Olympische Sommerspiele 1924/Leichtathletik

Leichtathletik bei den
Olympischen Spielen 1924
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Information
AustragungsortStade Olympique de Colombes
WettkampfstätteDritte Französische Republik Paris
Athleten509
Datum6. Juli bis 13. Juli 1924
Entscheidungen27
Antwerpen 1920
Olympische Spiele 1924
(Medaillenspiegel Leichtathletik)
PlatzMannschaftGoldmedaillenSilbermedaillenBronzemedaillenTotal
1Vereinigte Staaten 48 USA12101032
2Finnland Finnland105217
3Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien33511
4Italien 1861 Königreich Italien112
5Australien Australien11
6Schweden Schweden325
7Schweiz Schweiz123
8Sudafrika 1912 Südafrikanische Union112
9Argentinien Argentinien11
Ungarn 1918 Ungarn11
11Dritte Französische Republik Frankreich33
12Estland Estland11
Neuseeland Neuseeland11
Niederlande Niederlande11
Norwegen Norwegen11

Bei den VIII. Olympischen Spielen 1924 in Paris fanden 27 Wettkämpfe in der Leichtathletik statt.

Stadion

Das Olympiastadion während der Eröffnungszeremonie

Das Stade Olympique de Colombes lag im Pariser Vorort Colombes, ca. zehn Kilometer nordwestlich von Paris. Es wurde vier Jahre später zu Ehren des Rugbyspielers Yves du Manoir umbenannt und trug von da an seinen Namen. Die Aschenbahn in Colombes war eine Rundbahn mit einer Rundenlänge von 500 Metern.

Teilnehmer

Deutschland blieb die Teilnahme nach den Kriegsereignissen des Ersten Weltkriegs ein zweites Mal und letztes verwehrt, während die anderen vier Nationen, die 1920 noch ausgeschlossen waren, wieder zugelassen wurden.
In der Leichtathletik waren ein letztes Mal nur Männer teilnahmeberechtigt. Erste Wettbewerbe für Frauen kamen vier Jahre später in Amsterdam endlich ins olympische Programm.

Wettbewerbe

Kampfrichter während ihrer Arbeit bei den Olympischen Spielen

Wie bei allen Olympischen Spielen zuvor kam es auch in Paris wieder zu ein paar Änderungen im Wettkampfangebot. Die beiden Disziplinen 3000-Meter-Gehen und Gewichtweitwurf wurden gestrichen.
Damit hatte das Angebot für die Männer inzwischen fast schon die Formen angenommen, wie wir sie heute kennen. Unterschiede gab es noch beim Gehen, bei dem damals nur der Wettbewerb über 10.000 Meter ausgetragen wurde. Heute gibt es die beiden Wettbewerbe über zwanzig und fünfzig Kilometer. Zusätzlich im Vergleich zu heute waren in Paris jeweils letztmals noch der 3000-Meter-Mannschaftslauf, der Querfeldeinlauf mit Einzel-/Mannschaftswertung sowie der Fünfkampf olympische Disziplinen.

Sportliche Erfolge

Erfolgreichste Nation war mit zwölf Goldmedaillen wieder die USA. Aber wie schon 1920 war das kleine Finnland sehr erfolgreich und gewann zehnmal Gold. Mit großem Abstand folgte Großbritannien, das drei Olympiasieger stellte.

Das Niveau der Wettkämpfe war wieder deutlich angestiegen. Es gab zahlreiche neue oder egalisierte Rekorde.

Herausragender Teilnehmer war der Finne Paavo Nurmi, der hier seinen sportlichen Höhepunkt erlebte. Er gewann fünf Goldmedaillen in folgenden Wettbewerben: 1500 Meter, 5000 Meter, 10.650-Meter-Querfeldeinlauf Einzel-/Mannschaftswertung, 3000-Meter-Mannschaftslauf. Das ist einmalig in der olympischen Leichtathletik bis heute. Besonders bemerkenswert war sein Olympiasieg über 5000 Meter. Das Rennen fand nur 26 Minuten nach dem Zieleinlauf des 1500-Meter-Finales statt. In beiden Rennen stellte Nurmi olympische Rekorde auf.
Weitere erfolgreiche Sportler waren:

Außerdem gab es Sportler, die bereits bei zuvor ausgetragenen Olympischen Spielen siegreich waren:

  • Paavo Nurmi, Finnland – Querfeldeinlauf, Einzel- und Mannschaftswertung: Wiederholung seiner Erfolge von 1920, 1920 außerdem siegreich über 10.000 Meter, hier in Antwerpen darüber hinaus siegreich über 1500, 5000 Meter und im 3000-Meter-Mannschaftslauf, damit jetzt achtfacher Olympiasieger
  • Ugo Frigerio, Italien10.000 m Gehen: Wiederholung seines Erfolgs von 1920, 1920 außerdem siegreich über 3000 m Gehen, damit jetzt dreifacher Olympiasieger
  • Jonni Myyrä, Finnland – Speerwurf: Wiederholung seines Erfolgs von 1920, damit jetzt dreifacher Olympiasieger
  • Eero Lehtonen, Finnland – Fünfkampf: Wiederholung seines Erfolgs von 1920, damit jetzt dreifacher Olympiasieger
  • Jackson Scholz, USA – 200 Meter: 1920 Olympiasieger mit der 4-mal-100-Meter-Staffel, damit jetzt zweifacher Olympiasieger
  • Loren Murchison, USA – 4-mal-100-Meter-Staffel: Wiederholung seines Erfolgs von 1920
  • Heikki Liimatainen, Finnland – Querfeldeinlauf, Mannschaftswertung: Wiederholung seines Erfolgs von 1920

Resultate

100 m

PlatzAthletLandZeit (s)
1Harold AbrahamsVereinigtes Konigreich 1801 GBR10,6 ORe
2Jackson ScholzVereinigte Staaten 48 USA10,70000
3Arthur PorrittNeuseeland NZL10,80000
4Chester BowmanVereinigte Staaten 48 USA10,90000
5Charles PaddockVereinigte Staaten 48 USA10,90000
6Loren MurchisonVereinigte Staaten 48 USA11,00000

Finale: 7. Juli

Harold Abrahams war der erste Europäer, der Olympiasieger über die 100 Meter werden konnte. Später wurde er ein bekannter Sportjournalist und engagierte sich im britischen Leichtathletikverband. Jackson Scholz, Olympiavierter von 1920 und zwei Tage später Olympiasieger über 200 Meter, gewann Silber. Die Bronzemedaille ging an den Neuseeländer Arthur Porritt, der später über viele Jahre Mitglied des IOC war.

