Opernproduktionen der Salzburger Festspiele

Julia Novikova als Königin der Nacht in Der Zauberflöte zweyter Theil. Das Labyrinth, 2012

Die Opernproduktionen der Salzburger Festspiele waren über weite Strecken des 20. Jahrhunderts und sind heute noch stilbildend. Die Oper stellt in Salzburg – als Gesamtkunstwerk – den primus inter pares in der Trias Schauspiel, Oper und Konzert dar. Nahezu alle weltweit bedeutenden Dirigenten haben in Salzburg gearbeitet, ebenso die meisten der herausragendsten Sänger, Regisseure, Bühnen- und Kostümbildner. Viele der Aufführungen sind als Tondokumente oder Fernsehmitschnitte für die Nachwelt erhalten.

Geschichte

Der Salzburger Schwerpunkt lag und liegt durchgehend auf (a) Mozart, (b) Richard Strauss, (c) zeitgenössischen Opern, sowie den Festspielopern Orfeo ed Euridice, Fidelio, Don Carlos und Falstaff. Das Mozart-Repertoire beschränkt sich in Salzburg nicht auf die drei da-Ponte-Opern, Die Entführung aus dem Serail und Die Zauberflöte, sondern beinhaltet auch die eher selten gespielten Werke, insbesondere Idomeneo und La clemenza di Tito. Die erste Opernaufführung der Festspiele war der Don Giovanni unter der musikalischen Leitung von Richard Strauss am 14. August 1922 – ein Gastspiel der Wiener Staatsoper im Salzburger Landestheater. Dank der Wiener Philharmoniker, die in Salzburg alljährlich in vier bis fünf Opernproduktionen spielen, sind die Interpretationen der Mozart- und Strauss-Opern von exzeptioneller orchestraler Qualität.

Das Salzburger Repertoire wurde – zuerst durch Bruno Walter und Arturo Toscanini, schließlich durch Karl Böhm und Herbert von Karajan – sorgsam und schrittweise erweitert: Walter dirigierte erstmals bei den Salzburger Festspielen Opern von Gluck und Donizetti, Hugo Wolf und Richard Wagner, sowie Die Fledermaus von Johann Strauss. Toscanini etablierte 1935 Falstaff als genuine Salzburger Festspieloper. Böhm stellte 1951 und 1971 Alban Bergs damals kaum gespielte Oper Wozzeck vor, somit einen Exponenten der Zwölftontechnik. Karajan schließlich popularisierte mit einer breiten Palette weiterer Verdi-Opern und mit Bizets Carmen das Programm.

Die Frühwerke der Oper und das Barock haben recht früh ihren Platz im Salzburger Spielplan gefunden. Gluck wird in Salzburg seit 1930 und Händel seit 1984 szenisch aufgeführt. In den Jahren 1968 bis 1973 erfreute sich Cavalieris selten gespielte Rappresentatione di Anima, et di Corpo in einer Modellinszenierung von Graf/Colosanti/Moore höchsten Publikumsinteresses. 1971, 1985 und 1993 wurden alle erhaltenen Monteverdi-Opern in Salzburg vorgestellt. Als Höhepunkt der Barockinterpretation gilt die 2012er Inszenierung von Giulio Cesare in Egitto mit Cecilia Bartoli und vier der weltweit besten Countertenöre (Andreas Scholl, Philippe Jaroussky, Christophe Dumaux, Jochen Kowalski).

Im Laufe der Zeit haben die Salzburger Festspiele mit nahezu allen großen Opernhäusern der Welt (Wiener Staatsoper, Scala, La Fenice, Operá de la Bastille, La Monnaie, Met, Mariinski-Theater) und einigen wichtigen Festivals (Aix-en-Provence, Maggio Musicale Fiorentino) kooperiert. Zumeist wurden diese Co-Produktionen in Salzburg erarbeitet und waren oft noch viele Jahre später an wichtigen Opernhäusern zu sehen wie zum Beispiel Robert Wilsons exemplarische Pelléas-et-Mélisande-Inszenierung aus dem Jahr 1997, die gemeinsam mit der Operá de Paris produziert wurde und noch im Jahr 2012 in Madrid und Barcelona aufgeführt wurde.

