Reallexikon für Antike und Christentum

Bände des RAC
Aufgeschlagener Band des RAC

Das Reallexikon für Antike und Christentum (RAC) ist eine Enzyklopädie, die sich mit den Wechselwirkungen zwischen dem frühen Christentum und dem Heidentum sowie Judentum der Antike auseinandersetzt. Es ist gedacht als „Sachwörterbuch zur Auseinandersetzung des Christentums mit der antiken Welt“ (Untertitel). Es erscheint im Anton Hiersemann Verlag, Stuttgart.

Geschichte

Begründet wurde das RAC 1935 auf Initiative von Theodor Klauser, Helmut Kruse und des niederländischen Latinisten Jan Hendrik Waszink, die ihren Lehrer Franz Joseph Dölger sowie Hans Lietzmann zur Mitarbeit bewegen konnten. Ihr Ansatz basierte auf den (Vor-)Arbeiten Dölgers, der sich schon seit seiner Promotion 1904 mit der Thematik „Antike und Christentum“ beschäftigte. Methodisch ging es um eine interdisziplinäre Bündelung der speziellen Kompetenzen der traditionellen Fächer Alte Geschichte, Kirchengeschichte, Klassische Archäologie, Christliche Archäologie, Klassische Philologie und Patristik/Patrologie. 1939 stellte Klauser ihren Plan auf dem Kongress für Klassische Archäologie in Berlin vor. Die Resonanz war mehrheitlich positiv, und viele bedeutende Gelehrte sagten ihre Mitarbeit zu. 1941 erschien schließlich die erste Lieferung. Bis auf die letzte Lieferung konnte Band 1 trotz aller Hindernisse bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges abgeschlossen werden. Der Neuanfang nach dem Ende des Kriegs jedoch gestaltete sich schwierig: Dölger und Lietzmann waren verstorben, Kruse gab aus beruflichen Gründen seine akademische Laufbahn auf, Waszink, dessen Familie während des Kriegs sehr unter den Deutschen gelitten hatte, stand einer Fortführung des RAC als deutschsprachiges Unternehmen zurückhaltend gegenüber, Klauser musste beim Wiederaufbau des Wissenschaftsbetriebs innerhalb Deutschlands vielfältige Aufgaben übernehmen. Außerdem waren viele Manuskripte, die Klauser in seiner Bonner Wohnung aufbewahrt hatte, durch einen Bombenangriff zusammen mit der Wohnung vernichtet worden. So trägt der vollendete erste Band des RAC erst das Jahr 1950 als Erscheinungsdatum[1].

Als Klauser klar wurde, dass er dieses Projekt nicht allein tragen und erfolgreich beenden konnte, initiierte er eine Einrichtung, die es zu Ende bringen sollte – das Franz Joseph Dölger-Institut. Träger des Instituts, das an der Universität Bonn angesiedelt war und ihr heute eingegliedert ist, wurde zunächst ein Verein. Zudem wurde ein erweitertes Herausgebergremium installiert, dem neben Klauser und dem Mitbegründer Waszink der Kirchenhistoriker Bernhard Kötting (ein weiterer Dölger-Schüler), der Religionswissenschaftler Carsten Colpe und der Gräzist Albrecht Dihle angehörten. Seit 1950 erschien der erste Band neu.

Als klar wurde, dass der private Verein nicht auf Dauer die Trägerschaft eines solchen Unternehmens sichern konnte, wandelte man ihn in einen reinen Förderverein um und überführte die wissenschaftliche Arbeit in den Aufgabenbereich der heutigen Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste. In ihrem Auftrag wird das RAC heute im Franz Joseph Dölger-Institut bearbeitet. Dieses ist zugleich das „Institut zur Erforschung der Spätantike“ der Universität Bonn.

Weitere Schriftenreihen des Instituts sind das Jahrbuch für Antike und Christentum (JbAC), dessen Ergänzungsbände und die Monographienreihe Theophaneia.

Begründer und Herausgeber

Begründer

Aktuelle Herausgeber

Ehemalige Herausgeber

Inhalt

Im Allgemeinen gibt es zu jedem Stichwort jeweils einen Abschnitt zum Bereich Antike und einen Abschnitt zum Bereich Christentum. Anders als man vielleicht vermuten mag, sind auch die Artikelteile, die sich mit der Antike beschäftigen, eigenständige Forschungen zur Antike und nicht aus einer christlichen Sicht verfasst worden.

Schwerpunkte des Lexikons sind die Erforschung der Spätantike und des beginnenden Frühmittelalters sowie der frühbyzantinischen Zeit. Auch die der Spätantike vorangehende römische Kaiserzeit wird behandelt, wenn es thematisch geboten ist. Hauptfragestellung ist, wie sich aus der vielschichtigen, keineswegs einheitlichen antiken Kultur, die aus der hellenistischen Zeit in der Mittelmeerwelt hervorging, die spätantik-christliche der folgenden Jahrhunderte entwickelte. Die Bedeutung dieser Fragestellung soll sich aus der Tatsache ergeben, dass diese spätantik-christliche Kultur eine Vorstufe der mittelalterlichen und damit zum Teil der heutigen Kultur bildet.