200 m

Im Ziel (v. l. n. r.): Charles Paddock, Jackson Scholz, Eric Liddell
PlatzAthletLandZeit (s)
1Jackson ScholzVereinigte Staaten 48 USA21,6 ORe
2Charles PaddockVereinigte Staaten 48 USA21,70000
3Eric LiddellVereinigtes Konigreich 1801 GBR21,90000
4George HillVereinigte Staaten 48 USA22,00000
5Bayes NortonVereinigte Staaten 48 USA22,00000
6Harold AbrahamsVereinigtes Konigreich 1801 GBR22,30000

Finale: 9. Juli

Im 200-Meter-Finale lagen zu Beginn der Zielgeraden außer Harold Abrahams, der bereits Boden verloren hatte, ziemlich alle Läufer gleichauf. Nun konnte sich Jackson Scholz absetzen. Charles Paddock kam zwar noch einmal näher, konnte aber Scholz trotz seines Zielsprungs nicht mehr einholen. Scholz stellte Archie Hahns olympischen Rekord von 1904 ein, aber Hahn war damals auf einer geraden Bahn gelaufen. Abrahams Landsmann Eric Liddell gewann hier die Bronzemedaille, bevor er zwei Tage später Olympiasieger über 400 Meter wurde.

400 m

Zieleinlauf des 400-Meter-Finals: Eric Lidell deutlich vor Horatio Fitch
PlatzAthletLandZeit
1Eric LiddellVereinigtes Konigreich 1801 GBR0000047,6 s WR
2Horatio FitchVereinigte Staaten 48 USA0048,4 s00000
3Guy ButlerVereinigtes Konigreich 1801 GBR0048,6 s00000
4David JohnsonKanada 1921 CAN0048,8 s00000
5John Coard TaylorVereinigte Staaten 48 USA1:07,0 min0
6Josef ImbachSchweiz SUI00DNF000

Finale: 11. Juli

Eigentlich war Eric Liddells Stärke der 100-Meter-Lauf. Doch da das Finale dieses Sprints an einem Sonntag stattfand und Liddell als schottischer Pfarrer sonntags nicht starten wollte, meldete er sich neben den 200 Metern auch für die 400 Meter an. Schon in den Vorläufen fiel der olympische Rekord mehrfach und obwohl das Finale bereits zwei Stunden nach den Halbfinalrennen stattfand, steigerte Liddell den Weltrekord auf 47,6 s. Mit deutlichem Rückstand gewann Horatio Fitch nach hartem Kampf mit Guy Butler die Silbermedaille.
Zwei Läufer hatten arge Probleme, das Rennen zu beenden. Der schon mit einer Bandage angetretene John Coard Taylor verletzte sich 30 Meter vor dem Ende und schleppte sich ins Ziel. Josef Imbach trat auf die Bahninnenkannte, stürzte und wurde im Krankenhaus behandelt. Die Jury setzte ihn offiziell auf den sechsten Platz, obwohl er das Rennen nicht beendet hatte.

800 m

Zieleinlauf des 800-m-Finales
PlatzAthletLandZeit (min)
1Douglas LoweVereinigtes Konigreich 1801 GBR1:52,4
2Paul MartinSchweiz SUI1:52,5
3Schuyler EnckVereinigte Staaten 48 USA1:52,9
4Henry StallardVereinigtes Konigreich 1801 GBR1:53,0
5William RichardsonVereinigte Staaten 48 USA1:53,7
6Ray DodgeVereinigte Staaten 48 USA1:54,2
7John WattersVereinigte Staaten 48 USA1:54,8
8Charles HoffNorwegen NOR1:56,7

Finale: 8. Juli

Als Favorit war Henry Stallard angereist, der britischer Meister geworden war und dabei auch Douglas Lowe besiegt hatte. Doch in seinem Zwischenlauf verletzte sich Stallard und war dadurch gehandicapt. Er suchte sein Heil in der Flucht, führte nach einer 400-Meter-Durchgangszeit von 54,0 s bis zur 600-Meter-Marke. Dann erlahmten seine Kräfte. Douglas Lowe, Paul Martin und zuletzt auch Schuyler Enck zogen an ihm vorbei. Ganz vorne gab es einen harten Zweikampf um Gold, den Lowe gegen den Außenseiter Martin knapp für sich entscheiden konnte.
Die Zeiten waren hochklassig, Ted Merediths Weltrekord von 1912 wurde nur um eine halbe Sekunde verfehlt. Erstaunlich war hier der achte Platz, den Charles Hoff errang. Er war eigentlich ein Stabhochspringer der absoluten Weltklasse und wäre bei diesen Spielen als Mitfavorit gestartet. Doch er zog sich eine Verletzung zu, die es ihm unmöglich machte, diese Sportart weiter auszuüben. So sattelte er mit imposantem Erfolg ganz kurzfristig auf die Mittelstrecke um.

1500 m

PlatzAthletLandZeit (min)
1Paavo NurmiFinnland FIN3:53,6 OR
2Willy SchärerSchweiz SUI3:55,0000
3Henry StallardVereinigtes Konigreich 1801 GBR3:55,6000
4Douglas LoweVereinigtes Konigreich 1801 GBR3:57,0000
5Ray BukerVereinigte Staaten 48 USA3:58,6000
6Lloyd HahnVereinigte Staaten 48 USA3:59,0000
7Ray WatsonVereinigte Staaten 48 USA3:59,9000
8Frej LiewendahlFinnland FIN4:00,3000

Finale: 10. Juli

Die Terminierung der Endläufe über 1500 und 5000 Meter war so vorgenommen, dass ein Doppelstart über diese beiden Distanzen ausgeschlossen schien. 26 Minuten nach der Zielankunft des 1500-Meter-Laufs fand bereits der Start über 5000 Meter statt. Aber für Paavo Nurmi war offensichtlich nichts unmöglich. Am 19. Juni 1924 testete der Finne, ob er es riskieren konnte, diese beiden Strecken bei den Olympischen Spielen in Angriff zu nehmen. Das Ergebnis seines Versuchs endete mit Weltrekorden auf beiden Distanzen. Hier in Paris gewann Nurmi zunächst die 1500 Meter, die er mit der Stoppuhr in der Hand mit olympischem Rekord problemlos für sich entschied. Willy Schärer wurde Zweiter und Henry Stallard errang hier mit Bronze trotz seiner Verletzung doch noch eine olympische Medaille.