Eine lange Laufdauer einer Inszenierung lässt darauf schließen, dass es sich um eine erfolgreiche Produktion handelte. Jedoch konnten aber auch zahlreiche exemplarische Inszenierungen – aufgrund von Terminkollisionen oder aus budgetären Gründen – nicht wieder aufgenommen werden. 2012 beschloss der neue Intendant Alexander Pereira künftig alle Produktionen generell nur eine Spielzeit lang zu spielen, unabhängig von der Resonanz des Publikums oder der Kritik. Diese Praxis wurde von seinem Nachfolger wieder aufgegeben.

Opern werden in Salzburg überwiegend in den drei Festspielhäusern – Haus für Mozart, Felsenreitschule und Großes Festspielhaus – gespielt, fallweise auch im Residenzhof, dem Salzburger Landestheater und der Kollegienkirche, seltener auch an anderen Spielstätten. In den 1950er und 1960er Jahren übersiedelten die Opernaufführungen im Residenzhof – bei Regen – in den Carabinieri-Saal der Residenz. Heute kann der Residenzhof bei Schnürlregen überdacht werden.

Inszenierungen

Nachstehende Liste ist nach Komponisten gegliedert: Zuerst Mozart, danach Richard Strauss und die Komponisten der Moderne, schließlich Barockopern und zuletzt das klassische Repertoire und Raritäten. Die Liste umfasst sämtliche Operninszenierungen der Salzburger Pfingst- und Sommerfestspiele, sowie jene Produktionen der Mozartwoche und der Osterfestspiele, die ab 1956 bzw. 1985 in das Sommerprogramm übernommen wurden. Das jeweilige Leading Team wird wie folgt dargestellt: Dirigent – Regisseur – Ausstatter (wobei zuerst Bühnen-, dann Kostümbildner genannt werden, schließlich Lichtdesigner, sowie fallweise Videoverantwortliche). In Klammern am Ende der Zeile werden allfällige Kooperationspartner genannt. – Zusätzlich besteht die Opernchronologie der Salzburger Festspiele, die alle Titel nach Jahren listet.

Mozart

W. A. Mozart

Die Schuldigkeit des ersten Gebots (1767), KV 35 und Apollo et Hyacinthus (1767), KV 38

La finta semplice (1768), KV 51

Bastien und Bastienne (1768), KV 50

  • 1928 Gastspiel des Leningrader Opernstudios
  • 1969, 1970 Residenz: Leopold Hager – Ladislav Strohs – Marcel Pokorny
  • 2006, 2007 Salzburger Marionettentheater: Elisabeth Fuchs – Thomas Reichert

Mitridate, re di Ponto (1770), KV 87

Ascanio in Alba (1771), KV 111

La Betulia liberata (1771), KV 118

  • 2010 (nur Pfingsten) Haus für Mozart: Riccardo Muti – Marco Gandini – Italo Grassi, Gabriella Pescucci, Marco Filibeck (Ravenna Festival)

Il sogno di Scipione (1771), KV 126

Lucio Silla (1772), KV 135

La finta giardiniera (1775), KV 196

Il re pastore (1775), KV 208

  • 2006 Große Universitätsaula: Thomas Hengelbrock, ebenso Regie – Aniara Amos, Regiemitarbeit – Mirella Weingarten

Ombra felice KV 255 – Arien, Szenen, Ensembles von Mozart.

