Schlacht bei Stadtlohn

Schlacht bei Stadtlohn
Teil von: Böhmisch-Pfälzischer Krieg, Dreißigjähriger Krieg

Schlacht bei Stadtlohn, Radierung von 1626
Datum6. August 1623
OrtLohner Bruch nordöstlich von Stadtlohn
AusgangKatholischer Sieg
Konfliktparteien

Katholische Liga

protestantisches Heer

Befehlshaber

Tilly

Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel

Truppenstärke

16.000 Infanteristen
6.000 Kavalleristen
14 Geschütze[1]

12.000 Infanteristen
4.500 Kavalleristen
16 Geschütze[1]

Verluste

300 Tote
600 Verwundete[1]

über 6.000 Tote
4.000 Gefangene (z. T. verwundet)[1]

Die Schlacht bei Stadtlohn, auch Schlacht im Lohner Bruch, wurde während des Dreißigjährigen Kriegs am 6. August 1623 zwischen den Truppen des protestantischen Feldherrn Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel und dem Heer der Katholischen Liga unter Graf Tilly östlich von Stadtlohn ausgefochten. Sie endete mit einer schweren Niederlage der protestantischen Seite.

Ausgangslage und Ablauf

Ein von Christian im Sommer 1623 unternommener Versuch, aus dem Niedersächsischen Reichskreis einen neuen Ausgangspunkt einer Erhebung gegen den habsburgischen Kaiser zu machen, scheiterte. Daraufhin wollte er mit seinem rund 16.500 Mann starken Heer in die Niederlande ziehen, wo sich sein Dienstherr Friedrich V. von der Pfalz und vor allem dessen Gattin Elisabeth Stuart aufhielten.

Das etwa 22.000 Mann starke Heer der Katholischen Liga unter dem Befehl des Grafen Tilly betrieb eine verfolgungsartig vorangetriebene Offensive und holte am Morgen des 6. August die protestantischen Streitkräfte östlich von Stadtlohn ein, wenige Kilometer vor der niederländischen Grenze.

Für den Wagentross Christians war der Düwing Dyk, der feste Hauptweg durch das ansonsten sumpfig-feuchte Terrain vor Stadtlohn, die einzige verfügbare Strecke über den Fluss Berkel, die er auf der Kalterbrücke überqueren wollte. Wenn man dem, im Übrigen sehr genauen (die Wüllener Landwehr ist z. B. sehr korrekt dargestellt) Stich im Theatrum Europaeum glauben darf, haben es einige Wagen auch über die Mühlenbrücke unmittelbar am Nordtor von Stadtlohn versucht. Die anschließende Durchfahrt durch die engen Gassen der Stadt dürfte dann abermals sehr viel Zeit beansprucht haben.

Das Schlachtfeld lag etwa 3 km nordöstlich von Stadtlohn quer über den Düwing Dyk (etwa auf Höhe des heutigen Hofes Kersting). Das Gelände war weitgehend baumfrei, wie der Name Blutfeld (von „bloot“ = „bloß“) belegt. Die Soldaten der Liga waren zahlenmäßig überlegen und deutlich kriegserfahrener sowie aufgrund der Verfolgungssituation von besserer Moral. Sie überrannten die Braunschweigischen schnell. Das Liga-Heer richtete äußerst schwere Verluste unter seinen protestantischen Gegnern an. Etwa zwei Drittel der von Christian befehligten Soldaten wurden getötet oder gefangen genommen. Die Verluste auf protestantischer Seite waren dermaßen hoch, dass Tillys Truppen nach einiger Zeit auf weitere Angriffe verzichteten.

Bei Einbruch der Nacht erreichte Christian von Braunschweig mit etwa 5.000 Mann die Niederlande. Mehr als 100 Feldzeichen, der Tross und alle Geschütze seines Heeres waren den Truppen der Katholischen Liga in die Hände gefallen.

Literarische Rezeption

In den Jahren 1834 bis 1838 verarbeitete Annette von Droste-Hülshoff die Niederlage des Christian von Braunschweig in dem Versepos Die Schlacht im Loener Bruch 1623, das sie in ihrer Sammlung Gedichte 1838 veröffentlichte.

Erinnerung

Gedenkstein am Düwing Dyk

Anlässlich des 360. Jahrestages der Schlacht errichtete der Heimatverein Stadtlohn einen Gedenkstein am Düwing Dyk.