5000 m

PlatzAthletLandZeit (min)
1Paavo NurmiFinnland FIN14:31,2 OR
2Ville RitolaFinnland FIN14:31,4000
3Edvin WideSchweden SWE15:01,8000
4John RomigVereinigte Staaten 48 USA15:12,3000
5Eino SeppäläFinnland FIN15:18,3000
6Charles ClibbonVereinigtes Konigreich 1801 GBR15:28,9000
7Lucien DolquèsDritte Französische Republik FRA15:33,0000
8Axel ErikssonSchweden SWE15:38,0000

Finale: 10. Juli

26 Minuten nach der Zielankunft über 1500 Meter ging es für Paavo Nurmi nun auf der 5000-Meter-Distanz weiter. Die Konkurrenz war sehr ernst zu nehmen. V. a. Nurmis Landsmann Ville Ritola hatte vier Tage nach seinem Olympiasieg über 10.000 Meter beste Karten, da er im Gegensatz zu Nurmi ausgeruht an den Start gehen konnte. So versuchten Ritola und Edvin Wide mit hohem Tempo von Beginn an, Nurmi mürbe zu machen. Doch das gelang ihnen nicht. An der 3000-Meter-Marke verlor Wide den Anschluss. Nurmi übernahm bei 4000 Metern selber die Führung. Ritola schaffte es trotz einiger Attacken nicht, Nurmi zu schlagen. Beide blieben deutlich unter dem bestehenden olympischen Rekord ihres Landsmanns Hannes Kolehmainen von 1912 und Wide kam ca. eine halbe Minute später auf den dritten Platz.

10.000 m

PlatzAthletLandZeit (min)
1Ville RitolaFinnland FIN30:23,2 WR
2Edvin WideSchweden SWE30:55,2000
3Eero BergFinnland FIN31:43,0000
4Väinö SipiläFinnland FIN31:50,2000
5Ernie HarperVereinigtes Konigreich 1801 GBR31:58,0000
6Halland BrittonVereinigtes Konigreich 1801 GBR32:06,0000
7Guillaume TellDritte Französische Republik FRA32:12,0000
8Earl JohnsonVereinigte Staaten 48 USA32:17,0000

6. Juli

Zu gerne wäre Paavo Nurmi auch in diesem Wettbewerb an den Start gegangen, zumal es wie vorher üblich keine Vorläufe gab. Aber der finnische Verband befürchtete eine Überbelastung seines Stars und so konnte Ville Ritola, der als Weltrekordler hier antrat, sich hier frei entfalten. Sein einziger Widersacher war Edvin Wide, den Ritola jedoch schon weit vor Rennende abhängte. Bei seinem Olympiasieg verbesserte der Finne seinen eigenen Weltrekord um mehr als zwölf Sekunden und Fachleute gingen davon aus, dass Nurmi sich mit diesem Ritola sehr schwer getan hätte. Allerdings pulverisierte Nurmi Ende August Ritolas Weltrekord mit 30:06,2 min.

Marathon

Olympiasieger Albin Stenroos erreicht das Stadion
PlatzAthletLandZeit (h)
1Albin StenroosFinnland FIN2:41:23
2Romeo BertiniItalien 1861 ITA2:47:20000
3Clarence DeMarVereinigte Staaten 48 USA2:48:14000
4Lauri HalonenFinnland FIN2:49:48000
5Sam FerrisVereinigtes Konigreich 1801 GBR2:52:26000
6Manuel PlazaChile CHI2:52:54000
7Boughera El-OuafiDritte Französische Republik FRA2:54:20000
8Gustav KinnSchweden SWE2:54:34000

13. Juli

Der bereits 35-jährige Albin Stenroos hielt sich anfangs zurück. Zwölf Jahre zuvor bei den Olympischen Spielen 1912 hatte er bereits die Bronzemedaille im 10.000-Meter-Lauf gewonnen. Der Grieche Alexandros Kranis begann das Rennen in schnellem Tempo und setzte sich bald von allen anderen ab. Doch nach zehn Kilometern fiel er immer weiter zurück und gab später auf. Ab Kilometer vierzehn übernahm Georges Verger die Spitze. Aber auch dieser hatte sich übernommen und musste aufgeben. Am Wendepunkt kam Stenroos nach vorne und baute seinen Vorsprung bis zum Ziel auf mehr als sechs Minuten aus. Die Silbermedaille errang Romeo Bertini, Bronze ging an Clarence DeMar. Dieser gewann den Boston-Marathon im Laufe seiner Karriere siebenmal, zum ersten Mal im Jahre 1911 und zum letzten Mal 1930 im Alter von 42 Jahren.

110 m Hürden

PlatzAthletLandZeit (s)
1Daniel KinseyVereinigte Staaten 48 USA15,0
2Sidney AtkinsonSudafrika 1912 RSA15,0
3Sten PetterssonSchweden SWE15,4
4Carl-Axel ChristiernssonSchweden SWE15,5
5Karl AndersonVereinigte Staaten 48 USAk. A.
6George GuthrieVereinigte Staaten 48 USA3 Hürden gerissen

Finale: 9. Juli

Einen bis zum Schluss spannenden Zweikampf erlebten die Zuschauer zwischen Daniel Kinsey und Sidney Atkinson. Knapp in Führung liegend schlug Atkinson gegen die letzte Hürde und verlor seinen Rhythmus. So passierte Kinsey ihn noch und gewann die Goldmedaille.
George Guthrie lief mit 15,1 s als Dritter durchs Ziel, erhielt jedoch wegen Reißens dreier Hürden nicht die Bronzemedaille. Er wurde offiziell auf Platz sechs gewertet.

400 m Hürden

PlatzAthletLandZeit (s)
1Morgan TaylorVereinigte Staaten 48 USA52,6000
2Erik WilénFinnland FIN53,8 OR
3Ivan RileyVereinigte Staaten 48 USA54,2000
4Géo AndréDritte Französische Republik FRA56,2000
Charles BrookinsVereinigte Staaten 48 USADSQ000
Frederick BlackettVereinigtes Konigreich 1801 GBR

Finale: 7. Juli

Die Logik der Zeitwertungen dieses Rennens – entsprechend nach den damals gültigen Regeln – ist schwer nachvollziehbar. Morgan F. Taylors Zeit wurde nicht als Weltrekord anerkannt, weil er eine Hürde gerissen hatte, seinem Olympiasieg dagegen tat das keinen Abbruch. Genauso wie heute dagegen wurde mit Charles Brookins verfahren, der ursprünglich auf dem zweiten Platz gelegen hatte, jedoch disqualifiziert wurde, weil er außerhalb seiner Bahn gelaufen war. So gewann Erik Wilén die Silbermedaille und war mit einer Zeit von 1,2 Sekunden langsamer als der Sieger. Trotzdem war er alleiniger Inhaber des olympischen Rekords. Frederick Blackett hatte drei Hürden gerissen und als Sechster das Ziel passiert. Im Gegensatz zu George Guthrie, dem dasselbe über 110 Meter Hürden passierte, wurde Blackett offiziell disqualifiziert.

