Ostslawen

Gebiete der Ostslawen (dunkelgrün) im 7. und 8. Jahrhundert
Staaten mit mehrheitlich slawisch sprechender Bevölkerung:[1]
  • Ostslawen
  • Westslawen
  • Südslawen
  • Die Ostslawen sind ein Zweig der Slawen, die sich nach sprachlichen und kulturellen Kriterien von den West- und Südslawen unterscheiden, wobei eine Zuordnung für die Zeit bis zum 10. Jahrhundert nicht immer eindeutig ist. Zu den Völkern, die aus den mittelalterlichen ostslawischen Stämmen hervorgegangen sind, zählen heute Russen, Ukrainer, Belarussen und Russinen.

    Siedlungsgebiet

    Das Siedlungsgebiet der Ostslawen erstreckte sich im Frühmittelalter von Ostpolen bis zum Schwarzen Meer im Süden und dem Ilmensee im Norden. Sie grenzten im Westen an westslawische, im Nordwesten an baltische, im Norden und Nordosten an finno-ugrische, im Süden an turkstämmige und im Südwesten an südslawische Stämme.

    Im Verlauf der fortschreitenden slawischen Ostsiedlung wurden im zentralrussischen Raum baltische und finno-ugrische Stämme assimiliert.

    Geschichte

    Seit dem späten 6. Jahrhundert siedelten slawische Stämme entlang der großen Flüsse wie des Dnepr, Prypjat und Dnister.

    Über die Entstehung und Ausbreitung ostslawischer Stämme gibt es nur sehr wenige schriftliche Aussagen.

    Erwähnungen

    Bayerischer Geograph
    um 850/890

    Nestorchronik zu
    um 864

    um 885[2]

    Rekonstruktion eines für Sewerjanen typischen Schläfenrings

    907[3]

    10. Jahrhundert

    Kiewer Rus

    Das Idol von Sbrutsch (10 Jhdt.)

    Um 862 begannen skandinavische Waräger ihre Herrschaft im Gebiet um Nowgorod und Ladoga. Zu den ersten erwähnten Stämmen gehörten die slawischen Ilmensee-Slowenen und Kriwitschen. In den folgenden Jahrzehnten dehnte die Rus ihr Herrschaftsgebiet über zahlreiche weitere slawische Stämme aus.

    Ab 988 übernahm sie das orthodoxe Christentum nach byzantinischen Ritus. Gebräuchlich wurde die kyrillische Schrift.

    Teilung des Gebietes

    Ab 1340 kamen die westlichen Gebiete unter die Herrschaft des Großfürstentums Litauen und des Königreichs Polen. Die östlichen Gebiete blieben zunächst im Einflussbereich der Goldenen Horde.

    Es begannen sich kulturelle Unterschiede zu entwickeln. Im Großfürstentum Litauen wurde die ruthenische Sprache gesprochen, die zur Vorläuferin des Ukrainischen und Belarussischen wurde. Im Osten entwickelte sich die russische Sprache.

    Ab 1480

    Nach der Befreiung des östlichen Teils der Rus von der Tatarenherrschaft entwickelte sich zwischen den Großfürstentümern Moskau und Litauen eine Rivalität, um die Ostslawen unter ihrer Herrschaft erneut zu vereinen. Im Rahmen dieser Rivalität kam es zu mehreren russisch-litauischen und russisch-polnischen Kriegen.

    Dem Russischen Reich gelang es, beinah alle ostslawische Gebiete bis auf Galizien zu erobern.

    Im Rahmen der vor der Oktoberrevolution weltweit gängigen Konzeption wurden alle Ostslawen als Russen bezeichnet und in Großrussen, Kleinrussen und Belarussen unterteilt. Während der Sowjetzeit wurden Großrussen zu Russen und Kleinrussen zu Ukrainern. Manche Ethnologen betrachten die Russinen als ein viertes ostslawisches Volk.

    Heute bilden die Ostslawen mit knapp 200 Millionen Menschen die größte Gruppe der Slawen.