Zaide (1780), KV 344

Idomeneo (1781), KV 366, Libretto von Giambattista Varesco

Die Entführung aus dem Serail (1782), KV 384, Text von Johann Gottlieb Stephanie

Der Schauspieldirektor (1786), KV 486 und Bastien und Bastienne (1768), KV 50

  • 2006, 2007 Salzburger Marionettentheater: Elisabeth Fuchs – Thomas Reichert
Lorenzo da Ponte

Le nozze di Figaro (1787), KV 492, Text von Lorenzo da Ponte

Don Giovanni (1787), KV 527, Text von Lorenzo da Ponte

Così fan tutte (1790), KV 588, Text von Lorenzo da Ponte

La clemenza di Tito (1791), KV 621, Text von Caterino Mazzolà (nach Pietro Metastasio)

Emanuel Schikaneder

Die Zauberflöte (1791), KV 620, Text von Emanuel Schikaneder

Richard Strauss

Richard Strauss, 1922

Salome (1905), Libretto vom Komponisten, nach Oscar Wilde

Elektra (1909), Text von Hugo von Hofmannsthal

Der Rosenkavalier (1911), Text von Hugo von Hofmannsthal

Ariadne auf Naxos (1912, 1916), Text von Hugo von Hofmannsthal

Die Frau ohne Schatten (1919), Text von Hugo von Hofmannsthal

Die ägyptische Helena (1928), Text von Hugo von Hofmannsthal

Arabella (1933), Text von Hugo von Hofmannsthal

Die schweigsame Frau (1935), Text von Stefan Zweig.

Die Liebe der Danae (1940), Libretto von Joseph Gregor

Capriccio (1942), Text von Clemens Krauss

Oper der Moderne und Postmoderne

Wozzeck (Ouverture), 1925

Barock und Frühwerke

Gluck
Händel
Monteverdi

Emilio de’ Cavalieri: Rappresentatione di Anima, et di Corpo (1600). 1968 Felsenreitschule, 1969, 1970, 1971, 1972, 1973 Kollegienkirche: Rolf Maedel (1968), Ernst Märzendorfer (ab 1969) – Herbert GrafVeniero Colasanti, John Moore

Francesco Cavalli: La Calisto. 1998 (nur Pfingsten) Kleines Festspielhaus: René JacobsHerbert Wernicke, ebenso Ausstattung

Christoph Willibald Gluck

Georg Friedrich Händel

Stefano Landi: Il Sant’Alessio. 1977, 1978 Felsenreitschule: Peter MaagAugust EverdingJean-Pierre Ponnelle, Pet Halmen

Claudio Monteverdi

Giovanni Battista Pergolesi

Henry Purcell: King Arthur. 2004 Felsenreitschule: Nikolaus HarnoncourtJürgen Flimm – Klaus Kretschmer, Birgit Hutter, Manfred Voss, Alfred Loch

Jean-Philippe Rameau: Les Boréades. 1999 (Pfingsten und Sommer) Kleines Festspielhaus: Simon RattleKarl-Ernst Herrmann, Ursel Herrmann

Klassisches Repertoire und Raritäten

Ludwig van Beethoven: Fidelio

Vincenzo Bellini

Hector Berlioz

Georges Bizet: Carmen

Luigi Cherubini: Médée. 2019 Großes Festspielhaus: Thomas HengelbrockSimon Stone - Bob Cousins, Mel Page

Domenico Cimarosa

  • Il ritorno di Don Calandrino. 2007 Haus für Mozart: Riccardo Muti – Ruggero Cappuccio – Edoardo Sanchi, Carlo Poggioli, Maurizio Viani
  • Il matrimonio segreto. 1931 Stadttheater: Arturo Lucon – Mario Ghisalberti (Stagione d’Opera Italiana, La Scala)

Alexander Sergejewitsch Dargomyschski

Claude Debussy

Gaetano Donizetti: Don Pasquale

Antonín Dvořák

Charles Gounod

Joseph Haydn

  • Die Welt auf dem Monde. 1959 Landestheater: Bernhard Conz – Georg Reinhardt – Heinrich Wendel
  • Armida. 2009 Felsenreitschule: Ivor BoltonChristof Loy – Dirk Becker, Bettina Walter, Olaf Winter

Niccolò Jommelli

Saverio Mercadante

  • I due Figaro. 2011 (nur Pfingsten) Haus für Mozart: Riccardo Muti – Emilio Sagi – Daniel Bianco, Jesús Ruiz, Eduardo Bravo (Ravenna Festival, Teatro Real Madrid)