3000 m Hindernis

Auf der Strecke des Hindernisrennens, in Führung der spätere Sieger Ville Ritola, auf Platz drei Bronzemedaillengewinner Paul Bontemps
PlatzAthletLandZeit (min)
1Ville RitolaFinnland FIN09:33,6 WBL/OR
2Elias KatzFinnland FIN09:44,0000
3Paul BontempsDritte Französische Republik FRA09:45,2000
4Marvin RickVereinigte Staaten 48 USA09:56,4000
5Karl EbbFinnland FIN09:57,5000
6Evelyn MontagueVereinigtes Konigreich 1801 GBR09:58,0000
7Michael DevaneyVereinigte Staaten 48 USA10:01,0000
8Albert IsolaDritte Französische Republik FRA10:14,8000

Finale: 9. Juli

Ville Ritola, bereits Olympiasieger über 10.000 Meter war seinen Gegnern läuferisch so weit überlegen, dass er auch ohne besondere Hindernistechnik mit deutlichem Vorsprung seine zweite Goldmedaille vor Elias Katz und Paul Bontemps gewann. Mit seiner Siegerzeit unterbot Ritola den bestehenden olympischen Rekord um fast 27 Sekunden.

4 × 100 m Staffel

PlatzLandAthletenZeit (s)
1Vereinigte Staaten 48 USAFrank Hussey
Louis Clarke
Loren Murchison
Al LeConey
41,0 WRe
2Vereinigtes Konigreich 1801 GroßbritannienHarold Abrahams
Walter Rangeley
Lancelot Royle
William Nichol
41,20000
3Niederlande NiederlandeJaap Boot
Harry Broos
Jan de Vries
Rinus van den Berge
41,80000
4Ungarn 1918 UngarnFerenc Gerő
Lajos Kurunczy
László Muskát
Gusztáv Rózsahegyi
42,00000
5Dritte Französische Republik FrankreichMaurice Degrelle
Albert Heisé
René Mourlon
André Mourlon
42,20000
Schweiz SchweizKarl Borner
Heinz Hemmi
Josef Imbach
Victor Moriaud
DSQ0000

Finale: 13. Juli

Die klar favorisierte US-Staffel gewann letztendlich und stellte dabei ihren eigenen Weltrekord aus dem Zwischenlauf ein. Aber die Briten konnten lange mithalten und lagen am Ende nur zwei Zehntelsekunden zurück. Die Bronzemedaille ging an die Niederländer.

4 × 400 m Staffel

PlatzLandAthletenZeit (min)
1Vereinigte Staaten 48 USACommodore Cochran
William Stephenson
Oliver MacDonald
Alan Helffrich
3:16,0 WR
2Schweden SchwedenArtur Svensson
Erik Byléhn
Gustaf Wejnarth
Nils Engdahl
3:17,0000
3Vereinigtes Konigreich 1801 GroßbritannienEdward Toms
George Renwick
Richard Ripley
Guy Butler
3:17,4000
4Kanada 1921 KanadaHorace Aylwin
Alan Christie
David Johnson
William Maynes
3:22,8000
5Dritte Französische Republik FrankreichRaymond Fritz
Gaston Féry
Francis Galtier
Barthélémy Favodon
3:23,4000
6Italien 1861 Königreich ItalienGuido Cominotto
Luigi Facelli
Alfredo Gargiullo
Ennio Maffiolini
3:28,0000

Finale: 13. Juli

Bis zum ersten Wechsel führte Großbritannien, allerdings mussten die Briten auf ihren 400-Meter-Oympiasieger Eric Liddell verzichten, weil das Rennen an einem Sonntag stattfand und Liddell wie schon über 100 Meter sonntags nicht startete. William Stephenson brachte die Staffel der USA als zweiter Läufer mit fünf Metern Vorsprung in Führung. Auch Oliver MacDonald und Alan Helffrich setzten das Rennen für die Vereinigten Staaten mit hoher Geschwindigkeit fort. So siegten die US-Amerikaner mit neuer Weltrekordzeit. Platz zwei belegte Schweden vor Großbritannien.

3000 m Mannschaft

PlatzLandAthletenPlatzziffer
1Finnland FinnlandPaavo Nurmi (1. – 8:32,0 OR)
Ville Ritola (2. – 8:40,6)
Elias Katz (5. – 8:45,4)
nicht in der Wertung:
Sameli Tala (13.)
Frej Liewendahl (DNF)
08
2Vereinigtes Konigreich 1801 GroßbritannienBertram Macdonald (3.)
Herbert Johnston (4.)
George Webber (7.)
nicht in der Wertung:
Walter Porter (10.)
Arthur Clark (14.)
William Seagrove (16.)
14
3Vereinigte Staaten 48 USAEdward Kirby (6.)
William Cox (8.)
Willard Tibbetts (11.)
nicht in der Wertung:
Leo Larrivee (17.)
Joie Ray (18.)
James Connolly (DNF)
25
4Dritte Französische Republik FrankreichPaul Bontemps (9.)
Armand Burtin (11.)
Léonard Mascaux (15.)
nicht in der Wertung:
Camille Barbaud (19.)
Jean Keller (DNF)
Lucien Duquesne (DNF)
31

Finale: 13. Juli

Gewertet wurde wie schon bei allen früheren olympischen Austragungen dieses Rennens durch Addition der Einzelplatzierungen, die Platzziffer also. Überlegen gewann Finnland diesen Wettbewerb. Paavo Nurmi und Ville Ritola, die weitaus besten Bahnlangstreckler dieser Spiele, belegten auch hier mit klarem Vorsprung die Plätze eins und zwei – was für die beiden ihre Goldmedaillen Nummer fünf (Nurmi) bzw. vier (Ritola) bedeutete. Ihr Teamkollege Elias Katz wurde Fünfter. Auch dahinter gab es eine klare Rangfolge mit den Briten auf Platz zwei und den USA auf dem dritten Platz.
Der 3000-Meter-Mannschaftslauf stand letztmals auf dem olympischen Programm.

