Nikolaus Gülich

© Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)
Figur des Nikolas Gülich (Mitte) am Kölner Rathausturm
Die Nikolaus-Gülich-Schandsäule
Kopf des Nikolaus Gülich von der abgerissenen Schandsäule; Zeughaus Köln

Nikolaus Gülich (* 30. Oktober 1644; † 23. Februar 1686) war in den 1680er Jahren der Anführer einer Protestbewegung gegen die Kölner Stadtführung (Gülich-Aufstand bzw. Gülich’sche Rebellion).

Leben

Nikolaus Gülich war der Sohn des Kölner Hutmachers Andreas Gülich und dessen Gattin Maria de Reuss, die einer bedeutenden Kölner Kaufmannsfamilie entstammte. Er hatte sich Mitte des 17 Jh. als Manufakturkaufmann an der Straße Obenmarspforten in Köln niedergelassen und gründete 1668 dort eine eigene Handlung für Band- und Manufakturwaren sowie drei Jahre später mit seinem Bruder Theodor auch einen Weinhandel. Gülich war Mitglied der Kaufmanns-Gaffel „Himmelreich“.

Im Jahr 1680 setzte sich Nikolaus Gülich an die Spitze einer Bewegung von Unzufriedenen innerhalb der Kölner Bürgerschaft. Angeprangert wurden zweifelhafte Praktiken der Stadtregierung, die u. a. Vetternwirtschaft und Veruntreuung öffentlicher Gelder umfasste. Gülich organisierte die Protestbewegung innerhalb Kölns und wurde 1683 als „syndicus specialis“ neben einem neuen Stadtrat installiert. Eine umgehend eingesetzte kaiserliche Untersuchungskommission drohte den neuen Machthabern und der ganzen Stadt mit einem Reichsbann, so dass im August 1685 Gülich abgesetzt und inhaftiert wurde. Am 23. Februar 1686 wurden die Todesurteile auf der Mülheimer Heide vollstreckt.

Nachleben

Nach der Enthauptung Gülichs verfügte ein Gericht den Abriss seines Hauses und ein Verbot, die freigewordene Fläche wieder zu bebauen. So entstand ein Platz, der später nach ihm benannt wurde. Auf dem Platz wurde 1686 eine Schandsäule errichtet, mit einem Kopf mit Gülichs Gesichtszügen, aus Bronze gegossen und von einem Schwert durchbohrt. Die Führung der Stadt plante, dieses Denkmal als Abschreckung dort für immer stehen zu lassen. Erst mehr als 100 Jahre später, zur Zeit der Besetzung durch Truppen der französischen Revolution, wurde sie abgebrochen.

Im 18. Jahrhundert wurde der Platz des früheren Hauses Jülichs-Platz genannt. Die Firma Farina nahm deshalb diese Adresse in ihrem Firmennamen als Johann Maria Farina gegenüber dem Jülichs-Platz auf. Als Köln 1815 preußisch wurde, benannten die Behörden diesen Platz in Gülichplatz um.

Der Gülichplatz befindet sich westlich vom Wallraf-Richartz-Museum an der Straßenecke Obenmarspforten, gegenüber dem Farina-Haus mit einem Fastnachtsbrunnen. Der sogenannte „Fastnachtsbrunnen“ wurde 1913 von Georg Grasegger geschaffen und ist einer der originellen Kölner Straßenbrunnen. Auf der Säule thront ein übermütiger Putto. Den Brunnenrand ziert ein Vers, den Goethe 1825 dem Kölner Karneval widmete:

„Löblich sei ein tolles Streben, wenn es kurz ist und mit Sinn. Heiterkeit zum Erdensleben sei dem flücht’gen Rausch Gewinn.“

Literatur

  • Stelzmann, Arnold / Frohn, Robert, mit Bildtexten von Paul Dahm: Illustrierte Geschichte der Stadt Köln, Verlag: J.P.Bachem in Köln; 11. verbesserte Auflage: 1990, 406 Seiten, ISBN 3-7616-0973-6, hier: Kapitel „Der Niedergang der Reichsstadt“, Seite 211–213
  • Justa Divae Themidis Ultio, Oder Gerechte Rach-Vergeltung der H. Gerechtigkeit und wohl-verdiente Belohnung Bürgerlicher Untreu und Aufruhrs wieder die vorgesetzte hohe Obrigkeit : Zu einem abscheulichen Bey-Spiel und billichen Straff-Exempel höchst-vermeidlichen Ungehorsams ... vorgestellet an den Cölnischen Executions-Proceß dreyer boßhafftigen Aufwickler und Ertz-Rebellen Nicolaui Gulichs, Abraham Saxens und Anthonii Mesthovii wie solche als declarirte Aechter und Treulose Main-Eydige Bürger jüngsthin zu Mühlheim den 23. Februarii dieses mit Gott tragenden 1686sten Jahrs exemplarisch abgestrafft und Executirt worden 1686 (Digitalisat)
  • Köln-Information, Text Slomka, Petra: Rund ums Rathaus, Herausgeber: Stadt Köln, Presse- und Informationsamt, Verlag: Drei Kronen Druck, Hürth, hier: Kapitel „Gülichplatz“
  • Bellingradt, Daniel: Organizing public opinion in a resonating box: The Gülich rebellion in early modern Cologne, 1680–1686, in: Urban History 39,4 (2012), 553–570.
  • Dietmar, Carl / Jung, Werner, begründet von Franz Bender und Theodor Bützler: Kleine illustrierte Geschichte der Stadt Köln, Verlag: J.P.Bachem in Köln; 8. völlig neu bearb. u. erw. Auflage: 1996, 311 Seiten, ISBN 3-7616-1135-8 Kart./ISBN 3-7616-1188-9 Geb., hier: Kapitel „Der Niedergang der freien Reichsstadt, 1. Der Aufstand des Nikolaus Gülich“, Seite 104–106

Weblinks

Commons: Nikolaus Gülich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Auf dieser Seite verwendete Medien

Rathausturm Köln - Johann Maria Farina - Nikolaus Gülich - Anna Maria van Schurman (6140-42).jpg
© Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)
Rathausturm Köln mit den Figuren von: Johann Maria Farina - Nikolaus Gülich - Anna Maria van Schurman
Nikolaus-Gülich-Schandsäule-Köln-1797.jpg
Köln, Darstellung der Gülich-Schandsäule, die von 1686 bis 1797 zur Abschreckung der Bürger auf dem Grundstück Nikolaus Gülichs stand. Sie wurde wie die noch in der Stadt vorhandenen Pranger von den Franzosen abgebrochen.
Köln-Gülich-Kopf-079.JPG
Autor/Urheber: Horsch, Willy, Lizenz: CC BY 3.0
Köln-Zeughaus, Gülich Kopf