Schwabtunnel

Schwabtunnel
Schwabtunnel
Schwabtunnel
Offizieller NameSchwabstraßentunnel
NutzungKraftfahrzeuge, Fußgänger
OrtStuttgart
Länge125 m
Anzahl der Röhren1
QuerschnittU-förmig
Größte ÜberdeckungHasenberg
Bau
BauherrStadt Stuttgart
Baukosten289.000 Mark
Baubeginn1894
Fertigstellung1896
Betrieb
BetreiberStadt Stuttgart
Lage
Schwabtunnel (Baden-Württemberg)
Schwabtunnel (Baden-Württemberg)
Koordinaten
Nordportal48° 46′ 3,3″ N, 9° 9′ 36,6″ O
Südportal48° 45′ 59,8″ N, 9° 9′ 39,1″ O

Der Schwabtunnel (offiziell: Schwabstraßentunnel) ist ein 125 Meter langer Straßentunnel in Stuttgart. Er steht unter Denkmalschutz.

Geografische Lage

Der Tunnel unterquert den Hasenberg und damit sowohl die Wannenstraße als auch die Hasenbergsteige. Er verbindet die Schwabstraße im Stuttgarter Westen mit der Schickhardtstraße im Stuttgarter Süden.

Name

Der Schwabtunnel und die Schwabstraße sind nach dem Stuttgarter Pfarrer, Dichter, Publizisten und Herausgeber Gustav Schwab (1792–1850) benannt.[1]

Geschichte

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte sich die Einwohnerzahl Stuttgarts von 50.000 auf 176.000 mehr als verdreifacht. Durch die Kessellage konnte sich die Kernstadt nicht mehr ausdehnen und es entstanden Vororte außerhalb des Kessels. So sollten die Karlsvorstadt (Stuttgart-Heslach), wo überwiegend Arbeiter wohnten, mit dem Stuttgarter Westen, einem Industriestandort, verbunden werden.[2]:S. 4 Dazwischen liegt der Hasenberg.

Der Tunnel wurde 1894 bis 1896 unter Stadtbaurat Carl Kölle erbaut.[2]:S. 1 Die Baukosten betrugen 289.000 Mark.[3][4] Er wurde am 29. Juni 1896 eröffnet und war damals der breiteste Straßentunnel Europas[5] – die Straßenbahn war schon eingeplant – und nach dem Salzburger Sigmundstor der zweite innerstädtische Tunnel in Kontinental-Europa. Außerdem ist er der weltweit erste Tunnel, durch den jemals ein Automobil gefahren ist[6], im Jahr 1900.[2]:S. 4

In der Zeit vom 4. Dezember 1902 bis zum 9. Mai 1972 wurde der Schwabtunnel auch von der Straßenbahn Stuttgart befahren, zunächst ein-, ab 1929 zweigleisig. Damit war der Stuttgarter Schwabtunnel auch einer der ersten Straßenbahntunnel der Welt.[Anm. 1] Die Linien wechselten: Ab 1902 bis 1914 wurde die Strecke Bopser – Etzelstraße – Olgaeck – Charlottenplatz – Schloßplatz – Friedrichstraße – Kronenstraße – Hegelplatz – Rosenbergplatz – Schwabstraße – Schreiberstraße (heute Erwin-Schoettle-Platz) befahren. 1910 erhielten die Linien erstmals Nummern, die Schwabstraßenlinie bekam die "6". Ab 1914 folgte (bis 1943) eine veränderte Linienführung: Schreiberstraße – Marienplatz – Wilhelmsbau – Schloßplatz – Hbf – Rosenbergplatz – Schwabstraße – Schreiberstraße, diese neue Linie 6 wurde nunmehr auch als Westring oder Ringlinie bezeichnet. Ab 1948 erhielt sie kurzzeitig die Nummer 9, dann bis 1954 die Nummer 20 und schließlich ab 3. Mai 1954 bis zur Stilllegung 1972 die Nummer 8, mit einem wieder veränderten Laufweg: Vogelsang – Kreuzung Schwab-/ Bebelstraße – Schloßstraße – Schloßplatz – Charlottenplatz – Eugensplatz – Wagenburgplatz – Aspergstraße – Gablenberg Schulhaus – Gablenberger Hauptstraße – Ostendplatz – Haußmannstraße – Werfmershalde – Landhausstraße – Neckarstraße – Schillerstraße – Hbf – Lautenschlagerstraße – Kronenstraße – Hegelplatz – Rosenbergplatz – Kreuzung Schwab-/ Bebelstraße – Schwabstraße – Schreiberstraße (heute Erwin-Schoettle-Platz). An den Tunnelwänden erinnern bis heute die Aufhängungshaken der Straßenbahnoberleitung an diese Epoche.[7] 1972 wurde die Linie 8 von der Buslinie 42 abgelöst, die bis heute durch den Tunnel verkehrt. Der Straßenbahnbetrieb durch den Schwabtunnel wurde damals eingestellt.