Querfeldeinlauf

Spitzengruppe zu Beginn des Rennens, in Führung ein unbekannter Läufer, dahinter Edvin Wide (2.), Ville Ritola (3.) und Paavo Nurmi (4.)

Der Querfeldeinlauf, in den englischsprachigen Ländern und heute auch bei uns als Crosslauf bezeichnet, wurde hier zum dritten und letzten Mal als olympischer Wettkampf ausgetragen. Es gab eine Einzel- und eine Mannschaftswertung. Die Streckenlänge in Paris betrug 10.650 Meter.
Dieser Wettbewerb ging in die Geschichte als Sonnenschlacht oder Hitzeschlacht von Colombes ein. Das Rennen fand bei 36 °C im Schatten statt und ging über die Kräfte der meisten Teilnehmer. Von 38 gestarteten Läufern erreichten gerade einmal fünfzehn das Ziel. In den Krankenhäusern machten die Ärzte Überstunden, um den von ihren Strapazen gezeichneten Athleten zu helfen.

Einzelwertung

PlatzAthletLandZeit (min)
1Paavo NurmiFinnland FIN32:54,8
2Ville RitolaFinnland FIN34:19,4
3Earl JohnsonVereinigte Staaten 48 USA35:21,0
4Ernie HarperVereinigtes Konigreich 1801 GBR35:45,4
5Henri LauvauxDritte Französische Republik FRA36:44,8
6Arthur StudenrothVereinigte Staaten 48 USA36:45,4
7Carlo MartinenghiItalien 1861 ITA37:01,0
8August FagerVereinigte Staaten 48 USA37:40,6

Datum: 12. Juli

Auch die große Hitze konnte der Überlegenheit Paavo Nurmis nichts anhaben. Wie über 5000 Meter gab es einen Doppelsieg für Finnland mit Nurmi auf Platz eins und Ville Ritola auf dem zweiten Platz. Allerdings gab es hier im Gegensatz zum 5000-Meter-Lauf einen erheblichen Abstand zwischen den beiden, der fast eineinhalb Minuten betrug. Bis zur Rennhälfte hatten die Favoriten noch gemeinsam geführt. Aber schließlich musste auch Edvin Wide, der später aufgab, die beiden Finnen ziehen lassen. Anschließend hängte Nurmi seinen letzten verbliebenen Gegner Ritola ab. Auch die weiteren Abstände im Ziel waren groß. Mehr als eine Minute auf Ritola folgte Earl Johnson, der damit die Bronzemedaille gewann.

Mannschaftswertung

in Klammern: Platzziffer für die Mannschaftswertung

PlatzLandAthletenPlatzziffer
1Finnland FinnlandPaavo Nurmi (1)
Ville Ritola (2)
Heikki Liimatainen (8)
nicht in der Wertung:
Eero Berg (DNF)
Eino Rastas
Väinö Sipilä (DNF)
11
2Vereinigte Staaten 48 USAEarl Johnson (3)
Arthur Studenroth (5)
August Fager (6)
nicht in der Wertung:
James Henigan (DNF)
Verne Booth (DNF)
John Gray (DNF)
14
3Dritte Französische Republik FrankreichHenri Lauvaux (4)
Gaston Heuet (7)
Maurice Norland (9)
nicht in der Wertung:
Robert Marchal (DNF)
Lucien Dolquès (DNF)
André Lausseigh (DNF)
20

Datum: 12. Juli

Wie im 3000-Meter-Mannschaftslauf ergab sich die Wertung dieses Rennens über die Platzziffer. Die in der Tabelle links in Klammern angegebenen Wertungsplatzierungen weichen von den erreichten Plätzen in der Einzelwertung des Rennens ab, weil solche Läufer, deren Teams ausgeschieden waren, weil weniger als drei Läufer das Ziel erreicht hatten, nicht berücksichtigt wurden.

Finnland war nach dem Doppelsieg von Paavo Nurmi und Ville Ritola sowie Platz zwölf durch Heikki Liimatainen in der Einzelwertung auch hier vorne. Die USA gewann Silber, Frankreich Bronze. Alle anderen Mannschaften schieden aus, weil sie nicht die geforderte Mindestanzahl von drei Läufern ins Ziel brachten.

10.000 m Gehen

PlatzAthletLandZeit (min)
1Ugo FrigerioItalien 1861 ITA47:49,0
2Gordon GoodwinVereinigtes Konigreich 1801 GBR48:37,9
3Cecil McMasterSudafrika 1912 RSA49:08,0
4Donato PavesiItalien 1861 ITA49:17,0
5Arthur Tell SchwabSchweiz SUI49:50,0
6Ernest ClarkVereinigtes Konigreich 1801 GBR49:59,2
7Armando ValenteItalien 1861 ITA50:07,0
8Luigi BosatraItalien 1861 ITA50:09,0

Finale: 13. Juli

Für die Geher gab es diesmal nur einen Wettbewerb. Auch hier in Paris wurde der Wettkampf wieder auf der Bahn ausgetragen. Und wieder war Ugo Frigerio der herausragende Athlet des Teilnehmerfeldes. Er gewann die Goldmedaille mit mehr als fünfzig Sekunden Vorsprung vor Gordon Goodwin und Cecil McMaster. Vier Jahre später wurde das Gehen dann vorübergehend ganz aus dem olympischen Programm genommen, bevor es 1932 wieder einen Wettkampf gab, der in Los Angeles über die Distanz von fünfzig Kilometern ausgetragen wurde. Ugo Frigerio war dort wieder dabei und gewann die Bronzemedaille.

