Piet Klocke

Piet Klocke in Würzburg (2012)

Piet Klocke (eigentl. Peter Klocke; * 20. Dezember 1948 in Essen) ist ein deutscher Musiker, Kabarettist, Autor und Schauspieler.

Leben

Peter Klocke wurde 1948 als Sohn des Art Directors Jens Klocke und dessen aus Metz stammender Frau Maria, geb. Lamijon, in Essen-Steele geboren.[1][2][3] Er hat eine ältere Schwester, die als Biochemikerin in Wien arbeitet.[4] Klocke wuchs in Haarlem und Essen auf. Nach dem Abitur studierte er zunächst Psychologie und Pädagogik, später Germanistik und Philosophie an der Universität Bonn.[3][4][5] Nach abgebrochenem Studium zog er nach Amsterdam, wo er zwei Jahre in diversen Funk- und Soulbands als Gitarrist spielte. Die Rückkehr nach Essen ging einher mit der Veröffentlichung seines ersten Bandes mit Gedichten und Aphorismen. Von 1980 bis 1982 arbeitete Klocke als Schauspieler an den Städtischen Bühnen Essen.[6][7] Es folgte die Gründung des avantgardistischen Musiktheaters Kamikaze Orkester. Der Idee des Amsterdamer Hauser Orkater verpflichtet, mischte man expressiv-absurd Theater, Schauspiel und jegliche Art von Musik. Zu dieser Zeit entwickelte Klocke die Kunstfigur des „zerstreuten Professors“.[8]

Es folgten die Gründung der NDW-Band Gesundes Volksempfinden und der EBM-Band The Tanzdiele und damit Auftritte zusammen mit Einstürzende Neubauten und Defunkt. Aus The Tanzdiele, die sich an DAF und Die Krupps orientierte, ging anschließend die Jazz-Funk-Band Die Tanzdiebe hervor. In der Folge produzierte Klocke mit Carmen Gaspar die Platte Puppe aus Glas und veröffentlichte unter seinem eigenen Namen mehrere Soloalben.

Gleichzeitig begann seine Film- und Fernsehmusiktätigkeit. Von ihm stammt unter anderem die Musik zu dem zweiteiligen TV-Thriller Der Leibwächter (WDR, 1989), dessen Regisseur Adolf Winkelmann mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet wurde, und zu dem Film Peng! Du bist tot!, ebenfalls mit Winkelmann als Regisseur. Neben 35 Film- und Fernsehmusik-Produktionen nahm Klocke mehrere Tonträger auf. Der Titelsong zum Film Peng! Du bist tot! (Kino und WDR) schaffte den Sprung in die Charts.

Klocke spielt die Rolle des zerstreuten Professors Schmitt-Hindemith, der durch Anakoluthe keinen seiner Sätze zu Ende bringt, sich durch abstruse Geschichten assoziiert und bei Applaus sein Publikum ermahnt: „Das geht alles von Ihrer Zeit ab!“ Die Teilnahme in der Show RTL Samstag Nacht und 7 Tage, 7 Köpfe sowie am Arosa Humor-Festival brachten den Durchbruch auch als Komödiant.

In einem Interview nannte Klocke den deutschen Kabarettisten Werner Finck als eines seiner Vorbilder.[9] Bei einem Auftritt in einer Talkshow nannte er Loriot ebenfalls als Vorbild.

1995 kam die CD-Veröffentlichung des Bühnenprogramms HipHop für Angestellte (zusammen mit der Jazzsaxofonistin Simone Sonnenschein alias Angelika Kleinknecht) unter dem Titel Das geht alles von Ihrer Zeit ab! heraus. Aufhänger des Programms ist, dass er als Vertretung eingesprungen ist, um das Bühnenprogramm eines anderen – Piet Klocke – vorzutragen. 2007 folgte die CD Puffy Egborn II oder Scheitern als Weg! (Musik, Text, Programming und Mix: Piet Klocke).

2003 spielte der Schauspieler in der Neuverfilmung von Erich Kästners Das fliegende Klassenzimmer, 2005 neben Christiane Hörbiger und Armin Rohde den Wachtmeister Dimpfelmoser in Der Räuber Hotzenplotz und 2007 den Professor Bunsen van der Dunkel im Kurzfilm Mondmann.

Klocke lebt in Essen-Rellinghausen.[10]

Kabarettprogramme (Auswahl)

  • HipHop für Angestellte – ein musikalischer Abschlussabend an der VHS (1999)
  • Das Leben ist schön – gefälligst! (2009–2013)
  • Auftritte als Professor Schmitt-Hindemith, an seiner Seite Angelika Kleinknecht (mit Simone Sonnenschein)

Charakteristik

Charakteristisch sind seine scheinbar unkonzentrierte und durch permanentes Assoziieren beeinflusste Art zu sprechen und Sätze oft nicht zu beenden sowie sein exzentrisches Äußeres bei einer Körpergröße von 1,96 m.[11]

Schriften

  • Irre bis wolkig – in Höhenlagen: Törn mich an, oder, niemanden wehtun. Verlag M. DuMont Schauberg, Köln 1974, ISBN 3-7701-0748-9.
  • Das geht alles von Ihrer Zeit ab!. Droemer Knaur, München 2000, ISBN 3-426-61602-5.
  • Kann ich hier mal eine Sache zu Ende?!. Heyne, München 2011, ISBN 978-3-453-60162-8.
  • Kühe grasen nicht, sie sprechen mit der Erde. Heyne, München 2015, ISBN 978-3-453-20106-4.
  • Fürs Leben muss man geboren sein – Notiertes Nichtwissen. Heyne, München 2021, ISBN 978-3-453-60549-7.

