Schloss Rodenegg

Schloss Rodenegg

Schloss Rodenegg

Alternativname(n)Castello di Rodengo
StaatItalien
Entstehungszeit1. Hälfte des 12. Jahrhunderts
Erhaltungszustandteilweise bewohnt
Geographische Lage46° 46′ N, 11° 41′ O
Schloss Rodenegg (Südtirol)

Schloss Rodenegg liegt nordöstlich von Brixen in der Gemeinde Rodeneck in Südtirol.

Die Burg liegt von der Pustertaler Straße zwischen Schabs und Mühlbach her gut sichtbar langgestreckt auf einer schmalen Felsnase, die auf drei Seiten steil zur Rienzschlucht abfällt.

Sie wurde in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts von Friedrich I. von Rodank errichtet und bestand ursprünglich wohl nur aus Wohnturm und Palas. Die Herren von Rodank waren ein bedeutendes Ministerialengeschlecht, das bis zu seinem Aussterben um 1300 im Besitz der Burg blieb. Danach war sie fast 200 Jahre unter tirolisch-landesfürstlicher Verwaltung und erscheint 1384 im Rahmen der Tiroler Grundherrschaft (herschaft von Tyrol) als vest ze Rodenkchen.[1] 1491 ging die Anlage an die Freiherren (und späteren Grafen) von Wolkenstein-Rodenegg über, die sie im 16. Jahrhundert vergrößerten und schlossähnlich ausbauten. Die Landesbeschreibung von Marx Sittich von Wolkenstein von ca. 1600 widmet einen eigenen Abschniutt dem schloss Rottneckh und dessen Gerichtssprengel.[2] Der Begründer der Linie Wolkenstein-Rodenegg war Oswald von Wolkenstein; seine Nachkommen sind noch heute im Besitz der Burg.

Fresko aus dem Iwein-Zyklus auf Schloss Rodenegg
Schloss Rodenegg

Schloss Rodenegg ist heute in gutem Zustand; ein Teil ist sogar noch bewohnt. Im Inneren befinden sich ein Museum und Originalmöbel aus der Zeit der Spätrenaissance. Die Hauptattraktion ist der 1972 entdeckte und daraufhin freigelegte Freskenzyklus zum Iwein-Epos von Hartmann von Aue, der als die älteste profane Wandmalerei im deutschen Sprachraum gilt (geschaffen zwischen 1200 und 1230).

Sehenswert sind auch die Burgkapelle zum Hl. Michael, der Waffensaal, die Backstube, das Verlies, der Schlossgarten und das so genannte Lauterfresserloch, ein enges Verlies, in dem einst Mathias Perger, der sagenumwobene Lauterfresser (wegen seiner Vorliebe für „Lauteres“ = Suppen), gefangen gehalten wurde. 1645 wurde gegen ihn auf Schloss Rodenegg ein aufsehenerregender Prozess geführt, in dem er wegen Hexerei zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt wurde.

Zu den Wandmalereien siehe Hauptartikel Iwein.

Literatur

  • Josef Nössing: Rodenegg. In: Magdalena Hörmann-Weingartner (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch. IX. Band: Pustertal. Verlagsanstalt Athesia, Bozen 2003, ISBN 88-8266-163-6, S. 9–42.
  • Helmut Stampfer: Schloß Rodenegg. Geschichte und Kunst. Pluristamp, Bozen 1998, ISBN 88-87301-01-8 (erschienen auf Italienisch unter dem Titel Castel Rodengo. Storia e arte)
  • James A. Rushing Jr.: Images of Adventure. Ywain in the Visual Arts. Philadelphia: University of Pennsylvania 1995.[3]
  • Volker Schupp, Hans Szklenar: Ywain auf Schloß Rodenegg: Eine Bildergeschichte nach dem „Iwein“ Hartmanns von Aue. Thorbecke, Sigmaringen 1996, ISBN 3-7995-4248-5.
  • Harald Wolter-von dem Knesebeck: "Hûsêre" and the "Topography of Contrasts" in 15th Century Mural Paintings from Tyrol and Trentino. In: Out of the Stream: Studies in Medieval and Renaissance Mural Painting, ed. by Luís Urbano Afonso, Vítor Serrão, Cambridge 2007, S. 22–41, hier S. 23–30.
  • Achim Masser: Die Iwein-Fresken von Burg Rodenegg in Südtirol und der zeitgenössische Ritterhelm: mit einem Verzeichnis der wissenschaftlichen Schriften Achim Massers. Achim Masser zum 60. Geburtstag am 12. Mai 1993. Hrsg. vom Institut für Germanistik der Universität Innsbruck. Innsbruck: Institut für Germanistik 1993.
  • Helmut Stampfer, Oskar Emmenegger: Die Ywain-Fresken von Schloss Rodenegg. Maltechnik und kunsthistorische Bedeutung (= Veröffentlichungen des Südtiroler Kulturinstitutes. Band 9). Athesia, Bozen 2016, ISBN 978-88-6839-207-9.

Weblinks

Commons: Rodenegg Castle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hannes Obermair: Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500. Band 1. Stadtgemeinde Bozen, Bozen 2005, ISBN 88-901870-0-X, S. 403, Nr. 852.
  2. Landesbeschreibung von Südtirol: verfaßt um 1600, erstmals aus den Handschriften herausgegeben von einer Arbeitsgemeinschaft von Innsbrucker Historikern. Festgabe zu Hermann Wopfners sechzigstem Lebensjahr (Schlern-Schriften 34). Innsbruck: Wagner 1936, S. 262 (Digitalisat der Landesbibliothek Dr. Friedrich Teßmann).
  3. Besprochen durch Peter Dinzelbacher: James A. Rushing, Jr., Images of Adventure. Ywain in the Visual Arts, University of Pennsylvania Press, Philadelphia 1995, xiv, 300 S., s/w Abb. In: Mediaevistik 16 (2003), S. 339–340, der urteilt, dass Rushing eine „durchaus befriedigende Darstellung des gewählten Themas“ vorgelegt habe (S. 340). Zum methodischen Vorgehen führt er aus, dass „Rushing [...] jedesmal den historischen Kontext, die Datierungsvorschläge etc. [bespricht], ehe er zu ausführlichen Bildbeschreibungen und -interpretationen übergeht. Die Darstellungen sind klar formuliert, kompetent und in sich abgerundet und arbeiten heraus, wie jeweils die wesentliche Botschaft des Bildes lautet“ (S. 339–340) und betont, dass Rushing hinsichtlich des Verhältnisses zwischen textlicher Vorlage und künstlerisch-bildnerischer Umsetzung eine „sympathische Skepsis“ (S. 340) zeige, „was jene Interpretationsrichtungen angeht, die zu enge Beziehungen annehmen und Auftraggeber oder Maler zu hochspezialisierten Textkennern der mittelalterlichen Artus-Literatur machen“ (S. 340) und zitiert Rushing mit Blick u. a. auf das Fresko in Rodenegg mit den Worten: „The goal was not to translate the text into images, but to use the story to create an independent work of art in the new medium“ (S. 340 der Besprechung, im Original auf S. 39). Demgegenüber übt er nur unwesentliche Kritik an der Darstellung, so an den dargebotenen Illustrationen, an der Auswahl der besprochenen mittelalterlichen Bilder und Objekte und an einzelnen Interpretationen (S. 340).

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