    Lebensweise

    Die Ostslawen sprachen im Mittelalter die altostslawische Sprache. Sie lebten von Landwirtschaft und Jagd, wobei sie bereits früh anfingen, Städte und Burgen zu gründen. Deshalb hieß ihr Gebiet, durch das wichtige Handelsrouten entlang des verzweigten Flusssystems gingen, im altnordischen Sprachgebrauch Gardarike, ‚Reich der Städte‘.

    Siehe auch

    Literatur

    • Frank Kämpfer: Ostslaven. In: Lexikon des Mittelalters (LexMA). Band 6. Artemis & Winkler, München/Zürich 1993, ISBN 3-7608-8906-9, Sp. 1546–1549.

    Anmerkungen

    1. Die Unabhängigkeit des Kosovo ist auf dieser Karte noch nicht berücksichtigt. Kosovo hat eine albanischsprachige Bevölkerungsmehrheit.
    2. И бъ Олегъ обладав поляны, и деревляны, и съверяны, и радимичи, а съ суличи и тиверци имеаша рать, Nestorchronik, tributpflichtige Stämme
    3. Иде Олегъ на Грекы. (…) поя множество варяг, и словенъ, и чюд(и), и словене, и кривичи, и мерю, и деревляны, и радимичи, и поляны, и съверо, и вятич(и), и хорваты, и дулъбы, и тиверци

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    Autor/Urheber: Koryakov Yuri, Lizenz: CC BY-SA 3.0
    Map of the settlement of the Slavs and their neighbors at the end of the 8th century. The borders of some states are shown starting from the 7th century. It was founded in the East Slavic part mainly on archaeological maps and descriptions, in particular, taken from the works of V.V. mainly data on the Balts and Finno-Ugric peoples). Details added 2023: Venice was still in the Byzantine Empire at this time. Avars were also present around Vienna and in central Transylvania, evidenced by graves & toponyms. There was a linguistic contact between Albanians and Vlachs, evidenced by the non-Slavic words present in both languages. Placed the Etelköz of the Magyars and the Crimean byzantine Greeks. South-Slavic toponyms (as Trnava for "tip, hillock, mound") evidenced a South-Slavic presence in southern Transylvania. Concerning the Eastern romance speakers (called Vlachs or Volokhs), to choose a nationalist positioning, as the 2022 revert, is reductive: here is no reason to show only the theory A ("Awarenwüste" or "Desert of the Avars" of Franz-Josef Sulzer, Josef-Karl Eder, Johann-Christian von Engel and Eduard-Robert Rössler in Romänische Studien: untersuchungen zur älteren Geschichte Rumäniens, Leipzig 1871: see Béla Köpeczi's Erdély rövid története, Akadémiai Kiadó ISBN 963 05 5901 3) which affirms that the Vlachs lived only on the south of the Danube during Late antiquity and High Middle ages, and to exclude the theory B which affirms that the Volokhs lived only on the north of the Danube (see Rumen Daskalov and Aleksander Vezenkov's « Entangled Histories of the Balkans - Shared Pasts, Disputed Legacies » Vol. III in Balkan Studies Library, Brill 2015, ISBN 9004290362). Unaware the pastoral nomadism which, in the general opinion of historians, ethnologists and linguists, was until the end of the Middle Ages the main activity of the Vlachs, the both theories affirming that the Danube and the Carpathians were, before the 13-th century, open borders for the Slavs and the Magyars, but impassable obstacles for the Vlachs / Volokhs and only for them, the lack of indisputable proof of their presence being worth proof of absence. This applies to the northern left bank of the Danube in the theory A and to the southern right bank of the Danube in the theory B, but the illusion thus created in the secondary sources, that the Vlachs disappeared for a thousand years to miraculously reappear afterwards (see Gheorghe I. Brătianu, "The Romanians, an enigma and historical miracle" Academia Civică Publ., Bucharest 2019, ISBN 9786068924069) is a nonsense.
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    Фестиваль-ярмарка «Белгородская слобода», 2013. Опыт реконструкции наряда северянки. Город Губкин.
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