Reichsverband gegen die Sozialdemokratie

Der Reichsverband gegen die Sozialdemokratie war ein deutscher Agitationsverband in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg.

Geschichte

Der Verband wurde am 9. Mai 1904 in Berlin von Mitgliedern der Deutschkonservativen, Freikonservativen und Nationalliberalen Partei gegründet. Eduard von Liebert, bis 1901 Gouverneur von Deutsch-Ostafrika, wurde zum Vorsitzenden gewählt. Von Politikern der SPD wurde er meist als „Reichslügenverband“ bezeichnet.

Ziel des Reichsverbands war die Vereinigung aller nicht sozialdemokratischen Deutschen. Ideologisch war er, ähnlich dem Alldeutschen Verband und dem Deutschen Flottenverein, am Militarismus orientiert. Der Reichsverband veröffentlichte regelmäßig das propagandistische Handbuch für nichtsozialdemokratische Wähler analog zum vom SPD-Parteivorstand herausgegebenen Handbuch für sozialdemokratische Wähler.

Liebert schrieb in seinen Erinnerungen:

„Erhebliche Geldspenden gestatteten uns sofort staatliche Geschäftsräume [...] zu mieten, ein erhebliches Beamtenpersonal anzustellen , eine Bibliothek und ein Archiv anzulegen, Werbereisen zu unternehmen, die besonders am Rhein und an der Ruhr uns bedeutende Geldmittel zuführten.“[1]

Bei der Reichstagswahl 1912 konnte die Sozialdemokratische Partei Deutschlands 34,8 % der Stimmen erlangen und ihre Sitze im Reichstag mehr als verdoppeln. In Folge verlor der Reichsverband stark an Mitgliedern.

Wenige Wochen nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs, am 29. August 1914, stellte der Reichsverband infolge der Burgfriedenspolitik seine gesamte Tätigkeit ein. Damit sollte für die Kriegsdauer der innere Frieden innerhalb des Deutschen Reichs gehalten werden, außerdem hoffte der Vorstand, dass nach Kriegsende eine Bekämpfung der Sozialdemokratie nicht mehr notwendig sein würde.

Literatur

  • Axel Grießmer, Massenverbände und Massenparteien im wilhelminischen Reich. Zum Wandel der Wahlkultur 1903–1912, Düsseldorf 2000. ISBN 3-7700-5228-5

Einzelnachweise

  1. Zit. n. Dieter Fricke (Hrsg.): Die bürgerlichen Parteien in Deutschland, Handbuch der Geschichte der bürgerlichen Parteien und anderer bürgerlicher Interessenorganisationen vom Vormärz bis zum Jahre 1945. Bd. 2, Leipzig 1968, S. 621.