Rhönklub

Rhönklub e. V.
Vereinsdaten
Gründung1876
Adresse/
Kontakt
Peterstor 7
36037 Fulda
PräsidentJürgen Reinhardt
Mitglieder22.000 (Stand: 2023)[1]
Internet
Homepagerhoenklub.de

Der Rhönklub e. V. (kurz RK) ist ein länderübergreifender Heimat- und Wanderverein in Bayern, Hessen und Thüringen mit Sitz in Fulda. Eingetragen ist er in das Vereinsregister des Amtsgerichts Fulda (VR 483). Mit 22.000 Mitgliedern in 82 Zweigvereinen (Stand: 2023)[1] gehört er zu den großen deutschen Wandervereinen im Verband Deutscher Gebirgs- und Wandervereine.

Ziele

Er wurde am 6. August 1876 in Gersfeld mit dem Ziel gegründet, die Rhön als Wandergebiet zu erschließen. Heutige Zielsetzung ist die Erhaltung der wertvollen Natur- und Kulturlandschaft der Rhön unter ökologischen Gesichtspunkten, insbesondere:

  • der Erhalt seltener Pflanzen
  • die Pflege heimischer Tiere und der allgemeine Schutz der Kreaturen
  • die Bewahrung wertvoller Kulturgüter
  • die Pflege heimischen Brauchtums
  • der Erhalt des bodenständigen Liedgutes
  • das bewusste Sprechen der Mundart
  • die Bemühungen um alte Kulturgüter

Geschichte

Gründung

Wegweiser: Wanderwege des Rhönklubs nahe der Fuldaquelle

Am 6. August 1876 kam es auf Anregung des Fuldaer Arztes Justus Schneider (1842–1904) in Gersfeld zur Gründung des Rhönklubs. Da in anderen Gegenden Deutschlands bereits Gebirgsvereine gegründet waren, fasste er den Entschluss, zur Gründung eines Rhönklubs aufzurufen.

Die Einladung zur Gründungsversammlung hatte folgenden Wortlaut:

„Wenn auch die Rhön unstreitig eines der schönsten Gebirge Deutschlands ist, so wird es doch von Fremden noch verhältnismäßig wenig besucht. Die Reisenden halten das Gebirge für unwirthlich, rauh und kalt und scheuen wegen angeblichen Mangels an Verkehrswegen und comfortablen Gasthäusern den Besuch. Wir halten es als Freunde des Gebirges für unsere Pflicht, den vermeintlichen und wirklichen Mißständen, die sich dem Besuche der Touristen hinderlich zeigen, entgegenzutreten und suchen, dieses durch Bildung eines Rhönklubs zu erreichen. Aufgabe desselben soll sein, die Gebirgswege zu verbessern, Wegweiser zu errichten, Aussichtspunkte und Ruheplätze herzustellen, Führer auszubilden und auf Verbesserung der Gasthäuser einzuwirken, sodann auch durch Wort und Schrift für den Besuch der Rhön zu wirken und zu werben. Der Rhönklub soll in allen in der Rhön und deren Umgebung liegenden Orten Mitglieder zu gewinnen suchen; die Geldmittel sollen durch regelmäßige Beiträge, deren Höhe dem Belieben derselben anheim gegeben ist, beschafft werden. Wir wollen deshalb eine allgemeine Partie nach Gersfeld, als möglichst centralem Orte, auf den 6. August 1876 veranstalten. Dortselbst sollen die Erschienenen sich als Generalversammlung constituieren und ein definitives Comite wählen, dem die Leitung des Vereins übertragen wird. Wir laden Sie zu dieser Partie ein und bitten, im Kreise Ihrer Bekannten für die Beteiligung an derselben und für den Beitritt zum Rhönklub zu wirken. Zeit und Local der Versammlung werden durch die Blätter veröffentlicht werden. Am Nachmittag findet ein Ausflug auf den großen Nallen statt.“

Einladung zur Gründungsversammlung 1876

Obwohl die Rhön schon immer ein „geteiltes“ Land war, fanden sich aus 16 Orten weit mehr Rhönfreunde in Gersfeld ein, als erwartet. Der Rhönklub wurde mit großer Begeisterung gegründet, Justus Schneider wurde der erste Präsident und Fulda Sitz des Vereins. Die Vertreter der 16 anwesenden Städte und Dörfer gründeten zeitnah „Sektionen“ (heute Zweigvereine).

Die Zahl der „Sektionen“ und die Zahl der Mitglieder wuchsen ständig. Ein besonderes Anliegen war es dem Präsidenten, allen Bewohnern der Rhön zu dienen. Die Zugehörigkeit zu den drei Ländern Preußen, Bayern und Thüringen, warf erhebliche Probleme auf, der Rhönklub verbindet bis heute die Bewohner.

