Mary Snell-Hornby

Mary Snell-Hornby (* 2. April 1940 in Mirfield, Yorkshire) ist eine britische Übersetzungswissenschaftlerin. Sie war lange Zeit Professorin für Übersetzungswissenschaften an der Universität Wien und hatte wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung der Disziplin der Übersetzungswissenschaften. Sie wird als eine der Leitfiguren des Fachs beschrieben.[1]

Leben und Wirken

Nach dem Schulabschluss an der St. Felix School in Suffolk[2] studierte Mary Snell-Hornby von 1958 bis 1962 an der Universität St. Andrews Deutsch, Englisch und Französisch und schloss dieses Studium 1962 mit dem Master of Arts in Germanistik ab. 1964 ging sie nach Deutschland, um in München bis 1969 als Universitätslektorin am Englischen Seminar der Universität München zu lehren. 1966 erhielt sie zudem den akademischen Grad des Bachelor of Philosophy von der Universität St. Andrews. In München arbeitete sie von 1970 bis 1977 als Lektorin und trat anschließend eine Lehrtätigkeit an der Universität Zürich an. Während ihrer Zeit in Zürich veröffentlichte Mary Snell-Hornby 1981 ihre Habilitation. 1987 folgte die Promotion zum Doktor der Philosophie mit der Studie Translation Studies - An Integrated Approach. Zu diesem Zeitpunkt hatte Snell-Hornby bereits fast zwanzig Jahre Berufserfahrung als Übersetzerin und Dolmetscherin gesammelt, unter anderem in den Bereichen Medizin und Wirtschaft. Außerdem war sie ab 1965 als Dolmetscherin für das Indische Generalkonsulat tätig. 1989 wurde Snell-Hornby zur Ordentlichen Universitätsprofessorin für Übersetzungswissenschaft an der Universität Wien ernannt. Von 1990 bis 1994 hatte sie den Vorsitz am Institut für Übersetzer- und Dolmetscherausbildung inne. Mary Snell-Hornby wurde 2008 emeritiert, ist aber weiterhin als Gastdozentin, Autorin und Herausgeberin tätig.

Geprägt hat Mary Snell-Hornby die junge Disziplin der Übersetzungswissenschaften durch zahlreiche einflussreiche Publikationen. In dem Buch Übersetzungswissenschaft - Eine Neuorientierung, das sie herausgegeben hat, plädierte sie dafür, die Trennung zwischen literarischem Übersetzen und Fachübersetzen aufzuheben.

„Nach unserer Auffassung sollte sich die Übersetzungswissenschaft als eigenständige Disziplin verstehen und nicht mehr als Teilbereich einer Teildisziplin. Wenn man von den bestehenden Wissenschaften als Kategorie ausgeht, dann wäre die Übersetzungswissenschaft als interdisziplinäre, multiperspektivische Einheit zu verstehen, die von der komplexen Realität des Übersetzens [...] ausgeht [...].“

Mary Snell-Hornby: Übersetzungswissenschaft - Eine Neuorientierung. Zur Integrierung von Theorie und Praxis S. 11f[3]

Franz Pöchhacker, Klaus Kaindl und Mira Kadric würdigten Snell-Hornby in einer Festschrift anlässlich ihres 60. Geburtstages als eine Persönlichkeit, „deren Name und Werk aufs engste mit der Entwicklung der Disziplin [der Übersetzungswissenschaften] seit den achtziger Jahren verbunden sind“ (Franz Pöchhacker, Klaus Kaindl und Mira Kadric: Translationswissenschaft. Festschrift für Mary Snell-Hornby zum 60. Geburtstag.).

Mary Snell-Hornby veröffentlichte unter anderem Translation Studies. An Integrated Approach. und gehört zu den Herausgebern des Standardwerks Handbuch Translation.

Gastprofessuren (Auswahl)

Mitgliedschaften (Auswahl)

  • European Association for Lexicography (EURALEX). Gründungsmitglied 1984–1996. 1986–1992 Vorstandsmitglied
  • Wiener Sprachgesellschaft: Mitglied seit 1990. 1992–1997 Vorstandsmitglied. 1992–1994 Präsidentin
  • European Society for Translation Studies (EST): Gründungsmitglied. 1992–1998 Vorstandsmitglied und Präsidentin 1992–1998[4]

Publikationen (Auswahl)

  • German thought in English idiom: Exercises in translation and style for final year students. Hueber, München, 1967
  • Vom Lesen zum Interpretieren. Am Beispiel englischer Lyrik. Hueber, München, 1972
  • Übersetzungswissenschaft - Eine Neuorientierung. Zur Integrierung von Theorie und Praxis. (Hrsg.) Francke, Tübingen, 1986, ISBN 3-7720-1727-4
  • Translation Studies. An Integrated Approach. Benjamins, Amsterdam, 1988, ISBN 978-1556190513
  • German-English prose translation.Hueber, Ismaning, 1989, ISBN 3-19-002159-7
  • Translation as Intercultural Communication. Selected Papers from the EST Congress - Prague 1995. Benjamins, Amsterdam, 1997, ISBN 978-1556197024
  • Handbuch Translation. (Hrsg. mit Hans G. Hönig, Paul Kußmaul und Peter A. Schmitt) Stauffenburg, Tübingen, 1998, ISBN 3-86057-991-6
  • Translation into Non-Mother Tongues In Professional Practice and Training. (Hrsg. mit Meta Grosman, Mira Kadric und Irena Kovacic) Stauffenburg, Tübingen, 2000, ISBN 978-3860572474
  • The Turns of Translation Studies. New paradigms or shifting viewpoints? Benjamins, Amsterdam, 2006, ISBN 978-9027216748
  • Die Multiminoritätengesellschaft: Beiträge zum Symposium "Sprache, Identität, Translationswissenschaft" 14.-15. Oktober 2011 im Oratorium der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien. (Hrsg. mit Mira Kadrić) Saxa, Berlin, 2012, ISBN 978-3-939060-44-4[5]

Literatur

  • Mira Kadric, Klaus Kaindl und Franz Pöchhacker (Hrsg.): Translationswissenschaft. Festschrift für Mary Snell-Hornby zum 60. Geburtstag. Stauffenburg, Tübingen 2000, ISBN 3-86057-656-9

Einzelnachweise

  1. Mira Kadric, Klaus Kaindl und Franz Pöchhacker (Hrsg.): Translationswissenschaft. Festschrift für Mary Snell-Hornby zum 60. Geburtstag., 2000, S. 1.
  2. Mira Kadric, Klaus Kaindl und Franz Pöchhacker (Hrsg.): Translationswissenschaft. Festschrift für Mary Snell-Hornby zum 60. Geburtstag., 2000, S. 10.
  3. Mary Snell-Hornby (Hrsg.): Übersetzungswissenschaft - Eine Neuorientierung. Zur Integrierung von Theorie und Praxis, 1986, UTB
  4. a b Lebenslauf Snell-Hornby (Memento des Originals vom 27. September 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/transvienna.univie.ac.at (PDF; 22 kB) Website der Universität Wien. Abgerufen am 11. September 2013.
  5. Publikationen Snell-Hornby (Memento des Originals vom 27. September 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/transvienna.univie.ac.at (PDF; 55 kB) Website der Universität Wien. Abgerufen am 11. September 2013.

Weblinks