Olympische Sommerspiele 1936/Fußball

Fußball bei den
Olympischen Sommerspielen 1936
Information
AustragungsortDeutsches Reich NS Berlin
WettkampfstätteOlympiastadion, Poststadion, Mommsenstadion, Hertha-Platz
Mannschaften16
Nationen16
Athleten201 (201 Marssymbol (männlich))
Datum3. bis 15. August 1936
Entscheidungen1
Amsterdam 1928

Bei den XI. Olympischen Sommerspielen 1936 in Berlin wurde ein Wettbewerb im Fußball ausgetragen.

Bei den Olympischen Sommerspielen 1932 in Los Angeles gehörte Fußball nicht zum Programm, da es aufgrund der zunehmenden Professionalisierung im Fußball schwer festzustellen war, wer Amateur und Profi war.[1] Da der Fußball aber die höchsten Zuschauerzahlen generierte und die Organisatoren die Einnahmen benötigten, entschied man sich dazu, wieder ein Turnier ins Programm aufzunehmen. Von den 16 Teilnehmern nahmen vier mit ihrer Amateur-Nationalmannschaft bzw. Amateurspielern teil, nämlich Großbritannien, Österreich, Ungarn und Italien. Die FIFA zählt diese Spiele aber – im Gegensatz zu Österreich und Ungarn – als A-Länderspiele. Mit China und Japan spielten erstmals zwei asiatische Mannschaften außerhalb Asiens, wobei sich Japan im Achtelfinale überraschend gegen Schweden durchsetzen konnte. Die zu der Zeit besten südamerikanischen Mannschaften Uruguay und Argentinien, die noch 1928 den Olympiasieger unter sich ausmachten, nahmen nicht teil. Stattdessen trat erstmals Peru, Dritter der Südamerikameisterschaft 1935, zu Länderspielen außerhalb Südamerikas an.

Die deutsche Mannschaft gehörte zu den Favoriten, da sie seit dem 4. Dezember 1932 nur ein Heimspiel verloren hatte. Im ersten Spiel konnte Luxemburg auch mit 9:0 besiegt werden, im zweiten Spiel gegen den späteren Bronzemedaillengewinner Norwegen kam aber schon das Ende für die deutsche Mannschaft. Für Norwegen ist der dritte Platz das beste Ergebnis bei einem bedeutenden Fußballturnier der Männer. Olympiasieger wurde Weltmeister Italien, es standen aber keine Spieler des 34er-Weltmeisterteams im Kader. Sergio Bertoni, Alfredo Foni, Ugo Locatelli und Pietro Rava wurden aber zwei Jahre später mit Italien auch Fußballweltmeister.

Spielstätten waren neben dem Berliner Olympiastadion, das Poststadion, das Mommsenstadion und der Hertha-Platz am Gesundbrunnen. Mit jeweils 95.000 Zuschauern beim Halbfinale zwischen Italien und Norwegen und dem Spiel um Bronze zwischen Norwegen und Polen im Olympiastadion gab es die bis zum 24. Oktober 1968 höchsten Zuschauerzahlen bei olympischen Fußballspielen. Dann wurde der Rekord beim Spiel um Platz 3 zwischen Japan und Mexiko überboten. Schiedsrichter des Endspiels war der spätere DFB-Präsident Peco Bauwens.

Ein Ball der Wettkämpfe ist im Deutschen Ledermuseum zu sehen.

Das Turnier

Olympisches Fußballturnier 1936
Piktogramm Fußball
Anzahl Nationen16
OlympiasiegerItalien 1861 Königreich Italien (1. Titel)
AustragungsortBerlin
Eröffnungsspiel3. August 1936
Endspiel15. August 1936
Spiele16
Tore78 (⌀: 4,88 pro Spiel)
Zuschauer484.500 (⌀: 30.281 pro Spiel)
TorschützenkönigAItaliener Annibale Frossi (7 Tore)
Platzverweise(⌀: 0,06 pro Spiel)

Achtelfinale

3. August 1936 im Poststadion (9.000 Zuschauer)
Italien 1861 ItalienVereinigte Staaten 48 Vereinigte Staaten1:0 (0:0)
3. August 1936 im Mommsenstadion (8.000 Zuschauer)
Norwegen NorwegenTurkei Türkei4:0 (1:0)
4. August 1936 im Hertha-Platz (5.000 Zuschauer)
JapanJapan JapanSchwedenSchweden Schweden3:2 (0:2)
4. August 1936 im Poststadion (12.000 Zuschauer)
Deutsches Reich NS Deutsches ReichLuxemburg Luxemburg9:0 (2:0)
5. August 1936 im Poststadion (5.000 Zuschauer)
Polen 1928 PolenUngarn 1940 Ungarn3:0 (2:0)
5. August 1936 im Mommsenstadion (6.000 Zuschauer)
Osterreich ÖsterreichAgypten 1922 Ägypten3:1 (2:0)
6. August 1936 im Mommsenstadion (8.000 Zuschauer)
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich GroßbritannienChina Republik 1928 Republik China2:0 (0:0)
6. August 1936 im Hertha-Platz (2.500 Zuschauer)
Peru 1825 PeruFinnland Finnland7:3 (3:1)

Viertelfinale

7. August 1936 in Mommsenstadion (8.000 Zuschauer)
Italien 1861 ItalienJapanJapan Japan8:0 (2:0)
7. August 1936 in Poststadion (55.000 Zuschauer)
Norwegen NorwegenDeutsches Reich NS Deutsches Reich2:0 (1:0)
8. August 1936 in Poststadion (6.000 Zuschauer)
Polen 1928 PolenVereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Großbritannien5:4 (2:1)
8. August 1936 in Hertha-Platz (5.000 Zuschauer)
Peru 1825 PeruOsterreich Österreich*4:2 n. V. (2:2; 0:2)

