Schlacht bei Torgau

Schlacht bei Torgau
Teil von: Siebenjähriger Krieg

Schematische Darstellung der Schlacht
Datum3. November 1760
Ortbei Torgau, Kurfürstentum Sachsen
AusgangSieg der Preußen
Konfliktparteien

Preussen Konigreich Preußen

Romisches Reich Heiliges 1400 Habsburg (Österreich, Kaiserliche)

Befehlshaber

Friedrich II. von Preußen

Leopold Joseph Daun

Truppenstärke

44000 und rund 280 Geschütze

52.000 und rund 400 Geschütze

Verluste

ca. 16.000

ca. 15.200

Die Schlacht bei Torgau am 3. November 1760 war die letzte große Schlacht des Siebenjährigen Krieges.

Ablauf

Vorgeschichte

Sachsen war von der Reichsarmee besetzt. Bereits am 27. September hatten Reichstruppen unter Friedrich Michael von Pfalz-Birkenfeld Torgau zur Kapitulation gezwungen. Der preußische Kommandant Major von Norman ging mit 2.500 Mann in Gefangenschaft. Am 14. Oktober ergab sich Wittenberg nach zehntägiger Belagerung. Der Generalmajor Salenmon ging mit 1.800 Mann in Gefangenschaft, außerdem waren große Mengen Vorräte erobert worden.

Die Österreicher unter Feldmarschall Leopold Joseph Daun wollten bei Torgau Anschluss an diese finden. Daun hatte sich auf den Süptitzer Höhen mit etwa 33.000 Mann und rund 400 Kanonen festgesetzt. Der Ort war gut gewählt: Waldungen, Verhaue, Gräben, Teiche und Moräste machten jeden Angriff schwierig und verlustreich.

Friedrich II. brauchte aber Sachsen als Drehscheibe für den Nachschub, als Winterquartier für seine Armee und als Faustpfand für eventuelle Friedensverhandlungen. Er versuchte hier eine neue Taktik, um seinen Plan durchführen zu können: Er teilte seine Truppen auf und führte drei Korps durch die Wälder, um die Höhe zu umgehen und von Norden die Österreicher anzugreifen. Währenddessen marschierte Hans Joachim von Zieten mit dem 4. Korps auf den Süden der Höhe zu. Der Angriff der Truppen vom Norden und vom Süden sollte gleichzeitig beginnen.

Schlachtgeschehen

Zieten griff zu früh an und stieß auf das Kavalleriekorps St. Ignons, welches gefangen genommen wurde. Dieser frühe Angriff wäre fast zur Katastrophe geworden. Friedrich griff jetzt auch die Höhe an, obwohl der größte Teil seiner Korps noch nicht angekommen war.

Als die Kavallerie endlich eingriff, wurde sie von den Österreichern zurückgeworfen. Der zweite Angriff war erfolgreicher. Die österreichische Infanterie wurde auseinandergesprengt. Die österreichische Reiterei machte den Erfolg aber wieder zunichte.

Inzwischen versuchte Friedrich II. von Norden her mit zehn Bataillonen einen Angriff, der blutig endete. Das Feuer der österreichischen Kanonen verursachte innerhalb einer Stunde den Verlust von 5.000 preußischen Grenadieren.

Nach dem Eintreffen der Hauptkolonne griff Friedrich ein zweites Mal vergebens an. Daun setzte jetzt seine Kavallerie ein, die die Preußen in die Wälder zurücktrieb.

Inzwischen war Daun am Fuß verwundet worden und ließ sich in Torgau behandeln. Das Kommando der kaiserlichen Armee wurde von General Adolf Nikolaus von Buccow übernommen. Friedrich II., dem zwei Pferde unter dem Leib weggeschossen worden waren, wurde von einer Kartätschenkugel am Brustkorb getroffen, allerdings minderte sein dicker Pelzmantel die Wucht des Geschosses, so dass der König zwar bewusstlos und verletzt, aber letztendlich doch nicht lebensgefährlich getroffen war. Sein Adjutant Beerenhorst rettete ihn gemeinsam mit einem Reitknecht vor der Gefangennahme und brachte ihn in die Kirche des nahegelegenen Dorfes Elsnig, nachdem sich aufgrund der Belegung durch zahlreiche Verwundeten keine andere Unterkunft in der Ortschaft fand. Zur Untätigkeit verdammt, wartete der König den Ausgang der Schlacht ab, hielt sie allerdings für verloren, weil er keine Nachricht von Zietens Kampfhandlungen erhalten hatte.[1] Daun sandte durch seinen Generaladjutanten von Rothschütz eine voreilige Siegesdepesche an Kaiserin Maria Theresia nach Wien. In der Dämmerung wendete sich das Blatt. Zietens Kolonne eroberte um 18 Uhr die große Batterie der Österreicher. Zieten ließ die Kanonen wenden und damit die Österreicher beschießen. Zwei Versuche, die Kanonen zurückzuerobern, scheiterten.

