Sacca Fisola

Sacca Fisola
Blick auf Sacca Fisola
Blick auf Sacca Fisola
GewässerLagune von Venedig
Geographische Lage45° 25′ 41″ N, 12° 18′ 52″ O
Sacca Fisola (Lagune von Venedig)
Sacca Fisola (Lagune von Venedig)
Länge690 m
Breite415 m
Fläche18,07 ha
Höchste Erhebungm
Einwohner1480 (2008)
8190 Einw./km²
Lage von Sacca Fisola am Westrand der Giudecca
Lage von Sacca Fisola am Westrand der Giudecca

Die Sacca Fisola ist eine durch Aufschüttungen im Jahr 1953 gesicherte Insel in der Lagune von Venedig, die bereits im Laufe des 19. Jahrhunderts unsystematisch entstanden war. Am 29. August 2009 wurden genau 1480 Bewohner gezählt, 2016 waren es 1452.[1]

Ausdehnung, Lage, Verkehr

Anlegestelle Sacca Fisola an der Nordseite der Insel

Die 10,6 Hektar (genau 105.837 m²) große Insel gehört zum Stadtteil Dorsoduro des historischen Zentrums und wird fast ausschließlich als Wohngebiet genutzt. Die Bebauung entstand überwiegend zwischen 1958 und 1968. Sacca Fisola ist nach der Insel Sacca San Biagio, die als Standort einer Müllverbrennungsanlage dient und zu der eine schmale Holzbrücke führt, die westlich sich an die Giudecca anschließende Insel. Eine Fußgängerbrücke führt zudem von Sacca Fisola nach Osten über den 50 bis 70 Meter breiten und 330 Meter langen Canale dei Lavraneri zum Campiello Friuli auf der westlichsten Insel Molino Stucky der Insel(gruppe) Giudecca.

Sacca Fisola ist durch Vaporetti genannte Flachboote an den öffentlichen Schiffsverkehr angebunden. Auf der Insel befindet sich eine der vier Haltestellen der Giudecca, nämlich Sacca Fisola, der sich Richtung Osten Palanca, Redentore und Zitelle anschließen.

Geschichte

Venedig 1888, deutlich erkennbar die Insel Sacca Fisola

Auf der ungeplant entstandenen Insel sollte in der zu dieser Zeit noch dicht besiedelten Stadt Venedig bezahlbarer Wohnraum für die Arbeiter entstehen.[2] Allerdings entstand die Insel durch die Baumaßnahmen nicht neu, sondern, bedingt durch Abfälle und Bauschutt, war dort längst auf ungeplante Weise eine Insel entstanden, die nur noch baulich gesichert und mit einer Infrastruktur versehen werden musste. Schon Ende des 19. Jahrhunderts war es möglich, das Land zu kultivieren. Dort entstand auch eine kleine Industrieanlage, später ein Transformator.

1942 entwickelte das Istituto fascista autonomo per le case popolari della Provincia di Venezia Pläne, dort Behausungen zu errichten, die allerdings nie zur Ausführung kamen. Mit moderner Technik und Materialien sollte die Stadt Venedig an dieser Stelle ihre Fortsetzung finden.

1956 nahm man die Pläne von 1942 wieder auf, wollte jedoch verhindern, dass dort eine bloße Schlafstadt entsteht. So waren Sozialzentren, ein Kino, eine Art Berufsschule und Sporteinrichtungen vorgesehen, doch wurden diese Pläne schon früh aufgegeben. So entstanden zwischen 1958 und 1968 nur Wohnhäuser, geleitet von einer Gruppe um den seinerzeitigen „Stararchitekten“ Giuseppe Samonà (1898–1983).

Die Bauweise lehnt sich in keiner Weise an die venezianische Kernstadt an, sondern ist regelmäßig, die meist drei- bis fünfstöckigen Häuser sind isoliert, häufig um Höfe organisiert. Es entstand auch keine Ähnlichkeit mit den übrigen Inseln der Giudecca, die nach Norden eine dichte Gebäudefront aufweisen, nach Süden sich zur Lagune öffnen und mit Gärten und parkartigen Anlagen durchsetzt sind. Nur der Hauptplatz befindet sich mitten auf der Insel, der Campo della chiesa. Dort befinden sich zudem die Geschäfte, eine Bar und ein Kindergarten. Von den seinerzeit neun Geschäften befanden sich allein sechs unter den einzigen Arkaden auf der Insel, die zudem als „rudimentary in their expression“ bezeichnet wurden.[3] Der Platz hingegen wurde kaum genutzt. Als zweiter wesentlicher Kommunikationspunkt der Insel entwickelten sich, ebenso ungeplant, die beiden Bars neben der Vaporetto-Haltestelle am Canale della Giudecca.

Bis 1991 waren 35 % der Insel unbebaut, was für zahlreiche ungenutzte Flächen sorgt, die dem Stadtteil etwas ungeordnetes geben. Zahlreiche Wände sind ohne erkennbaren Anlass errichtet worden, Häuserzeilen wirken wie nie vollendet. Dadurch, dass auf der Insel keine Arbeitsplätze entstanden, verlässt praktisch die gesamte arbeitsfähige Bevölkerung morgens die Insel, um erst abends heimzukehren, auch dies entsprechend veralteten urbanen Konzepten aus den Nachkriegsjahrzehnten. Dabei fährt der größere Teil nach Marghera, ein Teil aber auch in die Touristikbetriebe der Altstadt.

Brücke ponte dei Lavraneri von Sacca Fisola nach Giudecca

Südlich der Insel befinden sich drei kleine Inseln, auf einer wird der Haushaltsmüll gesammelt und deponiert.

Auf der Insel befindet sich die Kirche San Gerardo Segredo, ein Betonbau. Sacca Fisola und Sacca San Biagio bilden das Gebiet ihrer Pfarrei.

Weblinks

Commons: Sacca Fisola – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Siehe auch

Literatur

  • Aldo Navoni: Sacca Fisola, Venedig 2014 (Fotoband).
  • Isabela Tiñana Díaz: Urban Completion of Sacca Fisola and Sacca San Biagio in Venice, University of Notre Dame, 2016.
  • Nicola Piacentini: Identità, futuro, tradizione: Sacca Fisola 2.0, Tesi di Laurea Magistrale in Architettura per il Nuovo e l'Antico, Venedig 2017.

Belege

  1. Ma quanti sono i veneziani?, in: Metropolitano.it, 2. November 2016.
  2. Dies und das Folgende nach: Kaj Noschis: The affective meaning of neighbourhood, in: National Geographic 37 (1991) 17–27, hier: S. 18 (online, PDF).
  3. Kaj Noschis: Public Settings of a Neighbourhood: Identity and Symbolism, in: Architettura & Comportamento/Architecture and Behavior 3 (1987) 301–316, hier: S. 309 (online, PDF).

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