Hochsprung

Harold Osborn – Olympiasieger im Hochsprung und fünf Tage später auch im Zehnkampf
PlatzAthletLandHöhe (m)
1Harold OsbornVereinigte Staaten 48 USA1,98 OR
2Leroy BrownVereinigte Staaten 48 USA1,95000
3Pierre LewdenDritte Französische Republik FRA1,92000
4Tom PoorVereinigte Staaten 48 USA1,88000
5Jenő GáspárUngarn 1918 HUN1,88000
6Helge JanssonSchweden SWE1,85000
7Pierre GuillouxDritte Französische Republik FRA1,85000
8Sverre HelgesenNorwegen NOR1,83000
Lawrence RobertsSudafrika 1912 RSA1,83000

7. Juli

Ganz ohne Tricks wurde Harold Osborn hier Olympiasieger im Hochsprung. In anderen Wettkämpfen vor und nach diesen Spielen hatte Osborn eine eigentlich unerlaubte Technik zur Perfektion entwickelt: er rollte im von George Horine entwickelten Western Roll über die Latte und drückte sie so geschickt gegen die Auflageständer, dass sie nicht herunterfiel, auch wenn Osborn sie eigentlich nicht wirklich überquert hatte. Diese Technik war nur dadurch möglich, dass die Latte nur in Sprunggrubenrichtung nach vorne fallen konnte und zur anderen Seite fest auflag. Um diese unerlaubte Art zu verhindern, wurde die Lattenaufhängung bald so gestaltet, dass sie auch nach hinten fallen konnte.
In Paris übersprang Osborn völlig korrekt 1,98 m, was olympischen Rekord bedeutete. Leroy Brown schaffte diese Höhe nicht mehr und wurde Olympiazweiter, Pierre Lewden gewann mit 1,92 m die Bronzemedaille. An 2,02 m, die Osborn noch auflegen ließ, scheiterte auch er. Um die Plätze vier/fünf sowie sechs/sieben gab es aufgrund der noch fehlenden Mehrversuchs- oder Fehlversuchsregel jeweils Stechen.
Harold Osborn gewann fünf Tage später auch den Zehnkampf und ist bis heute der einzige Leichtathlet, der die Goldmedaillen in einer Einzeldisziplin und im Zehnkampf erringen konnte.

Stabhochsprung

PlatzAthletLandHöhe (m)
1Lee BarnesVereinigte Staaten 48 USA3,95
2Glenn GrahamVereinigte Staaten 48 USA3,95
3James BrookerVereinigte Staaten 48 USA3,90
4Henry PetersenDanemark DEN3,90
5Victor PickardKanada 1921 CAN3,80
6Ralph SpearowVereinigte Staaten 48 USA3,70
7Maurice HenrijeanBelgien BEL3,65

Finale: 10. Juli

Im Stabhochsprungfinale, für das sich sieben Springer qualifiziert hatten, gab es jeweils ein Stechen um Gold und um Bronze. Der erst 17-jährige Lee Barnes wurde dabei Olympiasieger mit 3,95 m vor dem 20-jährigen Glenn Graham. James Brooker gewann die Bronzemedaille gegen Henry Petersen – beide 3,90 m. Der olympische Rekord von Frank Foss mit 4,09 m von 1920 blieb allerdings unangetastet. Darüber hinaus fehlte der norwegische Weltrekordler – 4,21 m – Charles Hoff, der wegen einer Verletzung diese Sportart nicht mehr ausüben konnte. Hoff hatte deshalb kurzentschlossen auf die Mittelstrecke umgesattelt und wurde hier in Paris Olympiaachter im 800-Meter-Lauf.

Weitsprung

William DeHart Hubbard siegte im Weitsprung
PlatzAthletLandWeite (m)
1William DeHart HubbardVereinigte Staaten 48 USA7,445
2Edward GourdinVereinigte Staaten 48 USA7,275
3Sverre HansenNorwegen NOR7,260
4Vilho TuulosFinnland FIN7,070
5Louis WilhelmeDritte Französische Republik FRA6,990
6Chris MackintoshVereinigtes Konigreich 1801 GBR6,920
7Virgilio TommasiItalien 1861 ITA6,890
8Jaap BootNiederlande NED6,860

Finale: 8. Juli

Am Vortag hatte Robert LeGendre im Fünfkampf mit 7,765 m einen Weitsprungweltrekord aufgestellt. Das änderte jedoch nichts daran, das William DeHart Hubbard mit 7,445 m Olympiasieger wurde. Mit DeHart Hubbard gewann einer der weltbesten Weitspringer seiner Zeit. Er wurde amerikanischer Meister von 1922 bis 1927 und löste 1925 LeGendre mit 7,89 m als Weltrekordler ab. Die Plätze zwei und drei gingen an Edward Gourdin und Sverre Hansen.

Dreisprung

Olympiasieger Nick Winter
PlatzAthletLandWeite (m)
1Nick WinterAustralien AUS15,525 WR
2Luis BrunettoArgentinien ARG15,425000
3Vilho TuulosFinnland FIN15,370000
4Väinö RainioFinnland FIN15,010000
5Folke JanssonSchweden SWE14,970000
6Mikio OdaJapan JPN14,350000
7Earle WilsonVereinigte Staaten 48 USA14,235000
8Ivar SahlinSchweden SWE14,160000

12. Juli

Der Dreisprung entwickelte sich zu einem Wettbewerb besonderer Klasse. Gleich vier Springer meisterten die 15-Meter-Marke und schon im Vorkampf verbesserte Luis Brunetto Tim Ahearnes olympischen Rekord auf 15,425 m. Favorit Vilho Tuulos, Olympiasieger von 1920 sprang mit 15,37 m genau 87 cm weiter als bei seinem Olympiasieg und gewann doch "nur" Bronze. Die Goldmedaille ging an den überraschend starken Nick Winter, der im letzten Versuch mit 15,525 m einen neuen Weltrekord erzielte und damit Brunetto auf den zweiten Platz verdrängte.

Kugelstoßen

PlatzAthletLandWeite (m)
1Bud HouserVereinigte Staaten 48 USA14,995
2Glenn HartranftVereinigte Staaten 48 USA14,895
3Ralph HillsVereinigte Staaten 48 USA14,640
4Hannes TorpoFinnland FIN14,450
5Norman AndersonVereinigte Staaten 48 USA14,290
6Elmer NiklanderFinnland FIN14,265
7Ville PörhöläFinnland FIN14,100
8Bertil JanssonSchweden SWE13,760

Finale: 8. Juli

Im Kugelstoßen gab es einen Dreifacherfolg der US-Amerikaner. Bud Houser – mit vollem Namen eigentlich Lemuel Clarence Houser – gewann knapp vor Glenn Hartranft. Die Leistungen der Athleten reichten allerdings nicht ganz heran an die Weiten, die Ralph Rose und Pat McDonald in der Ära vor dem Ersten Weltkrieg erzielt hatten. Ville Pörhölä, vor vier Jahren in Antwerpen noch Olympiasieger, musste sich hier mit einem siebten Platz begnügen.