Der Sieg der Preußen stand gegen 21 Uhr fest. Mit 16.751 Mann verloren die Preußen dabei mehr als 25 % ihrer Armee, die Österreicher mit 15.200 Mann knapp 30 %. Die Schlacht war eine der blutigsten Massenschlachten des 18. Jahrhunderts.

Die preußische Armee verlor den Brigadier und Oberst Friedrich Wilhelm von Butzke (* 1705). Die Österreicher verloren den Feldmarschall-Lieutenant Graf Herberstein und den Generalfeldwachtmeister Walthör von Waldenau[2]. Der preußische Generalleutnant Friedrich Ludwig Finck von Finckenstein geriet in Gefangenschaft.

Kräfteverhältnisse und Verluste

Über die beiderseitigen Kräfteverhältnisse und Verluste gibt es recht unterschiedliche Angaben. Die personelle Gesamtstärke der Preußen wird zwischen 44000[3] und 48500[4][5] Mann angegeben, wobei die Kavallerie etwa 10000[3] Mann, nach anderen Angaben 13500[5] Mann stark war. Zu Beginn der Schlacht verfügte die Preußische Armee über knapp 300[6] Kanonen, wobei die Angaben zwischen 244[3] und 309[4] schwanken; es findet sich sogar eine lexikalische Angabe über 320 preußische Geschütze[7].

Die österreichische Hauptarmee unter Daun bestand aus 43800 Mann, außerdem verfügten die Österreicher noch über das 22000 Mann starke Korps Lascy, von dem aber nur wenige Bataillone an der Schlacht beteiligt waren, während das Gros den Elbübergang bei Torgau sicherte.[3] Der Chronist Johann Wilhelm von Ahrenholtz beziffert die an der Schlacht beteiligten österreichischen Soldaten auf 52000[6], was der amerikanische Historiker Christopher Duffy in neuerer Zeit bestätigte[4]. Die österreichische Armee soll anfangs zwischen 280 (nach Angaben von Ahrenholtz)[6] und fast 500[1] Kanonen besessen haben, wobei die ausführlichste historische Angabe bei 422 Geschützen liegt, von denen 45 von der Zietenschen Kolonne erbeutet wurden.[3]

Die Verluste einschließlich der Verwundeten und Gefangenen waren größenordnungsmäßig vergleichbar. Ahrenholtz schreibt von 13-14000 Verlusten der Preußen, darunter 3-4000 Gefangenen, und rund 17000 Verlusten der Österreicher, darunter 7-8000 Gefangenen.[3] Moderne amerikanische Historiker beziffern die Gesamtverluste der Preußen zwischen 13120 und 16670 Mann, verglichen mit 11160 und 15897 auf der österreichischen Seite.[8][9]

Rezeption

Der Torgauer Marsch erinnert an den Sieg der Preußen.

Zum hundertsten Jahrestag der Schlacht von Torgau wurde auf den Süptitzer Höhen ein Denkmal enthüllt, eine Säule, die von einem preußischen Adler bekrönt war. Ringsum standen mit Ketten verbundene Kanonen. Im Jahr 1952 wurden der Adler und die Kanonen entfernt und zur Metallgewinnung eingeschmolzen. Auf Initiative des damaligen Torgauer Bürgermeisters Peter Klebel wurde der Adler im Jahr 1990, noch vor der deutschen Wiedervereinigung, in Berlin neu gegossen und das Denkmal zwei Jahre später erneut eingeweiht.

