Ruprechtskirche (Wien)

Westansicht der Ruprechtskirche
Innenansicht
A.E.I.O.U.-Inschrift, 1439

Die römisch-katholische Ruprechtskirche ist die älteste in ihrer Grundsubstanz noch bestehende Kirche der Stadt Wien. Sie befindet sich auf dem Ruprechtsplatz im 1. Wiener Gemeindebezirk Innere Stadt. Die Ruprechtskirche ist dem heiligen Rupert, dem Schutzpatron der Salzschiffer und von Salzburg, geweiht und gilt daher als Salzburger Gründung. Salz war im Mittelalter eine wichtige Monopolware, die von einer speziellen Stelle, dem Salzamt verwaltet wurde. Bei der Ruprechtskirche wurde Salz durch das Salzamt an Einzelhändler verkauft – daran erinnern auch die Flurnamen Salzgasse, Salzgries, Salztorgasse und die Salztorbrücke.

Geschichte

Der Legende nach wurde die Kirche im Jahre 740 gegründet. Die erste urkundliche Erwähnung war im Jahr 1200, in einem Dokument, das auf eine Schenkung von Herzog Heinrich II. Jasomirgott an das Schottenstift Bezug nimmt. Diese Schenkung umfasste auch die Ruprechtskirche, die darin als die älteste Kirche Wiens bezeichnet wird. Aus heutiger Sicht ist dies jedoch nicht korrekt, da die erste Peterskirche die älteste Kirche Wiens war, die Ruprechtskirche ist somit die älteste heute noch erhaltene Kirche Wiens.

Die Ruprechtskirche liegt auf dem Gebiet des ehemaligen römischen Militärlagers Vindobona. Nach der Zerstörung der römischen Siedlung wurde das Entstehen einer Keimzelle des späteren Wien im Bereich um die Ruprechtskirche angenommen, was sich aber archäologisch noch nicht bestätigen ließ. Als erste Pfarrkirche von Wien wird nicht die Ruprechtskirche, sondern die auf die Spätantike zurückgehende erste Peterskirche angenommen, deren Pfarr-Rechte ab 1147 (nach dem Vertrag von Mautern) auf den Stephansdom übertragen wurden.

Die heutige Kirche ist mehrfach verändert und umgebaut worden. Die ältesten, bis heute erhaltenen Mauern stammen aus dem frühen 12. Jahrhundert (die Mauern des Hauptschiffs mit der Empore und die unteren Turmgeschoße mit den romanischen Biforien). Die Kirche wurde während eines Großbrandes 1276, der fast die ganze Innenstadt vernichtete, beschädigt und anschließend gotisiert (Errichtung der neuen, polygonalen Apsis sowie Erhöhung des Turms um ein Geschoß). Vermutlich in der Mitte des 14. Jahrhunderts wurde rechtsseitig an das Langhaus ein gotisches Seitenschiff angebaut und die Südwand des Hauptschiffes durch drei spitzbogige Arkaden durchbrochen.[1] An der Emporenbrüstung befindet sich eine A.E.I.O.U.-Inschrift mit der Jahreszahl 1439. Es handelt sich dabei um den Wahlspruch Kaiser Friedrichs III., und das Jahr in dem er Herzog von Österreich wurde.

Der Salzamtmann Georg Nagl ließ laut Inschrift von 1622 die schon sehr baufällige Ruprechtskirche wiederherstellen, Johann Baptist Bartolotti von Partenfeld finanzierte die Reparatur der Jahre 1701 bis 1703. Für Bodenplatten im Bereich der Eingangstüre sowie Stufen einer kleinen Stiege auf die Empore wurde Kaiserstein aus Kaisersteinbruch verwendet.

