Preußisches Kriegsministerium

Das preußische Kriegsministerium war die oberste Staatsbehörde der preußischen Armee. Seine Funktion bestand in der zentralen Verwaltung der Armee. Das Kriegsministerium existierte von 1808 bis zum Übergang der Wehrhoheit auf das Reich nach der Auflösung des Kontingentsheers im Jahre 1919.

Geschichte

Das Kriegsministerium wurde ab dem 25. Dezember 1808 an Stelle des ehemaligen Oberkriegskollegiums gebildet und ab 1810 in zwei Abteilungen gegliedert. Die erste Abteilung sollte für die Verfassung und das Kommando der Armee, die zweite Abteilung für die ökonomische Verwaltung der Armee zuständig sein.

Ein Kriegsminister wurde anfangs aufgrund des Widerstandes von Friedrich Wilhelm III. nicht ernannt. So wurde Gerhard von Scharnhorst der Chef der ersten Abteilung Allgemeines Kriegsdepartement und Oberstleutnant Graf Lottum Chef der zweiten Abteilung. Scharnhorst fungierte als Vertreter des Kriegsministers, solange dieser nicht ernannt war.

Die erste Abteilung gliederte sich in drei Divisionen. Die erste Division stellte die Fortsetzung der bisherigen Generaladjutantur dar und wurde damals auch als „Geheimes Militärkabinett“ bezeichnet. Ihr war auch die allgemeine Kriegskanzlei unterstellt. Die zweite Division des Kriegsministeriums bearbeitete die allgemeinen Armeeangelegenheiten: Formationen der Truppen, Ersatz und Abgang, Unterkunft, Truppenübungen, Mobilmachung. Zusätzlich wurde noch eine dritte Division geschaffen: das Artillerie- und Ingenieurdepartement. Diese hatte eine Artillerieabteilung, welche für das Artilleriematerial, Gewehrfabriken, Geschützgießerei, Pulverfabriken usw. zuständig war. Aufgabe der Ingenieurabteilung war die Unterhaltung der Festungen.

Die zweite Abteilung, das Militär-Ökonomie Departement, hatte vier Divisionen. Die erste Division bearbeitete das Kassenwesen, die zweite die Naturalverpflegung der Truppen, die dritte Bekleidung und Ausrüstung und die vierte Division das Invalidenwesen.

Aufbau des Kriegsministeriums 1902

  1. Das Zentraldepartment (Z 1)
    1. Ministerialabteilung mit Archiv- und Druckvorschriften-Verwaltung
    2. Intendanturabteilung
  2. Das allgemeine Kriegsdepartment
    1. Armeeabteilung
    2. Infanterieabteilung
    3. Kavallerieabteilung
    4. Feldartillerieabteilung
    5. Fußartillerieabteilung
    6. Ingenieurabteilung
    7. Pionierabteilung
    8. Zeughausverwaltung in Berlin
    9. Militärreitinstitut
    10. Feldzeugmeisterei
    11. Inspektion des Militärveterinärwesens
  3. Die Abteilung für die persönlichen Angelegenheiten und Geheime Kriegskanzlei (Z 3 = Nachrichtendienst)
  4. Das Armeeverwaltungsdepartment
    1. Kassenabteilung
    2. Verpflegungsabteilung
    3. Kleidungsabteilung
    4. Unterkunftsabteilung
    5. Übungsplatzabteilung
    6. Bauabteilung
    7. Prüfungskommission für höhere Intendanturbeamte
    8. Generalmilitärkasse
  5. Das Versorgungs- und Justizdepartement
    1. Pensionsabteilung
    2. Versorgungsabteilung
    3. Justizabteilung
    4. Justitiare des Kriegsministeriums
    5. Evangelische und katholische Feldpropstei
  6. Die Remonte-Inspektion
  7. Die Medizinalabteilung
    1. die Kaiser-Wilhelms-Akademie für das militärärztliche Bildungswesen

Amtsinhaber

Liste der preußischen Kriegsminister

Dienststellen

(c) Bundesarchiv, Bild 102-00235 / CC-BY-SA 3.0
Kriegsministerium Leipziger Straße neben dem heutigen Bundesratsgebäude

Auf den Tag genau hundert Jahre vom 1. Januar 1819 bis 1. Januar 1919 (mit Auflösung des Ministeriums) in Berlin-Mitte:

Zusätzliche Büronutzung
Generalstab
  • ab etwa 1830: Behrenstraße 66   (heute rückwärtiger Teil der Russischen Botschaft an dieser Stelle)
  • 1867/71 Neubau (Großer Generalstab) im Generalstabsgebäude
Militärkabinett
  • ab etwa 1820: Hinter dem Gießhaus 2   (hinter dem Zeughaus)
  • ab 1872: Behrenstraße 66

Literatur

  • Laurenz Demps: Berlin-Wilhelmstraße – Eine Topographie preußisch-deutscher Macht. Ch. Links, Berlin 1994, ISBN 3-86153-080-5.
  • Curt Jany: Geschichte der preußischen Armee – vom 15. Jahrhundert bis 1914. Biblio, Osnabrück 1967.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Bundesarchiv Bild 102-00235, Berlin, Kriegsministerium in der Leipziger Strasse.jpg
(c) Bundesarchiv, Bild 102-00235 / CC-BY-SA 3.0
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein. Info non-talk.svg
Das Ausladen der Liebesgaben auf dem Schlesischen Bahnhof in Berlin. Das Kriegsministerium als Kaufhaus; durch die Finanznot des Reiches sieht sich die Staatsregierung gezwungen, das Kriegsministerium mit Läden auszustatten, und dem Geschäftsleben dienstbar zu machen. Das Kriegsministerium in der Leipziger Strasse in Berlin.