Im Zweiten Weltkrieg wurden die Tunnelportale weitgehend vermauert und im Tunnel Holztribünen aufgestellt, so dass der Tunnel zum Luftschutzbunker für 2000 Menschen wurde.[2]:S. 4 Der Rückbau der Einrichtungen für den Luftschutz dauerte bis Juni 1946.[8]

Bauwerk

Der Tunnel ist 10,5 m breit und 6,5 m (die Portale bis 8,5 m) hoch.[9] Durch den Tunnel führen heute eine Fahrbahn mit zwei Fahrstreifen (einer je Richtung) sowie rechts und links der Fahrbahn jeweils ein Gehweg. Beide Tunneleingänge werden von Treppenaufgängen flankiert, die zur Straße hin mit einem Arkadenmotiv gestaltet sind: Die Bögen sind aus Sandstein gemauert und mit Mauerwerk aus unregelmäßigen, großen Granitblöcken gefüllt.

Die Schlusssteine beider Tunnelportale sind als Löwenköpfe gestaltet, darüber steht die Jahreszahl 1896. Wiederum darüber befindet sich jeweils eine weitere Bildhauer-Arbeit von Theodor Bausch[2]:S. 3: Auf der Heslacher Seite ist als allegorische Figurengruppe „Stuttgart“ dargestellt, auf der Stuttgarter Seite gibt es einen Balkon, an dessen Front das Stuttgarter Wappentier, ein springendes Pferd, in einer Kartusche gezeigt wird. Die Tunnelröhre wurde mit etwa einer Million Mauerziegeln ausgekleidet.[2]:S. 3

Der Schwabtunnel ist ein Kulturdenkmal nach dem Gesetz zum Schutz der Kulturdenkmale des Landes Baden-Württemberg.[2]:S. 1

Erhalt

Der Tunnel wird heute durch den Verkehr stark belastet. Für Pferdefuhrwerke, Fußgänger und Straßenbahn geplant, nutzen ihn heute täglich 15.000[10] bis 20.000[2]:S. 4 Kraftfahrzeuge. Erschütterung, Abgase und im Winter eingetragenes salzhaltiges Spritzwasser greifen die Bausubstanz an.[2]:S. 4 2019–2021 wurde der Tunnel deshalb saniert.[2]:S. 2 Es war vorgeschlagen worden – unter anderem vom VCD –, den Tunnel wieder auf nicht-motorisierten Verkehr zu beschränken.[2]:S. 4

Literatur

Weblinks

Commons: Schwabtunnel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Älter ist zum Beispiel der Spreetunnel Stralau–Treptow von 1899 in Berlin.

Einzelnachweise

  1. Schwabtunnel (Memento desOriginals vom 17. April 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.stuttgart.de auf: stuttgart.de. Abgerufen am 24. März 2019.
  2. a b c d e f g h i j k NN: Der Schwabtunnel in Stuttgart. In: Denkmalstiftung Baden-Württemberg (Hrsg.): Denkmalstimme. Nr. 01, 2019, ZDB-ID 2816230-4, S. 1–4 (denkmalstiftung-baden-wuerttemberg.de [PDF; 4,7 MB]).
  3. Der Teckbote-Südwest Presse, Ausgabe vom 3. September 2016, S. 30.
  4. NN: Schwabtunnel. Meilenstein der Ingenieurskunst wird 120 Jahre alt. Auf: stuttgart.de. Abgerufen am 24. März 2019.
  5. Schwabtunnel (Memento desOriginals vom 17. April 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.stuttgart.de auf: stuttgart.de. Abgerufen am 24. März 2019.
  6. Stuttgart to go – Ein Spazierbuch von Patrick Mikolaj, Lokalteilverlag.
  7. Kathrin Wesely: Jubiläum: Dem Schwabtunnel ein Ständchen. In: stuttgarter-zeitung.de. 27. August 2016, abgerufen am 30. März 2018.
  8. So: NN: Schwabtunnel. Meilenstein der Ingenieurskunst wird 120 Jahre alt. Auf: stuttgart.de. Abgerufen am 24. März 2019.
  9. Titus Häussermann et al.: 125 Jahre Schwabtunnel. (PDF; 5 MB) Jubiläumsbroschüre. In: stuttgart.de. Landeshauptstadt Stuttgart, Tiefbauamt, Juli 2021, S. 21, abgerufen am 29. September 2021.
  10. So: NN: Schwabtunnel. Meilenstein der Ingenieurskunst wird 120 Jahre alt. Auf: stuttgart.de. Abgerufen am 24. März 2019.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Schwabtunnel-8 Westportal Figurengruppe.jpg
Autor/Urheber: Vux, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Der Schwabtunnel in Stuttgart wurde 1894-1896 von Karl Kölle gebaut. Das Westportal wird von einer Balkon mit Stadtwappen und einem Löwenkopf als Schlußstein geschmückt. Der 125 m lange Tunnel verbindet die Stadtteile Stuttgart-West und Heslach.
Baden-Wuerttemberg relief location map.jpg
Autor/Urheber: Grundkarte kjunix, Relief Alexrk2, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Physische Positionskarte von Baden-Württemberg, Deutschland