Toten-Ehrenmal

Gedenkstätte auf dem Heidelstein in der Rhön

Die Idee zum Toten-Ehrenmal auf dem Heidelstein entstand 1923, es wurde im selben Jahr eingeweiht. Jährlich im September wird dort der Verstorbenen des Rhönklubs im Rahmen der „Heidelsteinfeier“ gedacht.

Frühe Jahre

Im Jahre 1926 zählte der Rhönklub 70 Zweigvereine. Ein großes Wanderwegenetz war aufgebaut worden, auf den Bergen entstanden Rhönklubhütten. Der Volksschullehrer Karl Straub hatte 1929 erstmals im Auftrag des Hauptvorstandes des Rhönklubs einen Rhönkalender herausgegeben, der bis heute jährlich aufgelegt wird.

Zweiter Weltkrieg und die Nachkriegsjahre

Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges übernahm Oswald Milker die Vereinsführung und er rettete den Rhönklub über die Zeit des Nationalsozialismus. Er musste sich 1941 in „Rhönbund“ umbenennen, und das eigenständige Vereinsleben kam zum Erliegen, aber er überlebte.

In der unmittelbaren Nachkriegszeit ruhte jegliche Vereinstätigkeit in Deutschland. Bereits 1946 erschien die erste Nummer der Rhönwacht als einfaches Doppelblatt. Nur noch 3000 Mitglieder zählte der Gesamtverein. 16 Zweigvereine in Thüringen wurden in der DDR als „faschistische Vereine“ verboten. Der „Eiserne Vorhang“ trennte den Verein. Ostflüchtlinge kamen in die Rhön, ihnen gab der Verein eine neue Heimat.

Der fünfte Präsident Josef Hans Sauer schuf den Posten des Hauptkulturwartes. Der Rhönklub dürfe nicht nur ein Wanderverein sein, sondern müsse sich auch um die Erhaltung der traditionellen Kulturgüter der Rhönheimat bemühen.

1976 zählte der Rhönklub in 71 Zweigvereinen über 15.000 Mitglieder. Alfons Lühn, der sechste Präsident, steigerte die Mitgliederzahl. Er setzte eine Satzungsänderung durch, der zufolge dem Naturschutz eine größere Bedeutung beigemessen werden konnte.

Nach seinem Ausscheiden übernahm 1989 mit Regina Rinke erstmals eine Frau aus dem bayerischen Teil der Rhön die Leitung des Rhönklubs.

Wiedervereinigung

1989 vollzog sich die politische Wende, für den Rhönklub bedeutete die Einheit Deutschlands die Öffnung nach Thüringen. Spontan entstanden in 19 Orten Thüringens neue oder auch alte Rhönklub-Zweigvereine. Die erste Gründung erfolgte bereits am 6. Dezember 1989 in Oberalba. Am 28. Dezember 1989 gründete sich der Zweigverein Dermbach wieder, der 1876 bereits zu den Gründungsvereinen gezählt hatte.

Deutscher Wandertag 2008 in der Rhön

Vom 26. bis 30. Juni 2008 veranstaltete der Rhönklub in Fulda und der Rhön den 108. Deutschen Wandertag unter dem Motto „Wandern & Mehr“.

Gliederung

Gedenkstein „Rhön Klub Zweigverein Hammelburg 1876–1988“ im NSG Sodenberg-Gans

Die 88 Zweigvereine gehören dem Hauptverband an. Bereits am Beginn des 20. Jahrhunderts hatte der Rhönklub zur Verwaltungsvereinfachung das Gebiet der Rhön in Gaue eingeteilt. Es gab einen Nord-Ost-Gau, einen Nord-West-Gau, einen Süd-Ost-Gau und einen Süd-West-Gau. Später entschied man sich zur Umbenennung und benannte die Gaunamen nach den Flüssen der Rhön. Durch den Wegfall des Werragaues (in der ehemaligen DDR gelegen) kam es nach dem Krieg zur Gründung des Ulstergaues. Im Jahr 2008 wurden die Gaue in Regionen umbenannt. 2011 fusionierten die Regionen Saale und Sinn zur Region Saale/Sinn. So gibt es nun die Region Werra, Region Fulda, Region Saale/Sinn, Region Ulster.

Schutzhütten

Rhönklubhütte Oberbach (2019)
Würzburger Haus in den Schwarzen Bergen

Der Rhönklub und dessen Zweigvereine haben in den ersten Jahren und Jahrzehnten nach ihrer Gründung sechs große Berghäuser und mehr als 30 Hütten in allen Teilen der Rhön errichtet und verpachtet, die Wander- und Naturfreunde zum Verweilen und Rasten einladen sollen.[2] Die großen Häuser bieten Übernachtungsmöglichkeiten – von der einfachen Unterkunft über Zimmer mit Dusche/Bad und WC bis zur Ferienwohnung –, Gastronomie und Kinderspielplätze.