Auf Initiative des Torgauer Altertumsvereins wurde 1912 ein Denkmal für Friedrich den Großen auf dem nach ihm benannten Platz in der Stadt eingeweiht. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde im Stadtrat kontrovers über einen eventuellen Abriss diskutiert, doch bevor ein entsprechender Beschluss umgesetzt wurde, wurde das Denkmal 1946 oder 1947 von Vandalen zerstört, der Verbleib der Überreste ist bis heute ungeklärt.[1]

Poetische Rezeption

Theodor Fontane schrieb zur Erinnerung an die Schlacht das Gedicht Bei Torgau:

Auch die Grenadiere wollen nicht mehr.
Wie ein Rasender jagt der König daher
Und hebt den Stock und ruft unter Beben:
»Racker, wollt ihr denn ewig leben?
Bedrüger …«
»Fritze, nichts von Bedrug;
Für fünfzehn Pfennig ist's heute genug.«

Neidhardt von Gneisenau

Im unmittelbaren Vorfeld der Schlacht bei Torgau war es zu einer eiligen Flucht des Trosses der Reichsarmee aus dem nahegelegenen Schildau gekommen, nachdem sich die preußische Armee (aufgrund einer Falschmeldung) auf die Stadt zubewegt hatte. Beim Tross befand sich auch Maria Neithardt, die Ehefrau des sächsischen Artillerieoffiziers August Neithardt sr., die erst wenige Tage zuvor ihren Sohn August, den späteren Feldmarschall August Wilhelm Neidhardt von Gneisenau, zur Welt gebracht hatte. Bei der anschließenden nächtlichen Flucht in einem offenen Bauernwagen verlor die entkräftete Mutter unbemerkt ihren Säugling; er fiel auf die Straße, wurde aber von einem preußischen Grenadier gefunden und gerettet, während seine Mutter ihr Kind nicht mehr wiedersah und bald darauf starb. Gneisenau schrieb später, dass die Torgauer Schlacht ihm Pate gestanden habe.[10]

Bildergalerie

Weblinks

Commons: Schlacht bei Torgau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Friedrich Ludwig Aster: Ausführlicher Bericht, wie die merkwürdige Schlacht bei Siptitz ohnweit Torgau am 3. November 1760 geschehen. Hilscher, Leipzig 1776 (Digitalisat).
  • Volker Jäger: Die Preußen kommen. Torgau in den drei Schlesischen Kriegen 1740 bis 1763 (Kleine Schriften des Torgauer Geschichtsvereins 22), Torgau 2010.
  • Robert Schmidt: Der 7jährige Krieg zwischen Elbe und Mulde (2007), Verlags-, Werbe- und Phila-Service Robert Schmidt, Oschatz
  • Joachim Jeschke: Die Schlacht bei Torgau am 3. November 1760. Ein preußischer Pyrrhussieg (Kleine Schriften des Torgauer Geschichtsvereins 21), Torgau 2010.
  • Hannsjoachim W. Koch: Geschichte Preußen, Bertelsmann Verlag.
  • Die Schlacht bei Torgau am 3. November 1760. In: Militär-Wochenblatt. Nr. 4, 1897, Beilage, urn:nbn:de:kobv:517-vlib-12764.

Einzelnachweise

  1. a b c Roland Krüger: Mit Ziethen aus dem Busch – Spuren des Siebenjährigen Krieges in Torgau. In: Deutschlandrundfahrt. Deutschlandfunk, 18. August 2007, abgerufen am 26. Juni 2023.
  2. Nach Bodart:Freiherr von Walter, nach BLKÖ:Walther von Waldenau
  3. a b c d e f C. von Decker: Die Schlachten und Hauptgefechte des Siebenjährigen Krieges. Verlag Ernst Siegfried Mittler, Berlin, Posen und Bromberg 1837, S. 248–260 (google.de).
  4. a b c Christopher Duffy: The Army of Frederick the Great. Hippocrene Books, New York 1974, ISBN 0-88254-277-X, S. 235 (englisch).
  5. a b Christopher Duffy: The Army of Frederick the Great. Hippocrene Books, New York 1974, ISBN 0-88254-277-X, S. 235 (englisch).
  6. a b c Johann Wilhelm von Archenholtz: Aus dem Siebenjährigen Krieg. In: Die grünen Bändchen. 5. Auflage. Band 17. Hermann Schaffstein, Köln 1922 (projekt-gutenberg.org).
  7. Gaston Bodart (Hrsg.): Militär-historisches Kriegs-Lexikon (1618—1905). C. W. Stern, Wien und Leipzig 1908, S. 243 (archive.org).
  8. Michael Clodfelter: Warfare and armed conflicts: A statistical encyclopedia of casualty and other figures, 1492-2015. 4. Auflage. McFarland & Co., 2017, ISBN 978-0-7864-7470-7, S. 82 (englisch).
  9. Duffy, Christopher. The Military Life of Frederick the Great. Atheneum, 1986. Atheneum, 1986, ISBN 0-689-11548-2, S. 217 (amerikanisches Englisch).
  10. Hans-Joachim Füssel: Schildau ehrt den großen Sohn der Stadt, Neidhardt von Gneisenau. Torgauer Zeitung, 30. Oktober 2009, abgerufen am 4. Mai 2022.

