationalen Dienst, dem totalförsvarsplikt, welcher neben Militärdienst auch einen Zivildienst vorsieht. Jedoch ist zur Zeit der Zivildienst noch nicht aufgebaut worden. Rekruten erhalten in einem Bonussystem einige Vorteile wie zum Beispiel finanzielle Zulagen als Bildungsbonus oder auch zwei gratis Studienfähigkeitstests.[25]

Mannschaftszahlen und Ausrüstung

Schwedische Soldaten der arktischen Einheiten

Mannschaftzahlen

2019 betrug der Frauenanteil in den Streitkräften etwa 10 %.

Ausrüstung

  • Kommunikation: Elbit Systems E-LynX Strategische-Digtalfunkkommunikation im Zulauf, geordert 2020 durch das Försvarets materielverk (FMV). Die SDR Geräte sind kompatibel mit EU- und NATO-Betriebsarten.[28]

Siehe auch

Weblinks

Commons: Schwedische Streitkräfte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Försvarsmakten – offizielle Homepage der schwedischen Armee (schwedisch, englisch)

Einzelnachweise

  1. a b c d e Anna-Sophie Schneider: (S+) Nato-Beitritt: Was Schweden dem Militärbündnis zu bieten hat. In: Der Spiegel. 19. Mai 2022, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 19. Mai 2022]).
  2. Meldung, nzz.ch, 2. März 2017, abgerufen am 2. März 2017
  3. a b cia.gov (Memento desOriginals vom 19. Mai 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.cia.gov
  4. Utgiftsområde 6 Försvar och samhällets hrsg=Sveriges Riksdag. Abgerufen am 15. Januar 2024.
  5. Wirtschaftliche Daten Schwedens ekonomifakta.se (schwedisch); abgerufen am 26. Dezember 2015
  6. Schweden schafft die Wehrpflicht ab. In: Neue Zürcher Zeitung. 1. Juli 2010, abgerufen am 19. Januar 2012.
  7. Freiwillige Selbstverteidigung. Schweden schafft Wehrpflicht ab. n-tv.de, 1. Juli 2010
  8. James Kenneth Wither: Back to the future? Nordic total defence concepts, In: Defence Studies 20:1, S. 70.
  9. Schweden führt 2018 Wehrpflicht wieder ein. In: Welt N24, 29. September 2016, abgerufen am 30. September 2016
  10. Schweden will Wehrpflicht wieder einführen, SRF, 2. März 2017
  11. Regierungsbeschluss zur Aktivierung der Wehrpflicht. (PDF; 143 kB) Schwedisches Verteidigungsministerium (schwedisch); abgerufen am 3. März 2017.
  12. Wehrpflicht wird wieder eingeführt. In: Aftonbladet (schwedisch); abgerufen am 3. März 2017.
  13. Wehrpflicht: Junge Schweden müssen wieder zum Militär. In: Deutschlandrundfunk, 2. März 2017.
  14. James Kenneth Wither: Back to the future? Nordic total defence concepts, In: Defence Studies 20:1, S. 70.
  15. Sweden returns draft amid security worries and soldier shortage. In: Reuters, 2. März 2017.
  16. Samuel Osborne: Sweden brings back military conscription in face of growing Russia threat. In: The Independent, 2. März 2017.
  17. Sweden brings back military conscription amid Baltic tensions. BBC, 2. März 2017.
  18. Ekonomisk redovisning. Försvarsmaktens anslag. In: Internetauftritt schwedische Streitkräfte. 23. Juni 2022, abgerufen am 16. Februar 2023 (nordsamisch).
  19. Swedish Armed Forces: Financial Overview. Abgerufen am 11. März 2021 (englisch, offizielle Seite der Försvarsmakten).
  20. About the Swedish Armed Forces, offizielle Seite der Försvarsmakten, abgerufen im Juli 2010.
  21. Einigung der Parteien über Verteidigungsbeschluss (schwedisch), abgerufen am 26. Dezember 2015
  22. a b Schwedische Streitkräfte - Organisation - Personalstärke. Abgerufen am 3. Februar 2021 (schwedisch).
  23. Brief des Leiters der Hemvärnet (PDF) hemvarnet.se (schwedisch)
  24. James Kenneth Wither: Back to the future? Nordic total defence concepts, In: Defence Studies 20:1, S. 70.
  25. Sachstand zur Wiedereinführung der Wehrpflicht in Schweden. (pdf) Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages, 13. Juni 2018, abgerufen am 26. Dezember 2023 (Aktenzeichen: WD 2 - 3000 - 076/18).
  26. a b c d Sweden - The World Factbook - Military and Security. Abgerufen am 3. Februar 2021.
  27. a b c UNROCA (United Nations Register of Conventional Arms). Abgerufen am 3. Februar 2021.
  28. ES&T editorial team: E-Lynx SDR radios for Sweden. Abgerufen am 30. September 2021 (englisch).

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Swedish National Army 1st Lt. Alm, Military Observer Team Liaison Officer, marks the hand of a local woman in order for her to receive medical aid from health providers at Medical Civil Assistance Program (MEDCAP) in village of Stin, Balkh province, Afghanistan on April 04, 2006. This MEDCAP is organized by Combined Joint Special Operation Task Force - Afghanistan for local men, women and children in Balkh province. (U.S. Army photo by Spc. Michael Zuk)
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