Diskuswurf

PlatzAthletLandWeite (m)
1Bud HouserVereinigte Staaten 48 USA46,155 OR
2Vilho NiittymaaFinnland FIN44,950000
3Thomas LiebVereinigte Staaten 48 USA44,830000
4Gus PopeVereinigte Staaten 48 USA44,420000
5Ketil AskildtNorwegen NOR43,405000
6Glenn HartranftVereinigte Staaten 48 USA42,490000
7Elmer NiklanderFinnland FIN42,090000
8Heikki MalmivirtaFinnland FIN41,160000

13. Juli

Die beiden finnischen Olympiasieger vergangener Jahre Armas Taipale – 1912 – und Elmer Niklander – 1920 – schieden bereits in der Qualifikation aus, denn ins Finale gelangten nur die besten Sechs. Sie erreichten nicht mehr das Niveau ihrer besten Zeiten. Aber sie hatten würdige Nachfolger. Bud Houser, der im Kugelstoßen bereits Gold gewonnen hatte, stellte bei seinem Diskuswurfolympiasieg mit 46,155 m einen neuen olympischen Rekord auf. Vilho Niittymaa und Thomas Lieb blieben als Zweiter und Dritter nur knapp unter der 45-Meter-Marke.

Hammerwurf

Fred Tootell – Sieger im Hammerwurf
PlatzAthletLandWeite (m)
1Fred TootellVereinigte Staaten 48 USA53,295
2Matt McGrathVereinigte Staaten 48 USA50,840
3Malcolm NokesVereinigtes Konigreich 1801 GBR48,875
4Erik ErikssonFinnland FIN48,740
5Ossian SkiöldSchweden SWE45,285
6James McEachernVereinigte Staaten 48 USA45,225
7Carl Johan LindSchweden SWE44,785
8John MurdochKanada 1921 CAN42,480

Finale: 10. Juli

Knapp 1,50 Meter blieb Olympiasieger Fred Tootell mit seinen 53,295 m vom olympischen Rekord entfernt. Aufgestellt hatte diesen Rekord sein Landsmann Matthew McGrath bei den Olympischen Spielen 1912. McGrath nahm hier in Paris mit bereits 48 Jahren an seinen vierten Olympischen Spielen teil und gewann mit 50,84 m hinter Tootell die Silbermedaille. Bronze holte sich der Brite Malcolm Nokes, der mit 48,875 m unter der 50-Meter-Marke blieb.

Speerwurf

Olympiasieger Jonni Myyrä
PlatzAthletLandWeite (m)
1Jonni MyyräFinnland FIN62,96
2Gunnar LindströmSchweden SWE60,92
3Eugene OberstVereinigte Staaten 48 USA58,35
4Yrjö EkqvistFinnland FIN57,56
5William NeufeldVereinigte Staaten 48 USA56,96
6Erik BlomqvistSchweden SWE56,85
7Urho PeltonenFinnland FIN55,66
8Pekka JohanssonFinnland FIN55,10

Finale: 6. Juli

Die Leistungen im Speerwurf konnten nicht an das Niveau der letzten Olympischen Spiele heranreichen. Sechs Werfer hatten in Antwerpen die 60-Meter-Marke übertroffen, hier in Paris waren es nur zwei. Jonni Myyrä wiederholte seinen Olympiasieg von 1920 mit 62,96 m und bezwang damit den Mitfavoriten Gunnar Lindström, der 60,92 m erzielte und dem dann im Oktober des Olympiajahres mit 66,62 m ein neuer Weltrekord gelang. Die Bronzemedaille gewann der US-Amerikaner Eugene Oberst.

Fünfkampf

Eero Lehtonen – nach 1920 zum zweiten Mal Fünfkampf-Olympiasieger
PlatzAthletLandPlatzziffer
1Eero LehtonenFinnland FIN14
2Elemér SomfayUngarn 1918 HUN16
3Robert LeGendreVereinigte Staaten 48 USA18
4Leo LeinoFinnland FIN23
5Morton KaerVereinigte Staaten 48 USA24
6Hugo LahtinenFinnland FIN27
7Brutus HamiltonVereinigte Staaten 48 USAPlatz 4 nach 4 Disziplinen
8Göran UngerSchweden SWEPlatz 8 nach 4 Disziplinen

Datum: 7. Juli

Der Fünfkampf bestand wie bei den vorangegangenen Austragungen aus den Disziplinen Weitsprung, Speerwurf, 200-Meter-Lauf, Diskuswurf und 1500-Meter-Lauf. Er wurde ähnlich durchgeführt wie vorher. Zur vierten Disziplin wurden diesmal die bis dahin zwölf Besten zugelassen, zur fünften nur noch die sechs Besten. Die Punktzahl ergab sich aus den Einzelplatzierung der Athleten in den jeweiligen Disziplinen, war also eine Platzzifferwertung. Nur bei Gleichstand würde die Punktezahl der Zehnkampftabelle über die Platzierung entscheiden, was jedoch hier nicht notwendig wurde.
Der Finne Eero Lehtonen, der diesen Wettbewerb bereits 1920 gewonnen hatte, war auch diesmal erfolgreich. Er gewann die Goldmedaille vor dem Ungarn Elemér Somfay und dem US-Amerikaner Robert LeGendre. Dem Bronzemedaillengewinner LeGendre war dabei das Kunststück gelungen, im Weitsprung mit 7,77 m einen neuen Weltrekord aufzustellen. Für die Teilnahme am Wettkampf im Weitsprung, der einen Tag später stattfand, hatte sich LeGendre nicht an den Olympiaausscheidungen seines Landes beteiligt.

Zehnkampf

PlatzAthletLandP – offiz.
Wert. (1920)
Punkte
85er Wert.
1Harold OsbornVereinigte Staaten 48 USA7710,775 WR6478
2Emerson NortonVereinigte Staaten 48 USA7350,8950006117
3Aleksander KlumbergEstland EST7329,3600006057
4Antti HuusariFinnland FIN7005,1750005952
5Ernest SutherlandSudafrika 1912 RSA6794,1450005749
6Ernst GerspachSchweiz SUI6743,5300005765
7Helge JanssonSchweden SWE6656,1600005633
8Harry FriedaVereinigte Staaten 48 USA6618,3000005542

Datum: 11. und 12. Juli

Der Zehnkampf wurde schon damals genauso durchgeführt wie heute und bestand auch aus denselben Teildisziplinen. Die Wertungstabelle war allerdings eine andere. Sie stammt aus dem Jahre 1920.
Die beiden Topfavoriten dieses Wettbewerbs hatten am Ende Gold und Bronze gewonnen. Dabei war der Este – mit vollem Namen Aleksander Klumberg-Kolmpere – durch eine Magenverstimmung gehandicapt, sodass er nicht sein volles Leistungspotential ausschöpfen konnte. So wurde Harold Osborn nach seinem Sieg im Hochsprung zum zweiten Mal Olympiasieger in Paris. Er ist bis heute der einzige Leichtathlet, der die Goldmedaille im Zehnkampf und in einer Einzeldisziplin gewinnen konnte. Auch Osborns ausgezeichnetes Ergebnis reichte nicht ganz heran an die Leistung des Jim Thorpe, die dieser bei den 1912 erzielte.
Zur besseren Einordnung der Leistung sind die nach heutigem Wertungssystem umgerechneten Punktzahlen mit angegeben.