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Friedrich der Große nach der Schlacht bei Torgau (wohl 1793).jpg
Bernhard Rode: Friedrich der Große nach der Schlacht bei Torgau (wohl 1793), Öl auf Leinwand. „Im Katalog der Berliner Akademieausstellung von 1795 liest man unter Nr. 9: ‚Nach der Schlacht bei Torgau ließ sich der König eine Dorfkirche [ Elsnig ] aufschließen, etliche Lichter auf den Altar setzen, und etwas Feuer auf den Steinen vor dem Altar anmachen, setzte sich auf die Stufen des Altars nieder, und schrieb selbst verschiedene Befehle auf einer ihm gebrachten Kirchenbank. Er ließ sich auch ein Bund Stroh bringen, worauf er sich nach Mitternacht bei dem Feuer niederlegte.’ Die Herkunft der Anekdote ließ sich nicht ermitteln. Da sämtliche Häuser des Ortes mit Verwundeten belegt waren, nahm der König wie selbstverständlich Quartier in dem kalten Gebäude. Der Feldherr teilte die Strapazen des Krieges mit seinen Soldaten. Dabei unterstellte sich der Monarch augenscheinlich – so die bildkünstlerische Interpretation des frommen Malers – der Fürsorge Gottes. Der Überlieferung zufolge, nutzte Friedrich ungesäumt die Rast, um die Siegesnachricht seinem Minister Karl Wilhelm Graf Finck von Finckenstein (1714-1800) schriftlich mitzuteilen. Auf unvorteilhafte Weise ist die Handlung durch einen gewaltigen Pfeiler getrennt, der übrigens nicht so recht zu einer Dorfkirche passen will. Der Schein des Feuers, der hierdurch in seiner Intensität gemildert wird, die brennenden Kerzen, das weiße Altartuch sowie die aufgeschlagene Heilige Schrift über der Szene dienten Rode dazu, die allgemein bekannte Bedürfnislosigkeit des preußischen Königs quasi feierlich hervorzuheben, ohne in billiges Pathos zu verfallen. Im Gegensatz zu der sich gestellten Aufgabe, nämlich der Schilderung eines letztlich vergänglichen Ereignisses, auch wenn der Maler es als Tugendsubtrat fixierte, ist die Figur des Königs als jugendlicher Held mit ‚klassisch griechischem Profil’ ahistorisch getroffen.“ -- Rainer Michaelis, Fridericiana. Christian Bernhardt Rode (1725-1797) (Berlin 1999) S. 30-31.
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Historische Karte der Schlacht von Torgau
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Schlacht bei Torgau, Aufmarschkarte der preußischen Truppen.
Schlacht bei Torgau - Schlachtordnung preußische Armee.webp
Schlacht bei Torgau, Schlachtordnung der preußischen Truppen.
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Schlacht bei Torgau, Schlachtordnung der österreichischen Truppen.
Friedrich der Grosse vor der Schlacht bei Torgau.jpg
Friedrich der Große vor der Schlacht bei Torgau (1791) von Bernhard Rode. “Friedrich der Große auf dem Marsch vor der Schlacht bei Torgau, macht mit der Armee Halt, um einen Morast auszufüllen, das Geschütz hinüberzubringen. Der General Ziethen ist neben ihm eingeschlafen. Eine Soldatenfrau kömmt und setzt einen Topf mit Kartoffeln an des Königs Feuer, ohne ihn gewahr zu werden, und bläst in das Feuer, dass ihm Asche ins Gesicht fliegt. Der König lächelt.“ (Katalog der Berliner Akademieausstellung des Jahres 1793)