Maltherapie

(c) Bundesarchiv, Bild 183-Z0305-314 / CC-BY-SA 3.0
Kinder bei der Maltherapie in der Charité Berlin, 1981
Seniorin bei der Maltherapie in einem Altenheim in München, 1990

Der Begriff Maltherapie wird sowohl für gestaltungstherapeutische und tiefenpsychologische oder anthroposophische Verfahren der Kunsttherapie verwandt. Sie beruhen auf unterschiedlichen theoretischen Voraussetzungen und sind mit verschiedenen Methoden der Kunsttherapie verbunden. Dabei stehen entweder die symbolische Bedeutung und Wirkung der Darstellungen oder die unmittelbare Wirkung der Farbe auf den Patienten und der Malprozess selbst im Vordergrund.

Verfahren

Tiefenpsychologische Verfahren

In tiefenpsychologischen Ansätzen der Maltherapie können die gemalten Bilder Ausgangspunkt eines therapeutischen Gesprächs sein. Die Maltherapie ist dann ein zweistufiges Therapieverfahren, das das Malen und das Gespräch über das entstandene Bild umfasst. Die entstandenen Bilder gelten als Visualisierungen von Unbewusstem, das sich in symbolischen Darstellungen manifestiert, die als Archetypen, also „Urbilder“ der menschlichen Seele, gedeutet werden können.[1] Theoretisch basieren tiefenpsychologische Ansätze der Maltherapie auf der analytischen Psychologie von Carl Gustav Jung, der von einem Zusammenhang zwischen Psyche und gestaltetem Ausdruck ausgeht. Die Bildinterpretation bietet einen methodischen Zugang zur Deutung der gemalten Bilder.

Die therapeutische Wirkung tiefenpsychologischer Ansätze der Maltherapie wird nicht nur dem analytischen Gespräch, sondern auch dem Gestaltungsprozess selbst als Möglichkeit der Selbstgestaltung zugeschrieben. Nach Ingrid Riedel, auf die entsprechende Ansätze zurückgehen, arbeitet der Gestaltende in der Maltherapie beim „Malen direkt an seiner Selbstgestaltung, seiner Selbstheilung und seiner Individuation“.[2]

Anthroposophische Verfahren

In der anthroposophischen Maltherapie[3] stehen der Prozess des Malens und die Wirkung der Farben im Vordergrund. Die ersten Impulse für eine anthroposophische Maltherapie gingen seit den 1930er Jahren von Liane Collot d’Herbois aus, die mit Margarethe Hauschka in einer anthroposophischen Klinik in Arlesheim die künstlerischen Therapien auf anthroposophischer Grundlage entwickelte. Sie betrachtete Farben als Wesenheiten, die zwischen den Polen von Licht und Finsternis entstehen und an der leiblichen und seelischen Konstitution des Menschen mitwirken.[4] In der anthroposophischen Maltherapie wird vorwiegend mit Aquarell- oder Pflanzenfarben gemalt, durch die „der Malende wie bei keiner anderen Maltechnik eintauchen kann in den Malvorgang“ und die Wirkung der verschiedenen Farben erleben kann.[5] Sie bezieht sich dabei auf die Farbenlehre von Goethe,[6] der die Entstehung der Farben aus der Polarität von Licht (Gelb) und Finsternis (Blau) als „Urphänomen“ ableitet. Hier haben nach seiner Auffassung die psychologischen Wirkungen der Farben ihre Grundlage, die er als „sinnlich-sittliche Wirkung der Farben“ bezeichnet. Auf die Farbenlehre Goethes und die sich darauf beziehende anthroposophische Theoriebildung Rudolf Steiners[7] geht die von Rose Maria Pütz entwickelte Methode der „Farbmeditation“ zurück. Dabei gibt sich der Gestaltende der Wirkung einer Farbe hin, indem er sie in transparenten Lagen übereinander schichtet und langsam entstehen lässt.[8]

Siehe auch

Literatur

  • Werner Kraus: Die Heilkraft des Malens. Einführung in die Kunsttherapie. 5., aktualisierte Auflage. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-49421-5.
  • Liane Collot d’Herbois: Licht, Finsternis und Farbe in der Maltherapie. Grundlegende Hinweise zur Therapie. Band 1. Verlag der Kooperative Dürnau, Dürnau 2007, ISBN 978-3-88861-054-7.
  • Ingrid Riedel, Christa Henzler: Maltherapie. Eine Einführung auf der Basis der Analytischen Psychologie von C. G. Jung, Kreuz, Stuttgart 2004, ISBN 978-3-7831-2366-1.
  • Rose Maria Pütz: Kunsttherapie. Eine Alternative zur Regeneration des Menschen, Band 1: Die Maltherapie. Bertelsmann, Bielefeld 1981.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. C. G. Jung: Archetypen. Hrsg. v. Jung, Lorenz. DTV, München 2001
  2. Ingrid Riedel, Christa Henzler: Maltherapie – Eine Einführung auf der Basis der Analytischen Psychologie von C.G. Jung. Kreuz Verlag, 2008
  3. I. Denzinger: Maltherapie auf der Grundlage der Kräfte von Licht, Finsternis und Farbe. In: Anthroposophische Kunsttherapie, Bd. 2: Therapeutisches Zeichnen und Malen. Urachhaus, Stuttgart 2003
  4. Liane Collot d’Herbois: Licht, Finsternis und Farbe in der Maltherapie. Verlag am Goetheanum, Dornach 1993
  5. Rose Maria Pütz: Kunsttherapie – Eine Alternative zur Regenartion des Menschen. Band 1: Die Maltherapie. Bertelsmann, Bielefeld 1981
  6. G. Ott, H. O. Proskauer (Hrsg.): Johann Wolfgang Goethe: Farbenlehre. Band 1–5. Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1992
  7. Rudolf Steiner: Das Wesen der Farben, GA 291. Dornach, 1980
  8. Rose Maria Pütz: Farbmeditation. Bertelsmann, Bielefeld 1991

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Berlin, Charité, Maltherapie ADN-ZB Junge erd-5.3.81-Berlin: Psychische Schäden bei Kindern und Jugendlichen rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln, ist das Anliegen des Jugendgesundheitsschutzes, psychologischer Beratungsstellen, psychiatrischer Polikliniken und Nervenkliniken. An der Kinderpsychiatrischen Abteilung der Nervenklinik der Berliner Charité wird mit Hilfe der Mal- und Schmiertherapie (Foto) und anderer Maßnahmen versucht, kindliche funktionelle Störungen (Neurosen) zu beeinflußen. Etwa 80 bis 90 Kinder werden jährlich in dieser Abteilung erfolgreich behandelt. Spontanes Malen und Schmieren ermöglicht es den Patienten, unbewußte Spannungen und Ängste zu reflektieren. Die Verwendung von bestimmten Farben und Motiven kann dem Therapeuten Einblick in die akute seelische Situation des Kindes geben und ihm bei der weiteren Behandlung helfen. Nicht wenige der Geschädigten in der DDR sind psychisch geschädigt. Historisch entstandene Vorurteile gegenüber diesem Personenkreis gilt es, durch Aufklärungsarbeit weiter abzubauen.
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Bewohnerin eines Altenheims in München-Laim, Bayern beim Malen