Filmografie (Auswahl)

Film und Fernsehen

Filmmusiken

  • 1982: Bananen-Paul
  • 1983: Leitmotiv
  • 1983: Die Nacht und ihr Preis
  • 1984: Hur und Heilig
  • 1984: Führer durch die Welt
  • 1986: 585 Kilohertz
  • 1987: Monopoly
  • 1987: Peng! Du bist tot!
  • 1989: Tote leben nicht allein
  • 1989: Der Leibwächter
  • 1989: Der Mann mit den Bäumen
  • 1990: Wedding
  • 1991: Superstau
  • 1991: Wer hat Angst vor Rot, Gelb, Blau?
  • 1992: Andere Umstände
  • 1992: Alles Lüge
  • 1993: Nordkurve
  • 1993: Kahlschlag
  • 1994: Freundinnen
  • 1995: Angst
  • 1996: Absprung

Synchronisation

Diskografie

  • Gesundes Volksempfinden – Gesundes Volksempfinden (LP, 1981)
  • Piet Klocke – o’lala (LP, 1982)
  • The Tanzdiele – Folgt den Führern! (LP, 1982)
  • The Tanzdiele – Musik Musik Musik (7", 1982)
  • Die Tanzdiebe – Live (LP, 1982)
  • Carmen – Puppe aus Glas (LP, 1982)
  • Carmen – Es ist kalt (7", 1982)
  • Piet Klocke – Sklaven der Liebe (LP, 1983)
  • Piet Klocke – Hua Hua Tschy Tschy (7", 1983)
  • Piet Klocke – Sklaven der Liebe (7", 1983)
  • Picture This – Bang! You Are Dead (EP, 1987)
  • Piet Klocke – Life Is A Sample (Die Leichte + die Schwere Welt) (CD, 1988)
  • Piet Klocke – Es ist nur Fußball (Maxi-CD, 1994)
  • Piet Klocke – HipHop für Angestellte (ein musikalischer Abschlußabend in der VHS) (CD, 1995)
  • Piet Klocke – Luder (MCD, 1997)
  • Piet Klocke – Das geht alles von Ihrer Zeit ab (CD, 1997)
  • Piet Klocke – Abenteuer im Dioptrinanzug (2xCD, 2000)
  • Piet Klocke – Puffy Egborn II oder Scheitern als Weg! (CD, 2006)

Auszeichnungen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. Kürschners Deutscher Literatur-Kalender, 58. Jg., Berlin u. a. 1981, S. 557.
  2. Vgl. Who's Who in Literature: A Biographical Encyclopedia, Bd. 1, Wörthsee 1978, S. 332.
  3. a b Vgl. Kurzbiografie, in: Klocke, Irre bis wolkig, S. 89.
  4. a b Gregor Gysi & Piet Klocke - Teil 1. Abgerufen am 15. Dezember 2022 (deutsch).
  5. Komiker Piet Klocke: "Wir können nur noch über Sex punkten". In: Der Spiegel. 27. Februar 2009, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 30. Dezember 2022]).
  6. Vgl. Komponisten der Gegenwart im Deutschen-Komponisten-Interessenverband: Ein Handbuch, 5. Aufl., Berlin 1995, S. 663.
  7. Vgl. Dieter Bongartz: Kahlschlag: Das Drehbuch zum Film, Köln 1993, S. 148.
  8. Piet sucht nach Wahrheit - TV total. Abgerufen am 17. Dezember 2022 (deutsch).
  9. Nachts ist’s kälter als draußen. Ein Interview mit dem Komödianten Piet Klocke. Die Achse des Guten, 28. Februar 2012, abgerufen am 9. Januar 2020 (zuerst erschienen im Schweizer Monat, Ausgabe 994, März 2012 (kostenpflichtiger Zugang)).
  10. Essener Promis im Urlaub: Von Kanada über Kreta bis Kettwig. In: WAZ. 13. August 2017, abgerufen am 9. Januar 2020.
  11. Gudrun Beicht, Karlheinz Fahlbusch: Lachen bis die Schwarte kracht. In: Südkurier. 12. Mai 2009, abgerufen am 9. Januar 2020 (online auf bronnweiler-weiber.de).

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Autor/Urheber:

Lukas M.

, Lizenz: CC-by-sa 3.0

Piet Klocke bei einer Lesung seines Buchs "Kann ich hier mal eine Sache zu Ende?!" im Würzburger Falkenhaus