Nachträge wurden anfangs im Jahrbuch für Antike und Christentum vorabgedruckt. Seit 1985 gibt es Nachtragsartikel in Ergänzungsbänden (RAC Suppl.).

2013 ist das RAC beim Buchstaben N angelangt; Band 25 (Mosaik – Nymphaeum). Jährlich erscheinen im Durchschnitt vier Lieferungen, damit alle zwei Jahre ein Band. Die Artikel, die oft die Länge eines Fachaufsatzes erreichen, werden in der Regel von führenden Experten verfasst, weshalb das Lexikon in der Fachwelt eine große Autorität genießt. Das RAC ist uneingeschränkt zitationsfähig.

Bände

ErscheinungsjahrHauptherausgeberInhaltEnthaltene
Lieferungen
Band 11950Theodor KlauserA und O – BauenLief. 1–8
Band 21954Bauer – ChristusLief. 9–16
Band 31957Christusbild – Dogma ILief. 17–24
Band 41959Dogma II – EmporeLief. 25–32
Band 51962Endelechius – ErfinderLief. 33–40
Band 61966Erfüllung – Exitus illustrium virorumLief. 41–48
Band 71969Exkommunikation – FluchformelnLief. 49–56
Band 81972Fluchtafel (Defixion) – Gebet ILief. 57–64
Band 91976Gebet II – GeneratianismusLief. 65–72
Band 101978Genesis – GigantLief. 73–80
Band 111981Girlande – GottesnamenLief. 81–88
Band 121983Gottesschau (Visio beatifica) – GürtelLief. 89–96
Band 131986Theodor Klauser /
Ernst Dassmann
Gütergemeinschaft – HeilgötterLief. 97–104
Band 141988Ernst DassmannHeilig – HexeLief. 105–112
Band 151991Hibernia – HoffnungLief. 113–120
Band 161994Hofzeremoniell – IanusLief. 121–128
Band 171996Iao – Indicatio feriarumLief. 129–136
Band 181998Indien – Italia IILief. 137–145
Band 192001Itinerarium – KannibalismusLief. 146–153
Band 202004Georg SchöllgenKanon I – Kleidung ILief. 154–161
Band 212006Kleidung II – KreuzzeichenLief. 162–169
Band 222008Krieg – Lexikon ILief. 170–177
Band 232010Lexikon II – ManesLief. 178–185
Band 242012Manethon – MontanismusLief. 186–193
Band 252013Mosaik – NymphaeumLief. 194–201
Band 262015Nymphen – PegasusLief. 202–209
Band 272016Pelagius – PorträtLief. 210–217
Band 282018Poseidon – ReueLief. 218–225
Band 292019Christian HornungRhetorik – SchweißLief. 226–233
Band 302021Schwester – Stadt ILief. 234–241
Band 312023Stellvertretung – Teufel (Satan)Lief. 242–249

Supplement-Bände

ErscheinungsjahrHauptherausgeberInhaltEnthaltene
Lieferungen
Supplement-Band 12001Theodor Klauser /
Ernst Dassmann
Aaron – Biographie IILief. 1–8

Literatur

  • N. Borengässer: Briefwechsel Theodor Klauser – Jan Hendrik Waszink 1946–1951. Ein zeitgeschichtlicher Beitrag zur Fortführung des RAC nach dem II. Weltkrieg. In: Jahrbuch für Antike und Christentum. Nr. 40, Aschendorff Verlag, Münster 1997, S. 18–37.
  • Theodor Klauser: Das Reallexikon für Antike und Christentum und das F. J. Dölger-Institut in Bonn. Berichte, Erwägungen, Richtlinien. 2. erw. Aufl., Anton Hiersemann Verlag, Stuttgart 1970, ISBN 3-7772-7014-8.
  • Ernst Dassmann: Entstehung und Entwicklung des „Reallexikons für Antike und Christentum“ und des Franz Joseph Dölger-Instituts in Bonn. In: Jahrbuch für Antike und Christentum. Nr. 40, Aschendorff Verlag, Münster 1997, S. 5–17.
  • N. Borengässer: Helmut Kruse – ein verwehrtes Forscherleben. In: Römische Quartalschrift für Christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte. Nr. 108, Herder, Rom/Freiburg/Wien 2013, S. 145–149.
  • Ernst Dassmann (Hrsg.): Das Reallexikon für Antike und Christentum und das F. J. Dölger-Institut in Bonn. Mit Registern der Stichwörter A bis Ianus sowie der Autoren Bände 1–16. Anton Hiersemann Verlag, Stuttgart 1994, ISBN 3-7772-9427-6.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Christine Ruhrberg: Die Frühgeschichte des Reallexikons für Antike und Christentum

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