Modest Mussorgsky: Boris Godunow, Fassung von Nikolai Rimski-Korsakow

Jacques Offenbach

Giovanni Paisiello

  • Il matrimonio inaspettato 2008 (nur Pfingsten) Haus für Mozart: Riccardo Muti – Andrea De Rosa – Sergio Tramonti, Alessandro Lai, Pasquale Mari (Ravenna Festival)

Giacomo Puccini

Gioachino Rossini

Franz Schubert

Johann Strauss: Die Fledermaus

Peter Iljitsch Tschaikowski

Giuseppe Verdi

Carl Maria von Weber

Richard Wagner

Peter von Winter: Das Labyrinth, Der Zauberflöte zweyter Theil, Text von Emanuel Schikaneder. 2012 Residenzhof: Ivor Bolton – Alexandra Liedtke

Hugo Wolf: Der Corregidor. 1936 Festspielhaus: Bruno WalterLothar Wallerstein – Robert Kautsky, Ladislaus Czettel

Konzertante Aufführungen

Siehe auch

Weblinks

Quellen

  • Stephen Gallup: Die Geschichte der Salzburger Festspiele. Orac, Wien 1989, ISBN 3-7015-0164-5.
  • Josef Kaut: Die Salzburger Festspiele. Bilder eines Welttheaters. Residenzverlag, Salzburg 1973, ISBN 3-7017-0047-8.
  • Josef Kaut: Die Salzburger Festspiele 1920–1981. Residenzverlag, Salzburg 1982, ISBN 3-7017-0308-6.

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Overture to Wozzeck by Alban Berg. First two bars (piano reduction).
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Georg Friedrich Händel, deutscher/britischer Komponist. Dieses Händel-Porträt des britischen Malers Thomas Hudson (1701-1779) wurde 1869 von dem Hamburger Händel-Forscher Friedrich Chrysander bei Nachkommen Händels in Calbe (Saale) entdeckt und erworben. Er überließ das Gemälde dem Hamburger Kaufmann Friedrich Gültzow mit der Bedingung, es nach seinem Tod der Hamburger Stadtbibliothek zu übereignen, was 1883 geschah. Das Bild hängt heute in der Hamburger Staats- und Universitätsbibliothek.
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Copy of a portrait of Claudio Monteverdi by Bernardo Strozzi, hanging in the Gallerie dall'Accademia in Venice (1640).
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This posthumous portrait of Wolfgang Amadeus Mozart was painted by Barbara Kraft at the request of Joseph Sonnleithner in 1819, long after Mozart died. Sonnleithner, who was making a "collection of portraits in oils of well-known composers" (Deutsch) wrote to Mozart's still-living sister Maria Anna ("Nannerl"), asking her to lend a picture to Kraft (a well-known artist working in Salzburg). Here is part of Nannerl's reply:

... [her friend ] Councillor von Drossdick ... sent the artist to me to see all 3 [of my] pictures [of Mozart], the one that was painted when he came back from the Italian journey is the oldest, he was then just 16 years old, but as he had just got up from a serious illness, the picture looks sickly and very yellow; the picture in the family portrait when he was 22 years old is very good, and the miniature, when he was 26 years old, is the most recent I have, I therefore shewed this one to the painter first; it seemed to me from her silence that is would not be very easy to enlarge it, I therefore had to shew her the family portrait and the other one, too. ... she wants to take her copy from the family portrait and introduce only those features from the small picture which make him look somewhat older than in the big picture."

Deutsch identifies the three pictures as:

  1. "Perhaps" the portrait by Knoller, Milan 1773. [1]
  2. The family portrait by della Croce.
  3. A lost small version of the famous portrait by Joseph Lange.
For present purposes, this implies that Kraft painted this with some basis to go on (and not completely out of her head, as the painter of this ridiculous picture did). Also, it tells us that Nannerl thought that the della Croce picture was "very good".
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Porträt des Oscar Wilde, Studio of Napoleon Sarony, New York, 1882
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