Op-Art

Victor Vasarely: Skulptur in Pécs, Ungarn

Die Op-Art oder optische Kunst ist eine Stilrichtung der bildenden Kunst der 1960er Jahre, die mit Hilfe präziser abstrakter Formmuster und geometrischer Farbfiguren beim Betrachter überraschende oder irritierende optische Effekte, die Vorstellung von Bewegung, Flimmereffekte und optische Täuschungen erzeugt.

Geschichte

Werk von Ludwig Wilding mit spiegelndem Betrachter

Die Op-Art stammt aus den experimentellen Traditionen des Bauhauses und des russischen Konstruktivismus: Beide Schulen errichteten zwischen den Phänomenen Licht und Farbe eine strenge Trennlinie, die mit der jeweils unterschiedlichen Rezeption begründet wird. Licht kann im Raum als ein immaterieller Bewegungszustand wahrgenommen werden – Farbe hat eine materielle Bindung an eine Fläche und benötigt zur Wahrnehmung Licht. Aus dieser grundsätzlichen Unterscheidung von räumlichem Licht und flächiger Farbe ergeben sich zwei Formen einer optischen Kunst:

Die Betonung des Optischen veranlasste Josef Albers zu der Äußerung, dass alle Malerei optisch sei. Er formulierte seine Kritik in dem Satz:

„Die Benennung irgendwelcher Bildkunst als ‘Optische Kunst’ ist ebenso sinnlos wie von akustischer Musik zu sprechen oder haptischer Skulptur.“[2]

Nach dem Zweiten Weltkrieg hat Victor Vasarely seine Farbvibrationskunst aus den chromatischen Experimenten der Bauhausschule entwickelt. Eine solche aus Farbkontrasten abgeleitete Op-Art benutzt für ihren Effekt zusätzlich die seriellen Strukturen einer geometrischen Abstraktion[3] und verweist dabei auch auf das Ornament.

Die von William C. Seitz kuratierte Ausstellung The Responsive Eye im Museum of Modern Art in New York im Jahr 1965 machte die optische Kunst in den Vereinigten Staaten bekannt. Der Ausdruck Op-Art soll ein Jahr zuvor entstanden sein.[4] Auch Donald Judd wird als Schöpfer des Namens genannt: Er beendete eine Kritik der Ausstellung Optical Paintings von Julian Stanczak in der Martha Jackson Gallery mit dem Zweiwortsatz: Op art.[5] In der Diskussion um die Namensgebung wird auch der polnische Künstler Henryk Berlewi genannt.[6]

Heute bezieht sich bereits eine nachfolgende Malergeneration, motivisch und inhaltlich reflektierend, auf die „historische“ Op-Art der sechziger Jahre, u. a. seit Anfang der neunziger Jahre der Amerikaner Philip Taaffe.

Op-Art-Künstler

  • Yaacov Agam (* 1928), israelischer bildender Künstler und Vertreter der kinetischen Kunst
  • Josef Albers (1888–1976), deutscher Maler, Kunsttheoretiker und -pädagoge
  • Getulio Alviani (1939–2018), italienischer Maler, Objektkünstler, Vertreter der Op-Art und der Kinetischen Kunst
  • Edna Andrade (1917–2008), US-amerikanische Malerin und Hochschullehrerin
  • Richard Anuszkiewicz (1930–2020), US-amerikanischer Maler und Grafiker
  • Carlos Cruz-Diez (1923–2019), venezolanischer Künstler (Konkrete Kunst)
  • Patrick Dupré (* 1945), französischer Op-Art und Kinetischer Künstler
  • Gerhard von Graevenitz (1934–1983), deutscher Kinetischer Künstler
  • Hildegard Joos (1909–2005), österreichische Malerin
  • Klaus Kammerichs (* 1933), deutscher Fotograf, Bildhauer und Filmemacher
  • Yayoi Kusama (* 1929), japanische Künstlerin
  • Adolf Luther (1912–1990), deutscher Jurist, Künstler und Bildhauer
  • Heinz Mack (* 1931), deutscher Bildhauer und Maler
  • Antonio Marra (* 1959), italienischer Künstler
  • Almir Mavignier (1925–2018), Maler und Grafiker
  • Jürg Nänni (1942–2019), Schweizer Physiker, Künstler und Lehrer
  • Julio Le Parc (* 1928), argentinischer Kinetischer Künstler
  • Helga Philipp (1939–2002), österreichische Künstlerin
  • Lothar Quinte (1923–2000), deutscher Maler der Avantgarde
  • Bridget Riley (* 1931), britische Malerin
  • Jesús Rafael Soto (1923–2005), venezolanischer Maler und Bildhauer
  • Günther Uecker (* 1930), deutscher Maler und Objektkünstler
  • Gerhard Uhlig (1924–2015), deutscher Maler, Grafiker, Fotograf und Kunstdidaktiker
  • Victor Vasarely (1906–1997), französischer Maler und Grafiker
  • Ludwig Wilding (1927–2010), deutscher Maler und Objektkünstler

Op-Art-Ausstellungen

Op-Art-Mode-Kunst

Literatur

  • Karina Türr: Op Art. Stil, Ornament oder Experiment. Gebr. Mann, Berlin, 1986, ISBN 978-3-78611435-2.
  • Cyril Barrett: An Introduction to Optical Art. Studio Vista/Dutton pictureback, London ISBN 978-0-28970137-9.
  • William C. Seitz: The Responsive Eye, Ausst.-Kat. Museum of Modern Art, New York, 1965.
  • Cyril Barrett: Op Art. Viking Press, New York, 1970, ISBN 978-0-67052685-7. (Deutsch: DuMont, Köln, 1974, ISBN 978-3-77010789-6.)
  • René Parola: Optical Art. Theory and Practice. Reinhold Book Co., New York 1969.
  • Ronald G. Carraher und Jacqueline B. Thurston: Optical Illusions and the Visual Arts. Van Nostrand Reinhold Book Co., New York 1966

Weblinks

Commons: Op-Art – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Karin Thomas: Bis Heute. Stilgeschichte der bildenden Kunst im 20. Jahrhundert. 5. Auflg., DuMont, Köln 1979, S. 238.
  2. Josef Albers: Op Art and/or Perceptual Effects. In: Yale Scientific Magazine, Band 40, Nr. 2, November 1965, S. 8–15.
  3. Karin Thomas: Bis Heute. Stilgeschichte der bildenden Kunst im 20. Jahrhundert. 5. Auflg., DuMont, Köln 1979, S. 239.
  4. Jon Borgzinner: Op Art. Pictures that Attack the Eye. In: Time. Bd. 84, Nr. 17, 23. Oktober 1964.
  5. Donald Judd: In the Galleries. In: Arts Magazine, October 1964, S. 64. Nach Joe Houston: Optic Nerve. Perceptual Art of the 1960s. Merrell, London, 2007, S. 57, 75 (Time) u. 66 (Judd)
  6. Grace Glueck: „A critic, graphic designer and pioneer abstractionist, Berlewi is not exactly new to ‘optical’ art.“ In: New York Times vom 4. April 1965.

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Werk von Ludwig Wilding mit spiegelnden Betrachter
Vasarely Pecs 2009.JPG
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Vasarely Denkmal in Pecs, 4. April 2009