Ausstattung

In der Ruprechtskirche befinden sich einerseits die ältesten Glasfenster Wiens (im Zentrum der Apsis, 3. Viertel 13. Jahrhundert), andererseits seit 1993 22 moderne Glasfenster von Lydia Roppolt. Dominant sind hierbei die drei großen Fenster rechts im Kirchenschiff, ein Zyklus zum Thema „Lob Gottes bei Errettung aus tiefster Not“: Daniel in der Löwengrube, Jona und der Wal und die drei Jünglinge im Feuerofen. Die anderen Fenster haben das „Lob der Schöpfung“ zum Thema. Links und rechts der gotischen Fenster in der Apsis befinden sich Fenster von Heinrich Tahedl (1949). Der Tabernakel aus Bronzeguss mit Fassdauben wurde 1998 von Ignaz Kienast geschaffen.

Im Kirchturm hängen drei Glocken, von denen zwei historisch äußerst wertvoll sind. Sie werden alle noch per Seilzug geläutet.

Nr.SchlagtonGewicht

in Kg

Durchmesser

in cm

GießerGussjahr
111051,6Amaricusum 1280
2b² / cis³7047,8?13. Jh.
34641,9Grassmayr1985

Die dritte Glocke ist ein Umguss einer älteren Glocke, die von Johann Caspar Hofbauer dem Jüngeren im Jahr 1825 gegossen wurde. Neben den Glocken hängt noch eine Schlagschelle für den Stundenschlag im Turm, sie ist aber seit langem nicht mehr in Betrieb.[2]

Pfarre

Erster Kirchenrektor der 1986 neu errichteten Gemeinde St. Ruprecht war Joop Roeland OSA, sein Nachfolger war Gernot Wisser SJ. Derzeit ist P. Alois Riedlsperger SJ Kirchenrektor der Kirche.

Weblinks

Commons: Ruprechtskirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Christliche Kunststätten Österreichs. Nr. 314, Verlag St. Peter, Salzburg 1998.
  2. Jörg Wernisch: Glockenkunde von Österreich. Journal-Verlag, Lienz 2006, ISBN 978-3-902128-10-2, S. 222.

Koordinaten: 48° 12′ 43,5″ N, 16° 22′ 27,5″ O

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Wien - Ruprechtskirche, Glasfenster.JPG
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Mittelfenster des Chores der Ruprechtskirche im 1. Wiener Gemeindebezirk Innere Stadt.
Diese Glasmalerei ist die älteste Wiens. Sie stammt aus dem 3. Viertel des 13. Jahrhunderts und stellt die Szenen "Thronende Maria" und "Kreuzigung" dar.
Ruprechtskirche Rückseite.jpg
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Ruprechtskirche Rückseite mit Zeichen AEIOU 1439 von Friedrich III. und Empore (links oben ein ehemaliges Fenster, da dort die Außenmauer war)
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Westansicht des Stephansdoms in der österreichischen Bundeshauptstadt Wien.
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Blick vom Hauptschiff Richtung Chor in der Ruprechtskirche im 1. Wiener Gemeindebezirk Innere Stadt.
Die Kirche, dem Schutzpatron der Salzschiffer heiliger Rupert geweiht, ist die älteste noch bestehende Kirche der Stadt Wien. Teile des Hauptschiffes und die Untergeschosse des Turmes stammt aus dem 11/12. Jahrhundert und der Chor aus dem 3. Viertel des 13. Jahrhunderts. Das barocke Kreuz über dem Triumphbogen ist ein Werk aus dem 1. Viertel des 18. Jahrhunderts.
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Ruprechtskirche. Gebeine des heiligen Vitalis aus Rom. Gestiftet von Maria Theresia. Lostag 28.April = de:Vitalis (Ravenna)
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Westansicht der Ruprechtskirche im 1. Wiener Gemeindebezirk Innere Stadt.
Die Kirche ist dem Schutzpatron der Salzschiffer heiliger Rupert geweiht und ist die älteste noch bestehende Kirche der Stadt Wien. Das Langhaus und die unteren Geschoße des Turmes stammen weitgehendst aus dem 11/12. Jahrhundert. Sie befindet sich auf dem Gebiet des ehemaligen römischen Militärlagers Vindobona. Nach der Zerstörung der römischen Siedlung entstand die Keimzelle des späteren Wien im Bereich um die Ruprechtskirche. Sie war die Pfarre von Wien, bevor diese Funktion im Jahr 1147 an den Stephansdom überging.