In einem eigenen Ausstellungsraum im Eichenhof Landhaus (Almsick 43, Ecke Düwing Dyk) in Stadtlohn kann ein Diorama des Schlachtgeschehens mit rund 16.000 Figuren und einer Größe von 12 Quadratmetern besichtigt werden.[2] Die Schlacht und ein Teil der Stadt wurden in einer originalgetreu nachgebildeten Landschaft im Maßstab 1:72 dargestellt. Bei den Figuren handelt es sich um individuell gegossene Zinnfiguren sowie um eine speziell aufgelegte Serie von Figuren aus Kunststoff. Sämtliche Figuren wurden in Handarbeit bemalt und selbst Bäume und Gebäude wurden als Einzelexemplare gestaltet.

Literatur

  • Rudolfine von Oer: Die Schlacht bei Stadtlohn in der westfälischen Geschichte. In: Gunnar Teske (Red.): Dreißigjähriger Krieg und Westfälischer Friede. Vereinigte Westfälische Adelsarchive e.V., Münster 2000, ISBN 3-7923-0711-1, S. 57–65.
  • Ulrich Söbbing: Die Schlacht im Lohner Bruch bei Stadtlohn 1623. Eine Schlacht in Westfalen entscheidet die erste Phase des Dreißigjährigen Krieges. In: Bürgerbuch Gronau und Epe, Bd. 9 (1998/99), S. 210–215.
  • Ulrich Söbbing: Die Schlacht im Lohner Bruch bei Stadtlohn am 6. August 1623. Heimatverein Stadtlohn, Stadtlohn 1998 (zur Ausstellung zum 375. Jahrestag der Schlacht und 350. Jahrestag des Westfälischen Friedens vom 14. Juni bis zum 31. August 1998 im Rathaus der Stadt Stadtlohn).
  • Gunnar Teske: Bürger, Bauern und Gesandte. Der Dreißigjährige Krieg und der Westfälische Frieden in Westfalen. 2. Aufl., Ardey-Verlag, Münster 1998, ISBN 3-87023-085-1.
  • Heinrich von Xylander: Herzog Christian der Jüngere von Braunschweig und Lüneburg (1599-1626). Das Leben eines protestantischen Führers aus dem Beginn des Dreißigjährigen Krieges. Vollständige Ausgabe. Hrsg. v. Thomas Thalmaier, Willebadessen 2014. ISBN 978-3-7386-0359-0. Darin Darstellung der Schlacht und abschließende Beurteilung der Hergänge, S. 147–155.
  • Albert Weskamp: Das Heer der Liga in Westfalen zur Abwehr des Grafen von Mansfeld und des Herzogs Christian von Braunschweig, 1622–23. Regensberg, Münster 1891.
  • Wahrhafftiger vnd eygentlicher Bericht, Des gewaltigen Treffens, So im Bistumb Münster in Westphalen, zwischen General Graff Tilly vnd Hertzog Christian Bischoff zu Halberstadt gehalten worden. Als Original mitgetheilt vom Frhrn. Friedrich von Landsberg-Gemen. In: Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Altertumskunde, Band 23 (1863), S. 339–355, Google.
  • Hans E. Flieger: Die Schlacht bei Stadtlohn am 6. August 1623. Shaker, Aachen 1998. ISBN 3-8265-3738-6.

Weblinks

Commons: The Battle of Stadtlohn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d Marcus Junkelmann: Tilly. Der katholische Feldherr (= Kleine bayerische Biografien). Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2011, ISBN 978-3791723549, S. 100. – Diese Zahlen stellen nach Angabe des Verfassers „bestmögliche Annäherungswerte“ dar.
  2. 1623 – 400 Jahre Schlacht bei Stadtlohn, abgerufen am 30. September 2023.

Koordinaten: 52° 1′ 11″ N, 6° 56′ 48″ O

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Blason famille t'Serclaes (Brabant).svg
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Blason de la famille éteinte t'Serclaes et des branches de Noorderwijk et Tilly d'Herlaer selon Rietstap
Gedenkstein Schlacht bei Stadtlohn.JPG
© Günter Seggebäing, CC BY-SA 3.0
Der Gedenkstein am Düwing Dyk zwischen Stadtlohn und Wüllen (Ahaus) erinnert an die Schlacht bei Stadtlohn, bei der sich am 6. August 1623 die HeereGraf Tillys (Katholische Liga) und Christians von Braunschweig (protestantische Seite) gegenüberstanden. Bei der Schlacht auf dem Blutfeld genannten Areal im Lohner Bruch kamen über 8000 Soldaten ums Leben. Christian erlitt eine schwere Niederlage, konnte sich jedoch mit rund 5000 Mann, einem Drittel seiner ursprünglichen Streitmacht, in die Niederlande retten. Der Stein wurde anlässlich des 360. Jahrestages der Schlacht durch den Heimatverein Stadtlohn errichtet.