Literatur

  • Ekkehard zur Megede: Die Geschichte der olympischen Leichtathletik. Band 1: 1896–1936. Verlag Bartels & Wernitz KG, Berlin, 2. Auflage 1970.

Video

Weblinks

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Harold Osborn 1924.jpg
Harold Osborn of the USA between events during the 1924 Olympic Games in Paris. Osborn won the gold medal in the High Jump with a jump of 1.98 metres. He also won the decathlon with a world record 7,710.775 points. Osborn is the only track and field athlete to win an individual Olympic event in addition to winning the decathlon.
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Lee Barnes, champion olympique du saut à la perche en 1924.
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(c) Bundesarchiv, Bild 102-13320 / CC-BY-SA 3.0
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
Der finnische Wunderläufer Nurmi vom Amateursport suspendiert ! Der berühmte finnische Meisterläufer Nurmi wurde vom Internationalen Leichtathletik-Verband in Berlin vom Amateursport suspendiert. Das Erscheinen Nurmis auf der Olympiade in Los Angeles ist dadurch in Frage gestellt.
Ville Ritola2.jpg
Ville Ritola running at 1924 Summer Olympics in Paris.
Clarence Houser (1901 - 1994) (14324459320) (cropped).jpg
Autor/Urheber: Municipal Archives of Trondheim from Trondheim, Norway, Lizenz: CC BY 2.0

Format: Samlekort Dato / Date: 1928 (fotografiet), ca. 1930 (dokumentet) Fotograf / Photographer: Ukjent

Wikipedia: Bud Houser (1901 - 1994)

Eier / Owner Institution: Trondheim byarkiv, The Municipal Archives of Trondheim Arkivreferanse / Archive reference: Sportsklubben Freidig: Sigarettfoto ca. 1930 (Løpenr. 75) F23904

Tekst på baksiden:

Clarence Houser U. S. A. vandt discoskastet i Amsterdam, med et resultat av 47.32. Han vandt ogsaa discoskast ved forrige Olympiske leke (og tillike kule dengang).

Merknad:

Disse samlekortene med bilder av norske og internasjonale idretthelter fulgte med i sigarettpakker på 1920 og 30-tallet - derav tobakksreklamen på baksiden.

Samlekortene kommer fra Sportsklubben Freidigs arkiv, og inneholder nærmere 90 unike kort pent plassert i et samlealbum. Samleren var den senere skipsmegler Finn Følling (1914 – 1985).
Finale du 200 mètres des JO 1924, G. à D. Charles Paddock (2e), Jackson Scholz (1er), Eric Liddell (3e).jpg
Finale du 200 mètres des JO 1924, G. à D. Charles Paddock (2e), Jackson Scholz (1er), Eric Liddell (3e).
L'étudiant William DeHart Hubbard, vainqueur du saut en longueur aux JO 1924.jpg
L'étudiant William DeHart Hubbard, vainqueur du saut en longueur aux JO 1924.
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Cérémonie d'ouverture des Jeux olympiques de Paris au stade olympique de Colombes, le 5 juillet 1924.
Arrivée du 800 mètres des JO 1924, Douglas Lowe devant Paul Martin et Schuyler Enck.jpg
Arrivée du 800 mètres des JO 1924, Douglas Lowe devant Paul Martin et Schuyler Enck.
Red Ensign of South Africa (1912-1928).svg
Autor/Urheber: Fornax, Lizenz: CC BY-SA 3.0
South African Red Ensign from 1912 until 1951.
Albin Stenroos, vainqueur du Marathon des JO 1924 à Paris, pénètre dans le stade.jpg
Albin Stenroos, vainqueur du Marathon des JO 1924 à Paris, pénètre dans le stade.
Ind cross country 1924 Summer Olympics.jpg
On the left, Edvin Wide #746 of Sweden leads Ville Ritola and Paavo Nurmi of Finland during the Individual Cross Country event at the 1924 Olympic Games in Paris. Nurmi won the gold and Ritola the silver medal.
Harold Abrahams 1924.jpg
Harold Abrahams rests between events during the 1924 Olympic Games in Paris. Abrahams won the gold medal in the 100 metres in a time of 10.6 seconds and a silver medal in the 4 x 100 metres relay.
Judges at the 1924 Summer Olympics in Paris.jpg
Judges at the 1924 Summer Olympics in Paris
Jonni Myyrä2.jpg
Jonni Myyrä
Fred Tootell, la champion olympique du lancer du marteau, en 1924.jpg
Fred Tootell, la champion olympique du lancer du marteau, en 1924.
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Finale du 400 mètres aux JO de 1924, Eric Liddell l'emporte devant Horatio Fitch.
Dan Kinsey vainqueur du 110 mètres haies devant Sid Atkinson, aux JO de 1924.jpg
Dan Kinsey vainqueur du 110 mètres haies devant Sid Atkinson, aux JO de 1924.
Winter (Australie), recordman du monde du triple saut avec 15 m 525.jpg

Part of collection: Jeux Olympiques de 1924.; Official postcrd no. 424.; Also available in an electronic version via the Internet at: nla.gov.au/nla.pic-vn3098002. Anthony 'Nick' Winter won a gold medal in the triple jump, setting a world record in the process.

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nla.gov.au/nla.pic-vn3098002
Morgan Taylor 1924.jpg
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Frederick Morgan Taylor, Goldmedaillengewinner über 400 m Hürden bei den Olympischen Spielen 1924 in Paris. Taylor gewann in 52,6 Sek. vor dem Finnen Erik Vilen in 53,8 Sek. und seinem Landsmann Ivan Riley in 54,1 Sek.