Regierungsbezirk Königsberg
Der preußische Regierungsbezirk Königsberg in Ostpreußen, mit Königsberg als Hauptstadt, bestand in den Jahren 1808 bis 1945, zunächst unter der Bezeichnung Regierungsbezirk Ostpreußen zu Königsberg. Zusammen mit dem Regierungsbezirk Litthauen zu Gumbinnen war er Bestandteil der Provinz Ostpreußen bzw. der Provinz Preußen.
Geschichte
Vorgänger des Regierungsbezirks Königsberg war das 1722 geschaffene Ostpreußische Kammerdepartement.[1]
Aufgaben
Das Regierungspräsidium war eine Mittelbehörde der preußischen Staatsverwaltung für den Regierungsbezirk Königsberg. Es war für alle Angelegenheiten zuständig, die nicht ausdrücklich anderen Behörden übertragen waren, und hatte das Aufsichtsrecht über alle nachgeordneten Behörden. Es bestand aus drei Abteilungen:
- Präsidialabteilung mit der Zuständigkeit für Polizeisachen und Inneres
- Abteilung für das Kirchen- und Schulwesen
- Abteilung für direkte Steuern, Domänen und Forsten.
Das ursprüngliche Kollegialsystem wurde durch das monokratische System (wie bei der Präsidialabteilung) abgelöst. Dem Regierungspräsidenten war ein Bezirksausschuss beigegeben, der in Verwaltungs- und Verfahrenssachen entschied.[2]
Das Regierungspräsidium gab das Amtsblatt der Preussischen Regierung zu Königsberg heraus, in dem die Verordnungen und Verlautbarungen der Regierung veröffentlicht wurden.
Verwaltungsgliederung
1905 wurde der südliche Teil des Regierungsbezirkes mit den Kreisen Allenstein (Stadt u. Land), Ortelsburg, Osterode, Rößel und Neidenburg abgetrennt. Aus diesen und vier weiteren Kreisen des Regierungsbezirks Gumbinnen wurde der neue Regierungsbezirk Allenstein gebildet.
1920 wurde der Kreis Memel, mit dem übrigen Memelland, gemäß dem Versailler Vertrag, vom Deutschen Reich abgetreten und später an Litauen übergeben. 1939, nach der Rückgabe des Gebietes an Deutschland, wurden alle dortigen Landkreise in den Regierungsbezirk Gumbinnen eingegliedert.
Stadt- und Landkreise
Stadt-/Landkreis | Einwohner | Fläche | Bev.dichte | Kommunen Städte/Flecken/Gemeinden |
---|---|---|---|---|
Stadtkreis Königsberg | 372.164 | 192,76 km² | 1930,7 Einw/km² | 1/0/0 |
Kreis Bartenstein | 50.448 | 880,55 km² | 57,3 Einw/km² | 4/2/73 |
Kreis Braunsberg | 62.317 | 946,34 km² | 65,9 Einw/km² | 4/0/93 |
Kreis Gerdauen | 35.013 | 844,41 km² | 41,5 Einw/km² | 2/1/68 |
Kreis Heiligenbeil | 53.207 | 907,86 km² | 58,6 Einw/km² | 2/2/110 |
Kreis Heilsberg | 56.214 | 1.095,64 km² | 61,3 Einw/km² | 2/0/105 |
Kreis Labiau | 51.885 | 1.065,65 km² | 48,7 Einw/km² | 1/3/123 |
Kreis Mohrungen | 56.255 | 1.265,36 km² | 44,5 Einw/km² | 3/0/109 |
Kreis Preußisch Eylau | 56.385 | 1.228,49 km² | 45,9 Einw/km² | 3/0/114 |
Kreis Preußisch Holland | 37.492 | 858,28 km² | 43,7 Einw/km² | 2/1/91 |
Kreis Rastenburg | 57.223 | 871,08 km² | 65,7 Einw/km² | 3/1/75 |
Kreis Samland | 120.246 | 1.922,92 km² | 62,5 Einw/km² | 2/2/193 |
Kreis Wehlau | 50.236 | 1.067,27 km² | 47,1 Einw/km² | 3/0/116 |
Gesamt | 1.059.085 | 13.146,61 km² | 80,6 Einw/km² | 32/12/1269 |
Regierungspräsidenten
- 1815–1818: Ludwig von Wißmann (1770–1854)
- 1818–1825: Theodor von Baumann[4]
- 1825–1832: Friedrich Ferdinand Meding (1774–1838)
- 1835–1843: Heinrich zu Dohna-Wundlacken
- 1843–1850: Carl Wilhelm von Bötticher[5]
- 1850–1869: Franz August Eichmann
- 1869–1881: Karl von Horn[5]
- 1881–1882: Adolf von Schmeling
- 1882–1886: Conrad von Studt
- 1887–1889: Eberhard von der Recke von der Horst
- 1890–1894: Wilhelm von Heydebrand und der Lasa
- 1894–1899: Bernhard Tieschowitz von Tieschowa (1841–1909)
- 1899–1903: Wilhelm von Waldow
- 1903–1908: Nikolaus von Werder
- 1909–1915: Robert von Keyserlingk-Cammerau
- 1915–1919: Friedrich Karl Gramsch
- 1919–1924: Matthias von Oppen und Ernst Bolck[6]
- 1925–1932: Max von Bahrfeldt
- 1932–1936: Werner Friedrich
- 1936–1941: Paul Hoffmann
- 1941–1945: Kurt Angermann
Siegel
- Siegelmarke der königlichen Regierung, wie sie bis 1918, möglicherweise sogar bis 1921 verwendet wurde.