*Nach dem 4:2 stürmten peruanische Fans den Platz. Österreich protestierte daraufhin gegen das Resultat und begründete dies mit dem Platzsturm, der den Österreichern zufolge bereits beim Stand von 2:2 stattgefunden haben soll. Dem Protest wurde stattgegeben und ein Wiederholungsspiel angeordnet, zu dem es aber nicht mehr kam, da Peru aus Protest alle Olympioniken abzog. Österreich erreichte dadurch kampflos das Halbfinale.[2]

Halbfinale

10. August 1936 in Olympiastadion (95.000 Zuschauer)
Italien 1861 ItalienNorwegen Norwegen2:1 n. V. (1:1; 1:0)
11. August 1936 in Olympiastadion (82.000 Zuschauer)
Osterreich ÖsterreichPolen 1928 Polen3:1 (1:0)

Spiel um Bronze

NorwegenPolen
Norwegen
13. August 1936 in Berlin (Olympiastadion)
Ergebnis: 3:2 (2:2)
Zuschauer: 82.000
Schiedsrichter: Alfred Birlem (Deutsches Reich NS Deutsches Reich)
Polen


Henry JohansenNils Eriksen, Øivind HolmsenFrithjof Ulleberg, Jørgen Juve, Rolf HolmbergReidar Kvammen, Magdalon Monsen, Alf Martinsen, Odd Frantzen, Arne BrustadSpirydion AlbańskiWładysław Szczepaniak, Antoni GałeckiWilhelm Góra, Franciszek Cebulak, Ewald DytkoWalerian Kisieliński, Michał Matyas, Teodor Peterek, Hubert Gad, Gerard Wodarz

Tor 1:1 Brustad (15.)
Tor 2:1 Brustad (21.)

Tor 3:2 Brustad (84.)
Tor 0:1 Wodarz (5.)

Tor 2:2 Peterek (24.)

Finale

ItalienÖsterreich
Italien
15. August 1936 in Berlin (Olympiastadion)
Ergebnis: 2:1 n. V. (1:1, 0:0)
Zuschauer: 85.000
Schiedsrichter: Peco Bauwens (Deutsches Reich NS Deutsches Reich)
Österreich


Bruno VenturiniAlfredo Foni (C)ein weißes C in blauem Kreis, Pietro RavaGiuseppe Baldo, Achille Piccini, Ugo LocatelliAnnibale Frossi, Libero Marchini, Sergio Bertoni, Carlo Biagi, Francesco GabriottiEduard Kainberger (C)ein weißes C in blauem KreisErnst Künz, Martin KarglAnton Krenn, Karl Wallmüller, Max HofmeisterWalter Werginz, Adolf Laudon, Klement Steinmetz, Karl Kainberger, Franz Fuchsberger
Tor 1:0 Frossi (70.)

Tor 2:1 Frossi (92.)

Tor 1:1 Franz Fuchsberger (79.)

Medaillenränge

RangMedaillengewinner
Gold
Italien 1861
Italien
Giuseppe Baldo, Sergio Bertoni, Carlo Biagi, Giulio Cappelli, Alfredo Foni, Annibale Frossi, Francesco Gabriotti, Mario Giani, Carlo Girometta, Adolfo Giuntoli, Ugo Locatelli, Libero Marchini, Alfonso Negro, Mario Nicolini, Lamberto Petri, Achille Piccini, Sandro Puppo, Pietro Rava, Luigi Scarabello, Corrado Tamietti, Paolo Vannucci, Bruno Venturini
Trainer: Vittorio Pozzo
Silber
Osterreich
Österreich
Franz Fuchsberger, Max Hofmeister, Karl Kainberger, Eduard Kainberger (TW), Martin Kargl, Josef Kitzmüller, Ernst Künz, Anton Krenn, Adolf Laudon, Franz Mandl, Klement Steinmetz, Karl Wallmüller, Walter Werginz
Trainer: EnglandEngland Jimmy Hogan
Bronze
Norwegen
Norwegen
Arne Brustad, Nils Eriksen, Odd Frantzen, Sverre Hansen, Rolf Holmberg, Øivind Holmsen, Fredrik Horn, Magnar Isaksen, Henry Johansen (TW), Jørgen Juve, Reidar Kvammen, Magdalon Monsen, Alf Martinsen, Frithjof Ulleberg
Trainer: Asbjørn Halvorsen

Beste Torschützen

RangSpielerTore
1Italiener Annibale Frossi7
2Peruaner Theodor Fernández Meyzán6
3Norweger Arne Brustad5
Pole Gerard Wodarz5
5Peruaner Alejandro Villanueva4
Italiener Carlo Biagi4
Pole Hubert Gad4
8Deutscher Wilhelm Simetsreiter3
Deutscher Adolf Urban3
Österreicher Klement Steinmetz3
11Deutscher Josef Gauchel2
Österreicher Adolf Laudon2
...
17Deutscher Franz Elbern1
Österreicher Karl Kainberger1
Österreicher Franz Fuchsberger1
Österreicher Franz Mandl1
Österreicher Walter Werginz1

Verweise

Literatur

Weblinks

Commons: Olympische Sommerspiele 1936/Fußball – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. fifa.com: „Olympisches Fussballturnier Berlin 1936 - Überblick“
  2. The Joy of Six: Olympic football tournament stories, Artikel des Guardian vom 20. Juli 2012

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National- und Handelsflagge des Deutschen Reiches von 1935 bis 1945, zugleich Gösch der Kriegsschiffe.
Das Hakenkreuz ist im Vergleich zur Parteiflagge der NSDAP um 1/20 zum Mast hin versetzt.
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