Folgende Häuser und Hütten gibt es in der Rhön:

Rhönwacht

Das erste Erscheinen der Vereinszeitschrift „Die Rhön“ (zwischenzeitlich „Rhönwacht“) fiel in die Amtszeit des zweiten Präsidenten Karl Wegener. Seit 1912 erscheint diese Zeitschrift vierteljährlich. Ihre Herausgabe wurde nur kurz durch die beiden Kriege unterbrochen. Weil es eine Webseite der Musikgruppe „Rhoenwacht“ gibt, über die rechtsradikales Liedgut verbreitet wird, wurde die Zeitschrift 2008 in DIE RHÖN – WANDERN & MEHR umbenannt.

Präsidenten

AmtszeitPräsident
1876–1904Justus Schneider
1904–1913Karl Wegener
1913–1939Hugo Pfeiffer (Justizrat)
1939–1961Oswald Milker
1961–1976Josef Hans Sauer
1976–1989Alfons Lühn
1989–2011Regina Rinke
2011–2013Ewald Klüber
seit 2014Jürgen Reinhardt[3]

Auszeichnungen

Die folgenden Zweigvereine des Rhönklubs erhielten die Eichendorff-Plakette:

  • 1987 Zweigverein Mellrichstadt[4]
  • 1987 Zweigverein Weyhers[5]
  • 1988 Zweigverein Bischofsheim-Kreuzberg[6]
  • 1988 Zweigverein Gersfeld[7]
  • 1988 Zweigverein Hünfeld[8]
  • 1988 Zweigverein Poppenhausen[9]
  • 1989 Zweigverein Hilders[10]
  • 1997 Zweigverein Vacha[11]
  • 2006 Zweigverein Bad Königshofen[12]
  • 2011 Zweigverein Kassel[13]
  • 2012 Zweigverein Wüstensachsen[14][15]
  • 2013 Zweigverein Hofbieber[16]

Literatur

  • Regina Rinke (Hrsg.): 125 Jahre Rhönklub 1876–2001. Imhof, Petersberg 2001, ISBN 3-935590-18-0.
  • Rhönklub (Hrsg.): Schneiders Rhönführer. Offizieller Führer des Rhönklubs. Verlag Parzeller, 2005, Fulda, ISBN 3-7900-0365-4, S. 96 ff.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Rhönklub – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Der Rhönklub ist … Rhönklub, abgerufen am 2. Juli 2023.
  2. Hütten und Häuser des Rhönklubs. Abgerufen am 27. Januar 2017.
  3. Norman Zellmer: Jürgen Reinhardt ist neuer Präsident des Rhönklubs. In: Fuldaer Zeitung. 6. Juli 2014, abgerufen am 27. Juli 2017.
  4. @1@2Vorlage:Toter Link/www.mainpost.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2024. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  5. http://www.rhoenklub-weyhers.de/Verein/
  6. http://www.rhoenklub-bischofsheim.de/html/chronik.html
  7. http://www.rhoenklub-gersfeld.de/a-06-01.htm
  8. http://www.rhoenklub-huenfeld.de/rhoenklub-huenfeld.de/index.php4?page=10&nav=4
  9. http://osthessen-news.de/n1208845/poppenhausen-abschied-von-johannes-neuwirth---36-jahre-ehrenamt-im-rh-nklub.html
  10. http://rhoenklub-hilders.de/chronik/
  11. http://www.wanderindex.de/wanderverbaende/hauptverband/eichendorffplakette.html
  12. @1@2Vorlage:Toter Link/www.mainpost.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2024. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  13. Wandern für die Heimat. In: hna.de. 16. Dezember 2011, abgerufen am 23. Februar 2024.
  14. http://www.osthessen-news.de/n1216792/ehrenberg--wandern-und-heimatgedanke-rhoenklub-wuestensachsen-erhaelt-eichendorff-plakette.html
  15. http://www.fuldaer-nachrichten.de/?p=100301
  16. Archivierte Kopie (Memento desOriginals vom 2. Oktober 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wanderverband.de

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Rhönklub Würzburger Haus August 2017.jpg
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Das Würzburger Haus des Rhönklubs in den Schwarzen Bergen
RK Wegweiser unterhalb Fuldaquelle.png
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Wanderwegmarkierungen des Rhönklub (RK) unterhalb des Ausfluss der Fuldaquelle
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Rhönklub Hütte Oberbach 02.jpg
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Rhönklub Hütte Oberbach
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NSG Sodenberg-Gans - auf dem Gipfel; Gedenksteine „Rhön Klub Zweigverein Hammelburg 1876–1988“ und „Sodenberg 1885“