- Siegelmarke des Regierungspräsidenten mit dem preußischen Wappenadler, der im Juni 1921 eingeführt und im Oktober 1933 abgeschafft wurde.
- Siegelmarke des Regierungspräsidenten mit dem Reichsadler der NS-Zeit. Dieses sogenannte „Kleine Reichssiegel“ wurde für alle Staatsbehörden zum 1. April 1937 eingeführt.
Literatur
- Klaus von der Groeben: Das Land Ostpreußen. Selbsterhaltung, Selbstgestaltung, Selbstverwaltung 1750 bis 1945. (= Quellen zur Verwaltungsgeschichte. Band 7). Lorenz-von-Stein-Institut, Kiel 1993, DNB 930875869.
- Adolf Schlott: Topographisch-statistische Übersicht des Regierungs-Bezirks Königsberg nach amtlichen Quellen. Hartung, Königsberg 1861. (books.google.de, Volltext)
- Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage, Band 2, Berlin 1874, Kap. I, 1. Abschn.: Der Regierungs-Bezirk Königsberg, S. 6–24.
- Königliches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Königsberg, Berlin 1866 (Digitalisat).
- Adolf Schlott: Topographisch-statistische Übersicht des Regierungs-Bezirks Königsberg. Reyländer, Tilsit 1848. (digitalis.uni-koeln.de, Digitalisat)
- Reinhard Hauf: Die preussische Verwaltung des Regierungsbezirks Königsberg, 1871–1920. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 1980, ISBN 3-7745-6447-7. (books.google.de)
- Wilhelm Ernst August von Schlieben: Neuestes Gemälde der Preußischen Monarchie. Rudolph Sammer, Wien 1834, S. 254–268.
- Rüdiger Döhler: Corpsstudenten in der Verwaltung Ostpreußens. In: Einst und Jetzt. Band 54, 2009, S. 240–246.
- Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preussen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 2–181.
Weblinks
- Königliches Regierungsgebäude Königsberg, Plansatz des Architekten Karl Friedrich Endell von 1881. (Hochauflösende Digitalisate des Architekturmuseums der Technischen Universität Berlin)
- Michael Rademacher: Regierungsbezirk Königsberg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Erster Theil, welcher die Topographie von Ost-Preussen enthält. Kanter, Königsberg 1785, S. 3 (Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek).
- ↑ Robert Albinus: Königsberg Lexikon. Würzburg 2002.
- ↑ Heimatatlas für die Provinz Ostpreußen. Verlagsgruppe Weltbild, Augsburg 2007, ISBN 978-3-8289-0832-1.
- ↑ 1825 Oberpräsident in Posen
- ↑ a b als Oberpräsident
- ↑ als Interimslösung im Amt
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Verwaltungsgliederung der Provinz Ostpreußen vor der Neuerrichtung des Regierungsbezirks Allenstein am 1. November 1905.
Siegelmarke des Regierungspräsidenten in Königsberg. Der Wappenadler wurde zum 1. April 1937 eingeführt (Erlaß über die Reichssiegel. Vom 16. März 1937. RGBl. 1937, Seite 307 bis 309).
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Verwaltungsgliederung der Provinz Ostpreußen in Stadt- und Landkreise nach der Schaffung des Regierungsbezirks Allenstein am 1. November 1905:
Siegelmarke des Regierungspräsidenten in Königsberg. Der Wappenadler wurde zwischen Juni 1921 und Oktober 1933 verwendet.
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Karte der Kreise des Regierungsbezirks Westpreußen 1939
Siegelmarke der königlichen Regierung in Königsberg, Provinz Ostpreußen.